Havel-Oder-Radweg

Für das Wochenende war allerbestes Wetter angekündigt und so hatten Manuel und ich beschlossen, einen gemütlichen Sonntagsausflug auf unseren Liegerädern zu machen: Wir wollten dem Havel-Oder-Radweg folgen, das Schiffshebewerk in Niederfinow sehen und vielleicht sogar bis zur Oder weiterfahren.

Am Samstag plante ich die Tour am Rechner schnell durch und lud die Route in mein GPS, am Sonntag morgen klingelte der Wecker reichlich früh, denn wir wollten mit der S-Bahn um 08:30 Uhr ab Steglitz nach Oranienburg fahren. Als ich in voller Montur und bepackt mit allen Dingen, die ich so mitnehmen wollte, in der Tür stand klingelte das Telefon: Manuel teilte mir mit, daß er einen Platten hat. Ich beschloß, dennoch in Richtung Steglitz loszufahren und hoffte drauf, daß wir die S-Bahn 20 Minuten später nehmen könnten. In der Wartezeit gönnte ich mir noch einen Kakao und Manuel schaffte es tatsächlich, seinen Reifen schnell genug zu flicken, so daß wir um 08:50 Uhr in der S-Bahn nach Oranienburg saßen.

Nach einer kurzweiligen S-Bahn-Fahrt mit Fahrgastbefragung und Unterhaltung durch ein paar Jugendliche, die auf dem Weg zum Fußballspielen waren stiegen wir um zehn vor zehn bei strahlendem Sonnenschein und perfekt blauem Himmel aus der Bahn. Die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull war vom Boden unsichtbar und der Himmel durch das Flugverbot frei von Kondensstreifen, ein seltener Anblick!

Wir begaben uns also auf einen Abschnitt des Berlin-Kopenhagen-Radwegs am Lehnitzsee entlang – und mußten kurz hinter der Schleuse ersteinmal kehrt machen, denn die laut Karte Track des Radwegs verkehrende Fähre verkehrt derzeit nicht. Statt eines kleinen Umwegs über die Straße schlugen wir uns über kleine holprige Wege mitten durch den Wald am Grabowsee vorbei und konnten ab dort wieder dem offiziellen Verlauf des Radwegs auf einer perfekten Piste folgen. Nach einigen hundert Metern auf einem Radweg neben der Landstraße zwischen Kreuzbruch und Liebenwalde bogen wir dann auf den Havel-Oder-Radweg ein, der hier zunächst auf einer teils etwas holprigen, aber noch gut fahrbaren, kleinen und unbefahrenen Straße beginnt.

Im wesentlichen folgt der Radweg dem Verlauf des Kanals, biegt nur ab und zu in den angrenzenden Wald ab. Wir machten nach 42 Kilometern bzw. zwei Stunden im Wald eine Pause. Während ich gemütlich mein Brot aß schepperte es plötzlich neben uns: Eine Frau hatte so fasziniert auf unsere abseits stehenden Liegeräder geschaut, daß sie den inmitten des Radwegs stehenden Poller übersehen hatte und darüber stürzte. Natürlich eilten wir sofort zur Hilfe, aber es war glücklicherweise bis auf den Schreck und vermutlich einen dicken blauen Fleck am Oberschenkel nichts geschehen. Da die Frau in Begleitung ihres Mannes unterwegs war konnten wir nach kurzer Pannenhilfe dann auch bald weiter.

Ab Finowfurt führt der Radweg im wesentlichen entlang des alten Treidelwegs, also sehr idyllisch direkt am Wasser, von den umliegenden Dörfern kriegt man nur sehr wenig mit und alles läuft abseits des Autoverkehrs, erst in Niederfinow selbst kamen wieder ein paar Meter Straße innerorts, wenn man zum Schiffshebewerk fährt. Da wir noch immer gut in der Zeit lagen gönnten wir uns eine Erfrischung mit Blick auf das wunderbare Bauwerk, anschließend verließen wir den offiziellen Radweg, der ab hier bis zur Oder auf Landstraßen verläuft. Ich warnte Manuel vor, daß ich ab diesem Punkt experimentierfreudig geplant hatte und so ging es südlich des Oder-Havel-Kanals auf einen kleinen Radweg, der teils nur ein unbefestigter schmaler Pfad war, teils auf Landwirtschaftswegen verlief.

