Frankreich 2014: Orléans – Villandry

Das Frühstück im Hotel war – für französische Verhältnisse – reichhaltig und so konnte ich um kurz nach halb neun starten. Ich rollte langsam durch die Fußgängerzone runter zur Loire, überquerte diese und folgte dann meinem Track bzw. der gut ausgeschilderten Radroute. Der Weg aus Orléans heraus war angenehm zu fahren, aber nicht sonderlich schön – sobald ich die Stadt allerdings verlassen hatte und auf den Radweg an der Loire wechselte, war der Weg wunderschön.

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Über weite Strecken ging es zunächst am Wasser entlang, mal asphaltiert, mal gut verdichtet. Wenn es stark regnet, könnte dies an einigen Stellen zum Problem werden, ich aber hatte eher mit starkem Sonnenschein zu kämpfen. Obwohl nur knapp über 20°C auf dem Thermometer standen, fühlte es sich deutlich wärmer an. Um meine Arme zu schonen, fuhr ich allerdings mit Ärmlingen – irgendwann bringt auch die stärkste Sonnnencreme nichts mehr.
Immer wieder waren alte Landsitze oder kleine Schlösser zu sehen, meist jedoch nur aus der Ferne: kam man in die Nähe war der Blick durch Bäume, Hecken und Mauern versperrt. Grandios dagegen die sich immer wieder öffnenden Ausblicke auf den Fluss.
Um 12 Uhr erreichte ich Blois. Ich hatte bereits Hunger und um 12 Uhr öffnet sich ein kurzes Zeitfenster, innerhalb dessen man in Frankreich ein Mittagessen ergattern kann. So gönnnte ich mir die “Plat du Jours”, ein Entrecote und anschließend einen leckeren Nachtisch. Frisch gestärkt ging es weiter, bald allerdings etwas abseits der Loire. Der Weg war größtenteils ein reiner Radweg oder auf so ruhigen Straßen, daß eigentlich nie ein Auto kam. Zwischendurch ging es auch immer wieder durch kleine Dörfer, hübsch anzusehen und da in einer der touristischsten Regionen Frankreichs selbst außerhalb der französischen Ferien noch ab und an mit geöffneten Cafés.

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Bei der Anfahrt auf Tours verpasste ich den richtigen Zeitpunkt für eine Pause vorher, in Tours hatte ich, obwohl die Stadt schön ist, nur das Bedürfnis aus dem Trubel wieder herauszukommen. Und so war ich hinter Tours leergefahren und hatte das Problem, dass die Chancen, irgendeine Unterkunft zu finden (selbst geöffnete Campinglätze mit Zeltwiese sah ich hier nicht so häufig wie gedacht) massiv sinken würden, wenn ich jetzt eine Kochpause einlegte. Ich entschied mich, Villandry anzusteuern und dort auf gut Glück eine Unterkunft zu suchen.
Ziemlich fertig kam ich dort an (vermutlich vor allem fertig von der vielen Sonne), im ersten Hotel, was ich sah ergatterte ich für einen guten Preis ein annehmbares Zimmer – inklusive eines hervorragenden Abendessens sowie Frühstück. Nach einer erfrischenden Dusche und einem kurzen Spaziergang war ich auch in der Lage, etwas zu essen. Ein großer Vorteil in Frankreich: Stilles Wasser gibt es quasi unbegrenzt zum essen. Das ist bei langen Radtouren bei warmem Wetter ein enormer Vorteil!

Frankreich 2014: Paris – Orléans

Ich wachte vor meinem Wecker auf und hatte so noch angenehm viel Zeit. Vor dem Fenster Nebelschwaden und der Blick auf einen der typischen französischen Kanalradwege. War die Tour bis jetzt noch weit entfernt, so erwachte langsam die Lust, endlich mit der Speedmachine wieder unterwegs zu sein. Als ich frisch geduscht in mein Abteil zurück kam und mir mein (doppeltes, so war es schön sättigend) Frühstück gönnte, kam auch langsam die Sonne durch.

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In Paris Est hält der Nachtzug lang genug, um die Taschen nicht durch den Zug bugsieren zu müssen, sondern gemütlich über den Bahnsteig zu laufen und das Rad dann zu befreien. Noch auf dem Bahnsteig machte ich das Rad komplett reisefertig, dann rollte ich raus und startete das GPS. Paris am Montagmorgen im Berufsverkehr, der erste Tag nach den großen Ferien in Frankreich. Die Vorstellung bereitete mir Kopfzerbrechen. Aber sobald ich losfuhr, zerstreuten sich die Sorgen sofort. Zum einen bietet Paris viele Radspuren – die auch nicht zugeparkt waren – und zu anderen bringen die französischen Autofahrer selbst im Stadtverkehr Radfahrern viel Respekt entgegen. Es wird nicht gedrängelt, nicht gehupt, man lässt Platz und überholt nicht sinnlos. So machte die Fahrt aus Paris heraus bereits Spaß. Der einzige zu dicht überholende Autofahrer: schwarzer BMW, Münchner Kennzeichen. Ein Schuss, ein Treffer sag ich mal.
Da die Strecke mit 145km für den ersten Tag ja relativ lang war und ich im August wenig Gelegenheit zum Training hatte, erwartete ich, langsam voran zu kommen – das ging aber besser als geplant. Was wirklich zuschlug und im Höhenprofil der Planung kaum erkennbar war: Die vielen Hügel zwischen Paris und Orléans. Das kam am Ende auf fast 900hm, meist sanft, manchmal aber auch zwischen 5% und 7% – das spürt man nach dem ersten und langen Tag dann doch.

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Der Weg selbst war unspektakulär. Teils schöne Landschaften, über lange Strecken aber auch Feld an Feld und Dorf an Dorf. Keine Chance, mal hinter’n Baum zu gehen und in den Dörfern keinerlei Infrastruktur. Kein Bäcker, keine offenen Restaurants. Nichts. Und nur Automatentankstellen. Als ich endlich ein offenes estaurant fand hatte natürlich die Küche zu. Und ein Plätzchen zum Kochen abseits der Straße mit etwas Schatten war auch nicht zu finden. So überstand ich den Tag mit Notrationen und fuhr irgendwann hungrig in Orléans ein.
Ich hatte mir ein Hotel in der Stadt gebucht, das Rad stand sicher, ich konnte duschen und hinterher einen kleinen Stadtspaziergang mit ausführlichem Essen machen. Die Stadt ist wirklich hübsch und lohn sicher mal für einen längeren Besuch.
Noch etwas, was ich völlig unterschätzte, da mit ca. 22°C angenehme Temperaturen herrschten und das Wetter in der letzten Woche in Berlin eher zu wünschen übrig liess: Die Sonne. Morgen besser eincremen.