Endspurt 2009

Langsam wird es kalt und teilweise auch schon glatt auf den Straßen. Die Temperaturen der kommenden Tage laden nicht gerade zum gemütlichen herumfahren ein und der einsetzende vorweihnachtliche Streß macht es nicht gerade viel einfacher.

Meine Speedmachine hat bisher in diesem Jahr 6413 Kilometer auf dem Tacho. Mal sehen, ob ich es trotz des Wetters noch schaffe, die 6500 voll zu machen. Zusätzlich gab es noch ca. 1000 Kilometer auf der Rolle am Anfang des Jahres.

Mein T300 hat in diesem Jahr nur 437 Kilometer auf dem Tacho. Da fehlt wohl einiges an Feierabendtouren, die ich dann mit dem Liegerad gefahren bin. Zudem habe ich dieses Jahr aus verschiedenen Gründen wohl weniger Kilometer zum Einkaufen oder ähnlichen Gelegenheiten mit dem Rad zurückgelegt. Zugegeben, einiges bin ich gelaufen und das schlechte Wetter hat mich durchaus manchmal in die U-Bahn getrieben. Trotzdem wäre es natürlich auch hier schön, bis zum Jahresende noch die 500 Kilometer voll zu machen.

Wenn ich die runden Zahlen sowohl auf der Speedmachine als auch auf dem T300 vollmachen möchte, dann steht mir allerdings noch ein wenig was bevor. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich wirklich dazu durchringen kann – nur für ein paar Zahlen im Display. Aber eine gute Motivation, sich trotzdem nochmal für eine Spaßrunde auf das eine oder andere Rad zu setzen ist es auf alle Fälle.

Liegerad auf Eis und Schnee

Nachdem ich tags zuvor mit meinem T300 28 Kilometer durch Berlin gefahren war, war am Mittwoch natürlich die Speedmachine dran. Die Temperatur lag knapp unter null – und es schneite. Der Weg zum Büro war also durchaus spannend – mangels einer geeigneten Fahrradbrille piekste der Schnee in den Augen und natürlich war es auch ein wenig glatt.

Im Büro habe ich heute meinen M5 CrMo Lowracer auf die Rolle gestellt, um den Ausleger und die Schaltung endlich richtig einzustellen. Auch wenn im Moment das Wetter wohl wenig geeignet ist, um mit der Rennliege fahren zu üben.

Abends ging es dann noch zum Weihnachtstreffen der Rennradgruppe. Auf dem Weg mußte ich über einige vereiste Straße und zugefrorene Pfützen fahren, was besser als erwartet funktionierte. Auf dem Rückweg bin ich über größere Straßen mit weniger Eis gefahren. Da aber die Speedmachine draußen gestanden hatte, hatte ich mit einem eingefrorenen Bremszug der Vorderradbremse zu kämpfen. Mit etwas mehr Kraft als ewartet konnte ich bremsen, aber die Bremse sprang nicht immer von allein komplett zurück. Da mußte ich nun aber durch, denn ausgerechnet bei der Gefahr von glatten Stellen, die im Dunkeln nicht immer vorher auszumachen sind, wollte ich nicht allein mit der Hinterradbremse hantieren.

Ging aber alles gut.

Projekt: Rennliege

Heute habe ich meine Rennliege, meinen M5 CrMo Lowracer, mit nach Hause genommen. Da ich mit einem großen Rucksack bepackt war blieb mir nicht viel anderes übrig, als das gute Stück zum Bahnhof in Tilburg zu schieben und mich dabei von haufenweise Hollandrädern überholen zu lassen. Warten am Bahnhof TilburgAber selbst ohne Gepäck wäre das Thema „Fahren im Straßenverkehr“ vielleicht noch nicht der Bringer gewesen. Des einfacheren Transports halber hatte ich heute auch die Rennhutze (Heckverkleidung) wieder montiert, so daß sich auch damit das Thema mehr oder weniger erledigte.

