Die Polizeimeldungen der letzten zwei Wochen

Vorab sei gesagt, daß die Polizeipressemeldungen natürlich immer nur eine Auswahl der Gesamtsituation darstellen und ohne tiefere Einblicke keine valide Aussage über Trends zulassen, der Eindruck ist also subjektiv und eventuell natürlich auch durch die Auswahl gesteuert.

Leider sind die Pressemeldungen der Polizei nur jeweils zwei Wochen verfügbar, aber im Rückblick über die letzten zwei Wochen ergibt sich folgendes Bild:

Zwei Unfälle, wo vermutlich er Autofahrer schuld ist:

  • #2722 – 24.10.2013 12:40 – 85-jähriger Mann von Auto gestreift, verstirbt im Krankenhaus
  • #2692 – 21.10.2013 16:00 – 30-jährige Frau von Bus gestreift, verletzt.

Klare Schuldzuweisungen sind aus den Beschreibungen schwierig, aber wir alle kenne solche Situationen – es ist also durchaus naheliegend anzunehmen, daß in beiden Fällen der Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern durch das überholende Kraftfahrzeug nicht eingehalten wurde.

Vier Unfälle, wo vermutlich die Schuld beim Radfahrer liegt:

  • #2774 – 30.10.2013 18:55 – 69-jährige Frau hat vermutlich die Vorfahrt (rechts vor links) missachtet und wird durch PKW verletzt
  • #2768 – 29.10.2013 16:00 – 15-jähriger Jugendlicher überquert vom Gehweg kommend eine Straße und wird von links abbiegendem Auto angefahren. Zwar muss ein Abbieger grundsätzlich aufpassen, aber nehmen wir mal an, der Jugendliche fuhr nicht gerade Schrittgeschwindigkeit, dann hat ein Autofahrer in dieser Situation wenig Chancen
  • #2760 – 28.10.2013 16:30 – 34-jähriger Radfahrer hat laut Zeugen rot missachtet und wird von Auto angefahren
  • #2695 – 21.10.2013 20:20 – Zwei 37-jährige Radfahrer kollidieren und werden verletzt, weil einer von beiden betrunken aus einer Ausfahrt kommt

Eine schöne Mischung. Betrunken, Rotverstoß, Gehwegradler und Vorfahrt missachtet.  Bis auf den betrunkenen haben die meisten (körperlich) vor allem sich selbst geschadet. Wohlfühlen werden sich die anderen Unfallbeteiligten dennoch nicht. Und es sind genau diese Radfahrer, weswegen man sich als einer der vielen normal und regelkonform fahrenden Radfahrer immer wieder blöde Diskussionen an die Backe nageln lassen muss. Bloss weil jemand auf dem Rad sitzt ist er kein besserer Mensch oder Verkehrsteilnehmer. Einzig beruhigend: Sein Schadenspotential gegenüber anderen ist geringer als im Auto.

Und dann hätten wir noch viere Unfälle, wo aus der Beschreibung nicht abzuleiten ist, wo vermutlich die Schuld liegt:

  • #2704 – 22.10.2013 09:25 – “Zusammenstoß”, 39-jähriger Radfahrer verletzt, PKW-Fahrer begeht Fahrerflucht. Komplett unklare Beschreibung
  • #2682 – 19.10.2013 16:00 – 56-jähriger Mann erleidet Alleinunfall, von Fahrbahn abgekommen
  • #2680 – 19.10.2013 16:30 – 59-jährige Frau erleidet Alleinunfall, als sie auf dem Radweg die Kontrolle über ihr Elektrorad verliert
  • #2656 – 17.10.2013 08:50 –  17-jähriger Radfahrer weicht rechter Fahrbahn Gulli aus und kollidiert mit einem LKW auf der mittleren Fahrbahn

Hier gibt es drei Faktoren, die mir spontan in den Sinn kommen: Zum einen sind die Straßenverhältnisse im Herbst natürlich manchmal sehr ungünstig. Auf nassem Laub macht man schnell mal einen Abflug. Zum anderen sind die Radwege und auch einige Straßen gerne mal in erbärmlichem Zustand. Die Unfälle passierten aber zumindest alle bei Tageslicht. Und der dritte Faktor: mangelnde Fahrzeugbeherrschung, eventuell dann noch in Zusammenhang mit einem Elektrorad, das schneller fährt, als sich der Benutzer in den Jahren jemals auf einem Fahrrad fortbewegt hat. Ohne die spezielle Situation zu kennen: Aber wenn ich mir eine 59-jährige Frau vorstelle, die versucht mit 20 bis 25 km/h und einer ordentlichen Beschleunigung auf einem typischen Berliner Radweg zurechtzukommen, dann würde ich aus dem Bauch heraus diese Situation als durchaus risikogeladen empfinden.

In diesem Sinne: Fahrt vorsichtig. Schuld sind nicht immer nur die anderen.

 

Frühlingskontrollen der Polizei

Wie in jedem Frühjahr finden auch diesmal wieder die hinlänglich bekannten Schwerpunktkontrollen der Berliner Polizei zum Radverkehr statt. Zwischen dem 05. und 12. April wird die Polzei insbesondere an Unfallschwerpunkten, aber auch an anderen neuralgischen Stellen im Stadtgebiet besonderes Augenmerk auf die Radfahrer, aber auch auf das Verhalten von Autofahrern gegenüber Radfahrern legen.

Bei Radfahrern wird hauptsächlich auf das Befahren von Gehwegen und Fußgängerzonen geachtet sowie auf das befahren von Radwegen in verkehrter Richtung. Von Rotlichtverstößen etc. wollen wir hier mal garnicht anfangen, das versteht sich wohl von selbst. Bei den Autofahrern wird vor allem auf das verhalten beim Rechtsabbiegen geachtet.

Grundsätzlich gehe ich ja davon aus, daß sich der Großteil meiner Leserschaft da ohnehin keine Sorgen machen muß, weil wir wohl alle zu den friedlichen radfahrern gehören, die Vorfahrtsregeln (auch wenn es um die Vorfahrt anderer geht) kennen und beachten. Aber der Hinweis könnte angebracht sein, daß man gerade in dieser Zeit vieleicht auch auf die Einhaltung der eher unsinnigen Regeln etwas achten sollte. Wer also mit batterie-Licht unterwegs ist, sollte das auchdabei haben, wenn er nur tagsüber bei hellstem Sonnenschein zum Einkaufen fährt. Klingel, ein geordnetes Maß an Reflektoren, mindestens um den guten Willen zu bekunden können so manch unnötige Diskussion dann vielleicht auch verkürzen.

Und wer nach der Ankündigung mit seinem Fixie ohne Schnörkel in die Kontrolle fährt, der ist ohnehin selbst schuld, oder?