Tag 2: Muckrow – Elsterwerda

Kleines Camp
Kleines Camp

Den Morgen beginnen wir früh, um nicht Gefahr zu laufen, dass unser kleines Camp entdeckt wird. Um 6 Uhr geht der Wecker, um kurz vor 7 Uhr sind wir abfahrbereit. Von unserer Lichtung müssen wir auf dem Waldweg zunächst zum Radweg zurück, dem wir dann nach Spremberg folgen – in der Hoffnung, dort ein Frühstück zu finden. Neben uns verläuft die Spree, wir fahren am Vorstaubecken vorbei und an der ockerfarbenen Brühe, die sich hier in der Talsperre dann hoffentlich in klareres Wasser verwandelt, wenn sich der Ockerschlamm absetzt.

Baggersee - Lebensgefahr
Baggersee – Lebensgefahr

Als wir nach Spremberg hereinfahren, sehen wir in der Altstadt jemanden mit einer Brötchentüte und fragen nach dem Ursprung. Am Markt finden wir eine offene Bäckerei, in die wir uns setzen können. Wir wärmen uns bei Tee und Kaffee und genießen ein ausführliches Frühstück. Denn ab jetzt geht es gegen den Wind – und der weht mit dreißig bis fünfzig Kilometern pro Stunde.

Zum Glück geht der Weg nach der Ausfahrt aus dem Ort schon bald auf ruhigen Radwegen durch häufig bewaldetes Gebiet, so daß wir gut vorankommen. Vieles hier deutet auf die nahen Tagebaue hin oder aber darauf, daß der Grund, auf dem man fährt, alte Tagebaue waren. Wälder stehen in Reih und Glied, am Wegesrand ein Stein mit dem Hinweis auf einen Ort, der nach hunderten von Jahren dann einfach spurlos verschwand, als die Bagger kamen.

Unwetter von hinten
Unwetter von hinten

Und natürlich geraten wir auch mitten in die Proteste gegen den fortwährenden Tagebau in Welzow Süd, der noch für viele Jahre die Landschaft auffressen wird. An einem Bahnübergang wird uns das auch fast zum Verhängnis, denn der ist gesperrt, offensichtlich um den Zustrom von Demonstranten zu verhindern. Da der Tagebau aber gestoppt ist, verkehren auch keine Kohlezüge zur Schwarzen Pumpe und wir finden eine Möglichkeit unbemerkt über die Gleise zu kommen. Das ist relativ anstrengend, um die Durchfahrt von Autos zu verhindern, sind in der Mitte Abdeckplatten entfernt und am Rand gestapelt worden, über die wir die bepackten Räder tragen müssen.

Wir erreichen Lieske und damit die wunderschön zwischen den Seen (die gefluetete Tagebaue sind) angelegten Radweg. Dieser fährt sich toll, er ist breit, nicht verwurzelt, der Asphalt glatt. Gespenstisch wirkt jedoch die Tatsache, daß links und rechts des Weges häufig Schilder stehen, die wegen der nachrutschenden Abbruchkanten auf Lebensgefahr abseits des ausgewiesenen Weges hinweisen. Skurril wirken auch Schleusenanlagen zwischen erst teilweise gewflueteten Seen, die quasi auf dem Trockenen stehen, später aber für Sportboote geeignet sein werden. Terraforming in Aktion.

Herrlich ausgebaute Radwege
Herrlich ausgebaute Radwege

In Geierswalde sehen wir dann, wie die fertige Landschaft aussieht. Mit Yachthafen und Örtchen, fast wie auf einer Modellbahn. Auf dem Radweg ist jetzt mehr los, er windet sich zwischen Seeufer und der Schwarzen Elster, dem Fluß, der hier die Region durchquert und dem wir ab hier folgen werden.

In Senftenberg mach wir Halt und Essen zu Mittag. Gerade als wir fertig sind, zieht die erste Schauerwand über uns hinweg, so daß wir einfach noch kurz bleiben, bis wir weiter fahren.

