Bussolengo – Nago-Torbole

Auch die heutige Etappe war relativ kurz angesetzt, daher legten wir keine große Eile an den Tag, sondern frühstückten, packten unsere Sachen und checkten nach neun Uhr aus.

Fahren zwischen Weinreben
Fahren zwischen Weinreben

Da Bussolengo recht klein ist, waren wir in kurzer Zeit wieder auf dem Track und wenige Minuten später auf einem gut ausgebauten Radweg entlang eines Aquaedukts bzw. Kanals, das (der) Wasser aus den Bergen bis nach Verona bringt. Da es hier noch relativ hoch verläuft, gibt es viele schöne Ausblicke auf das Tal von der Seite oder den Brücken.
An irgendeiner Stelle jedoch kommt das Wasser aus dem Berg und der Radweg verläuft oben drüber. Zwar sind es mäßig viele Höhenmeter, die es zu überwinden gilt, aber mit immer wieder steilen Rampen im zweistelligen Prozentbereich und engen Kurven ist auch das nicht ohne Herausforderung.

Dafür erwartete uns oben ein Aussichtspunkt mit Blick auf die Etsch und das Fort Wohlgemuth sowie einen Einblick in das Tal, dem wir auf den kommenden Kilometern folgen werden.

Blick auf den Gardasee
Blick auf den Gardasee

Bald schon führt der Weg wieder an den Kanal zurück oder schlängelt sich – perfekt asphaltiert – durch die Weingüter. Die Trauben sind reif, allerorten wird geerntet. Nur an einer Umleitung fahren wir ein paar Kilometer Strasse, aber selbst diese ist ruhig.

In Mori biegen wir von Track nach Trento ab, um in Richtung Torbole und Gardasee zu fahren. Auch hier geht es auf einem perfekten Radweg bis Nago, wo wir uns eine Unterkunft suchen. Von Nago sind es nur zwei Kilometer nach Torbole an den See, so dass wir die Räder sehen lassen und nach dem Duschen in den Ort laufen.

Ich bade im See, wir schauen uns den Ort an, dann gibt es noch Eis und Abendessen. Zum Abschluss ein bzw. Aperol Spritz mit Blick auf den Gardasee, dann geht es wieder hoch zur Pension – und bald ins Bett.

Vicenza – Bussolengo

Das Frühstück in unserer Unterkunft war einfach, aber lecker. Da wir keine allzu lange Strecke heute planten, sondern einen ruhigen Tag anstrebten, liessen wir uns Zeit. Zeit, die wir auch nutzten, um Wasser und Geschmack für die Trinkflaschen zu besorgen. Das wichtigste Gut an heissen Tagen, selbst wenn es nur um 70 oder 80 Kilometer geht.

Vicenza von oben
Vicenza von oben

Der Weg aus der Innenstadt von Vicenza war kurz, dann waren wir zurück auf unserem Track, der uns sogleich auf einer steilen Auffahrt auf die Hügel führte, die die Stadt von vielen Seiten umgeben. Der Lohn waren wunderbare Ausblicke auf Vicenza und die umgebende Landschaft – sowie die Berge, die uns in der kommenden Woche wieder erwarteten.
Ein ganzes Stück ging es nun oben auf den Hügeln durch die romantischen Dörfer. Der Verkehr auf der Strasse hielt sich in Grenzen, am meisten begegneten und Radfahrer unterschiedlichster Natur. Natürlich Rennradler, dann ein paar Radtouristen, aber auch ganze Seniorengruppen auf E-Bikes.

Nach einiger Zeit ging es zurück in die Ebene, wir genossen den Fahrtwind auf der Abfahrt, der die verschwitzten Klamotten trocken blies. Auch unten ging es auf meist ruhigen Strassen weiter. Der italienische Verkehr ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal akzeptiert, dass dem italienischen Autofahrer vorwärts kommen deutlich wichtiger ist als Recht zu haben, dann nimmt man vieles leichter, es geht insgesamt eng zu, aber meist kooperativ, denn damit ist allen mehr geholfen. Man baut sicher einigen Mist, ist dabei aber den unkonventionellen Manövern anderer gegenüber deutlich aufgeschlossener als in Deutschland.

