Abstecher nach Tschechien

Als Ostertour planten Klaus mit seiner Streetmachine und ich mit der Speedmachine einen Abstecher nach Tschechien. Ziel war es diesmal nicht, Höhenmeter aus der Tour rauszuoptimieren, sondern eher mal auszuprobieren, diverse Steigungen mitzunehmen. Und obwohl sich etwa eine Woche vor der Fahrt während der Planung die Hinweise verdichteten, daß uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen könnte, setzten wir eine Route durch das Riesengebirge ab. Wir verzichteten allerdings darauf, auf Höhen über 1000m aufsteigen zu wollen, da dort noch dichter Schnee lag, wie auf diversen Webcams zu sehen war und planten bis auf einen Anstieg auf ca. 1012 Meter eher in Bereichen von maximal 800 Meter Höhe.

Am Karfreitag ging es zunächst mit der Bahn nach Bad Schandau, Zum EInfahren folgten wir dem Elbtal auf dem linkselbischen Abschnitt des Elberadwegs bis zur Fähre Schöna-Hrensko, wo wir den Fluß überquerten auf Tschechischer Seite in den Nationalpark einfuhren. Der flache Teil des Weges war damit vorläufig vorbei, ab hier ging es hügelig zur Sache. Zunächst waren die Steigungen noch überschaubar und meist nicht sehr steil, doch nach und nach kamen einige Rampen mit mehr als 5% Steigung dazu. Der Höhenmesser stieg unaufhörlich, die grundsätzliche Tendenz war trotz manch rasanter Abfahrt klar erkennbar.

Das Wetter war zwar größtenteils grau und diesig, aber von Regen blieben wir verschont. Auch die Temperatur war noch im erträglichen Breich, wenn sie auch mit zunehmender Höhe spürbar sank. Gegen Mittag gönnten wir uns eine längere Pause in einem Restaurant am Wege – undwaeren ersteinmal erstaunt über die niedrigen tschechischen Preise. Eine Verständigung auf deutsch war auch kein Problem und selbst die Bezahlung mit Euro funktionierte klaglos, da wir noch keine Tschechischen Kronen abgehoben hatten.

Bei Varnsdorf ging es zunächst nocheinmal kurz auf deutschen Grund, kurz hinter Zittau war allerdings die Himmelsbrücke über die Neiße nicht querbar, so daß wir den Abstecher nach Polen ausließen und das Dreiländereck nur von deutscher Seite aus betrachteten, bevor wir in Hrádek nad Nisou wieder nach Tschechien kamen. Eine kurze Stichfahrt in den Ort führte uns zum Geldautomaten, dann ging es auch schon weiter.

Obwohl eigentlich nicht mehr viele Kilometer vor uns lagen, sagte unser Höhenprofil, daß es ab jetzt zur Sache geht. Einbige steile Rampen hatten wir zwar schon hinter uns – aber jetzt aber folgten fast nur noch Anstiege. Und der letzte sollte über ca. 10km bis zum Hotel auf 1000m Höhe führen. Langsam setzte auch die Dämmerung ein und als Flachlandfahrer ist man es einfach nbicht gewöhnt, daß auch eine Strecke von nur 10km durchaus mal mehr als eine Stunde dauern kann.

Je höher wir kamen, desto kälter und dunkler wurde es. Wir fuhren auch irgendwann in die Wolken ein, so daß unser Licht fast nur noch eine große weiße Wand vor uns produzierte. Am Rand der Straße waren vereinzelte Schneefelder zu sehen.

Etwa 3km vor unserem Ziel, dem Hotel Jested (Jeschken) kam die Abbiegung auf die Zufahrtsstraße. Ab jetzt hieß es Endspurt. In einer nicht enden wollenden Steigung ging es durch die naßkalten Wolken immer weiter hinauf. Das Hotel war zwischendurch als leuchtender Fleck im Nebel erkennbar, wirklich sehen konnten wir es allerdings erst, als wir wirklich davor standen.

Wir konnten sogar noch zwei Zimmer nehmen, die Fahrräder wurden in einem Raum hinter der Rezeption sicher untergebracht und das Restaurant war auch noch offen, so daß wir uns stärken konnten. Selbst kostenfreies WLAN stand hier oben auf dem Gipfel in akzeptabler Geschwindigkeit zur Verfügung, so daß wir das Wetter und die Bedingungen für die nächsten Tage checken konnten. Und das sah nicht gut aus. Niesel und Schnee durch und durch. Aber zunächst einmal saßen wir hier oben warm und trocken und konnten schön heiß duschen. Wir einigten uns auf einen nicht allzu frühen Tagesbeginn.

