Meine Ausrüstung

Weil es eher unauffällig passiert: An der Seite stelle ich unter dem Stichpunkt Ausrüstung mit der Zeit ein paar Seiten zusammen, wo ich meine Tourenausrüstung abseits des Fahrrades beschreibe. Ich versuche neben meinen Entscheidungsgrundlagen auch jeweils meine praktischen Erfahrungen mit den entsprechenden Gegenständen kurz zusammenzufassen und welche Alternativen mir ggf. vorschweben.

Optimierung des Antriebs

Kettenblätter

Als Flachlandradler hat mir die bisherige Entfaltung ja immer ausgereicht: Vorne eine 52-39-30 Kettenblatt-Kombi und hinten ein 11-34 Ritzel am 26-Zoll-Antriebsrad. Nun stehen mir allerdings beim geplanten Trip zum Nordkapp auch ein paar Steigungen bevor und meine Selbstversuche an Berlins steilsten Steigungen (über die echte Bergländer vermutlich nur lachen würden) zeigte eines ganz deutlich: 52-39-24 an Shimano 105Die Entfaltung in den niedrigsten Gängen reicht zwar aus, um ein unbeladenes Liegerad eine Steigung hochzukurbeln, aber mit Beladung kommt man da schnell an Grenzen.

In der Theorie ist die Kapazität mit 22 Zähnen an den Kettenblättern ausgereizt, aber ich wollte keineswegs Entfaltung im oberen Bereich einbüßen. Extremere Ritzelpakete bekommt man nicht oder nur mit Bastelei ans Hinterrad. Also holte ich mir in Leer Rat von Leuten, die sich damit auskennen, in diesem Fall vom Europameister im vollverkleideten Liegerad, Daniel Fenn (zu dem Zeitpunkt war er noch nicht Europameister, aber kurz davor): Und der sagte mir, den Umwerfer tiefer, kleineres Kettenblatt, so daß die Kette nicht schleift – und vermutlich wird es sogar ohne Hilfe steigen.

Gesagt, getan: gestern wurde das 30er Kettenblatt gegen ein 24er ersetzt. Etwas Schaltdiszplin ist jetzt angesagt, aber es geht – und es steigt wie vorhergesagt auch problemlos vom 24er auf das 39er Kettenblatt!

Eine Probefahrt auf den Teufelsberg brachte dann Gewißheit, wo ich vorher nur einen sehr groben Schaltschritt nach unten Platz hatte, konnte ich jetzt bequemere kleinere Schaltschritte wählen und mit 24-34 Übersetzung (Untersetzung ja eigentlich) lag ich in Bereichen, die auch mehr Gepäck oder steilere Anstiege noch möglich machen.

Schaltwerk

Shadow SchaltwerkZum Geburtstag hatte ich die neuere Version meines Shimano Deore XT Schaltwerks bekommen. In der neuen Shadow-Variante liegt der Schaltkäfig enger am Rad und hat den Vorteil, daß der Schaltzug nur noch eine leichte Biegung macht, keine 180°-Kurve mehr, weil er schräg von oben statt von hinten ins Schaltwerk läuft. Der Umbau verlief problemlos, da aber Shimano die kleine Einstellschraube für die Feineinstellung des Zuges gespart hat, fahre ich das Schaltwerk derzeit ohne Index – einen Einsteller zum Zwischenklemmen versuche ich gerade aufzutreiben, denn gerade im lauten Großstadtverkehr ist es manchmal doch hilfreich, seine Schaltung nicht nach Gehör fahren zu müssen.

Sonstiges

Wenn schon so eine Bastelstunde ansteht, dann ist das ein guter Zeitpunkt, sich mal wieder den Bremsen zu widmen. BremsbackenIn Oldenburg war mir ja schon aufgefallen, daß die vordere Bremse nicht mehr so ganz gut zieht, also hatte ich mir frische Bremsbacken gekauft und habe an meiner Avid BB7 mal selbst die Bremsbacken ausgewechselt. Zum einen habe ich nun endlich gelernt, wie man problemlos von außen früh genug sieht, wann wieder neue Beläge fällig werden, zum anderen habe ich gelernt, daß das Austauschen der Beläge bei der BB7 wirklich ein Kinderspiel ist und abgesehen vom Werkzeug zum Ausbau des Rades kein zusätzliches Werkzeug benötigt wird. Eine wirklich gute und einfache Bremse, gerade wenn solche Arbeiten auf einer Tour anfallen (und das werden sie nach den bisherigen Kilometerleistungen ganz sicher).

Ich muß allerdings nochmal genau beobachten, warum die Druckseite der Bremsbacken bei mir derzeit ungleichmäßig abgefahren ist, eventuell ist da eine Nachstellung nötig.

