Jura 2012: St. Ursanne – La Cote-aux-Fées

Das Frühstück bemaß sich eher an französischen Verhältnissen, dennoch versuchte ich so gut wie möglich vorzubauen – daß heute noch einige Höhenmeter vor mir stehen würden wußte ich ja. Die Taschen waren fertig gepackt und so verlor ich nach dem Zahlen des Hotels nicht viel Zeit. Mein GPS lud die Route noch, während ich die 200m zu den Schildern roltle, wo ich die Veloroute 7 verlassen hatte. Dank der hervorragenden Ausschilderung ist das Navi auf Schweizer Radrouten nahezu unnötig. Nahezu. Hätte ich die Route vor dem Losfahren angeschaut, hätte ich gesehen, daß diese jetzt einen 2-km-Bogen am Doubs entlang macht, um dann exakt wieder an der Stelle vorbeizukommen, wo ich vom Hotel gestartet war. Seis drum – etwas flache Strecke zum Einrollen ist ja auch gut. Denn hinter St. Ursanne kam gleich die nächste dicke Steigung.

Mit sechs bis sieben km/h in den untersten Gängen erklomm ich den Berg. Immer wieder gab es schöne Ausblicke in das Tal. Doch die Steigung schien endlos. Zwei, drei mal mußte ich eine kurze Pause einlegen, da ich das Gwefühl hatte zu überhitzen: Durch die geringe Geschwindigkeit und den Schutz der Bäume gibt es keinen nennenswerten Fahrtwind zur Kühlung. Die mühsam aufgebrachte Sonnencreme landete vermischt mit Schweiß in den Handschuhen. Aber ich freute mich auf die Abfahrt.

Diese kam jedoch nicht. Zunächst einmal bog die Route wieder auf einen nicht asphaltierten Abschnitt ein. Dieser war nicht so gut fahrbar und da es nachts geregnet hatte auch noch feucht – da sind dann selbst kurze Rampen mit 10% Steigung eine fahrerische Herausforderung, weil das Hinterrad immer kurz vor dem Durchrutschen ist.

Als ich das hinter mir hatte und wieder auf der Straße war, wurde mir klar, daß ich mich auf eine Hochebene gerbeitet hatte. Kleine Steigungen und kleine Abfahrten folgten, die Höhe hielt sich meist so um die 1000m. Die Abfahrten hatten vielleicht so um die drei bis fünf Prozent, dafür wehte hier ein beträchtloicher Gegenwind, so daß ich da kaum über 30km/h schnell wurde.

Im einem der Orte prangte ein Schild Boulangerie – ich bog ab und gönnte mir zwei belegte Baguettes, einen Cookie und etwas zu trinken, dann ging es weiter. Nach dem Abbiegen von der Hauptstraße traf ich einen Tourenradler. Der erste, den ich auf der Veloroute sah. Ich hätte erwartet, daß mir ab und an einer entgegenkommt, denn aus der anderen Richtung ist nicht nur die Chance größer sich zu begegnen, die Route gilt von Nyon in Richtung Basel auch als etwas leichter – was für mich wohl auch bedeutet, daß ich seltener die Bedingungen für Abfahrten vorfinden werde, wie ich sie auf den Anstiegen hatte. Der Radler, den ich traf, war Schweizer und folgte nur zufällig ein Stück der Veloroute 7. Er fuhr große Mengen Gepäck auf dem Rad, denn er war auf einer Testtour für eine anstehende mehrmonatige Radreise durch Patagonien und Feuerland. Als er davon erzählte dürfte für kurze Zeit der Neid in meinen Augen aufgeblitzt sein.

Wir fuhren wenige Kilometer noch zusammen, dann trennten sich unsere Wege wieder. Ein kurzer und leichter Schauer zog über uns hinweg – und pünktlich als es wieder trocken wurde fand ich die nächste Möglichkeit, mir ein Sandwich zu besorgen, die ich sofort nutzte. 62km hatte ich hinter mir, rund 1400 Höhenmeter. Aber jetzt ging es erstmal verhältnismäßig flach weiter durch ein Tal, teilweise auf wunderschönen Radwegen entlang des Wassers. Nur kurze Anstiege folgten, aber noch ein zweiter kleiner Schauer.

Da es im Tal so gut voranging, beging ich gegen Ende meiner Etappe bei etwa 100km auf dem Tacho dann den Fehler an einem Ort mit Hotels und Restaurants vorbeizufahren, weil es ja nicht so weit zum nächsten Ort war und 10 oder 20 km ja nun wirklich kein großes Ding sind und ich unter hundert Kilometer für die Etappe bis nach Nyon vor mir haben wollte und es ja auch erst kurz nach 18 Uhr war. Kurz nach dieser Entscheidung kam das Schild: 290 Höhenmeter auf den nächsten 4km. Mit freundlichen 7km/h hing ich dann eine Weile in dieser Steigung fest.

