Nachdem ich heute morgen die zentrierten und nachgespannten Räder und den Ausleger mit dem wieder eingesetzten Tretlager vom Fahrradladen gegenüber abholen konnte, hatte ich dann heute abend doch nichts besseres zu tun, als die vielen Einzelteile wieder zu einem großen ganzen zusammenzusetzen.
Eigentlich wäre heute eine nette kleine Statdrunde mit der Rennradgruppe drangewesen, aber ich wollte meine Neuerwerbung endlich wieder in einem brauchbaren Zustand vor mir sehen und auch das Chaos in meinem Wohnzimmer langsam etwas eindämmen – also entschied ich mich, keine 25km auf der Speedmachine zu fahren, sondern den Schraubenzieher zur Hand zu nehmen.
Beim Zusammensetzen achtete ich darauf, an allen passenden Stellen doch etwas nachzufetten. Als erstes kamen die Räder wieder dran, damit ich das Rad wieder aufstellen konnte. Dann der Ausleger, damit ich als nächstes die Kette korrekt spannen konnte. Ich setzte den Lenker zusammen und paßte dessen Länge meinen langen Armen an, dann kamen die ganzen Kleinteile: Züge verlegen, Bremse festschrauben und einstellen, Schaltung wieder anbringen und justieren.
Ich hatte zuerst überlegt, den alten Tacho zu behalten, aber mich dann doch entschieden, einen neuen mit Temperatur- und Steigungsanzeige zu besorgen. Dieser wure also auch montiert. Als letztes folgte noch der Sitz – und schon war aus dem Puzzle wieder ein schönes Fahrrad geworden.
Ich nahm meine Rennliege dann mit runter auf die Straße, um mit etwas mehr Platz zu testen, ob meine über-den-Daumen-Einstellungen so annähernd hinkamen (kamen sie) und dann war es auch schon Zeit, zur Pizzeria zu laufen, um meine Rennradler noch schnell abzupassen. Fahren habe ich mich ohne Licht im Dunkeln in Schlangenlinien nicht wirklich getraut.
Natürlich ging es heute wieder ein wenig weiter mit meinem kleinen Winterprojekt. Klar, ich hätte den Lowracer einfach so lassen können, wie er war, ein paar kleine Einstellungen vornehmen – und wegen des miesen Wetters doch nicht fahren (lernen) können. Aber ich habe mich ja wie erwähnt entschlossen, mein Rennliegerad erstmal fast komplett auseinanderzunehmen und ihn liebevoll wieder herzurichten.
Die Demontage ging also weiter. Die Räder stehen jetzt bereit, um sie zum Nachspannen der Speichen (falls nötig) und zentrieren (Hinterrad) zum Fahrradladen zu geben. Sonderlich dreckig waren die Räder eigentlich nicht, aber wenn man sie eh abnimmt, dann kann man sie natürlich noch etwas einfacher säubern.
Auch der Rahmen ist wieder ein Stück sauberer. Da ich keine Schutzkleber bekommen habe, um die Stellen, wo die Züge vorbeilaufen abzukleben, blieb es aber zunächst bei der Grundreinigung – Radglanz bzw. Wachs kann erst drauf, nachdem die Klebchen an Ort und Stelle sitzen. Ein paar Stellen habe ich auch schon mit Politur behandelt.
Ferner habe ich den Tretausleger komplett abgenommen. So konnte ich die Innenseite des Rahmens nach einem kurzen trockenen auswischen mit Wachs konservieren. Im hinteren Bereich des Rahmens werde ich das Einsprühen des Wachses erst später vornehmen. Zudem will ich einige Gewindeöffnungen später noch mit Schrauben verschließen.
Durch das Entfernen der Kabelbinder laufen die Züge derzeit sehr locker, so daß ich in den kommenden Tagen auch den Lenker einmal von innen konservieren werde. Außerdem kommt dann die Entscheidung, wie ich die zwei kleinen Stellen an Ausleger und Lenker behandeln werde, wo etwas Lack fehlt.
Heute habe ich meine Rennliege, meinen M5 CrMo Lowracer, mit nach Hause genommen. Da ich mit einem großen Rucksack bepackt war blieb mir nicht viel anderes übrig, als das gute Stück zum Bahnhof in Tilburg zu schieben und mich dabei von haufenweise Hollandrädern überholen zu lassen. Aber selbst ohne Gepäck wäre das Thema “Fahren im Straßenverkehr” vielleicht noch nicht der Bringer gewesen. Des einfacheren Transports halber hatte ich heute auch die Rennhutze (Heckverkleidung) wieder montiert, so daß sich auch damit das Thema mehr oder weniger erledigte.