Bei einem kurzen Stopp mit jeder Menge Getränken suchen wir eine Unterkunft. Verona erweist sich als teuer oder unkomfortabel in dieser Beziehung, so dass wir als Tagesziel Bussolengo einige Kilometer weiter auswählen. Zunächst geht es aber nach Verona. Mittagessen sehr auf dem Programm sowie natürlich ein wenig Stadt anschauen.

Liegeradbegegnung in Verona
Liegeradbegegnung in Verona

Als wir beim Eis essen sitzen, sehen wir eine Frau auf dem Liegerad vorbei kommen. Als sie einige Zeit später nochmal auftaucht, sprechen wir sie an. Sie kommt aus Frankreich und ist mit ihrem Mann und zwei Kindern auf einer fünfmonatigen Tour. Klingt nicht schlecht!
Schließlich fahren wir aus Verona raus, der Weg nach Bussolengo führt einige Zeit auf einem guten Radweg entlang eines Kanals. Das Hotel finden wir dank Garmin und OSM auch recht schnell. Neben dem Duschen ist Waschtag angesagt. Nach den heißen und staubigen Tagen stinken die Sachen ziemlich. Ausserdem besorgen wir im Supermarkt noch Vorräte für den kommenden Tag.

Beim Essen abends geraten wir in ein Café, das eher von Einheimischen frequentiert wird. Es gibt nur Kleinigkeiten, aber als wir erklären, Pasta essen zu wollen, wird uns angeboten, frischen Salat zu reichen, die Pasta dauern etwas länger. Warum, sehen wir kurz danach: Mama Italia fährt mit dem Rad los und holt (von zu Hause?) Nudeln und Pesto. Der Salat ist wirklich knackfrisch, die Nudeln al dente. Und mit allen Getränken zusammen kostet uns der Spaß weniger als sonst gewohnt.

Caorle – Vicenza

Das gebuchte Frühstück gab es in einem benachbarten Hotel, das Buffet war reichhaltig, so dass wir für den ersten Teil des Tages vorsorgen konnten. Eilig hatten wir es nicht, aber allzu spät checkten wir auch nicht aus. Dann ging es zurück auf die Strasse.

Mestre am Mittag
Mestre am Mittag

Ein warmer Wind trieb uns an, die Sonne brannte am wolkenlosen Himmel. Die Reise ging jetzt in Richtung Westen, auf gut ausgebauten Radwegen oder ruhigen Strassen zumeist. Bald schon sahen wir die Lagune, von Venedig selbst war aus der Entfernung aber nichts zu sehen, trotz der Aussichtstürme, die an zwei Stellen aufgestellt waren. Venedig stand auch nicht auf dem Programm, die Stadt ist einfach nichts für einen Kurzbesuch auf der Radtour.
Die größte Annäherung an Venedig erreichten wir in Mestre, wo wir auch eine erste kurze Pause einlegten, da unser Track komfortabel durch die Fussgängerzone verlief (erlaubt war das Fahren dort offiziell nicht, aber das schien niemanden zu stören).

Hinter Mestre ging die Fahrt noch weiter an Kanälen entlang, es schien fast wie fahren in Holland, rund um Amsterdam, nur viel wärmer… Wir ereichten Padua zur Mittagszeit, verliessen unseren Track für einen Abstecher in die Innenstadt, wo wir uns eine Pause im Café gönnten, mit bestem Blick auf die Basilika. Dort beschlossen wir auch, eine Unterkunft in Vicenza zu buchen, auch wenn das hiess, am Ende des Tages mehr als 150km auf dem Tacho zu haben.

Vicenza bei Nacht
Vicenza bei Nacht

Hinter Padua führte der Weg über weite Strecken auf einem Radweg abseits der Autostrassen, der in der Realität deutlich besser war als die Karte vermuten liess, offenbar wurde hier einiges erneuert oder frisch gebaut in letzter Zeit. Das Licht der tiefer sinkenden Sonne tauchte die Landschaft in wunderschöne, intensive Farben und bis weit nach Vicenza hinein gab es noch einen schönen Bahnradweg.