Des Nachts pfiff der Wind um das Hotel, die feuchte Schicht außen auf den Scheiben vereiste und der Niesel verwandelete sich in Schneegriesel.

Am nächsten Morgen war ringsherum alles bedeckt mit einer Schicht feiner Eiskristalle. Der Blick reichte keine 30m weit, selbst im halboffenen Wandelgang um die Hotelrezeption waberten Nebelschwaden. Wir frühstückten ersteinmal ausgiebig. Das Wetter änderte sich nicht.

Im dichten Nebel fuhren wir vorsichtig bergab. Die Straße war naß, teilweise mit Schnematschfelder überdeckt, der Schneegriesel piekste in den Augen. Gegen die Kälte waren wir gut eingepackt, aber bei anhaltender Nässe würde das mit der Wärme nicht ewig so bleiben. Durch die unruhige Nach und das undurchdringliche grau war die Motivation, sich jetzt noch viele Kilometer durch dieses anhaltend schlechte Wetter zu quälen nicht besonders hoch. Uns erwarteten keine schönen Ausblicke, auch die Wettervorhersage war weiterhin nicht prickelnd, die Wolkenuntergrenze irgendwo im Bereich um 600 Meter – und so entschieden wir, ab Liberec zunächst mit der Bahn in Richtung Dresden zu fahren.

Auch in Dresden erwartete uns windiges Wetter, immer wieder hatten wir Schneeschauer beobachtet. Nach einer kurzen Runde unter der viel diskutierten Waldschlösschenbrücke hindurch nahmen wir den Eurocity zurück nach Berlin.

Ich für meinen Teil bin besser mit den Bergen zurechtgekommen, als ich im Vorfeld dachte, hatte allerdings auch nur wirklich kleines und leichtes Gepäck für ein paar Tage (ohne Zelten etc.) dabei. Die Tourplanung bleibt gespeichert, um bei schönerem Wetter nochmal weitergefahren zu werden. Ist ja doch irgendwie besser, wenn man von der schönen Landschaft auch etwas sieht.

Ramsauers Kampfradler

Es war mal wieder so weit: Herr Ramsauer, unser Verkehrsminister, bewies, daß er nicht Verkehrsminister, sondern vielleicht Autominister heißen sollte. Er wetterte gegen die bösen Kampfradler und daß man dagegen dringend etwas unternehmen müsse.

Zunächst einmal: Ja, auch ich bin der Meinung, Radfahrer haben sich an Verkehrsregeln zu halten. Rote Ampeln sind tabu, auf Bürgersteigen wird nicht gefahren, Radwege sind nicht in Gegenrichtung zu benutzen und gutes Licht ist am Fahrrad kein Hexenwerk. Unumwunden gebe ich zu, daß auch ich in der ein oder anderen Situation einen sagen wir mal kreativen Umgang mit den Regeln praktiziere. Oberstes Gebot ist für mich persönlich die gegenseitige Rücksichtnahme. Ich rolle schonmal über einen Bürgersteig – wenn die Situation übersichtlich ist und zudem mit nicht wesentlich mehr als Schwrittgeschwindigkeit. Eine angeordnete Radwegbenutzungspflicht ignoriere ich in diversen Fällen – wenn ich dadurch den sonstigen Verkehr nicht unnötig behindere. Und einen grünen Rechtsabbiegepfeil an einer Ampel beziehe ich schonmal auf mich, wenn es die Situation erlaubt, obwohl vielleicht eine rote Fahrradampel dagegen spräche. Ich tue dies durchaus im Bewusstsein, dort vielleicht die ein oder andere Regel zu missachten, aber immer so, daß ich andere in ihren Rechten nicht beschneide.

Auch ich als Radfahrer ärgere mich, wenn ich brav an der roten Ampel warte und dann irgendein Depp an mir vorbei rauscht – meistens jemand, den ich kurz danach eh wieder überhole. Mich nervt es, wenn mir Leute ungeniert auf einem der wenigen Radwege, die ich freiwillig nutze entgegenkommen und vielleicht nichtmal Platz machen oder gar überhaupt nicht auf ihre Umwelt achten. Jedesmal denke ich mir: Klar, und ich darf den schlechten Ruf der Radfahrer wieder ausbaden.

