Tag 2: Dessau – Heldrungen

Da wir wieder nur knapp mehr als 120km vor uns hatten, ließen wir den Tag ruhig angehen. Um 07:30 Uhr klingelte der Wecker, da waren wir allerdings ohnehin schon wach – abends zuvor waren wir ja auch früh im Bett. Schnell packten wir unsere Dinge zusammen, dann frühstückten wir ohne Eile. Es war kurz nach neun, als wir dann auf der Strecke waren. Die Sonne schien, der Himmel war blau und wegen des Feiertags waren die Straßen auch leer, sobald wir Dessau verlassen hatten.

Mittagstisch in der BushaltestelleAnfangs waren wir relativ langsam, mir tat mein rechtes Bein weh, Micha klagte über Probleme mit dem linken Knie. Nach kurzem einfahren wurde es aber besser und wir wurde auch langsam schneller. Die ein oder andere kleine Pause gönnten wir uns dennoch. Aufregend ist der Weg zwischen Dessau und Halle nicht gerade und so fuhren wir nach geplantem Track einfach erstmal bis dahin durch.

Da kochen neben der Landstraße zwar geht, aber meist nicht sonderlich schön ist, überlegten wir, dies in Halle am Ufer der Saale zu tun. Da wir beide allerdings noch nicht recht hungrig waren, snackten wir nur kurz, tranken ein Stück weiter auf einer Schiffsgaststätte noch eine Cola und machten uns dann wieder auf den Weg. Nur raus aus der Stadt, weg von den vielen Leuten. Der Tourenmodus hat schon voll eingesetzt!
Schon in Halle hatten wir am Himmel vereinzelt Quellwolken gesehen, vorerst blieb es aber noch sonnig und warm. Irgendwann wurden wir dann doch hungrig und beschlossen bei passender Gelegenheit, den Kocher rauszuholen, für heute hatten wir Nudeln mit Pesto und frischen Tomaten auf dem Speiseplan. Die Gelegenheit kam in einem kleinen Dorf, wo wir uns zunächst auf eine Bank setzten. Wegen Wind und vereinzelten Regentropfen zogen wir allerdings in die nahe Bushaltestelle um – das Getröpfel hörte wie zu erwarten mit dieser Entscheidung auch ad hoc auf.

 

Immer zwischen durch - Regen und GewitterNach dem Essen ging es noch an Nebra vorbei, den Fundort der Himmelsscheibe besichtigten wir allerdings nicht. Nach diversen Kilometern bergauf genossen wir eine wunderbare Abfahrt – die Straße war regennaß, aber aber die Kurven sanft genug, um trotzdem recht schnell fahren zu können. Um uns herum bildeten sich Gewitterzellen, wir hörten es einige male leicht grummeln, aber alle zogen ab und wir fuhren immer mittig in der Sonne dazwischen hindurch.
Etwa 17km vor dem Etappenziel Heldrungen bogen wir dann auf einen netten Radweg entlang der Unstrut ab. An diesen erinnerte mich noch sehr gut, 2011 hatte mich beim Verlassen dieses Radweges auf der offenen Straße ein Unwetter erwischt – das blieb diesmal aus und wir konnten dem Radweg auch weiter folgen, anstatt die Straße zu nehmen, da die Bauarbeiten mittlerweile abgeschlossen waren.
In Reinsberg klingelte ich noch bei einer Familie, die mich nach dem Unwetter mit heißen Getränken, einem Dach über dem Kopf und der Nutzung des Trockners wieder aufgebaut hatte – leider war niemand zu Hause. Und so ging es weiter, die letzten 7km bis zur Jugendherberge in der Wasserburg in Heldrungen. Die Renovierungsarbeiten sind dort in vollem Gange, wir bekamen eines der wunderschönen neu gemachten Zimmer. Ankunft war um kurz vor 18 Uhr, wir duschten und konnten sauber und in zivilen Klamotten zum Abendessen erscheinen. Anschließend machten wir noch einen Rundgang um die Burg und verschwanden dann auf unserem Zimmer.

Dessau – Heldrungen

Tag 1: Berlin – Dessau

Der erste Tag der Tour war wegen nur bedingten Trainingsstandes (Micha und ich hatten vorher beide mit Erkältung zu kämpfen) kurz geplant, knappe 130km nach Dessau. Das ist ziemlich genau die Hälfte des Weges nach Heldrungen, wo wir in der Wasserburg auf jeden Fall übernachten wollten, es bot sich also an. Hinter Ferch beginnt der UrlaubFür beide Jugendherbergen hatte wir wegen der Osterfeiertage Zimmer vorbestellt, so daß wir keinen Streß mit der Suche nach einer Übernachtungsgelegenheit haben würden.