Zum Glück aber hatten die Hotels heute wieder offen und so fand ich kurz nach dem Ender der Steigung in La Cote-aux-Fées ein gemütliches kleines Hotel, in dem es auch eine ordentliche Speisekarte, geeignet für meinen Hunger, gab. Ich war dann froh den vermeintlichen Fehler begangen zu haben, so startet die nächste Etappe nicht gleich mit dieser Hammersteigung und das Hotel war deutlich ruhiger gelegen als die Hotels im Ort davor an der befahrenen Hauptstraße.

Jura 2012: Freiburg-Basel-St. Ursanne

Langsam gewöhne ich mich an den Tourenrhythmus und so war ich nicht allzuspät wach und dennoch ausgeschlafen. Auch Jana war bald wach und ich bekam noch ein Frühstück serviert. Neben dem Packen änderte ich telefonisch noch die Reservierung für meine Rückfahrt und verließ Freiburg um kurz nach zehn Uhr.

Bei der Ortsausfahrt traf ich einen weiteren Radler, Kyle, der gerade mit neuen Taschen und dem Gepäckträger an der Gabel für seine große Reise experimentierte. Da wir einen Teil des Weges gemeinsam fuhren, hatte ich für die kommenden Kilometer einen Gesprächpartner, der sich auch als ortskundig erwies. Meine Planung (und auch Kyles Route) verlief hinter Freiburg zunächst durch hügeliges Gelände. Es sollte mir ein sanfter Vorgeschmack sein für das, was mich hinter Basel erwarten würde.

Irgendwann trennten wir uns und ich fuhr in die Ebene, um bei Neuenburg den Rhein zu überqueren. Anschließend musste ich diverse Kilometer auf eine Straße zurücklegen, die ohneFeiertg vermutlich unerträglich verkehrsreich gewesen wäre, bog dann aber bald auf einen gut ausgebauten Kanalradweg ein, der mich bis nach Basel bringen sollte.

Auf dem Weg machte ich noch Halt, trank etwas, konnte allerdings als einzige Nahrung ein Stück Kuchen erwerben. Nun denn, es reichte bis Basel. Vor der Einfahrt in die Stadt trad ich noch zwei Schweizer Liegeradler auf Nazca Fieros.

Nach ein paar Metern auf deutschem Boden ereichte ich die Schweiz. Als erstes besorgte ich mir Franken, dann ließ ich mich auf der Terrasse eines Restaurants nieder. Ich wurde gleich mit zwei wertvollen Erfahrungen konfrontiert: Erzählt kriegt man viel über die Schweizer Preise – wenn man das erste mal in seinem Leben für eine Portion Penne runde 18 Euro bezahlt schuckt man trotzdem. Und: Die Nudeln gab es nur, weil sie Mitleid mit dem armen Velopiloten hatten, normal wäre um diese Uhrzeit (kurz vor 15 Uhr) die Küche geschlossen gewesen und ich hätte nichts Warmes zu essen bekommen. Wenn das schon mitten in Basel passiert, dann sollte ich in den folgenden Tagen auf der Hut sein, wann ich beschließe zu essen.

In Basel selbst gab es einige kurze Rampen, außerhalb ging es auf der gut ausgeschilderten Veloroute 7, der ich nun bis Nyon folgen will, zunächst harmlos zu. Nach einer weiteren kleinen Kuchen- und Apfelschorlepause geht es dann mit dem Challpass das erste mal ans Eingemachte. 360 Höhenmeter auf 7km. Klingt zunächst harmlos. Allerdings ist die Steigung nicht gleichmäßig verteilt und zwischendurch geht es auch nochmal 60 Meter wieder hinunter. Am Pass biegt die Veloroute auf einen (nciht apshaltierten, aber fahrbaren) Waldweg ab, aus dem geht es irgendwann auf eine schöne kurvige Bergabstrecke.

Auf einem vergleichsweise flachen Abschnitt (kaum lange Steigungen, selten über 5% – weitab von den sieben bis neun Prozent davor über längere Abschnitte) wechsele ich so oft zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her, daß ich aufgebe meine heutigen Grenzübertritt zu zählen. Stattdessen halte ich die Augen nach einem Hotel oder ähnlichem offen – allerdings erfolglos: „Fermé Lundi et Mardi“ (Dienstag und Mittwoch geschlossen – oder war es Montag und Dienstag? Egal – jedenfalls nicht auf). Ich spekuliere auf das offizielle Ende der ersten Etappe des Jura-Radwegs. An einer Einmündung geht es runter nach Courgenay – 2km bergab, die ich wieder bergauf muss, weil auch dort keines der Hotels offen hat. Es wird spät, Dämmerung setzt ein, die Temperatur fällt und ich bin ziemlich fertig. 8km bis St. Ursanne klingt nicht schlimm. 260 Höhenmeter auf 4km, einiges davon im Bereich deutlich über 10% fordern mich in diesem Zustand. Ich hoffe darauf, daß ich in St. Ursanne Glück habe, male mir schon aus, an Privathäusern zu klopfen und nachzufragen. