ADFC Sternfahrt Berlin 2009

Wie in jedem Jahr, so fand auch 2009 wieder die Sternfahrt des ADFC in Berlin statt. Ich entschied mich, wie im letzten Jahr, direkt bei mir am Bundesplatz auf eine etwa 40 Kilometer lange Strecke zu gehen.

Der Tag begann grau, wolkenverhangen und mit Nieselregen. Und vor allem kalt. Herrschten letztes Jahr Temperaturen von guten 30°C, so waren es diesmal satte 20° weniger. Ich mußte das Haus zur Europa-Wahl verlassen und das Wetter machte eigentlich nicht gerade Lust auf mehr. Dennoch raffte ich mich auf und kam pünktlich und genau zur Abfahrt am Bundesplatz an. Außer einem Triker auf einem KMX waren nur Uprights zu sehen. Ich hatte ja gehofft, das Mädchen auf dem roten Nazca vom letzten Jahr zu treffen, die sicher mit Schuld war (neben den vielen Überlegungen, die ich vorher schon im Kopf hatte), endlich loszugehen und ein Liegerad zu kaufen – aber sie war diesmal wohl nicht dabei, zumindest hab ich sie nicht gesehen.

Via Steglitz und Lankwitz ging es in Richtung Teltow, dann über Schlachtensee nach Nikolassee. Im Gegensatz zum letzten Jahr waren die Pausen bis hier erfreulich kurz, ich hatte das Gefühl, der organisatorische Ablauf war diesmal etwas besser. 01-vor_avusIn Nikolassee war die Wartezeit dann wieder gewohnt länger, um die AVUS zu sperren und unsere Route mit den Radlern aus Potsdam zusammenzuführen. Da ich glücklicherweise unter der S-Bahn-Brücke stand, störte mich der zwischendurch nochmal einsetzende Nieselregen nicht.

Als es dann auf die Autobahn ging war es auch schon wieder trocken. Leider ging es relativ langsam voran diesmal, wahrscheinlich war ich einfach zu weit vorne. Und so gönnte ich mir eine kleine Pinkelpause am Wegesrand, als mal wieder der ganze Zug die Geschwindigkeit von 5 km/h unterschritt. Eine gute Entscheidung, denn als ich wieder losfuhr traf ich kurz danach auf die bekannten Gesichter anderer Liegeradler und so fuhren wir den Rest des Weges gemeinsam.

Auf der Kant- und Bismarckstraße hatte sich das gedränge genügend aufgelockert, so daß wir zwischen den anderen Teilnehmern hindurch wenigsten kurzzeitig mal etwas in die Pedale treten konnten. 02-police-recumbentWir fuhren aus Spaß noch ein paar Runden im kreisverkehr um die Siegessäule (inklusive Fototermin zwischen den Polizeimotorrädern), bevor wir zum Umweltfestival fuhren, um uns dort am Liegeradler-Treffpunkt mit weiteren Gleichgesinnten zusammenzutun.

Die Ernährung auf dem Festival fiel etwas schwer, zwar gab es eine nette Essenauswahl, allerdings waren an den meisten Ständen unerträgliche lange Schlangen, zum Teil wohl auch ausgelöst durch die beneidenswerte Ruhe, die einiges Standpersonal an den Tag legte, wenn es darum ging, die Kunden zu bedienen.

So verlegten wir denn das weitere Treffen zum nahegelegenen Cafe an der schwangeren Auster. Es blieb Kühl, aber das Wetter wurde zunehmend besser und so saßen wir bei netten Gesprächen bis nach 18 Uhr zusammen.

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Am Ende des Tages zeigte der Tacho dann immerhin etwas über 50km Tagesstrecke an.

Liegerad-Treffen Berlin 2009

Ein paar Liegerad-Tage standen vor der Tür: Das Liegerad-Treffen Berlin 2009 bildete den Auftakt. Zwei Treffpunkte gab es zur Auswahl, wegen der verkehrstechnisch günstigeren Lage entschied ich mich für den S Bahnhof Spindlersfeld – morgens um zehn vor neun, nur mit leichtem Gepäck in Form von Marschverpflegung, Getränken, dem nötigsten an Werk- und Flickzeug, Kamera und Regenklamotten, denn für den Abend war Regen angekündigt und auf dem Radarschirm kam die Front langsam aus dem Süden Deutschlands nach Norden gekrochen.