Verabredet waren wir morgens um neun beim Bäckermann für ein kleines Frühstück, Micha war allerdings ziemlich früh dran und stand schon um halb neun vor der Tür (mit Ankündigung). Meine Eltern gesellten sich noch zu uns und verabschiedeten uns, als wir um kurz nach neun aufbrachen. Der Weg aus Berlin raus war am Ostersonntag weitestgehend ruhig, selbst die Fahrt durch Potsdam war erträglich und es drängten trotz des schönen Wetters noch keine Torkelradlermassen über den Radweg am Schwielowsee.
Hinter Ferch, wenn es auf die Fahrradtraße geht, beginnt für mich der Urlaub. Bis dahin gehört alles zu meinen sonstigen Bedarfsstrecken, fällt für mich unter den Weg raus aus der Stadt. Mittagspause im portablen GasthausWir gönnten uns eine kleine Teepause, ein paar Tourenradler kamen vorbei, es gab kurze nette Gespräche unter Radfahrern. Entlang der Bahnstrecke ging es auf der bewährten Route weiter, kurz bevor wir die Radstraßen verließen und auf den Land- und Bundesstraßen unterwegs waren, entschieden wir uns für eine Mittagspause. Reis mit frischen Tomaten und Thunfisch (aus der Dose) bereiteten wir uns in der Sonne sitzend an einem Picknickplatz auf dem Kocher zu.

Der Weg auf den Straßen war weitgehend ruhig, nur einige typische Brandenburg-Manöver mussten wir ertragen. In Bad Belzig aßen wir noch beim Italiener etwas Süßes und tranken etwas (und nutzten die Örtlichkeiten…), dann näherten wir uns gefühlt in gutem Tempo Dessau. Hinter Wiesenburg holte uns ein sportlicher Radfahrer (ursprünglich Triathlet, derzeit aber nur auf Spaßtour) ein, der uns bis Hundeluft begleitete. Wir unterhielten uns nett und kamen mit der Zusatzmotivation so gut voran, daß wir schießlich um kurz nach halb sechs die Jugendherberge in Dessau erreichten.
Wir aßen, machten einen kleinen Spaziergang in der Umgebung, duschten uns und abgesehen vom Tippen dieses Berichtes ging es dann relativ früh ins Bett, auch wenn der morgige Tag wohl ähnlich ruhig wird wie der heutige.

Berlin – Dessau

Berlin – die geteilte Stadt

Hauptsache, die Autos kommen durch

Ich bin nicht der erste und ich werde nicht der letzte sein, der darüber schreibt. Ich erhebe nichtmals den Anspruch, hier irgendwelche neuen Aspekte aufzuzeigen, denn vermutlich ist alles und schon sehr viel mehr darüber bereits gesagt oder geschrieben worden.

Yorckstraße - kein Übergang

Trotzdem brauche ich diesen Raum, um das gesehene irgendwie zu verarbeiten. Es ist so absurd. Und doch so passend für eine Hauptstadt, die es nicht schafft einen Flughafen zu bauen, für eine Verkehrspolitik, die zwar über Fahrräder redet, am Ende aber immer nur Auto umsetzt.

Mit großem Medienrummel und voller Stolz wurde der nächste Abschnitt des Grünstreifens an der Nord-Süd-Trasse zwischen Südkreuz und Potsdamer Platz eröffnet, der sogenannte Flaschenhals zwischen Yorck- und Monumentenstraße. Der Park ist wirklich schön geworden, die Auffahrt an der Monumentenbrücke kann sich sehen lassen. Aber auf das, was einen dann an der Yorckstraße erwartet ist man einfach nicht vorbereitet:

TodesstreifenDie divers vorhanden Brücken sind nicht instandgesetzt, der obere Weg endet ein einem Zaun, auf der anderen Seite der kurzen Brücke sieht man die Fortsetzung des Weges. Es sind keinerlei Zeichen zu erkennen, daß überhaupt angefangen wurde, die Instandsetzung wenigstens einer der vorhandenen Brücken in Angriff zu nehmen.Als ob das nicht genug sei: Es gibt auf beiden Seiten der Yorckstraße aufwändig gebaute Auf- bzw. Abfahrten. Diese sind mit engen Drängelgittern versehen – ein Durchkommen mit Kinderanhänger am Fahrrad wird hier zum akrobatischen Kunststück.