Ab Bralitz folgte eine Straße – oder zumindest etwas, was man im Mittelalter dafür gehalten hätte. Dicke Pflastersteine – und am Anfang ein Schild: “Straßenschäden 3 km” Mit 10 bis 15 km/h folgten wir diesem Weg, ein guter Test für die Federung am Rad. “Na die drei Kilometer sind ja bald vorbei”, freute sich Manuel und ich warnte ihn vor: “Freu Dich nicht zu früh, als nächstes kommt ein Weg, der hier als ‘unpaved’ markiert ist…”

In Neuenhagen entschieden wir uns dann wirklich für den ungepflasterten Weg, um nicht der B-Straße folgen zu müssen. Was am Afang unproblematisch war, festgefahrene Spuren von Landwirtschaftswegen, wurde zunehmend sandiger – irgendwann so sandig, daß wir schieben mußten. Nunja, soll keiner sagen, ich hätte nicht vorher gewarnt. Nach etwas mehr als zwei Kilometern und wirklich kurz vor erreichen der Oder konnten wir endlich wieder vorsichtig fahren und gelangten dann bei Hohenwutzen nicht nur wieder auf gute Wege, sondern mit der Oder auch ans Ziel.

Da wir nicht mehr genügend Zeit hatten bis nach Küstrin zu fahren machten wir einen erst einen kurzen Abstecher zum Oder Center Berlin auf der polnischen Seite und genehmigten uns dann ein Stück weiter wieder auf der deutschen Seite in der Gaststätte Fuchsbau noch Kuchen und kalte Getränke.

Die nächste Bahnstation war Bad Freienwalde, wo um 16:59 Uhr unser Zug fahren sollte. Die letzten acht Kilometer gingen dann recht schnell, wurden nur unterbrochen, weil Manuel, der dicht hinter mir fuhr, mit dem Hinterrad auf einer Sandfläche wegrutschte, weil ich vor ihm gebremst hatte. Sein Lenker hatte zwar etwas gelitten, das Rad war aber noch fahrbereit und so schaften wir es, 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof zu sein. Eigentlich genügend Zeit, wenn man allerdings versucht den Automaten zum Verkauf der korrekten Fahrkahrten zu bewegen können 10 Minuten schon denkbar knapp sein.

Havel-Oder-Tour am 18.04.2010

Die Züge waren (erwartungsgemäß) relativ voll, allerdings alles noch im erträglichen Bereich. Mit nur wenigen Minuten Versprätung erreichten wir Berlin Südkreuz, wo jeder in seine Richtung weiterfuhr.

Eine nette Tour, der erste Tag mit Sonnenbrand in diesem Jahr und wegen des kreativen Routing auch wieder mit einem Hauch Abenteuer verbunden.

Eindrücke von der Tour

Kleiner Besuch bei Einstein

Der Sonntag war grau und wolkenverhangen, kein Wetter, das unbedingt einläd eine Radtour zu machen. Der vorige Abend war schon lang gewesen – und weil ich Geld und Monatskarte zu Hause vergessen hatte mußte ich mitten in der Nacht mit dem T300 aus Wannsee nach Hause radeln.

Dennoch entschloss ich mich gemeinsam mit Manuel einen kleinen Ausflug zu machen wir erkoren Caputh als Zielort aus. Caputh liegt von mir aus kurz hinter Potsdam, die Strecke ist schön und führt ab Potsdam am Wasser entlang – größtenteils auf einem gut fahrbaren Radweg neben einer ohnehin nicht stark befahrenen Straße, jedenfalls bei diesem Wetter.