Zwischen den grauen Wolken schaut immer wieder die Sonne hindurch, so gibt es auf den nassen Wegen schönes Licht – und immernoch jede Menge Wind auf dem Weg in Richtung Westen.

Kurz hinter Senftenberg kommen wir durch Niemtsch – wo uns am Wegesrand der Stand vom Lausitzer Liegeradverleih auffällt. Wir begutachten das Programm und halten ein nettes Schwätzchen mit den Leuten vom Stand. Wir bekommen noch ein paar Tipps bezüglich der Strecke mit auf den Weg und folgen dann dem Radweg an der Schwarzen Elster.

Nach dem Regen
Nach dem Regen

Doch schon nach wenigen Kilometern kommt kurz vor Ruhland der nächste Schauer, den wir an einer Tankstelle und nochmals an einer Bushaltestelle abwettern, bevor es dann auf recht guten Wegen durch den Wald geht. Bevor wir den schützenden Wald verlassen, zieht noch ein kurzer Schauer über uns hinweg, den wir in der mobilen Bushaltestelle (also unter dem Tarp) abwettern.

Kaum aus dem Wald geht es direkt an das Gewässer: WInd direkt von vorn und kein Schutz durch Bäume. Zwar haben wir die Schauer hinter uns, aber der Wind von mehr als 30 Kilometern in der Stunde lässt uns selbst unter größter Anstrengung nur noch schleichend voran kommen. Und weil Wind nun mal ungleichmäßig weht, geht das ganze wohl noch mehr in die Beine, als auf den Mt. Ventoux zu fahren.

In Elsterwerda haben wir uns ein Hotel gesucht, nach dem Einchecken und Duschen  machen wir einen gemütlichen Rundgang im Ort, um die Beine zu lockern (nichts ist schlimmer, als direkt nach der Anstrengung stillzusitzen). Anschließend gibt es im zum Hotel gehörenden Restaurant chinesisches Essen.

Oder-Neisse 2015

Dreiländereck Polen-Tschechien-DeutschlandDie Chance auf eine Woche Urlaub im August zusammen mit Susanne musste ich nutzen. Nach den Erfahrungen im Herbst 2013 hatte ich eine Radtour auf dem Oder-Neisse-Radweg vorgeschlagen: Schöne Landschaft, guter Radweg – und die Strecke zwischen Frankfurt/Oder und Forst/Lausitz kannte ich auch noch nicht. Zudem bieten die Orte an der Strecke auch Möglichkeiten für ein wenig Sightseeing und Kultur neben der eigentlichen Tour.

Sonntag: Frankfurt/Oder – Guben

Die Anfahrt mit dem RE nach Frankfurt/Oder gestaltete sich etwas schwieriger als im Normalfall, da wegen Bauarbeiten auf der Stadtbahn die Züge ab Erkner fuhren und wir zunächst mit der S-Bahn dorthin mussten. Auf der Speedmachine hatte ich das Gepäck, Susanne fuhr leicht, die Unterkünfte für die ersten zwei Tage in Guben und Bad Muskau hatte ich vorgebucht, da ich nicht sicher war, wie es mitten in den Ferien am Radweg aussehen würde.

Radfahren auf dem OderdeichAls wir in Frankfurt/Oder ankamen, wollten wir zunächst an der Oder etwas frühstücken – leider waren die wenigen Cafés zu diesem Zeitpunkt alle zu, letztlich fuhren wir nach Słubice und fanden dort ein nettes Café, in dem wir uns stärken konnten.