Drängelgitter, Luxusversion.

Immerhin ist das Teil des offiziellen Fernradweges Berlin-Leipzig – da könnte man schon eine geringfügig fahrradfreundlichere Lösung erwarten. Unten an der Yorckstraße angekommen gipfelt das ganze darin, daß der Überweg über die Straße versperrt ist. Es stehen Gitter auf beiden Seiten – und die nächsten Ampeln sind hunderte Meter entfernt. Dort, wo keine Gitter stehen, ist ein sicheres Überqueren kaum möglich, hohe Bordsteine verhindern ein übriges.

Bei den vielen Fußgängern und Radfahrern, die am Sonntag dort waren, war nur Kopfschütteln und Unverständnis zu sehen. Man mag dies als einen Beitrag zur Kommunikation in der Stadt werten, aber zielführend ist das nicht. „Schildbürgerstreich“ war noch die euphemistischste Formulierung, die einem zu Ohren gelangte.

Und das wäre ihr Radweg gewesen...Ich kann verstehen, daß die Sanierung der Brücken teuer und aufwändig ist. Wenn das im Zuge der Erschließung des Geländes nicht sofort möglich ist, ist das sehr, sehr bedauerlich. Aber der Verwunderung und dem Ärger könnte ein einfaches (bitte ernst gemeintes) Schild mit einer kurzer Erklärung und vielleicht einem Fertigstellungstermin für die Brücken schon entgegenwirken – stattdessen steht auf der Nordseite ein Schild, das den Radweg über die gesperrte Brücke ausweist und viele dann zwischen Zaun und Treppe ratlos allein lässt. Und eine Möglichkeit, die Yorckstraße an dieser Stelle angemessen zu überqueren wäre eine sinnvolle Maßnahme gewesen. Eine Ampelanlage, die es den Spaziergängern (und auch den vielen Jugendlichen und Kindern) erlaubt hätte, dort sinnvoll die Straße zu überqueren. So aber steht man vor Zäunen und Gräben, die im besten Falle als Mahnmal für Berlin als geteilte Stadt taugen, zu vieles erinnert hier an das Niemandsland, den Mauerstreifen.

Frühjahrstraining

Der extrem milde Winter führte dazu, daß ich nicht einmal mein Mountainbike durch den Grunewald gejagt habe. Dafür hatte ich eine ausführliche Trainingspause, auch sowas brauchen Kopf und Beine ja mal. Trainingspause heisst dann übrigens bei mir 300 bis 500 km im Monat, was eben so durch die Alltagsfahrten zusammenkommt.

Rennradgruppe auf dem THFAber die Tourensaison naht, Ende April könnte es schon eine recht ausführliche Runde geben. Und da hilft es natürlich, wenn man beizeiten anfängt, sich auf die anstehenden Herausforderungen wieder gezielter vorbereitet.

Zum einen fahre ich derzeit mehrmals pro Woche morgen und/oder abends meine kleine Hausrunde über die Krone und den Willi, zum anderen nehme ich bei dem milden Wetter die Chance wahr, das mannigfaltige Angebot an Touren der Rennradgruppe zu nutzen. Am letzten Wochenende war das unter anderem eine Tour nach Mittenwalde und eine Anfängertour (langsamer, wo Neueinsteiger das Gruppefahren lernen können) auch südlich von Berlin, beide geführt von Dominik.

Bild aus dem Follow-Me-CarAm Samstag trafen wir uns am Bahnhof Südkreuz, dann ging es über das Tempelhofer Feld und die Ostkrone vorbei am nicht-ganz-so-Flughafen BER. Gut fahrbare Radwege oder sehr ruhige Straßen waren versprochen – und natürlich wurde das auch gehalten. Auffällig war die große Anzahl wirklich sehr zuvorkommender und rücksichtsvoller Autofahrer.

In Mittenwalde angekommen war die avisierte Pizzeria wegen geschlossener Gesellschaft für uns dann keine Option, aber im Ort gab es dann zum Glück eine zweite, wo wir dann gemütlich essen fassen konnten, bevor es in weitem Bogen zurück nach Berlin ging. Gemeinsam mit einem weiteren Mitfahrer verabschiedete ich mich dann irgendwann von der Gruppe, da wir lieber über die Krone zurück in die Stadt wollten, wegen eines schöneren Heimwegs.