In Vicenza bezogen wir unser B&B, gingen duschen und verwandelten uns so nach 160 heissen Kilometern langsam in gesellschaftsfähig anmutende Menschen, so dass wir essen gehen konnten. Zuerst sehr gut, danach noch reichhaltig.

Ruhetag in Caorle

Mit dem südlichsten Punkt unserer Reise und der Ankunft an der Adria hatten wir den ersten Teil geschafft. Nach der langen und teils schnellen Etappe des letzten Tages und den Bergen davor gönnten wir uns in Caorle einen Ruhetag, nachdem wir uns auf dem Track versichert hatten, dass wir gut im Plan liegen.

Stilleben mit Fahrrad
Stilleben mit Fahrrad

Den Tag verbrachten wir mit Spaziergängen am Strand und in der Altstadt. Das Wetter war heute sonnig und warm, die Vorhersage für die kommenden Tage sagte anhaltend gutes Wetter voraus. Die Beine erholten sich, lockeres Gehen ist allemal besser als nichts zu tun.
Der Touristentrubel in Caorle ist für einen Ruhetag ganz in Ordnung, aber die Freude, am kommenden Tag wieder back on Track zu sein ist groß, als wir abends in der Hotelbar noch ein Gläschen Wein trinken.

Venzone – Caorle

Das Frühstück war gut, entsprach aber nicht ganz dem italienischen Frühstück aus dem Café Vienna unten im Haus zu Hause in Berlin: nichts ausser Süßkram, aber dafür weitaus mehr als zum Beispiel in Frankreich. Nach etwas rechnen und schauen hatte ich uns Hotel in Caorle gebucht – und damit die Latte für den Tag recht hoch angelegt.

Zentralplatz Palmanova
Zentralplatz Palmanova

Schon die ersten paar Kilometer zeigten eines deutlich: folgt man in der Ebene dem ausgewiesenen Track des Radwegs, dann kommt man nicht voran. Der Weg kreuzt wild links und rechts der großen Strassen herum und führt über endlose Schotterpisten. Wir kürzen an vielen Stellen ab, dass bedeutet allerdings auch, oft über langweilige und nervige große Strassen zu heizen, bevor man wieder auf ruhigeren Wegen ausruhen kann.

Irgendwann kommt die schier endlose Einfahrt nach Udine. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen und erste Regentropfen fallen. Als wir endlich im Zentrum anbelangt sind, suchen wir am Rande des Tracks nach etwas zu essen, finden aber nur noch Sandwiches – wie sich später herausstellt, hätten wir nur wissen müssen, dass wir dort auch Nudeln oder Lasagne hätten bestellen können.

Aufgrund der restlichen Strecke nehmen wir bis Palmanova wieder eine Abkürzung. Dort angekommen schauen wir uns kurz in der wunderschönen Planstadt um, essen ein Eis und planen die nächste Abkürzung in den Track nach Caorle. Auch so werden wir abends um die 150km auf dem Tacho haben.

Der Himmel reisst auf
Der Himmel reisst auf

Es geht noch 15km über stark befahrene Strassen, dann wird es ruhiger. Als der Regen aufhört, haben wir den Eurovelo 8 erreicht. Diese zeichnet sich zunächst einmal wieder durch eine ausgiebige Schotterstrecke aus. Leider ist in der OSM beim Planen vorher nicht zu sehen, ob Wege mit feinem, gut fahrbaren Schotter oder unangenehm grob geschottert sind. Letzteres scheint italienischer Standard. Wir fahren noch ein paar spontane Abkürzungen, zum Glück auf nicht mehr hat so frequentierten Strassen.

Der Himmel reisst auf, es gibt auf den letzten 20 km nach Caorle sehr schönes Licht. Auf den letzten 5 km erwischt Micha eine Biene, die sich in seiner (kurzen) Hose verfängt – und sticht. Zum Glück hat er sich gut genug unter Kontrolle, so dass es nicht zum Sturz kommt.

In Caorle finden wir schnell unser Hotel. Wir essen zu Abend, machen unsere Planungen und gehen zu Bett.