Das Reiserad effizienter gemacht

Meine Speedmachine ist ja für ein Reiserad ohnehin schon relativ schnell bzw. effizient. Ich fuhr seit geraumer Zeit relativ leichte Reifen, mein Gepäck ist schmaler und leichter geworden, um aerodynamisch besser zu werden und das Systemgewicht, zum Beispiel bei Bergetappen, niedriger zu halten. Damit sind auf dem Liegerad durch die angenehme Sitzposition und die damit verbundenen relativ langen möglichen Fahrzeiten schon gute Schnitte bei der Länge der Tagesetappen erreichbar gewesen. Aber manchmal packt es mich und ich frage mich, ob da nicht mehr drin ist.

Speedmachine mit Tiller von vorn
Speedmachine mit Tiller von vorn

Im ersten Schritt habe ich mich nochmal den Reifen gewidmet. Relativ frisch am Markt sind Tubeless Reifen im Rennradbereich. Und so versuchte ich damit Erfahrungen zu sammeln. Als erstes besorgte ich die passenden Mäntel, fuhr sie aber mit Schlauch, um das Verhalten des Rades mit schmalen Rennradpneus kennenzulernen, als nächstes liess ich mir auf der SPEZI 2018 mein Vorderrad von Schwalbe auf Tubeless umrüsten. Und zuguterletzt besorgte ich mir für’s Hinterrad eine echte Tubeless Felge. Die Erfahrung mit dem Vorderrad war nicht so gut. Einer der wenigen verfügbaren 20-Zoll (ETRTO 406) Tubeless Reifen ist der Schwalbe Pro One. Im Betrieb mit Schlauch hatte ich nach ca. 900km ein „Ei“, also ein Karkassenproblem. Bei der Umrüstung der Felge spendierte mir auf der Messe Schwalbe Ersatz. Nach ca. 16km hatte ich ein Loch im Reifen, das die Dichtmilch nicht zuverlässig bei passendem Druck abdichtete und fuhr den Reifen fortan wieder mit Schlauch. Den dritten, für einen weiteren Umrüstversuch ohne Loch, bekam ich nicht tubeless aufgezogen (das dürfte aber damit zusammenhängen, daß es eben keine echte Tubeless Felge ist) und wollte ihn mit Schlauch in Form bringen – nach ca. 100km gab es den nächsten Platten. Damit habe ich das Thema Tubeless auf 20 Zoll zunächst auf Eis gelegt, da zumindest der Pro One in 20 Zoll nicht die nötige Pannensicherheit bietet und mit das schwierige Aufpumpen auch nicht die beste Voraussetzung für reinen Tubeless Betrieb auf Tour scheint (wenn man mal „von null“ aufpumpen muss). Anders sieht es am Hinterrad aus: Dort habe ich eine echte Tubeless Felge. Felge + Reifen wiegen fast 400g weniger als mein altes Hinterrad. Der Pro One tut es seit 1500km  völlig problemlos. Die schmaleren Reifen und das leichtere Hinterrad haben auch durchaus etwas Geschwindigkeit gebracht. Die Rennradslicks laufen aber auch sehr viel leiser als die Supremes mit ihrem Alibi-Profil – dafür ist der Freilauf meiner neuen Leichtnabe erheblich lauter.

Speedmachine mit Tiller von rechts
Speedmachine mit Tiller von rechts

Der vorerst letzte Schritt war dann die Umrüstung des Lenkers. Bisher fuhr ich an der Speedmachine ja einen Untenlenker. Sehr bequem, aber auch recht breit. Das fällt beim Abstellen oder beim Einsteigen in Züge auf, hat aber natürlich auch Konsequenzen für die Stirnfläche bzw. Aerodynamik. Wie stark der Einfluss ist, konnte ich allein schon auf der letzten Tour sehen: Wenn ich mit Micha bei einem leichten Gefälle rollte waren wir in etwa gleich schnell, klappte ich nur meinen Spiegel ein, rollte ich merklich schneller. Offensichtlich gab es hier ein erhebliches Verbesserungspotential. Da es wenig Möglichkeiten zum Testen gab, ging ich also mit dem Umbau auf einen Deichsellenker (Tiller) ein gewisses Risiko ein. Während der „Vorbau“ original HP ist, ist der Lenker ein deutlich schmaleres und anders geschnittenes Modell aus Holland, das mir Bert von Hofrad besorgte. Die Lenkerendschalter für die Schaltung wichen Triggerschaltern (Umwerfer hinten) bzw. einem passenden Schalthebel (vorn).