Schon beim Treffen in Dahlem-Dorf fielen vereinzelte Regentropfen, doch nichts, was wirklich schlimm war, noch nichtmal in einer Art, daß Regenklamotten nötig gewesen wären. Wir fuhren über die Argentinische Alle, Mexikoplatz, Nikolassee und Wannsee hinaus. Dank meiner Trainingseinheiten stellten der Schäferberg kein bemerkenswertes Hindernis mehr dar, ich fuhr ihn einfach hinauf.

In Potsdam neben dem Hauptbahnhof stellte die echte Wegeführung im Park eine, zugegeben kleine, Herausforderung dar – korrellierte allerdings besser mit der OSM Karte als mit meiner Interpretation derselben, wie ich am Ende feststellte. Hinter der Baustelle am Hauptbahnhof ging es dann (regelgerecht auf einer radspur) in entgegengesetzter Richtung durch eine Einbahnstraße. Leider hatten nicht alle entgegenkommenden Radler das System verstanden und benutzten unsere und nicht ihre Radspur, aber auch das meisterten wir.

Entlang des Templiner Sees fuhren wir nach Caputh, wo uns Manuels Freundin bereits erwartete, wenn auch auf der anderen Seite der Fähre. Da wir aber im gemütlichen Fährhaus Caputh einkehren wollten, kam sie herüber. Wir aßen Fisch und verleibten uns ob der geleisteten und kommenden körperlichen Anstrengung natürlich noch einen Nachtisch ein, dann ging es mit der Fähre auf die andere Seite und wir folgten alsbald dem R1 wieder in Richtung Potsdam. Um möglichst wenige Wege doppelt zu fahren durchquerten wir die Potsdamer Innenstadt und schlängelten uns entlang kleiner Straßen, teilweise auf Kopsteinpflaster, neben dem Heiligen See zum Jungefernsee hindurch. Gleich hinter der Glienicker Brücke fuhren wir wieder von der Königstraße ab auf R1, der hier dem Mauerweg folgt. In Moorlake entschieden wir uns weiter am Wasser zu fahren bis zur Pfaueninselfähre. Anschließend fuhren wir in aufkommender Dunkelheit gemütlich den Kronprinzessinnenweg ab, bogen am Auerbachtunnel durch Grunewald nach Dahlem ab und trennten uns kurz hinter dem Roseneck, wo jeder nur noch wenige Kilometer bis nach Hause hatte.

Ein paar Tropfen gab es, naß geworden sind wir aber nicht wirklich. Und das ganze grau konnte uns auch nichts anhaben, ebenso nicht die Temperaturen, die zum Ende bei nur noch ca. 7°C lagen. Spaß hat es auf jeden Fall gemacht.

Tour nach Caputh 11.04.2010

Wochenendtour an die Oder – Tag2

Ich hatte lang und fest geschlafen, von der Kälte und den Kranichen draußen nicht das geringste mitbekommen und auch nicht, daß sich Karin schon mit dem Campingplatznachbarn unterhalten hatte. Kleines Lager auf dem CampingplatzAls ich aus dem Zelt kam war der Himmel blau und wolkenlos und ein leichter Dunstschleier lag über dem Wasser des Oder-Nebenarmes. Warm war es noch nicht aber durch die Sonne waren die Temperaturen erträglich.

Um die Zelte zumindest noch ein wenig trocknen zu lassen entschlossen wir uns, ersteinmal zu frühstücken. Wir gingen zur Rezeption und bekamen Brötchen, selbstgemachte Marmelade, Eier, Wurst, Käse und Äpfel – dazu noch warmen Tee bzw. Kaffee für nur drei Euro pro Person. Während wir frühstückten kam auch Klaus schon angefahren und gönnte sich auch noch ein Tasse Kaffee.

Kaum hatten wir das Frühstück beendet packten wir die Taschen und bauten die Zelte ab, denn wir wollten endlich los. Aber vor der Fahrt mußte eine Entscheidung her: Entweder würden wir weiter dem Oder-Neiße-Radweg folgen, der ab hier abseits  der Oder verläuft (die von hier durch Polen und nicht mehr als Grenzfluß fließt) oder aber einen Abstecher nach Polen machen und dort auf kürzerem Weg zum Stettiner Haff kommen. Auf der Brücke über die OderDie Entscheidung fiel für den Weg durch Polen.