Die Ausfahrt aus Frankfurt/Oder auf dem Oder-Neisse-Radweg (D12) führt zunächst entlang (zumindest am Sonntag Vormittag) ruhiger Landstraßen, bis es in Brieskow-Finkenheerd endlich auf den Deichradweg geht. Ab diesem Zeitpunkt geht es dann bis auf seltene Ortsdurchfahrten frei von Autoverkehr auf perfekt asphaltierten Radwegen auf oder hinter dem Deich in Richtung Süden. Wir hatten allerdings bei unserer Reise extrem heiße Tage erwischt – und da macht sich bei der Fahrerei auf dem Deich die Kombination aus 34°C und dem Fehlen von schattigen Abschnitten doch bald bemerkbar. Wir vertrugen die Hitze zum Glück beide relativ gut – nur am Abend stellten wir fest, welche Stellen bei der Benutzung der Sonnencreme nicht gut bedacht wurden.

In Fürstenberg (Oder) schauten wir uns kurz um, wollten eigentlich eine kurze Eis- oder Getränkepause machen – allerdings fanden wir kein geeignetes Café, so daß wir dann doch ainfach weiter fuhren. In Ratzdorf, wo die Neisse in die Oder mündet, gab es schließlich eine nette Einkehr für Radfahrer direkt am Weg und wir konnten uns mit Kuchen und größeren Mengen Getränken versorgen – und auch etwas Schatten genießen. Anschließend gab es noch einen kleinen Abstecher an die Neissemündung, dann ging es auch schon weiter auf die letzten paar Kilometer bis Guben.

In Guben hatte ich eine kleine Pension am Stadtrand gebucht, wo wir dann Räder und Gepäck abstellten, uns duschten, umzogen und schließlich zu Fuß in die Altstadt liefen. Nach einer kleinen Stadtbesichtigung (Auskunft des Pensionsbetreibers: „viel zu sehen gibt’s da aber nicht!“) setzten wir uns in das örtliche griechische Restaurant, bevor wir uns auf den Rückweg machten zur Pension. Auffallend immer wieder: die unendliche Stille.

Montag: Guben – Bad Muskau

Am nächsten Morgen, nach einem netten Frühstück, fuhren wir weiter. Vom Hügel aus konnten wir nach Guben rollen, schon in der Stadt bogen wir auf den Radweg ab und waren wieder abseits des Autoverkehrs. Bei Grießen bogen wir kurz vom Radweg ab und folgten einem Hinweisschild auf einen Aussichtpunkt am Tagebau Jänschwalde. Der Blick über diese riesige zerfressene Fläche bedrückend – aber auch beeindruckend. Die Vorstellung, wieviel Landschaft (und teils auch Ortschaften) das in dem kommenden Jahren noch wegnagen wird, fällt ziemlich schwer.

Anschließend führt der Radweg nahe der Bundesstraße 112, bevor er bei Briesnig wieder auf den Deich abbiegt. In Forst (Lausitz) machten wir einen Abstecher in den Ort für eine kleine Stärkung und genügend Getränke. Aufgrund der Hitze und der Frage, wo die bepackten Fahrräder stehen bleiben sollten, streiften wir den Rosengarten nur am Rande und warfen einen Blick über den Zaun.

Pücklerschloß Bad MuskauWeiter geht es am Deich entlang (oder auf demselben), erst einige Kilometer vor Bad Muskau führt der Weg dann auch zunehmend durch den Wald und wir bekommen ein wenig Schatten ab. In Bad Muskau hatte ich uns eine Pension direkt am Marktplatz ausgesucht, so daß wir nach dem Abstellen der Räder und dem Duschen und Umziehen in wenigen Schritten am Pückler-Schloß und mitten im berühmten Park sind.

Die Anlage ist schön wiederhergestellt, wir schauen uns das Schloß und das Schloßvorwerk an, machen dann einen Spaziergang und suchen uns ein Restaurant zum Essen. Auf dem Rückweg entdecken wir eine kleine Gasse, die uns auf den hinter dem Ort liegenden Hügel mit Blick auf Schloß und Park führt, auch ist hier die Ruine einer alten Kirche zu bewundern. Wir genießen den Sonnenuntergang bei einem Spaziergang, finden uns dann noch im örtlichen Café zu einem originalen Fürst-Pückler-Eis ein.

