Camping am See und die dunstig graue Wetterlage bescherten uns am Morgen nasse Zelte und daß viele Dinge (wenn sie nicht in den dichten taschen steckten) klamm waren. Wir konnten uns von einem der anderen Camper Schlüssel für die Sanitären Anlagen leihen, so daß eine Wäsche mit warmem Wasser möglich sowie die Benutzung einer ordentlichen Toilette.
Vom Campingplatz fuhren wir nur ein kurzes Stück, bevor wir auf eine teilweise Autobahnähnlich ausgebaute Straße 27 fuhren. Zwar kam man hier schnell voran, aber der rechte Fahrspaß stellt sich nicht ein, wenn ständig Autos und LKWs in knapper Entfernung überholen. Da wir allerdings einige Kilometer auf den kommenden zwei Etappen vor uns hatten, war dies eine der wenigen überhaupt nutzbaren Alternativen.
Zunächst geht es gemäßigt bergauf, auf der Straße erwarten uns auch einige ausgedehnte Baustellen, in deren Enge das Fahren nicht immer Spaß macht. Später kommen wir auf dem Randstreifen gut voran und haben auch kleine Passagen, an denen es bergab geht. Das Wetter allerdings wird dunkler. Einen ersten kleinen Schauer kriegen wir kurz vor Rydaholm ab, wo wir die Gelegenheit nutzen und an einer Tanke etwas essen. Aufgeheitert und verlängert wird unser Besuch dort durch einen Schweden, der zwar kaum englisch oder deutsch sprach, aber seine Begeisterung über unsere Räder vielfältig zum Ausdruck brachte. Neben beschwerlicher verbaler Kommunikation, teils mit Übersetzer, wurden wir auch fotografiert und über unsere seltsamen Gefährte wurde ausführlich telefonisch berichtet.
Als wir schließlich weiterkamen hatte der Regen auch ertsmal aufgehört, doch kaum 10km später setzte er wieder ein – und wurde langsam stärker. Da Manuel als Brillenträger nur noch schlecht sehen konnte und die LKWs dicht neben uns massenweise Wasser aufwirbelten, beschlossen wir, unter meinem Tarp in einem kleinen Seitenweg Schutz zu suchen. Tarpwing Duck wurde eingeweiht. Und jedesmal, wenn wir dachten: Jetzt wird’s weniger, dann prasselte kurz darauf die nächste Husche auf uns hernieder.
Irgendwann jedoch beschlossen wir, trotz des anhaltenden Regens uns wieder auf die Straße zu wagen. Und nach nur 4-5km gerieten wir in einem Platzregen, der selbst mit als Nicht-Brillenträger die Sicht so stark einschränkte, daß wir nicht weietrfahren konnten. Bei der nächstbesten Gelegenheit bogen wir auf einen Bauernhof ab und suchten unter dem Vordach eines Stalls Unterschlupf. Nach einigem Warten beschlossen wir, der Regen sei schwach genug um weiterzufahren. Nach gut einem Kilometer wieder Wolkenbruchartiger Regen. Wir machen unter dem Vordach eines Bootsladens halt.
Da der Regen kaum Anstalten macht, sich abzuschwächen, beschließen wir dennoch weiterzufahren, trotz der unangenehmen LKWs und ungeachtet der Tatsache, daß das Wasser langsam beginnt, sich auch innerhalb der Regenkleidung breit zu machen. Der nächste Ort ist Värnamo und wir haben noch ca. 12km vor uns.
An der Ortseinfahrt nach Värnamo wieder ein Platzregen, der selbst langsames Weiterfahren nahezu unmöglich macht, wir warten kurz ab, dann geht es weiter zur Touristen-Information. EIn Vandrahem muß her, sonst haben wir keine Chance, die Sachen über Nacht trocken zu kriegen. Da dieses ausgebucht ist, beschließen wir, uns Bed & Breakfast zu gönnen, nachdem der Besitzer dort auch trockene Plätze für die Räder zsuagen konnte – und soviel teurer ist das auch nicht. Kurz nach der Entscheidung, wir kennen das ja bereits, hört der Regen auf.
Dennoch bereuen wir die Wahl keine Minute: Unsere Räder stehen in einer großzügigen Garage, wo wir sogar die Zelte auslegen können zum Trocknen. Wir finden ein idyllisches Zimmerchen vor, frische Äpfel und gegen einen geringen Mehrpreis dürfen wir sogar die Sauna benutzen – genau das, was wir nach so einem Tag brauchen.
Wir waschen und trocknen unsere Sachen, dann laufen wir in die Stadt, wo wir zuerst in einem Supermarkt Vorräte auffrischen, dann in einem Asia-Restaurant essen gehen. Auf die harte Tour lerne ich am Buffet, daß das Wort, was ich für die schwedische Version von „Ingwer“ hielt „Knoblauch“ heißt. Prophylaktisch entschuldige ich mich bei Manuel für die zu erwartenden olfaktorischen Konsequenzen.
Wir fragen uns, ob die im Textilladen ausgestellten bunten Stoffe an einer querlaufenden Stange denn wohl schwedische Gardinen seien.
Vor dem Einschlafen stellen wir den Wecker auf 06:30 Uhr früh. Wir haben eine egwaltige Strecke vor uns, nachdem wir heute nur 65km geschafft haben.