Wir überquerten die Oder und fuhren durch Gryfino. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich auf wenigen Kilometern die Umgebung so ändern kann: DIe Qualität der Straßn wurde schlechter und die Häuser sahen auch nicht so schön aus – aber die Geschäfte hatten offen und die Polen zeigte ihre Begeisterung für unsere Liegeräder. Vor allem aber fiel eines auf: Die Autofahrer, die uns überholten taten dies in aller Regel an geeignetes Stellen, fuhren ohne Hupen oder sonstige Beschwerden auch problemlos mal eine halbe Minute hinter uns her, bevor sie in geeignetem Abstand überholten. Eine wahre Wohltat nach Brandenburger Straßenverhältnissen, da konnten selbst die Schlaglöcher das Bild nicht trüben. Und wo es radwege gab (selten), da waren diese meistens besser als die Straßen.

Der Weg nach Stettin war größtenteils nicht so spektakulär, auch wenn man an einigen Stellen das gefühl hattem die Zeit sei vor ein paar jahrzehnten unvermittelt stehen geblieben. Nach Stettin hinein wurde es dann etwas abenteuerlicher, wir wollten nciht auf der dreispurigen, fast autobahnähnlichen, Straße fahren und verzogen uns auf eine Art gemischten Rad- und Fußweg, auch wenn uns der dannmit Treppen konfrontierte (die allerdings die Möglichkeit boten, selbst Liegeräder prolemlos hinunterzuschieben auf den seitlichen Rampen).Klaus auf seiner HP Velotechnik StreetMachine GTe Irgendwann fuhren wir dann doch ein Stück auf der Straße weiter – alle Autos machten ohne Hupen oder ähnlichen Protest einen großen Bogen um uns, bis wir einen breiten Fußweg am Rande der Brücke nehmen konnten. Einen, der dann an einer langen Treppe endete. Karin trug ihr leichtes Rennrad ohne Probleme dort runter, Klaus lud zum Tragen das Gepäck ab und ich ließ mir kurz helfen, das Rad über die Leitplanke auf die Abfahrt zu heben und rollte dann nach unten.

Da wir morgens nicht allzu früh aus dem zelt gekommen waren blieb uns leider wenig Zeit für Stettin und wir entschieden uns auf dem kürzesten Weg durch Police nach Norden zum Haff zu fahren. Die Straße bestand aus Baustellen und Schlaglöchern, sie führte durch Industriegebiete und heruntergekommene Siedlungen, bis es endlich ein kleines Stück durch den Wald ging. Kurz darauf erreichten wir auch schon Trzebież (Ziegenort) am Stettiner Haff.

Da sich langsam etwas Hunger breitmachte suchten wir uns einen netten Gartren-Imbiß, in dem es frischen Fisch gab. Auch die Sprachbvarrieren konnten nicht verhindern, daß wir uns drei leckere Zanderfilets bestellten und zum Nachtisch noch frische Himbeeren mit Eis.

Die Zeit wurde immer knapper und die weitere Strecke über den sogenannten Haffrundweg war nicht ganz eindeutig auf unseren Karten bzw. dem GPS nachzuvollziehen, so mußte ein kurzer Blicküber den Strand und das Wasser genügen, bevor wir in Richtung Nowe Warpno weiterfuhren. Wegen der Unsicherheit über die Fährverbindung (später stellte sich heraus: letzte Fähre 15:20 Uhr – lange bevor wir da waren) beschlossen wir, dem Haffrundweg zu folgen, der auf einigen unserer Fahrradkarten eingezeichnet war. Im wahrsten Sinne des Wortes: Grüne Grenze zwischen Polen und DeutschlandDie ausgeschilderte Abbiegung von der Straße ließ uns dann alelrdings recht schnell erkennen, daß der Haffrundweg wohl eher für Wanderer und nicht für Radfahrer gemacht war: Ein Pfad durch den Wald mit tiefem Sand zwang uns zum Schieben. Zweieinhalb Kilometer. Streckenweise versuchten wir immer wieder mal auf etwas festerem Untergrund zu fahren, doch meist nur wenige Meter.