Wegen der Hitze wollen wir bei offenem Fenster schlafen – das laute Brummen einen Hornisse in unserem Zimmer führt dann aber nach dem freundlichen Rausschmiss des Tierchens doch dazu, daß wir zunächst bei geschlossenem Fenster weiter schlafen.

Dienstag: Bad Muskau – Kloster St. Marienthal

Nach dem Frühstück versuchen wir heute etwas früher loszukommen, denn uns steht eine etwas längere Etappe und mit angekündigten 37°C der heisseste Tag bevor. Ich buche uns ein Zimmerchen im Kloster St. Marienthal vor, an das ich gute Erinnerungen von vor zwei Jahren habe.

Aus Bad Muskau heraus führt die Radroute zunächst auf der Bundesstraße entlang, aber schon nach einem kurzen Stück geht es glücklicherweise wieder auf einen Radweg abseits des Verkehrs. Auch wenn die mietsen Autofahrer hier Rücksicht nehmen, nervig ist es dennoch.

Die Neiße in GörlitzDer Weg führt hier nicht mehr auf oder hinter dem Deich entlang, die Neiße läuft in einem Tal und der Weg schlängelt sich durch den Wald und entlang von Feldern. Das sorgt immer wieder für schattige Abschnitte, allerdings gibt es auch immer mal wieder kurze, aber knackige Rampen zum überwinden. Die wenigen Orte am Weg bieten oft keine Gastronomie, aber wir haben genügend Getränke dabei, um uns bis Rothenburg/O.L. selbst zu versorgen. Bei den Temperaturen ist Trinken noch viel wichtiger als sonst, Hunger kommt beim meist eher gemächlichen Tempo nicht so schnell auf.

Hinter Rothenburg/O.L. läuft der Weg abseits der Neisse, auch über einige Zeit an der Straße entlang (mit benutzbarem Seitenradweg). Die Einfahrt nach Görlitz ist aber wegen Bauarbeitren etwas beschwerlich und die Sonne und Hitze macht sich langsam bemerkbar. Wir fahren in die Altstadt. Da wir gut durchgekommen sein und bis zum Kloster St. Marienthal nur noch etwas mehr als 20 Kilometer vor uns haben, können wir uns in Görlitz eine ausführliche Pause leisten – mit viel Trinken und ein wenig Essen. Sogar für eine kleine Stadtbesichtigung (und einen Besuch beim örtlichen Radhändler für ein kleines Ersatzteil) reicht es noch.

Der Weg bis Ostritz verläuft weit genug abseits, aber doch parallel zur Bundesstraße, ein kurzes Stück muss man derzeit noch drauf (angeblich erfolgt der Lückenschluß in Leuba im September, die Bauarbeiten sind in vollem Gange). Der Ort Ostritz zeiht sich dann, bis man das Kloster am Südende erreicht. Nachdem wir uns frischgemacht haben kehren wir zunächst in der Klosterschänke ein, dann erkunden wir noch ein wenig das Gelände, bevor wir im modern eingerichteten Zimmer im Obergeschoss des alten Gemäuers schlafen gehen.

Mittwoch: Kloster St. Marienthal – Zittau / Dresden

Neiße-Radweg kurz vor ZittauVom Kloster aus führt der Radweg bis Hirschfelde durchs idyllische Neissetal. Der Fluss, Wald, eine sich durch das Tal schlängelnde Eisenbahnstrecke mit hohen Brücken sind ein guter Start, nachdem wir zunächst noch ein wenig das Kloster und seine Kirche erkundet hatten. Zwischen Hirschlfelde und Zittau geht es auf einem Radweg entlang der Bundesstraße weiter, erst in Zittau kommen wir zurück an die Neisse.