Ein erster Test um den Block verlief gut – ich konnte auf Anhieb mit dem neuen Lenker fahren, die Einstellung stimmte und ich kam nicht mit den Knien an den Lenker. Ein verlängerter Heimweg (60 statt 12 Kilometer) war mir dann eine erste Erfahrungsrunde.

Die Ergonomie des neuen Lenkers ist gut. Ich war bereit, da leichte Einschnitte für eine bessere Performance hinzunehmen, muss aber – zumindest nach dem ersten kurzen Test – sagen, daß ich nicht das Gefühl habe, hier wirklich ungemütlicher unterwegs zu sein. Die Stunde der Wahrheit kommt dann aber erst auf einer langen Tour mit täglich vielen Stunden auf dem Rad. Anders ist natürlich auch die Position des Navis. Sie ist viel näher dran, was die Augen beim Fokussieren stärker beansprucht, dafür ist es deutlich näher am Sichtfeld, ebenso wie der Spiegel, was dem Blick auf die Straße zugute kommt.

Speedmachine mit Tiller von links
Speedmachine mit Tiller von links

Die Steuerbarkeit des Rades hat sich natürlich verändert, es fehlt mir hier aber auch noch an Erfahrung (im Wortsinn). Der Wendekreis scheint etwas größer als mit dem Untenlenker (das ist mit Obenlenker mithin normal), im niedrigen Geschwindigkeitsbereich fahre ich noch deutlich unsicherer und bei starker Beschleunigung sind die Treteinflüsse stärker spürbar. Insgesamt reagiert ein Tiller auf Lenkbewegungen sehr sensibel, so daß man gerade am Anfang aufpassen muss, den Lenker nicht zu verreissen. Mit zunehmender Geschwindigkeit lassen sich aber mit dem neuen Lenker gute und sportliche Kurven fahren. Bevor ich damit aber eine Abfahrt vom Alpenpass mache, werde ich doch an weniger kritischen Stellen üben.

Die Aerodynamik mit dem neuen Lenker ist nach ersten Tests erheblich besser. Ich komme auf eine höhere Endgeschwindigkeit in der Ebene im Sprint, meine Fahrgeschwindigkeit auf gerader Strecke ist auf längere Distanz auch merklich erhöht, ich würde schätzen zwei bis drei km/h Fahrgeschwindigkeit. Was das im Schnitt am Ende ausmacht, kann ich noch nicht abschätzen – allerdings ist es ein ziemlicher Hinweis, daß ich entweder bei gleicher Geschwindigkeit weniger Kraft brauche oder bei gleicher Kraft schneller vorankomme, respektive in der gleichen Zeit weiter komme.

Tag der Offen Tür bei HP Velotechnik 2018

Am 16. Juni lud HP Velotechnik, der Hersteller meiner Speedmachine, zum jährlichen Tag der Offenen Tür. Da ich die Tage zuvor in Hannover zu tun hatte gönnte ich mir auf dem Rückweg den kleinen Umweg – zumal ich dankenswerterweise in Bad Homburg bei Gaby (ihr kennt sie von der Tour zur SPEZI) Unterkunft fand.

HP Velotechnik: Wie alles begann
HP Velotechnik: Wie alles begann

Außer dem kleinen Testparcours auf dem Hof, den ich zwar nutzte, aber der naturgemäß eher für noch Unentschlossene interessant ist, gab es einen Einblick in die 25-jährige Geschichte der Firma und die Anfänge – von Paul Hollants im Rahmen einer Werksführung kurzweilig vorgetragen und gespickt mit Einblicken in die Arbeit von der Entwicklung über den Bau und die Serienfertigung bis zu Marketing und Verkauf.