Wie aus dem Nichts tauchte vor uns eine Lichtung entlang eines Grabens auf, über den Graben eine scheinbar nagelneue Brücke, die etwas verloren in der Landschaft stand. Auf einer Seite der Brücke war ein deutscher, auf der anderen ein polnischer Grenzpfosten angebracht – und hitner der Brücke führte dann wieder nur ein sandiger Pfad weiter. Die Brücke war gebaut auf alten Fundamenten der Randower Kleinbahn, die es schon lange nicht mehr gibt. Vom Bahndamm war nichts mehr zu erkennen, außer eben den Fundamenten der Brücke und ein paar vereinzelten Stücken Schotter auf dem sandigen Weg.

Nach weiteren ca. 500 Metern Schiebestrecke erreichten wir endlich wieder asphaltierte Straßen in Rieth. Via Ahlbeck fuhren wir nach Eggesin, wo wirper Internet die besten Möglichkeiten für die Bahnfahrt nach Berlin zurück ausloteten. Obwohl ich mich heute ziemlich fertig fühlte, trug ich die Entscheidung mit, die längere Strecke nach Jatznick zu fahren anstatt nach Ueckermünde, denn so mußten wir nicht mehr umsteigen udn Zeit war genug.

Auf dem Weg nach Jatznick erwischte mich dann doch eine arge Unterzuckerung, aber nach einem Superzündi (Powergel), einem halben mars und einem Fruchtriegel hatte ich auch dies wieder im Griff, genug zumidnest für die letzten paar Kilometer zum Bahnhof.

In Jatznick hatten wir noch ca. eine Stunde Zeit, bevor unser Zug fuhr und so beschlossen wir, in den ort zu fahren und noch etwas zu essen. Die einzige Möglichkeit bot ein “Saloon”, wo es Pizza und baguette gab. Da unsere Zeit drängte, bot man uns an, unsere Pizzen in der bestellreihenolge ganz nach vorn zu ziehen und so schafften wir es, noch warm zu esse, bevor wir weider zum Bahnhof fuhren.

Klaus hatte sich im Saloon noch ein Wegbier organisiert, Ich hatte für Karin und mich noch ein kleines Fläschen Wein in der Tasche, so daß für die versorgung auf der Rückfahrt gesorgt war.

Wegen einer Türstörung konnten wir das Fahrradabteil nicht nutzen, ein platzmäßig ebenbürtiges Abteil hatten wir für uns, nachdem wir vier oder fünf Bundespolizisten in voller Kampfmontur (“kommt ihr von ‘ner Wahlparty?” – “kann man so sagen… Rostock hat gespielt!”) dort vertrieben hatten.

Track 27.09.2009 – Mescherin – Jatznick

Wochenendtour an die Oder – Tag 1

Den ursprünglichen Plan, die Tour am Samstag Morgen um 9 Uhr in Frankfurt (Oder) zu beginnen durchkreuzte ein Stromausfall im Rechenzentrum am Freitag Abend. Sehr schön ausgebauter Radweg auf dem OderdeichStatt zu gemäßigter Zeit ins Bett zu gehen, die Taschen fertig gepackt, informierte ich mitten in der nacht Klaus, der schon am Freitag unterwegs war, und Karin, mit der ich mich am Samstag um 7 Uhr treffen wollte per SMS, daß ich wohl etwas später erst aus dem Bett käme. Als ich nach drei Stunden Schlaf um kurz vor 9 Uhr aufwachte begann ich den Tag dann auch eher verschlafen und langsam.