Am Bahnhof kaufte ich unter den mißtrauischen Blicken des Fahrkartenverkäufers eine internationale Fahrradkarte und befestigte diese am Rahmen. Im Zug zog das Rad dann auch gleich die Aufmerksamkeit einer älteren Dame auf sich, so daß Judith, die mich bis Deventer begleitete, auf niederländisch Rede und Antwort stehen mußte. In Deventer durfte das gute Stück dann sogar mit ins Bahnhofsrestaurant.

Im IC war das Einsteigen ein Erlebnis, am Fahrradwagen waren die Türen defekt. Die Rennliege im IC nach BerlinDas Fahrradabteil hatte ich erwartungsgemäß für mich und so konnte ich den Lowracer ungeniert quer an die Radhalter stellen, ein Laken zum Schutz der Verkleidung, ein Spanngurt gegen’s Umfallen und ein Schloß zur Sicherheit, dann ging ich auf meinen Platz zwei Wagen weiter. Erst kurz vor Berlin ging ich wieder ins Fahrradabteil und durfte sofort Rede und Antwort stehen. Es hatten sich noch zwei weitere Räder dazugesellt – voll war es also im Radabteil immernoch nicht.

Weil ich mir S- und U-Bahn sowie das jeweilige Umsteigen mit Gepäck und Rad ersparen wollte, hatteich meinen Freund Solon überredet, mich in Spandau mit seinem Transporter abzuholen. Wir machten noch einen kleinen Umweg über Stadler, wo ich mir einen Hinterradständer besorgte und über Ishin, dann ging es nach Hause. Naked BikeZunächst mal die Verkleidung abmontieren und Solon ein paar Blicke auf den Flitzer werfen lassen, schließlich gibt es ein oder zwei Stellen, bei denen ich mir gerne von ihm helfen lassen würde.

Später am Abend stand dann die erste Runde der Grundreinigung ins Haus: Der Sitzbezug wanderte erstmal in die Waschmaschine, die Ventisit-Matte ins Waschbecken. Ich demontierte den Sitz und putzte diesen im Bad, dann kam eine erste Reinigung von Rädern, Rahmen und Lenker mit einem feuchten Tuch dran. Ein paar Stellen verdienten etwas WD-40, aber ansonsten gab es auch in diesem Zustand keine bösen Überraschungen bezüglich des Zustandes. Klar sieht man dem Rad an der ein oder anderen Stelle seine stattlichen zehn Jahre an und auch die Tatsache, daß es das ein oder anderen Rennen hinter sich hat, doch der Gesamtzustand ist wirklich sehr gut. Lediglich am Lenker und am Umwerferrohr gibt es ein paar auszubessernde Lackstellen mit oberflächlichem Rost, aber alles harmlos. Am Rahmen gibt es eine Scheuerstelle von einem Zug ohne Rost, die ich gerne nachbehandeln würde. Ein paar Schrauben wechsle ich sicher noch aus, Kleinigkeiten eben.

Bevor ich weitermache wird das Rad wohl erstmal in die Werkstatt geben, denn die Wartung der hydraulischen Bremse (reine Vorsichtsmaßnahme) überlasse ich gegen etwas Geld gerne Leuten, die sich damit auskennen. Das kennen meine Rennradler, das nehmen sie auch ernstDa ich (noch?) keinen Zentrierständer besitze, werde ich auch gleich das Hinterrad (leichter Seitenschlag, vielleicht 1mm) zentrieren und die Speichenspannung kontrollieren lassen. Ob ich mir einen Satz neuer Brems- und Schaltzüge gönne mache ich mal von einem entsprechenden Angebot der Fahrradwerkstatt  abhängig. Dringend nötig ist das nicht, fiele eher unter „wenn wir gerade dabei sind“.

Eher nötig wäre eine neue Ventisit-Matte und vielleicht auch ein neuer Sitzbezug. Erstere ist natürlich schon etwas plattgelegen (wobei, geht eigentlich), zweiterer wäre vor allem aus optischen Gründen auszuwechseln. Hat also beides auch noch Zeit.