Einen Vortrag über eine Liegeradreise durch Island gab es auch noch zu hören und natürlich die Möglichkeit, bei Speis und Trank mit Mitarbeitern oder Besuchern zu fachsimpeln, die ich auch gerne nutzte. Schließlich ist meine Speedmachine mittlerweile ziemlich genau zehn Jahre alt und neben der anhaltenden Wartung (und dem derzeitigen „Tuning“) hatte ich die Chance Fragen zur Haltbarkeit einiger Komponenten zu stellen.

Disclaimer: Ich bin einfach zufriedener Kunde und erhalte keine Zuwendungen/Sponsoring von HP Velotechnik

ADFC Fahrradsternfahrt 2018

Die Sternfahrt 2018 stand unter dem Zeichen des Streits um Änderungen und Verzögerungen beim Berliner Mobilitätsgesetz. Ein wichtiges Anliegen, denn mit diesem Gesetz (und hoffentlich seiner Umsetzung) macht Berlin eine entscheidende Weichenstellung für eine lebenswerte Zukunft in einer wachsenden Stadt. Die Initiative des Berliner Radentscheids hat bundesweit Beachtung und Nachahmer gefunden – umso genauer wird man beobachten, was jetzt wirklich passiert.

Sternfahrt '18: Warten vor der AVUS
Warten vor der AVUS

Ich nahm, wie einige male in den vergangenen Jahren, mit Startpunkt Bundesplatz teil. Nicht nur, dass der Bundesplatz nur 400m von meiner Wohnung entfernt liegt, aber auch die Tatsache, dass die Route von hier über sonst mit dem Fahrrad eigentlich nur zu meidende Abschnitte der Bundesallee führt, zunächst in Richtung Steglitz, wo eine weitere große Gruppe dazu stößt. Schon am Bundesplatz fällt, trotz anfänglichen Nieselregens, auf: Dieses Jahr sind wirklich viele dabei.

Das Wetter besserte sich schon bald und die Gruppe wurde immer größer, so groß, dass ich aus der Mitte heraus weder den Anfang noch das Ende sehen konnte. Die meisten Autofahrer, die das Passieren des Korsos abwarten mussten, nahmen die Sache relativ gelassen hin, manche grüssten die klingelnden Horden sogar freundlich mit Lächeln und hochgerechten Daumen – noch ist wohl nicht alles verloren beim Versuch, sich gemeinsam als Verkehrsteilnehmer zu sehen, anstatt unüberwindbare Mauern zwischen den Gruppen zu bauen.

Sternfahrt '18: Radbahn
Sternfahrt ’18: Radbahn

Trotz der Größe der Gruppe ging es relativ gut voran, auch an den Sammelpunkten ging es meist zügig weiter. Lediglich die Engstelle bei der Zufahrt zur AVUS sorgte traditionell wieder für eine längere Wartezeit – und wegen der extrem vielen Teilnehmer diesmal durchaus spürbar länger als sonst. Dafür kam dann das Highlight, die Fahrt über die AVUS.

Obwohl ich bestenfalls irgendwo in der Mitte der Menge war – wenn überhaupt – war kein Ende abzusehen. Auf der AVUS gab es eine kurze Fotopause, am Ende kurz vor der Abfahrt noch eine kleine Sammelpause. Und dort konnte man sitzen und staunen, wie viele Radfahrer vorbeizogen. Das war ein fast meditatives Gefühl, wie die Menge gleichmäßig dort entlang rauschte – und die Kapazität der Autobahn auf diese Weise vermutlich um einiges höher war, als sonst mit den Autos.

Nach der Fahrt durch die Stadt ging es dann noch einmal um die Siegessäule herum und schließlich zum kleinen Treff mit ein paar anderen Liegeradlern, mit denen ich die Sternfahrt dann an der Schwangeren Auster ausklingen ließ.

Wie es weiter geht mit dem Blog

Schwere Tage stehen bevor. Die anstehende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO, engl. GDPR) steht vor der Tür und diese sauber umzusetzen ist auf einem privaten Blog nahezu unmöglich. Schafft man es nicht, sieht man sich der Gefahr teurer Konsequenzen ausgesetzt. Die Regelungen sind dermassen kompliziert und realitätsfremd, dass ein sicherer und sauberer Betrieb mit WordPress kaum zu realisieren ist und gleichzeitig Dinge wie Kommentarfunktionen, Einbindung sozialer Medien, Youtube-Medien quasi nicht mehr sinnvoll zu handlen sind.