Die Planänderung sah dann vor, von Lichtenberg mit der Bahn nach Küstrin zu fahren; durch mein in diesem Zustand nicht ganz koordiniertes Verhalten wurde die Zeit allerdings knapp und die Bauarbeiten am S-Bahnhof Ostkreuz machten dann die Hoffnung zunichte, die passende Bahn noch zu bekommen und wir verlegten unser Frühstück von der Bahnfahrt auf den Bahnsteig vor. So wurde es noch später und wir trafen um ca. halb eins mittags in Gusow-Seelow ein, von wo aus wir in Richtung Norden zum Oder-Neiße-Radweg fuhren. Klaus wartete in Groß-Neuendorf bei einem Snack auf uns.

Beim Fahren mit Shorts hatte sich Klaus am Tag vorher einen Insektenstich am Oberschenkel eingefangen (den er selbst nur spüren, nicht aber richtig sehen konnte), der mittlerweile eine ordentliche Schwellung zur Folge hatte.Kopfsteinpflaster und Betonplattenwege gehöre auch dazu Sicherheitshalber suchten wir den örtlichen Arzt auf (auch samstags geöffnet!), der eine Entzündung diagnostizierte und die Stelle ordentlich reinigte und desinfizierte.

Und dann ging es endlich ab auf den Oder-Neiße-Radweg. Dieser ist hier sehr gut ausgebaut: Auf oder neben dem Deich führt ein glatter, asphaltierter Weg in genügender Breite entlang, auf dem man recht gut vorwärts kommt. Rechts von uns konnten wir immer wieder die Oder sehen oder auch schöne Flutflächen. Das Wetter war perfekt zum Radfahren: Um die 20°C und größtenteils sonnig.

Erst kurz vor Schwedt/Oder wurden wir etwas gebremst, da uns einige Kilometer Betonplatten-Web erwarteten (mit kleinen Pflasterstein-Einlagen). Hinter Schwedt wird der Weg deutlich besser, macht aber einige Schlenker entlang eines Oder-Seitenarms und in den Wald, bevor er bei Friedrichstal wieder in gewohnt guter Qualität auf den Oderdeich führt. An diesem Samstag jedoch war der Weg an dieser Stelle wegen größerer Menschenansammlungen nur langsam befahrbar. Zunächst wunderten wir uns, aber eine kurze Nachfrage klärte das Rätsel: Wir waren zur Zeit der Kranichwanderung unterwegs – und wirklich, wir brauchten nur wenige Minuten zu warten, bevor riesige Vogelschwärme laut kreischend über unsere Köpfe zogen, fast konnte man das Gefühl haben, der Himmel verdunkle sich wegen der Vögel – in Wirklichkeit jedoch war es einfach kurz vor Sonnenuntergang.

Klaus organisierte sich (was wegen der Kranichwanderung gar nicht so einfach war) ein Zimmer in einer Pension, da er wegen des Verbands am Bein lieber eine ordentliche Dusche und eine ruhige Umgebugn haben wollte. Der Zug der Kraniche: Faszinierende NaturKarin und ich beschlossen, zum Campingplatz Mescherin weiterzufahren und dort unser Glück zu versuchen. Eine schnelle Passage durch den Wald, Dunkelheit und Kälte senkte sich schon über das Land, und schon waren wir am Campingplatz. Es waren nur noch wenige Camper dort, der Platz schließt im Oktober für die Winterpause. Für moderate 6 Euro pro Person hatten wir freie Platzwahl und suchten uns ein nettes Eckchen nahe am Ufer. Frühstück für den nächsten Morgen bestellten wir auch gleich mit (3 EUR pro Person).

Nach dem Aufbau der Zelte war es an der Zeit noch etwas zu essen und so packten wir den Kocher aus und machten uns einen Topf voll Nudeln mit Soße, perfekte Sportlernahrung eben. Mit dem warmen Essen und einer kleinen Flasche Wein setzten wir uns gemeinsam in mein Zelt und genossen den Abend. Mit einer tafel Schokolade war sogar für einen süßen Abschluß des Abends gesorgt. Da sich bei uns beiden aber Müdigkeit breit machte dauerte der Abend dann auch nicht mehr allzu lang.