Neuer Weltrekord der Frauen (Update)

Barbara Buatois, über deren unsägliches Pech mit drei Platten im 4-Stunden-Rennen in Tilburg ich hier ja schon berichtet hatte, dürfte jetzt wieder richtig lachen können: In den USA, nahe Detroit auf dem Ford-Testgelände hat sie bei der Ford Human Powered Speed Challenge den Stunden-Weltrekord der Frauen im vollverkleideten Liegerad (sie fuhr ein Varna), bisher gehalten von Rosmarie Bühler, eingestellt.

Und nicht nur das: Mit 82,235 Kilometern hat sie den alten Rekord von 73,41 Kilometern quasi pulverisiert – und liegt nur wenig unter dem aktuellen Rekord der Männer (87,123 km, Damjan Zabovnik im Eivie II – er versucht auf der Challenge die 90 Kilometer zu knacken).

Einen Herzlichen Glückwunsch zu dieser Wahnsinns-Leistung!

UPDATE: Barbara Buatois hat ihren Rekord auf 84,135km verbessert und Sam Whittingham hat die 90-km-Marke geknackt: 90,724km ist der neue Stundenrekord der Männer! Jetzt wird die 100-km-Marke in Angriff genommen!

Gedankenspiele

Bevor jetzt jemand Captain Obvious spielt: Mir ist bewußt, daß Geschwindigkeit vorrangig eine Frage trainierter Beine (einhergend mit dem Herz- Kreislauf-System) ist und nicht eine Frage der eingesetzten Technik.

Ich habe mit meiner Speedmachine ein komfortables und schnelles Reiserad. Und wenn ich sie nicht mit Taschen behänge, dann taugt sie auf meinen Trainigsrunden auch problemlos, um sich mal mit ein Rennradamateuren auf der Havelchaussee anzulegen. Spätestens an der nächsten Steigung machen sich 10kg Unterschied im Gewicht des Rades aber bemerkbar. Und fairerweise muß ich auch sagen, daß mein Trainigszustand zwar taugt, um in endlicher Zeit eine 200-km-Reiseetappe zu stemmen, aber nicht, um mich mit Rennradlern zu messen, die es wirklich ernst meinen (daran kann ein anderes Rad allerdings auch nur sekundär etwas ändern).

Trotzdem, seitdem ich mal sowas in der Hand hatte, draufsaß und die Dinger im Rennen bewundern durfte: So schöne, leichte Rennliegen faszinieren mich und lösen ein deutliches Will-Haben aus.

Allerdings reden wir hier ja vom Liegerad-Markt – und da sind Dinge manchmal etwas komplizierter als bei den Aufrechten. Denn bevor man sich für ein Modell entscheidet, muß man erstmal wissen, was für eine Art Rad man denn gerne hätte. Mein Bauchgefühl, mein ästhetisches Empfinden und was ich an Ergebnissen bei der Cycle Vision gesehen habe sind sich da allerdings halbwegs einig: Trotz eines derzeit auf dem markt deutlich spürbaren Trends zu Mid- und Highracern, mich faszinieren die Lowracer doch am meisten. Aber selbst unter dieser Prämisse ist es alles andere als leicht, das richtige zu finden.

  • Challenge Fujin SL2 – leicht, elegant, aber irgendwie zu hoch.
  • Optima Baron – werd ich nicht warm mit. Gibt es aber mittlerweile auch in schön leicht.
  • Raptobike – Schön, schon angenehm niedrig, interessanter Frontantrieb und vor allem recht preiswert. Gewicht so um die 13kg.
  • M5 CrMo Lowracer – Ein Klassiker in der Rennszene. Gewicht hab ich noch nicht rausgefunden. Immer mal wieder auch gebraucht zu bekommen.

Es gibt natürlich, sogar teilweise in gar nicht so extrem höheren Preislagen, auch schöne und sehr tiefe Carbon-Lieger mittlerweile. Geiles Design, schön leicht. Aber ich trau mich an Carbon noch nicht ran, zu empfindlich – gerade zum Beispiel beim Transport in der Bahn oder ähnlichen Situationen.

Kommentare mit Vorschlägen oder Anmerkungen sind hier durchaus erwünscht. Angebote grundsätzlich auch, aber noch bin ich in einer frühen Phase des drüber Nachdenkens – es ist unwahrscheinlich, daß ich hier kurzfristig was kaufe.