Als erstes machen wir einen Abstecher zum Dreiländereck, auf der polnisch-tschechischen Seite versteht sich. Von dort fahren wir den Haken nach Süden, um die deutsche Seite auch noch mitzunehmen, dann suchen wir uns einen Weg in die Altstadt von Zittau. Diese erkunden wir per Rad, gönnen uns Getränke und und Eiskaffee, schließlich fahren wir zum Bahnhof um den Zug in Richtung Dresden zu nehmen.

Frankfurt (Oder) – Zittau

In Dresden habe ich uns ein Hotel in der Altstadt gebucht, wir machen einen netten Stadtbummel zu Frauenkirche, Semperoper und Zwinger und feiern meinen Geburtstag mit einem guten Essen in der Altstadt.

Am kommenden Vormittag haben wir noch ein wenig Zeit in der Stadt,  dann geht es per Zug zurück nach Berlin.

Herbst 2013: Ostritz – Zittau

Gegen acht Uhr wachten wir auf, packten unsere Sachen und gingen anschließend zum Frühstück. Das Frühstück war dem Ort entsprechend, einfach aber reichhaltig.

Kloster MarienthalDer Tag war sonnig, wenn auch nicht ganz so klar wie die Tage zuvor. Und er sagte uns von Anfang an: Fahrt heim. Zunächst fuhren wir vom Hof des Klosters zu dem am vorigen Abend erspähten vermeintlichen Eingang des weiteren Weges, nur um bei genauerem Hinsehen zu bemerken, daß es der falsche war. Als wir – nach dem Überqueren des Klosterhofes – dann den richtigen fanden, war dieser landschaftlich wunderschön, allerdings nicht asphaltiert. Offenbar wurde daran gearbeitet, es gab Baustellen und immer wieder Stellen mit gröberem Schotter, so daß wir sehr aufpassen mussten.

Micha merkte schon bald, daß die beiden zurückliegenden 140-Kilometer-Tage gegen den heftigen Wind bei den vorherrschenden Temperaturen (12°C-15°C tagsüber, abends bedeutend kühler) nicht die richtige Umgebung bei rheumatischen Beschwerden sind – ihm taten die Gelenke weh und auch ich merkte, daß nach der langen Pause zwei dermassen anstrengende Tage ihre Spuren hinterließen. So war uns alsbald klar, von unserem Plan zum Jested hinauf zu fahren sollten wir Abstand nehmen. Ich wollte nach dem Schneetreiben und Nebel der Ostertour 2012 noch einmal bei klarem Wetter dort hinauf, um den Ausblick zu genießen. Aber nicht diesmal, die Gegend läd zu weiteren Touren ein.

Oder-Neisse-Radweg zwischen Ostritz und ZittauDennoch, wir genossen den Weg entlang der Neisse, die hier in einem engen Tal verläuft. Ab und zu seiht man eine Bahnstrecke, die sich am Abhang entlang schlängelt oder auf hohen Brücken kreuzt, sonst gibt es nur den Weg, ein paar Grenzpfähle, Wasser und Bäume. Um diese Jahreszeit sind kaum Touristen da, das ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, daß von der anderen Seite der Weg wegen der Baustellen gesperrt ist, wie wir später merken.

Vor Zittau geht es noch entlang einer Straße auf einem größtenteils gut ausgebauten Radweg. In der Ferne erspähe ich Jested, 1012 Meter hoch und dann noch der markante Turm. Zwischen Jested und uns liegen vielleicht 20 Kilometer Luftlinie, etwas mehr als 30km Straße – aber 800 Höhenmeter rein ohne die Tatsache, daß wir zwischendurch noch ein paar mal erklommene Höhenmeter wieder hergeben müssen. Das ist in diesem Zustand nicht schaffbar. Außerdem gibt Michas Nabe am hinteren Rad seltsame Geräusche von sich und läuft unsauber.