Die Verkleidung werde ich vorläufig einlagern. Zuerst steht die Beherrschung des Fahrzeugs auf dem Plan und erst, wenn ich darauf sicher undschnell unterwegs bin – und bei meinen Trainingsrunden konsistente Ergebnisse erziele – fange ich an, die Heckverkleidung anzupassen. Denn nur so kann ich dann auch feststellen, ob und wieviel sie wirklich bringt.

Schweden/Dänemark: Sjølund-Rødekro

Die Liegerad-Gang: Manuel, Oliver, Klaus, Lars, Norbert

Wir beginnen diesen Morgen nicht allzu spät, aber gemäßigt. Viel liegt heute nicht vor uns, wir können das grandiose Wetter nutzen, um in der wunderschönen Landschaft umherzufahren und am Nachmittag an einer der möglichen Stationen  in den Zug in Richtung der deutschen Grenze zu fahren. Um noch die Ostsee zu sehen und vielleicht auch, um der Steigung zu entgehen, die uns gestern eine solch perfekte Abfahrt war, entscheiden wir uns, am Campingplatzausgang nach links abzubiegen.

Unser üppiges Frühstück – die Vorräte müssen ja weg am Ende der Reise – verleiht uns genügend Kraft: Norbert hatte leider einen PlattenDer Weg über die kleinen Straßen, Feldwege und Schotterstrecken, die das Garmin-Routing für Radfahrer so bereit hält wechselt ständig zwischen Meereshöhe und kleinen Hügelchen zwischen 30 und 50 Metern. Und manche der Anstiege haben es mit Steigungen über 10% auch wirklich in sich. Der Höhepunkt waren satte 12%, eine Heruasforderung für die Beine, wenn man das Gepäck für zwei Wochen mit sich herumfährt. Und als ob das nicht genug wäre, läßt im ersten Drittel Lars neben mir einen Furz von der Leine, der so laut ist, daß wir beide in schallendes Gelächter ausbrechen. Nicht gerade hilfreich beim Versuch, eine solche Steigung hochzukommen und es gelingt mir nur mühsam, die Konzentration wiederzufinden.

Norbi mit seinen kleinen Reifen erwischte es auf inem der Schotterwege dann noch mit einer Reifenpanne, die er jedoch schnell beheben konnte. Norbi on the Road againDie vier Supreme-Fahrer blieben davon verschont.

Auf der Hälfte der Strecke machen wir in Haderslev halt, wo wir im Hafen in einer urigen Imbissbude Hot Dog mit Rød Pølser verspeisen, bevor es weiter geht. Durch eine Landschaft, die irgendwo zwischen Teletubbie-Land und Windows-Startbildschirm angesiedelt ist, geht es weiter nach Rødekro. Während wir auf den Zug warten, sammelt Klaus noch einen dänische Geocache ein.

In gemeinsamer Aktion kriegen wir die Räder schnell in den Zug – eine gute Übung, denn in Padborg ist unsere Umsteigezeit mit vier Minuten nicht gerde üppig berechnet. Trotzdem schaffen wir auch dies und halten den Zug nur minimal auf. Als der anfänglich etwas mißmutige Schaffner merkt, daß er mit Klaus einen Kollegen an Bord hat, bessert sich seine Stimmung schlagartig – ein bischen Smalltalk hilft immer.

Auf dem Weg nach Hamburg gibt es dann als Highlight außerhalb des Zuges die Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal anzuschauen. Dänische Landschaft. Teletubbies? Windows-Startbildschirm?Als Highlight innerhalb des Zuges eine Konversation die verkürzt wiedergegeben in etwa folgendes beinhaltete: „Mindestens eine sieben!“ … „Nee, eine glatte zehn!“ und dann Sprachlosigkeit. Die Begleitumstände spare ich mir an dieser Stelle mal.

Unsere Gruppe wird später als Velosenbande in die Geschichtsbücher eingehen.

In Hamburg gab es noch ein Abendbrot im Bahnhof Dammtor, dann hatten wir Glück und konnten mit dem in IC-Reihung verkehrenden ICE nach Berlin fahren. Schneller – und weil im ICE keine Räder zugelassen sind hatten wir das Radabteil für uns.