Offener Tag bei HP Velotechnik: Feldberg und Heimreise

Mountainbiker auf dem Großen FeldbergAm Samstag Abend hatten wir bereits eruiert, wie wir auf den Großen Feldberg, die höchste Erhebung im Taunus, per öffentlicher Verkehrsmittel heraufkommen könnten. Dagegen mit dem Rad rauf zu fahren sprachen meine mangelnde Bergerfahrung und Klaus’ noch recht frische Liegeradkarriere – das ganze wäre, gerade in Anbetracht eines festgelegten Abfahrtstermins mit der Bahn ab Frankfurt schlecht kalkulierbar gewesen, auch wenn es mich natürlich gejuckt hätte, das mal auszuprobieren.

Wir konnten zumindest etwas länger schlafen, bevor wir uns am Frühstücksbuffet trafen – diesmal ohne Zeugen Jehovas. Nach dem Frühstück checkten wir aus und fuhren zum S-Bahnhof. Einmal umsteigen und dann mit der U-Bahn (unsereins hätte das wohl eher “Straßenbahn” genannt) weiter nach Oberursel, wo wir ein wenig Aufenthalt beim Warten auf den Fahrradbus zum Sandplacken (knapp unterhalb des Feldberg-Gipfels) hatten. Das Wetter war bis jetzt stabil, obwohl das Wetterradar doch einigen (leichten) Regen hatte erwarten lassen.

Sendeturm auf dem BergBevor unser Fahrradbus (der auch schon in Sichtweite war) eintraf hielt noch ein anderer Bus, der bis zum Gipfel des Großen Feldbergs fuhr und lt. Fahrplan ausdrücklich keine Fahrräder mitnahm. Da der Bus ob des nicht ganz so schönen Wetters aber nicht wirklich voll war und wir mit fragendem Blick am Straßenrand standen, öffnete der Fahrer kurz vor Abfahrt nocheinmal seine Tür und fragte uns freundlich, ob wir denn mitkommen wollten, falls wir es denn schafften, die Räder sicher zu verstauen. Natürlich wollten wir! Was für ein Service (undenkbar in Berlin!)!

Auf dem Weg zum Gipfel versuchte ich bereits mit Lars zu telefonieren, allerdings hatte ich kaum Empfang. Oben angekommen waren wir mitten in den Wolken, es blies starker Wind und es war sehr feucht, teilweise regnete es sogar. Ich versuchte nochmals mit lars zu telefonieren, diesmal hatte er schlechten Empfang. Ich wußte nur: Er war auf dem Weg nach oben – aus eigener Kraft.

Wir gönnten uns zunächst mal einen warmen Kakao bzw. Kaffee und überlegten, daß wir bald die Abfahrt in Angriff nehmen sollten – da plötzlich kam, früher als erwartet, Lars in Sicht. Er winkte uns fröhlich zu von seiner mit Taschen behangenen Speedmachine, hinter ihm schnauften zwei unbepackte Mountainbiker. Herkulars hatte den Anstieg mit stattlichen 17 km/h Schnitt erledigt. Respekt! Immerhin waren Steigungen bis zu 13% auf dem Weg zu erklimmen gewesen! Und jetzt sag noch einer, mit dem Liegerad könne man keine Steigungen bezwingen. Es ist eben doch nur die Frage des Motors…

Nach kurzer Verschnaufpause für Lars ging es an die Abfahrt. Zunächst zum Sandplacken. Eigentlich wollten wir dort auf einen Radweg abbiegen, aber die kurze Teststrecke die wir (auch noch in die falsche Richtung) nahmen ließ uns zweifeln, ob das wirklich so das richtige wäre und so blieben wir vorläufig bei der Straße. Auch eine weitere Abzweigung auf den ursprünglich geplanten Radweg verschmähten wir, nachdem wir dazu auf Schotterpiste hätten wieder einige Höhenmeter hinauf fahren müssen, also ging es weiterhin mit über 60 km/h bergab. Die Supremes haben übrigens wirklich auch bei nasser Fahrbahn einen guten Seitenhalt…

Raumschaif MainhattanIn Oberursel trafen wir dann auch zwei Mountainbiker wieder, die offenbar eine Tageskarte für den Bus hatten und nun im Stunderhythmus auf den Berg fuhren und dann über verschiedene Trails wieder hinab.

Von Oberursel fuhren wir zunächst über Landstraßen, später über Radwege in Richtung Frankfurt, dessen Skyline plötzlich vor uns auftauchte wie ein Alien-Raumschiff, das dort nicht hingehört.

In Frankfurt angekommen suchten wir uns noch ein nettes Restaurant um eine Grundlage für die anschließende Zugfahrt zu schaffen. Nach gutem Essen ging es dann zum Bahnhof, wo ich mit Klaus in den Zug nach Belrin stieg, Lars nahmen einen anderen Zug in Richtung Hamburg.

GPS Track vom 12.07.2009