In Zittau fahren wir in die Innenstadt und setzen uns erstmal in ein Café. Kuchen und Getränk als Stärkung geben uns die Chance, zumindest noch zum Dreiländereck zu fahren – damit wir auf der Tour (bisher nur auf der deutschen Seite) auch offiziell noch Polen und Tschechien besucht haben. Wir entscheiden uns für den kleinen G4-Track auf polnischer Seite, der dennoch halbwegs fahrbahr ist. Mit einem kleinen Hindernis: Nach ein paar hundert Metern gibt es ein häßliches Geräusch und Micha stoppt unvermittelt. Ein kleiner Ast hatte sich in den Speichen verfangen und das Schutzblech aufgefaltet. Definitiv, irgendwas wollte uns sagen: Ab nach Hause. Aber das Dreiländereck musste noch sein!

Dreiländereck Tschechien-Deutschland-Polen

Wir winkten zwei Radfahrern, die auf der deutschen Seite standen und feststellten, daß es weit und breit keinen (nutzbaren) Übergang gibt mit einem freundlichen „Viele Grüße aus Tschechien!“ zu, genossen die schöne Landschaft und den Blick auf die Berge, dann fuhren wir zum Bahnhof Zittau. Der Automat war langsam und wenig hilfreich, so buchte ich per Smartphone schnell die Tickets und vertraute darauf, daß wir im Zug die Fahrradtickets (Fernverkehr, denn wir wollten ab Dresden mit dem EC weiter) kaufen könnten – das stellte sich als falsche Annahme heraus, die freundliche Schaffnerin vetraute aber wegen unseres Tickets nach Berlin darauf, daß wir uns in Dresden die korrekten Fahrradkarten besorgen würden.

Vor der Augustusbrücke, DresdenDort im Reisezentrum stellten wir fest, daß trotz Herbst und Samstag alle Fahrradplätze in den durchgehenden Eurocity nach Südkreuz ausgebucht waren. Wir entschieden uns dafür, einfach zwei Stunden in Dresden zu verbringen, noch kurz die Elbe zu besuchen und dann auf gut Glück am Zug, der hier einen langen Aufenthalt hat, aufzutauchen um den Zugchef zu fragen, ob er vielleicht dennoch Platz für unsere Räder hätte. Dieser Plan ging auch auf, ich wusste, welche Wagennummer der für uns passende Fahrradwagen haben würde, wir positionierten uns und, wohl auch weil wir versicherten, unsere Räder sicher und platzsparend abstellen zu können und schnell beim Ein- und Ausstieg zu sein, durften wir mit.

Auf dem Rückweg saßen wir im Speisewagen (der ÖBB Speisewagen gefällt mir ja immer wieder, auch preislich!), konnten endlich unsere Fahrradtickets lösen und ließen die Landschaft an uns vorbei ziehen. Uns beide hatte hatte die Tour mehr mitgenommen als gedacht, aber es war auf jeden Fall ein würdiger und sehr schöner Saisonabschluß. In Südkreuz trennten sich unsere Wege, jeder fuhr noch die wenigen Kilometer nach Hause und fiel wohl bald wohlverdient ins heimische Bett.

Ostritz – Zittau

Herbst 2013: Cottbus – Ostritz

Als wir nach dem Aufräumen und Packen die Tür unseres Zimmers öffneten, erwartete uns bereits das fertig angerichtete Frühstück, wir mussten nur noch den Tee aufbrühen. Draußen schien die Sonne, es war kühl, aber nicht wirklich kalt, vor allem aber nicht feucht. Wir hatten noch Zeit, konnten in Ruhe packen. Um 10 Uhr waren wir fertig und erwarteten Jens, den Erbauer des Forumsladers, vor der Tür der Pension.
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Er kam auch bald, Aufrecht, aber natürlich mit stilechter Elektronik und Prototypen für die nächsten Verbesserungen des Laders am Lenker montiert. Gemeinsam ging es zunächst in Richtung Forst, das ist gut 25 Kilometer östlich von Cottbus und direkt an der Neiße gelegen. Auf dem Weg, großenteils auf Radwegen und Fahrradstraßen oder zumindest sehr ruhigen Straßen  kamen wir noch an einem alten Tagebau vorbei, der mittlerweile geflutet wird. Renaturierung ist das Stichwort. In der Ferne war noch ein großer Abraumbagger zu sehen, der fleißig Hügelchen in der Landschaft modellierte. Ein wenig wie auf Magrathea kommt man sich hier vor.
imageAn der Neiße angeommen, verabschiedete sich Jens und machte sich wieder auf den Rükweg, wir setzten unsere Tour am Fluß fort. Der Radweg it herrlich ausgebaut und die Landschaft ist idyllisch und wunderschön, besonders natürlich bei klarem Wetter mit blauem Himmel und Sonne. Auch wenn uns weiterhin starker Gegenwind kräftig ausbremste.