Brandenburger Allee mit gutem RadwegAm Sonntag war fahren mit 25km/h bis 30km/h dann auch nicht so langsam wie zunächst erwartet, die Teilnehmer fanden sich schon bald in der Gruppe gut zurecht. Ich fuhr gemeinsam mit Micha, der auch mit dem Liegerad unterwegs war, hinter der Gruppe als Lumpensammler und um die Neulinge auch etwas besser im Blick zu haben. Wir machten nur einen kurzen „Tankstopp“, bevor es dann zurück ging nach Berlin. Damit waren am Wochenende dann für mich insgesamt etwas über 200km zusammengekommen, ein gutes Gefühl und ein merklicher Sprung in der Kondition.

Winterpause

Manchmal fehlt es überall: Zeit, Motivation – und wenn dann noch blödes Wetter und vielleicht eine kleine Zwangspause wie nach meiner Kopenhagen-Tour dazu kommen, dann rutscht man einfach rein in eine Pause. Ich hab sie dann einfach zum Prinzip erklärt in den letzten Monaten, habe nur noch Alltagsfahrten unternommen. Und es hat auch mal gut getan. Natürlich hat die Kondition gelitten, das bleibt ja nicht aus.

Glienicker BrückeZum Anfang des neuen Jahres allerdings lockte wunderschönes Wetter: Sonne bei 8°C, alles trocken und freundlich. Da konnte ich nicht anders, als eine Runde auf dem Liegerad anzugehen. Also fragte ich Micha, wie es denn mit einer Runde in Richtung Potsdam stünde und er war natürlich dabei. Je mehr wir uns Potsdam näherten, umso klarer war: so wird der Ausflug viel zu kurz. An der Glienicker Brücke fragten wir uns: Wie weiter? – Und entschieden uns zunächst mal für die Strecke durch den Neuen Garten, die trotz der vergangenen etwas feuchteren Tage problemlos fahrbar war.

TeepauseWannseerunde oder über Fahrland? Na wenn schon, denn schon – wir waren früh dran. Und als wir hinter Marquardt den Berliner Ring kreuzten war nach einem Blick auf das Regenradar (wo sich ein schwächer werdendes Regengebiet zeigte, das auf uns zu zog – uns aber nicht weiter beunruhigte) klar: Wir fahren nach Brandenburg. Zwar waren wir nicht sicher, ob die Fähre Ketzin zu dieser Jahreszeit fahren würde, aber im Notfall gäbe es ja die Option, einfach auf dieser Havelseite auf der Landstraße weiter bis Brandenburg zu fahren.

Wegen des vergleichsweise kleinen Frühstücks planten wir eine Essenspause vor Brandenburg ein. Da in den kleinen Orten kein Bäcker kam, entschieden wir uns, in Ketzin einzukehren – was wir dann im Fährhaus bei regionalen Fischgerichten taten. Fähre KetzinDort sahen wir auch, daß die Fähre ihren Dienst tat und so konnten wir gut gesättigt die weitere Fahrt auf dem schönen Havelradweg abseits des Autoverkehrs fortsetzen.

Ich ließ mein neues GPS spaßeshalber die Route berechnen, musste allerdings etwas eingreifen, damit es auch auf dem Radweg blieb. Nötig war das natürlich nicht, den Weg kannten wir ja beide. Kurz vor Brandenburg fing es dann doch noch an leicht zu regnen, so daß wir entschieden, nicht in die Stadt zu fahren, sondern direkt zum Bahnhof. Dort sahen wir, daß der nächste Zug in zwei Minuten fahren sollte und spurteten mit den Rädern über die Treppen zum Bahnsteig, wo wir den Regionalexpress auch noch erreichten.

Überfahrt zum HavelradwegDie Defizite bei der elektronischen Ticketbuchung – wir kamen ja nicht mehr zum Automaten – glich das freundliche Personal aus: Mit dem DB Navigator kann man keine Strecken im Verbund buchen, mit Touch&Travel (das mittlerweile für den gesamten Bereich gilt), kann man nur einzelne Tickets lösen – Fahrradkarten gibt es mit beiden nicht.

Am Hauptbahnhof ließen wir den Regen, über uns hinweg ziehen und gönnten uns noch einen Tee bzw. Latte Macchiato, anschließend fuhren wir beide heimwärts. Ich wollte wie üblich am Spreeufer entlang fahren, aufgrund der Vollverglasung nach Silvester begrub ich dieses Vorhaben allerdings nach wenigen Metern und kehrte auf die Straße zurück.

Berlin-Brandenburg