Am Bahnhof kaufte ich unter den mißtrauischen Blicken des Fahrkartenverkäufers eine internationale Fahrradkarte und befestigte diese am Rahmen. Im Zug zog das Rad dann auch gleich die Aufmerksamkeit einer älteren Dame auf sich, so daß Judith, die mich bis Deventer begleitete, auf niederländisch Rede und Antwort stehen mußte. In Deventer durfte das gute Stück dann sogar mit ins Bahnhofsrestaurant.
Im IC war das Einsteigen ein Erlebnis, am Fahrradwagen waren die Türen defekt. Das Fahrradabteil hatte ich erwartungsgemäß für mich und so konnte ich den Lowracer ungeniert quer an die Radhalter stellen, ein Laken zum Schutz der Verkleidung, ein Spanngurt gegen’s Umfallen und ein Schloß zur Sicherheit, dann ging ich auf meinen Platz zwei Wagen weiter. Erst kurz vor Berlin ging ich wieder ins Fahrradabteil und durfte sofort Rede und Antwort stehen. Es hatten sich noch zwei weitere Räder dazugesellt – voll war es also im Radabteil immernoch nicht.
Weil ich mir S- und U-Bahn sowie das jeweilige Umsteigen mit Gepäck und Rad ersparen wollte, hatteich meinen Freund Solon überredet, mich in Spandau mit seinem Transporter abzuholen. Wir machten noch einen kleinen Umweg über Stadler, wo ich mir einen Hinterradständer besorgte und über Ishin, dann ging es nach Hause. Zunächst mal die Verkleidung abmontieren und Solon ein paar Blicke auf den Flitzer werfen lassen, schließlich gibt es ein oder zwei Stellen, bei denen ich mir gerne von ihm helfen lassen würde.
Später am Abend stand dann die erste Runde der Grundreinigung ins Haus: Der Sitzbezug wanderte erstmal in die Waschmaschine, die Ventisit-Matte ins Waschbecken. Ich demontierte den Sitz und putzte diesen im Bad, dann kam eine erste Reinigung von Rädern, Rahmen und Lenker mit einem feuchten Tuch dran. Ein paar Stellen verdienten etwas WD-40, aber ansonsten gab es auch in diesem Zustand keine bösen Überraschungen bezüglich des Zustandes. Klar sieht man dem Rad an der ein oder anderen Stelle seine stattlichen zehn Jahre an und auch die Tatsache, daß es das ein oder anderen Rennen hinter sich hat, doch der Gesamtzustand ist wirklich sehr gut. Lediglich am Lenker und am Umwerferrohr gibt es ein paar auszubessernde Lackstellen mit oberflächlichem Rost, aber alles harmlos. Am Rahmen gibt es eine Scheuerstelle von einem Zug ohne Rost, die ich gerne nachbehandeln würde. Ein paar Schrauben wechsle ich sicher noch aus, Kleinigkeiten eben.
Bevor ich weitermache wird das Rad wohl erstmal in die Werkstatt geben, denn die Wartung der hydraulischen Bremse (reine Vorsichtsmaßnahme) überlasse ich gegen etwas Geld gerne Leuten, die sich damit auskennen. Da ich (noch?) keinen Zentrierständer besitze, werde ich auch gleich das Hinterrad (leichter Seitenschlag, vielleicht 1mm) zentrieren und die Speichenspannung kontrollieren lassen. Ob ich mir einen Satz neuer Brems- und Schaltzüge gönne mache ich mal von einem entsprechenden Angebot der Fahrradwerkstatt abhängig. Dringend nötig ist das nicht, fiele eher unter “wenn wir gerade dabei sind”.
Eher nötig wäre eine neue Ventisit-Matte und vielleicht auch ein neuer Sitzbezug. Erstere ist natürlich schon etwas plattgelegen (wobei, geht eigentlich), zweiterer wäre vor allem aus optischen Gründen auszuwechseln. Hat also beides auch noch Zeit.
Die Verkleidung werde ich vorläufig einlagern. Zuerst steht die Beherrschung des Fahrzeugs auf dem Plan und erst, wenn ich darauf sicher undschnell unterwegs bin – und bei meinen Trainingsrunden konsistente Ergebnisse erziele – fange ich an, die Heckverkleidung anzupassen. Denn nur so kann ich dann auch feststellen, ob und wieviel sie wirklich bringt.