Track 26.09.2009 – Gusow-Seelow – Mescherin

Schweden/Dänemark: Sjølund-Rødekro

Die Liegerad-Gang: Manuel, Oliver, Klaus, Lars, Norbert

Wir beginnen diesen Morgen nicht allzu spät, aber gemäßigt. Viel liegt heute nicht vor uns, wir können das grandiose Wetter nutzen, um in der wunderschönen Landschaft umherzufahren und am Nachmittag an einer der möglichen Stationen  in den Zug in Richtung der deutschen Grenze zu fahren. Um noch die Ostsee zu sehen und vielleicht auch, um der Steigung zu entgehen, die uns gestern eine solch perfekte Abfahrt war, entscheiden wir uns, am Campingplatzausgang nach links abzubiegen.

Unser üppiges Frühstück – die Vorräte müssen ja weg am Ende der Reise – verleiht uns genügend Kraft: Norbert hatte leider einen PlattenDer Weg über die kleinen Straßen, Feldwege und Schotterstrecken, die das Garmin-Routing für Radfahrer so bereit hält wechselt ständig zwischen Meereshöhe und kleinen Hügelchen zwischen 30 und 50 Metern. Und manche der Anstiege haben es mit Steigungen über 10% auch wirklich in sich. Der Höhepunkt waren satte 12%, eine Heruasforderung für die Beine, wenn man das Gepäck für zwei Wochen mit sich herumfährt. Und als ob das nicht genug wäre, läßt im ersten Drittel Lars neben mir einen Furz von der Leine, der so laut ist, daß wir beide in schallendes Gelächter ausbrechen. Nicht gerade hilfreich beim Versuch, eine solche Steigung hochzukommen und es gelingt mir nur mühsam, die Konzentration wiederzufinden.

Norbi mit seinen kleinen Reifen erwischte es auf inem der Schotterwege dann noch mit einer Reifenpanne, die er jedoch schnell beheben konnte. Norbi on the Road againDie vier Supreme-Fahrer blieben davon verschont.

Auf der Hälfte der Strecke machen wir in Haderslev halt, wo wir im Hafen in einer urigen Imbissbude Hot Dog mit Rød Pølser verspeisen, bevor es weiter geht. Durch eine Landschaft, die irgendwo zwischen Teletubbie-Land und Windows-Startbildschirm angesiedelt ist, geht es weiter nach Rødekro. Während wir auf den Zug warten, sammelt Klaus noch einen dänische Geocache ein.

In gemeinsamer Aktion kriegen wir die Räder schnell in den Zug – eine gute Übung, denn in Padborg ist unsere Umsteigezeit mit vier Minuten nicht gerde üppig berechnet. Trotzdem schaffen wir auch dies und halten den Zug nur minimal auf. Als der anfänglich etwas mißmutige Schaffner merkt, daß er mit Klaus einen Kollegen an Bord hat, bessert sich seine Stimmung schlagartig – ein bischen Smalltalk hilft immer.

Auf dem Weg nach Hamburg gibt es dann als Highlight außerhalb des Zuges die Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal anzuschauen. Dänische Landschaft. Teletubbies? Windows-Startbildschirm?Als Highlight innerhalb des Zuges eine Konversation die verkürzt wiedergegeben in etwa folgendes beinhaltete: “Mindestens eine sieben!” … “Nee, eine glatte zehn!” und dann Sprachlosigkeit. Die Begleitumstände spare ich mir an dieser Stelle mal.

Unsere Gruppe wird später als Velosenbande in die Geschichtsbücher eingehen.

In Hamburg gab es noch ein Abendbrot im Bahnhof Dammtor, dann hatten wir Glück und konnten mit dem in IC-Reihung verkehrenden ICE nach Berlin fahren. Schneller – und weil im ICE keine Räder zugelassen sind hatten wir das Radabteil für uns.

13.09.2009 Sjølund-Rødekro