Nach einigen Teepausen kehrten wir zum Mittagessen schließlich in Bad Muskau ein. Wir trafen hier Radwanderer, die aus der Gegenrichtung kamen und uns den den Tipp mit Kloster Morgenthal gaben, einige Kilometer hinter Görlitz gelegen. WIr behielten das im Hinterkopf, da es streckenmäßig noch gut machbar war und sehr schön sein sollte.
Je näher wir Görlitz kamen, desto hügliger wurde die Landschaft. Die Radroute verläuft hier oft auf kleinen Straßen parallel zur Hauptstraße, die dann allerdings die Angewohnheit haben, immer wieder in fiesen Rampen zur Hauptstraße aufzuschließen. Auch fährt man diverse Kilometer direkt an der Straße entlang.
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Am Ortseingang von Görlitz führt der offizielle Radweg, der bis hierhin aus mustergültigen Wegen bestand, dann an einigen Stellen über kleine und enge Kies- bzw. Schotterwege. Da es mittlerweile dunkel war, waren wir froh um unsere extraordinäre Beleuchtung am Rad. Schlimmer war allerdings das Gekurve auf teilweise fiesem Kopfsteinpflaster in engen vewinkelten Gassen durch das mit heftigen Steigungen durchzogene Görlitz. So schön der Anblick des Neißetals im Dunkeln ist und so idyllisch der Dorfkern auch aussehen mag – mit dem Rad ist es teilweise eine Qual den Ort zu durchqueren.
Hat man Görlitz hinter sich gelassen, wird es flacher, irgendwann geht es auch wieder auf sehr guten Fahrradwegen durch die Landschaft, nur für einige Kilometer müssen wir auf die Hauptstraße.
Schließlich erreichen wir Ostritz und das Kloster, bei dem wir zwischenzeitlich reserviert hatten, um 21 Uhr. Dankenswerterweise gibt es in der Klosterschänke sogar noch etwas zu essen. Die Zimmer sind überraschend modern eingerichtet, die Preise sind dennoch angenehm niedrig, sowohl für das Essen, als auch für die Übernachtung.

Cottbus – Ostritz

Köhra – Berlin

Über Nacht hat der Wind nachgelassen, ein Blick aus dem Fenster zeigt uns einen relativ freundlichen Himmel. Ich bin noch immer unsicher, ob es wirklich machbar ist, heute die fast 200km bis nach Hause zu fahren. Zum Frühstück haben wir uns wie üblich um 9 angemeldet, morgens ist es meist noch empfindlich kalt und wir haben auch einen ziemlich Schlafbedarf. Um 6 Uhr aufstehen ist unser beider Sache nicht.
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Das Buffet ist gut bestückt und ich spiele Buffetfräse – während Micha wieder nicht so viel runterkriegt. Mein Frühstück ist gut für 50 bis 70 Kilometer, Micha wird wohl auf Riegel und Gel angewiesen sein. Meine Vorräte habe ich ihm im wesentlichen schon in Aussicht gestellt. Es ist Sonntag, Supermärkte sind heute keine Option – zudem liegen auf unserem Weg auch nicht sehr viele große Orte.