Das Entfernen diverser Plugins, das Aufarbeiten auch alter Inhalte, das Erarbeiten einer sauberen Datenschutzerklärung sind im privaten Zeitrahmen kaum zu schaffen. Und welcher Gefahr man anschließend noch ausgesetzt ist, das werden erst die Abmahnwellen der kommenden Monate wirklich zeigen.

Diverse meiner anderen privaten (älteren) Inhalte werden definitiv in Archiven verschwinden und damit offline gehen. Auch der Spaß an diesem Blog leidet unter den Magenschmerzen, dem Damoklesschwert, das diese Regelungen mit sich bringen. Ein Hosting für Freunde, wie es bisher stattfand – kaum noch denkbar unter diesen Rahmenbedingungen.

Die DSGVO ist ein (weiterer) Stich gegen das freie Internet, ein Ungetüm, das lediglich findigen Juristen und Abmahnern dient – aber kaum der Allgemeinheit. Sie wird die Vorherrschaft großer Konzerne über unsere Daten vorantreiben, sie wird Europa weiter zurückwerfen, denn der einfache und bequeme Weg mit den vernetzen Features eines modernen Internet ist vielleicht unter den Fittichen von wordpress.com oder Google+ zu finden – wohl aber kaum an Stellen, die sich den unendlich komplexen Regelungen und technischen Hürden unterwerfen müssen, die dieses Gesetz mit sich bringt.

Ich hoffe, die Inhalte (und neue) dieses Blogs muss ich nicht (dauerhaft) offline nehmen – aber die Gefahr einer gewissen Zeit ohne das Blog besteht in jedem Falle.

Schade. War schön mit Euch und ich hoffe, es kommen wieder bessere Zeiten.

Das Blog ist zurück – und ich auch

Das letzte Jahr fing mit Grippe an und ging weiter mit beruflicher Veränderung – viele Pläne wurden über den Haufen geworfen und hier war erstmal Pause angesagt. Die für letztes Jahr geplante große Tour fiel (wegen terminlich anderer Urlaubsplanung) aus, meine kleinen – teils auch mehrtägigen – Runden fanden nicht den Weg ins Blog.

Brandenburger Weite
Brandenburger Weite

2018 soll besser werden, auch wenn ich dieses Jahr wieder eine Grippe oder einen grippalen Infekt abbekommen hatte (trotz Impfung) und mich die Folgen dann durchaus mal gut zweieinhalb Monate sportlich außer Gefecht setzten. Mittlerweile bin ich aber wieder auf dem Rad – und muss erstmal Kondition aufbauen. Dafür gibt es aber auch diverse nette Ideen und Pläne für Touren. Aber bevor es auf die längeren Touren geht, freue ich mich zunächst mal, bei bestem Wetter ins Umland zu kommen. Und so ging der erste Hunderter (also die erste Tour über 100km) in diesem Jahr nach Stadt Brandenburg, wo ich einen neuen Kollegen traf, der auch Liegerad fährt.

Radweg in Brandenburg
Radweg in Brandenburg

Normalerweise fahre ich via Potsdam auf den Havelradweg, diesmal entschied ich mich aber für einen anderen Weg. Es ging hinaus über die Heerstraße, auch wenn’s da manchmal nicht sehr schön zu fahren ist, entlang der B5 auf dem Radweg bis Elstal, dann auf ruhigen Straßen südlich bis Ketzin/Havel und schließlich nördlich der Havel bis in die Stadt Brandenburg. Dort stoßen mein Kollege, seine Freundin und eine Kollegin von ihr dazu und es geht in Richtung Päwesin, nördlich des Beetzsees. Dort gibt es Pizza aus dem Steinofen im Garten, bevor wir uns trennen und ich in Richtung Nauen fahre, von wo aus ich die Bahn zurück nach Berlin nehme. 112km stehen am Ende auf dem Tacho und ich freue mich, daß es doch am Ende besser lief, als gedacht.