Den ganzen Tag schon plagten mich leichte Kopfschmerzen, ich überlegte, ob mich die umgehende Erkältungswelle jetzt auch erwischt. Nichtsdestotrotz entschloss ich mich, einen kleinen Umweg zu machen zwischen dem Büro und meiner Wohnung. Den Kudamm entlang fuhr ich erstmal zum Bahnhof Grunewald – auf Stadtverkehr hatte ich wie so oft in letzter Zeit einfach keine Lust. Also wieder ab in den Wald.
Es hatte den ganzen Tag geregnet und der Schreck vom Abflug zwei Tage zuvor saß natürlich immernoch in mir. Aber ich entschied mich dieser Angst zu stellen. Trotz Matsch und nassen Laubes fuhr ich zügig. Ich hatte das bewährte Doppelpack aus Cyo T und Ixon IQ mit, die Stirnlampe hatte ich leider zu Hause gelassen. Bis auf enge Kurven war die Ausleuchtung mit dem IQ als Fernscheinwerfer dennoch sehr gut.
Als erstes steuerte ich wieder den Drachenberg an. Auf dem Rundweg, der nach oben führt, konnte ich natürlich nicht so richtig weit schauen – da fehlte die Stirnlampe wirklich. Und so kam es, daß ich mich plötzlich inmitten einer Rotte Wildschweine wiederfand. Ich zählte ungefähr acht Tiere verschiedenen Größe. Noch eine Angst, der ich mich stellen mußte. Bisher war ich meist einzelnen oder vielleicht mal zweien begegnet – mit einer so eng beieinanderstehenden Rotte hatte ich keine Erfahrungen. Eines der großen Tiere, vermutlich das Leittier, beäugte mich skeptisch, der Rest schien zu warten, was es unternehmen würde. Sollte ich stehenbleiben? Ich fuhr langsam auf meinem Weg weiter. Fünf Tiere rechts von mir, drei links. Plötzlich stoben alle wild auseinander. Flucht statt Angriff. Eigentlich weiß ich es: Solange ein Wildschwein einen Ausweg sieht wird es diesen nutzen. Aber mitten in einer solchen Gruppe ist es dann schon etwas unheimlich.
Nach einem kurzen Rundumblick fuhr ich wieder nach unten. Die Gruppe hatte sich wieder am Weg versammelt, aber diesmal kannten sie mich – und flüchteten schon als ich noch weit weg war. Trotzdem war ich froh, als ich außer Reichweite war. Am Fuß des Berges fuhr ich diesmal nicht nach links zurück auf die Teufelsseechausse, sondern wählte den Weg über den Teufelsberg, entlang der Radarstation. Oben links und nicht rechts herum zu gehen war nicht so klug, wegen des nassen, rutschigen Matsches musste ich das Rad für einige Meter schieben, wo der Weg sehr eng war. Zum Glück hatte ich die hohen, festen Schuhe mit den griffigen Sohlen an.
Auf der bewährten Runde ab Teufelssee begegneten mir weitere Wildschweine, zwei Rehe, die meinen Weg kreuzten und ein nicht genau zu identifizierendes Tier, von Größe und Bewegung her vermutlich ein Waschbär, die aber alle vor meinen Scheinwerfern reißaus nahmen. Komische Mountainbiker blieben mir an diesem Abend erspart. Dafür waren vom vorangegangenen Sturm heute sehr viele Äste auf dem Weg, so daß ich nicht wirklich schnell vorankam.
Am Schlachtensee ersparte ich mir die heute vermutlich fast unfahrbar matschige Südkehre und fuhr westlich des Sees in Richtung der Krummen Lanke. Zwischen Krumme Lanke und Grunewaldsee mußte ich mein Rad noch über einen umgestürzten Baum heben, der den Weg in voller Breite blockierte. Am Grunewald fuhr ich heute einen kleinen Umweg über den Hohenzollerndamm und den Sportpark Wilmersdorf, denn ich wollte an der Autowaschstation am Heidelberger Platz mein Rad vom gröbsten Schmutz befreien. Da ich noch ein paar Minuten zu wenig auf dem Tacho hatte legte ich noch eine Ehrenrunde ein, bevor ich dann wirklich an den Waschplatz ging.
Das Rad trocknet über Nacht im Keller, morgen wird es dann seine Winterschmierung bekommen. Die Trockenschmierung der Kette, die ich im Sommer fahre, wird im nassen Herbst (und im Winter erst recht) zu einer unendlichen Geschichte und taugt nicht. Im Winter hat bisher nichts so gut geholfen wie WD-40.