Tag 4: Heringen – Lindheim

Der Morgen startete feucht: Der Campingplatz stand im Nebel, die Feuchtigkeit hatte sich im Gras und überall ringsherum abgesetzt. Auch auf der Innenseite des Außenzeltes. Ich pellte mich aus dem warmen Schlafsack und tappte ins Sanitärgebäude, wo ich meine Klamotten über die Heizungen verteilte, bevor ich mich der Morgentoilette hingab. Anschließend packten wir unsere Sachen. Frühstück gab es leider keines auf dem Campingplatz, nach einem kurzen Aufenthalt in der Raucherhölle beim Bezahlen dachten wir aber: besser so.

Kaliberg im FrühnebelAls wir vom Campingplatz rollten, war gegenüber der riesige Kaliberg zu sehen, dessen Spitze gespenstisch oben aus den wie Wolken ringsum hängenden Nebelschwaden schaute. Wir fuhren ein kurzes Stück bis zum örtlichen Supermarkt und besorgten uns beim Bäcker ein passables Frühstück. Alles in allem war es warm und trocken – und sonnig — bis wir endlich auf der Straße waren.
Zunächst fuhren wir auf meist ruhigen Straßen, mal auch mitten durch eine Baustelle, an der für Radfahrer keine sinnvolle Umleitung ausgeschildert war (die aber gut passierbar war). Kurz vor Bad Hersfeld bogen wir auf einen kleinen Radweg, der nach anstrengender Steigung in schneller Fahrt in den Ort bzw. kurz davor führte. Ab Bad Hersfeld bietet das Werratal einen sehr schönen Radweg an, dem wir viele Kilometer folgten.

Nach einem Tipp von Klaus und Norbert fuhren wir den Flugplatz Lauterbach (direkt am Track) an, sie hatten dort für uns nicht aufgebrauchte Getränke deponiert. Da die Dame vom Fluglatz diese allerdings bereits gefunden hatte, fand ich sie zwar nicht an der angegebenen Stelle, wir bekamen sie aber anstandslos ausgehändigt, gut gekühlt, und durften uns am Platz dazu setzen. Und nicht nur das: Ich bekam die Möglichkeit, eine Platzrunde im offenen Ultralight mitzufliegen – was für ein Spaß!

Platzrunde im UltralightEiner kurzen Abfahrt ins Tal folgte der endlose Aufstieg auf dem Vulkanradweg. Meist nur ein bis zwei Prozent Steigung, das aber über viele, viele Kilometer. Und als wir endlich oben angekommen waren und es an die Abfahrt ging, fing es an zu regnen. Immerhin schien weiter die Sonne. Allerdings wurde es kühler und der Regen begleitete uns eine ganze Weile. Irgendwann war der dann aber auch vorbei und die letzten 20 Kilometer in der Ebene oder mit leichtem Gefälle liefen richtig gut.
Punkt 21 Uhr, wie 48km vorher angekündigt, erreichten wir das Restaurant, wo wir die Schlüssel für das Zimmer für diese Nach bekamen. Wir aßen noch zu Abend, bevor wir dann schließlich in unser geräumiges Zimmer wechselten – uns wurde sogar ohne Nachfrage angeboten, die Räder einfach mit rein zu nehmen. Das erspart das lästige Tragen des Gepäcks und die Räder stehen sicher.

Heringen – Lindheim

Tag 3: Heldrungen – Heringen

Den Wecker hatten wir auf sieben gestellt, um kurz vor acht waren wir fertig – und die ersten beim Frühstück, denn das gab es erst ab acht Uhr offiziell. Wir ließen uns gemütlich Zeit, bis wir vom Hof der Wasserburg rollten und zunächst mal Getränke beim örtlichen Discounter einkauften. Nach ein paar kleinen Straßen in Heldrungen ging es zunächst auf den Unstrutradweg. Fernab des Autoverkehrs, einigermaßen flach. Trotzdem wollte es bei mir nicht so recht vorangehen und trotz mehreren hunderten Kilometern mit den neuen Einlagen, musste ich die Position der Klickies doch nochmal ändern – etwas, was ich auf Tour ungern tue.

Unstrut-RadwegAnschließend wurde es langsam etwas besser. Dennoch: der dritte Tag auf Tour ist immer der Schlimmste für mich. Und auch diesmal blieb es einfach zäh. Trotz anfänglich sonnigen Wetters und schöner Landschaft. Später ging es auf meist ruhigen Landstraßen weiter, der Himmel zog sich langsam zu. Der Versuch, heute mal mittags irgendwo einzukehren scheiterte kläglich. Ironischerweise in genau dem gleichen Ort, wo ich schon auf meiner Barcelona-Tour 2011 das gleiche Problem hate. Diesmal aber waren wir gewappnet und machten einfach ein weitere Kochpause, als wir einem netten Bahnradweg folgten und einen Pausenplatz fanden.

Kurz vor Eisenach machten wir eine Getränkepause am Flughafen Kindel – wo wir prompt angesprochen wurden: “Gestern waren schon zwei mit solchen Rädern hier!” – “Ach, Klaus und Norbert!” – “Ihr kennt die? War einer, der hatte graue Haare, der andere war groß.” – “Ja, die kennen wir!”. Die beiden fahren eine ähnliche Strecke – und die Möglichkeiten zur Einkehr sind dünn gesäht.


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Die Möglichkeit einer preiswerten Übernachtung in Eisenach zerschlug sich und so peilten wir den Campingplatz in Heringen an. Aufgrund einer erwartet späten Ankunft meldeten wir uns dort telefonisch an, dann ging es über ein paar befahrene Bundesstraßen, bald aber wieder über ruhige Nebenstraßen weiter. Der Druckverlust an Michas Reifen ließ sich auf ein gelockertes Ventil zurückführen, so daß uns das nicht allzu viel Zeit kostete.
Den Campingplatz erreichten wir früher als erwartet im letzten Tageslicht, wir bauten die Zelte auf und duschten. Nach dem Vernichten der letzten Keks- und Schokoladenvorräte ging es in die Schlafsäcke.

Heldrungen – Heringen