Aber wenn ich über meine Fahrten, im wesentlichen im Westen Berlins, nachdenke und mir vor Augen führe, wer denn diese bösen, rücksichtslosen, regelübertretenden Kampfradler so sind, dann fällt mir in der täglichen Beobachtung etwas auf: Natürlich sind ein paar junge, rücksichtslose Menschen dabei, die dem typischen Klischee entsprechen, der Hauptteil derer, die mich an der roten Ampel überholen, die wie selbstverständlich auf dem Bürgersteig fahren oder den Radweg in die Gegenrichtung benutzen sind – zumindest hier – älzere Leute, oft schon (geschätzt) im Rentenalter. Nicht die typischen Chaoten und rücksichtslosen Rowdies, die immer angeführt werden.

Ich lese auch gerne die Polizeiberichte und achte vor allem auf die Fahrradunfälle – es ist schließlich weniger schmerzhaft aus den Fehlern anderer zu lernen. Auch hier fällt (ohne nachgezählt zu haben, das überlasse ich Leuten an passender Stelle, man möge also meinen Eindruck widerlegen, wenn ich falsch liege) oft auf, daß ältere Radfahrer in die Unfälle verwickelt sind. Daß es den flinken Fixie-Fahrer oder Kurier trifft, der unbestritten mehr Kilometer auf dem Rad hinter sich bringt und vielleicht aus beruflichem Druck oder weil es eben hip ist sicherlich auch die ein oder andere Regelübertretung begeht ist relativ selten.

Was steckt also dahinter? Gerade für ältere Menschen oder Gelegenheitsradfahrer sind sicherlich manche Situationen schlechter einzuschätzen, aber viele Dinge sind auch ungleich anstrengender, zum Beispiel das ständige stehenbleiben an Ampeln oder Umwege. Das allerdings ist kaum mit mehr Gesetzen oder Kennzeichen sinnvoll zu bekämpfen, hier müsste eine sinnvolle Radverkehrsplanung ansetzen. In den Niederlanden und auch in Kopenhagen gibt es in den Städten Fahrradstrecken, die Priorität vor anderen Verkehrsmitteln genießen. Die Strecken sind so angelegt, daß sie schnell und durchgängig mit möglicvhst wenigen Stops zu befahren sind. Das wird durch die Wegführung erreicht, aber auch durch entsprechende Anpassungen von Ampelphasen bzw. deren individueller Steuerung bei Annäherung. Für das Rechtsabbiegen gilt an vielen Ampeln in den Niederlanden, daß ich das – ähnlich wie beim grünen Pfeil als Autofahrer bei uns – darf. Und es führt nicht zu vermehrten Unfällen. Es sind viele dieser kleinen Maßnahmen, mit denen sich der Verkehr an die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer anpasst und so zu einer klareren, sichereren Situation für alle Verkehrsteilnehmer führt. Nicht nur für Radfahrer.

Was mich allerdings an den Einlassungen unserer Verkehrsministers ganz besonders ärgert ist die Realitätsferne. Mit Stammtischniveau sol dort Politik gemacht werden, wo der Blick auf simple Zahlen reicht, um die Aussagen ad absurdum zu führen. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern als Hauptverursacher ist in 10 Jahren nahezu gleich geblieben (sogar leicht gesunken) – und das, obwohl immer mehr Wege mit dem Rad zurückgelegt werden.  Die Gefährdung durch Radfahrer ist um ein vielfaches geringer als die Gefährdung durch Autofahrer, die Zahl der Toten und Verletzten durch Unfälle ohne Beteiligung von Autos ist geradezu verschwindend gering.

Etwas Augenmaß täte der Debatte also gut. Die Faktenlage jedenfalls gibt es nicht her, hier so zu reagieren. Die auf das Auto zentrierte Sicht ist ein Relikt vergangener Zeiten, die gesellschaftliche Entwicklung im Verkehr läuft der Politik schon lange und mit weitem Abstand davon. Will man diese Lücke verkleinern, hilft es nicht, mit hoher Gewschwindigkeit in die falsche Richtung zu brausen.

Tour mit kleinen Widrigkeiten

Mitten im März das schöne Frühlingswetter ausnutzen – das war am letzten Wochenende angesagt. Den Samstag startete ich allerdings erstmal nicht draußen, sondern drinnen: Auf der Fahrradmesse VELOBerlin. Diese hatte gegenüber dem letzten mal kräftig an Größe zugelegt, es gab ein paar interessante Dinge zu bestaunen – und auch die Liegeradfraktion belegte einen nicht zu vernachlässigenden Anteil des Platzes.

Durchs Hallendach schien aber die Sonne … und so drängte es mich zum Aufbruch. 18°C und purer Sonnenschein waren zu erwarten. Und ich hatte für Manuel auf dem Rennrad und mich eine nette Strecke nach Neuruppin rausgesucht.