Die Uhr zeigt schon deutlich nach zehn Uhr an, als wir vom Hotelhof rollen. Es sind etwa zwei Kilometer, bis wir back on track sind. Die Landschaft ist jetzt flach, es gibt ein paar kleine Wellen in der Landschaft, aber keine ernsten Berge mehr. Das ist auch gut so, wir versuchen uns an einem gleichmäßigen Tritt, auch wenn wir anfangs doch ziemlich schnell zu Werke gehen.

Unser Weg führt zum Glück an Leipzig vorbei, Stadtdurchfahrten sind für längere Etappen immer ziemliche Killer. Wir hatten diesen Teil des Weges nur relativ blind aus verfügbaren Radweit-Tracks zusammengestückelt – und so birgt der Track die erste Überraschung (das ist nicht negativ gemeint) in Gruna, wo wir die Mulde per Gierfähre überqueren.

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Die Mulde ist hier ein sehr kleiner Fluß, die Fähre entsprechend dimensioniert. Würde man sie quer stellen, würde sie nahezu als Ponton-Brücke taugen.

Alle 25km füllt Micha Energie nach und so läuft es bis zur Elbe an der Fähre Pretzsch auch erstaunlich gut. Und so gebe ich meine Skepsis langsam auf und in unsere Köpfen steht als Ziel Berlin und das eigene Bett auf dem Programm. Da ist es ja dann auch egal, wann man ankommt. Und für Nachtfahrten sind wir lichttechnisch ja gut gerüstet.

Bei mir meldet sich langsam allerdings ein leichtes Hungergefühl und wir kehren kurz hinter der Fähre in der Burg Klöden ein. Hier sind diverse Tourenradler, allerdings fragt jeder nochmal nach, wenn wir sagen, daß wir heute noch bis Berlin kommen (und bereits von irgendwo bei Leipzig kommen). Eine lustige Begegnung gibt es noch, denn einer der Radler erzählt, ein Bekannter habe eine Woche zuvor von zwei Liegeradlern in Füssen berichtet – das können wohl nur wir gewesen sein. Zufälle gibt es manchmal!

Auf dem weiteren Weg klingen die Ortsnamen schon bekannter. Wir kommen langsam ins Einzugsgebiet von Tages- oder Wochenendtouren ab Berlin. Der Urlaubsreiz sinkt, die Heimat ruft und diese Motivation reibt uns vorwärts. So, daß ich irgendwann merke, wie ich langsam in den Trance-Treten-Zustand übergehe. Der ist nicht besonders gut geeignet, um zu zweit zu fahren und so setze ich eine kurze Zwangspause an mit Tee, Mars und Keksen um mich für die letzten 100 Kilometer zu rüsten.
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Eigentlich steht zur Dämmerungszeit noch einmal essen auf dem Plan, doch hier gibt es wenig und die angefahrene Gaststätte bietet aus Alters- und Krankheitsgründen leider nichts mehr an (aus Mitleid kriegen wir aber beide ein Duplo spendiert). So gibt es nochmal Kekse und wir teilen die letzten Gel-Reserven gute 40 bis 50 Kilometer vor Berlin auf. Dann geht es auf in die einsetzende Dunkelheit.

Die Straßen sind leert, wenn auch nicht ganz so leer, wie ich sie eigentlich am Sonntag abend erwartet hätte. Die Kennzeichen werden bekannter, wir sehen die Schilder von Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark. Dann kommen wir auf Strecken, die wir von den Runden mit den Rennradlern kennen.

Bei der Einfahrt über Teltow und Kleinmachnow gibt es leider kein Berliner Ortsschild, an dem wir ein Zielfoto machen könnten – und so improvisieren wir eines an der Zehlendorfer Eiche, wo wir uns trennen.

Ich erreiche um kurz nach 22 Uhr meine Haustür.

1387km und 70 Stunden in Bewegung.