LiegerparadeIch traf mich um viertel nach acht mit Manuel am Bahnhof Südkreuz und wir fuuhren mit der S-Bahn nach Schöneweide. Weil es von da nur noch 2-3 Kilometer nach Spindlersfeld waren, beschlossen wir, nicht mehr umzusteigen, sondern zu radeln. Auf dem Weg trafen wir ein Paar auf einem Back to Back Tandem, das ganz offensichtlich auch zum Liegeradtreffen wollte.

In Spindlersfeld fand sich eine kleine Gruppe Liegeradler zusammen, die dann unter fachkundiger Führung aufbrach, durch die Wälder am Müggelsee in Richtung Erkner zu fahren. Auf dem ansonsten wunderbaren Radweg lagen leider immer wieder Scherbenfelder und so kam es schon nach 15-20 Minuten zu einem Zwangsstopp. Ich hatte ein seltsames Geräuch an meinem Hinterreifen gehört, aber Manuel konnte nichts entdecken, aber schon wenig später hatte ich ein schwammiges Fahrgefühl … das mich nicht täuschte: Mein Hinterrad war platt – und so hieß es erstmal Schlauch wechseln.

Mit dreckigen Händen und leicht verpätet kamen wir in Erkner an, wo schon die zweite Gruppe auf uns wartete. Ich versuchte an einer Tankstelle noch den Reifendruck des Hinterrades zu erhöhen, was das Gerät dort nur bis fünf Bar schaffte. Beim Versuch mit meiner Dämpferpumpe den Reifen auf sechs bar zu bringen beschädigte ich leider das Ventil, so daß ich selbiges gegen das aus dem kaputten Schlauch tauschen mußte und mich anschließend mit den fünf bar aus dem Automaten begnügte.

Bei Didi Senft im MuseumBis Hermannsdorf folgten wir in einigem Abstand auf schönen Wegen dem Verlauf der Spree, anschließend ging es via Alt-Stahnsdorf und Kummersdorf nach Storkow, wo wir das Museum von Didi Senft mit allerlei Fahrrad-Kuriositäten besuchten.

Weiter ging es über Philadelphia zum Groß Schauener See, wo wir an einer Fischerei einkehrten und uns mit köstlichen Fichbrötchen stärkten. Da das Radarbild allerdings zeigte, daß die Regenfront stetig näher kam und keine Anstalten machte, sich aufzulösen, brachen wir auf, um als Nachtisch in Prieros im Waldhaus am Streganzer See noch Kaffee bzw. Tee und Kuchen zu uns zu nehmen. Der zunehmende Wind und die dunkle Wolkenwand überzeugte uns, sort nicht allzu lange zu verweilen, sondern bald weiterzufahren zu unserem Tagesziel nach Bindow, wo ein Liegeradler Hütte und Garten zum Grillen zur Verfügung stellte – und sogar für das Grillgut gesorgt hatte.

Grillen in BindowWährend wir noch beisammen saßen kam dann auch der Regen. Nicht unbedingt allzu heftig, allerdings für mehrere Stunden andauernd. Einige hatten den Ort schon verlassen, einige wollten über Nacht bleiben – und ich verließ in der Dämmerung mit dem Rest Bindow, um im anhaltenden Nieselregen nach Königs-Wusterhausen zu fahren, von wo uns ein Regionalexpress zurück nach Berlin brachte.

GPS Track vom 06.06.2009

Ein schönes Treffen, mit vielen verschiedenen Rädern und tollen Gesprächen!

Fazit der Amsterdam-Tour 2009

Wie auch bei der Tour nach Graal-Müritz möchte ich mein persönliches Fazit aus den Erfahrungen dieser Tour ziehen.