13.09.2009 Sjølund-Rødekro

Schweden/Dänemark: Lundsmark-Sjølund

Morgens um sieben standen wir auf. Die Zelte waren naß, die Klamotten klamm. Wir packten zusammen und nach einem kurzen Frühstück machten wir uns gegen 9 Uhr auf den Weg. Lars beim zweiten FrühstückNoch stand kein starker Wind aus Nord, aber erfahrungsgemäß würde dieser über den Tag zunehmen. Wir fuhren erstmal nach Ribe, eine kurze Tour durch die Stadt mit den anderen Liegeradlern, die Ribe ja noch nicht gesehen hatten, dann raus zum Supermarkt, Kaloriennachschub besorgen.

Auf dem Weg nach Esbjerg nahm der Wind wie üblich am Vormittag stark zu und wir kämpften uns gegenan. Da wir alle nur eine Spaß-Tour wollten, beschlossen wir unterwegs, jetzt noch nach Esbjerg durchzufahren, damit wenigstens alle einmal an der Nordsee waren und von dort dann quer durch Jütland an die Ostseeküste abzubiegen.

hunde haben ein ganz besonderes Verhältnis zu Liegerädern. Sie sind neugierig, manche ängstlich, manche agressiv. Hunde rennen auf Liegeräer gerne zu. So auch bei der Einfahrt nach Esbjerg: Auf einem nicht eingezäunten Grundstück ein großer Hund. Den Blick dafür hat man als Liegeradler irgendwann. Nicht direkt anschauen, vielleicht aufhören zu treten, ein zwei Worte rufen, damit der Hund einen als Mensch erkennt und einordnen kann. Der Hund rannte auf uns zu, ich fuhr als letzter in der Gruppe. Der Hund rannte vom Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt auf die Straße – wo ein Auto kam. Ein dumpfer Knall, ein kurzes Jaulen des verletzten Tieres. Ich hab zwar angehalten und bin zurückgefahren, immerhin war ich ja Unfallzeuge – aber ich habe nach kurzem Gespräch mit dem Unfallfahrer und dem eintreffenden Hundebesitzer das Zeichen bekommen, daß sie mich nicht als Zeugen benötigten. Geht's denn hier zur Olsen-BandeNach dem Hund zu schauen, zu schauen ob der noch lebte – das habe ich nicht über mich gebracht. Ich bin kein großer Hundefreund, aber sowas muß dann auch nicht sein. Auf der weiteren Fahrt hatte ich ersmal etwas weiche Knie.

Die anderen hatten nicht soviel vom Unfall mitbekommen, aber dann doch schnell gemerkt, was los war – wir waren alle etwas stiller, als wir in den Hafen fuhren, die Schiffe anschauten. Nach einer kurzen Erholung fuhren wir in die Stadt und aßen zu Mittag. Dabei fällten wir auch die endgültige Entscheidung, an die Ostküste weiterzufahren. Seitenwind nahmen wir in Kauf.

Je weiter wir zum Landesinneren kamen, desto stärker drehte der Wind auf Nordwest, abends fast West, so daß wir einen super Ritt quer durch Dänemark hatten, teilweise mit erheblichem Rückenwind. Gegen Ende der Tour an der Küste wurde die Landschaft hügeliger und kurz vor erreichen unseres Campingplatzes erhaschten wir einen Blick über den kleinen Belt. Dann ging es in einer Schussfahrt mit teilweise über 60km/h runter zum Campingplatz. die Bremsung vor dem Platz war das erste mal, daß ich meiner vorderen Scheibenbremse ein leicht verbrannt riechendes Wölkchen entlockte (nein, ich habe nicht die ganze Zeit gebremst – nur ganz am Ende, sehr stark, nur vorne).

Wir kochen uns am Abend aus unseren Vorräten in der Campingplatzküche noch etwas zu essen, insgesamt ist der Abend aber früh zu Ende, denn wir sind alle recht müde.

12.09.2009 Lundsmark-Sjølund