Manuel rief an, um zu sagen, daß er losfährt. Etwa 20 Minuten später stand ich unten, das Rad fertig. Und wartete. Und wartete. Und wartete. EIne Stunde nach dem Anruf erkundigte ich mich, was denn wohl auf dem Weg so lange dauern könne … Manuel war der Schnellspanner an der Sattelstütze gebrochen (verdammter Leichtbau!) und er versuchte verzweifelt Ersatz aufzutreiben. Ich genehmigte mir einen Snack beim Bäcker und dann trudelte er auch ein.

Wir fuhren via Spandau aus der Stadt, folgten bis Hennigsdorf dem Berlin-Kopenhagen-Radweg und bogen dann auf relativ ruhige Landstraßen. Die Sonne schien und es war herrlich. Der Wind kam zwar von vorn (und fast etwas stärker als erwartet), aber dennoch ging es gut voran. Wir erlaubten uns keine größeren Pausen und waren dann ca. 80km und drei Stunden und vierzig Minuten nach dem Start am Ziel, noch weit vor Sonnenuntergang.

In Neuruppin beschlossen wir, uns nicht hetzen zu lassen und aßen erstmal vorzüglichen Wels mit Blick über das Wasser, während die Räder sicher im Hof des Restaurants stehen durften. Draußen wurde es zunehmend kühl. Den Rückweg bestritten wir dann mit dem RE und der S-Bahn.

Am Sonntag war die Zeitumstellung, abends würde es also eine Stunde länger hell sein. Nach dem Frühstück machte ich mich in aller Ruhe fertig. Erst ein Abstecher zum Geldautomaten … und dann feststellen, daß ich vergessen hatte, die Route für die heutige Tour ins GPS zu laden. Also nochmal schnell hoch und das nachgeholt.

Schon auf den ersten Kilometern merke ich, daß die Schaltung unpräzise schaltet, aber es geht noch. Ich fahre weiter, durchquere die Stadt, ärgere mich über die Unmengen zerbrochener Flaschen im Mauerpark und reagiere etwas genervt auf Radwegführungen über nicht asphaltierte Wege die am Rande der Fahrbarkeit sind (Schlaglöcher, Sandkuhlen, Spurrinnen…) – der richtige Drive kommt gerade nicht auf.

In Biesenthal esse ich zu Mittag. Kartoffeln mit Quark und Leinöl. Leider ist das Leinöl nicht extra, sondern in den Quark schon reingerührt. Ich hab nichts gegen Leinöl, aber das ist mir heute durchaus etwas zu fettig alles. Da ich Hunger habe, esse ich natürlich trotzdem alles auf.

Auf dem weiteren Weg in Richtung Eberswalde kommt leichtes Magengrummeln auf. Überlege ich anfänglich noch, ob ich auf dem Rückweg vielleicht in die Nacht hineinfahre und bis Oranienburg durchziehe, frage ich mich kurz danach bereits, ob ich die Tour vielleicht schon in Eberswalde beende.

Es kostet mich einige Überwindung, dann doch bis zum Hebewerk nach Niederfinow weiterzufahren und schnell bin ich auch nicht mehr. Gegen 18 Uhr komme ich dort an, kann in einer Gaststätte noch ein Stück Kuchen ergattern (mein Körper verlangt nach etwas nicht so fettigem, dafür süßem – ich höre auf ihn). Eine längere Sitzung im Nebenraum folgt. Auf dem Rückweg nach Eberswalde bin ich mir nicht sicher, ob ich den Kuchen bei mir halten kann. Doch langsam bessert sich die Lage. Um nicht in diesem Zustand in einen Zug zu steigen fahre ich noch einen kleinen Schlenker den Havel-Oder-Weg zurück bis Finow und dann via B167 zum Bahnhof Eberswalde.

Ich muss nicht lang bis zum nächsten Zug warten und langsam geht es mir auch wieder so gut, daß ich von Südkreuz aus auf eigenen Rädern heimrolle. Die Schaltung zickt gewaltig.

Zwischendurch versagte mein Zweittacho (VDO MC 1.0) seinen Dienst. Erst kamen schwankende Höhenangaben (alternierend zwischn 250, 2500 und 5000 Metern), dann seltsame Zeichen, dann flackern und dann war er aus. Ich kann mir durchaus bessere Möglichkeiten vorstellen, eine leere Batterie anzuzeigen. Vor allem bei einem Tacho, der beim Batterietausch seine Daten verliert! Zum Glück war das bei mir nicht so schlimm, da es eben nur der Zweittacho ist.