  • Ernährung: Ich selbst habe am ersten Tag schon besser drauf geachtet, zwischendurch gut zu essen. Lars hat eine sehr gute Pausendisziplin, aus der ich meinen eigenen Rhythmus entwickeln werde. Alle 50km ein kleine Pause von 15min, alle 100km 30min oder ähnlich.
  • Flüssigkeit: Ich habe meinen Vorrat auf 4,5 Liter Flüssigkeit aufgestockt. Zusätzlich habe ich an bei Pausen an Tankstellen dort Getränke gekauft (zum sofortigen Verzehr). Ich habe insgesamt genug getrunken und kam abends in der Regel mit Restvorräten an, es war also immer eine Reserve vorhanden.
  • Planung: Auf Google Maps basierende Planungstools sind zwar ganz nett, aber die Kilometerangaben sind mit Vorsicht zu genießen. Die Strecken umfassen oft nicht die Radwegführung, zudem kommen in der Realität noch ein paar kleine Bonusmeilen dazu. Gerade bei längeren Strecken sollte man mindestens 15% auf die angegebenen Strecken aufschlagen, um nicht in Probleme zu geraten.
  • Ausrüstung: Die runtergefahrenen Bremsbacken haben mich kalt erwischt. Die am Vorderrad haben ca. 3500km gehalten, der Wert hängt aber stark von den Einsatzbedingungen ab. Für eine lange Fahrt wie zum Nordkapp sollten zwei Sätze als Ersatz im Gepäck sein – und ich sollte wissen, wie man sie tauscht. Die Bremswirkung ließ innerhalb sehr kurzer Zeit nach und nachstellen half auch nicht mehr.

Die Edelux und das Rücklicht

In der letzten Zeit hatte ich ein paarmal das Problem, daß mein Rücklicht plötzlich nicht mehr ging. Eine bekannte Problemstelle beim Edelux ist der Stecker für das Rücklicht: Isoliert man den Kabelschuh vom Rücklichtkabel nicht ordentlich an der Außenseite, dann kriegt er Kontakt mit dem Gehäuse und verursacht einen Kurzschluß. So hatte ich also auch diese Stelle in Verdacht, ein kurzes Wackeln am Kabel half meist, zumindest für die nächsten Kilometer. Ein Durchmessen der Verbindungen ergab allerdings, daß das Probem an anderer Stelle lag: Die Masse-Leitung zum Rücklicht wird über das Gehäuse geführt. Ein Ringschuh verbindet das Kabel dann mit der Halterung des Scheinwerfers und damit elektrisch mit dem Gehäuse. Zumindest in der Theorie: Die Halterung an der Speedmachine ist lackiert. Die elektrische Verbindung entstand also durch die Schraube – ein leichtes wackeln oder Verstellen des Schweinwerfers konnte den Ringschuh also in eine Position bringen, wo dieser keinen ausreichenden Kontakt mehr hatte. Abhilfe schaffte das Anbringen des Ringes innerhalb des Halters mit direktem, großflächigen Kontakt zum Edelux-Gehäuse.

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Ein weiteres Problem am Anschluß meines DToplight plus: Die Steckverbindung mit den kleinen Kabelschuhen. Diese wurden jetzt auch durch Ringschuhe ersetzt, die an den vorgesehen Schrauben am Rücklicht angebracht wurden – rausgerutschte Kabel, wenn man Taschen am Gepäckträger anbringt und die Kabel des Rücklichts dabei zur Seite schiebt sind damit passé.

Fazit einer Tour

Meine Wochenendtour war neben dem Spaß auch ein Trip um Erfahrungen zu sammeln. Und da gab es so einige zu verbuchen.

  • Flüssigkeit – Mit ca. vier Litern, aufgeteilt auf energiespendende Getränke und reines Wasser, war ich für eine lange Etappe eher knapp ausgestattet. Diese menge setzt voraus, daß zwischendurch nachgetankt werden kann. Die Mischung war gut, die Versorgung durch die Trinkblase hat die Disziplin bei der Flüssigkeitsaufnahme positiv unterstützt.
  • Kohlehydrate – Meine Disziplin beim Nachschub von Kohlehydraten (als pars pro toto für Energie) war mangelhaft. Hier muß ich an mir arbeiten und mir vielleicht auch noch was besseres als gesüßte Getränke und Energieriegel ausdenken. Der wichtigste Punkt sind aber regelmäßige Pausenzeiten. Eventuell sollte ich mir einen Timer besorgen.
  • Wetterschutz – Ohne Regenkleidung unterwegs zu sein war in diesem Falle ein kalkulierter Fauxpas. Weitaus schlimmer wog der mangelnde Sonnenschutz am ersten Tag. Das muß besser werden.
  • Ausdauer – Ich war selbst überrascht, wie gut ich die 200km durchgestanden habe. Erwarteterweise stehen zwischen einmalig 200km und mehrere Tage nacheinander solche Etappen zu fahren noch diverse Kilometer Training. Ich halte das grundsätzlich für ein erreichbares Ziel. Die Fahrzeiten bei hügeligem (nicht: bergig) Gelände sind mit ca. zehn Stunden im erwarteten und planbaren Rahmen.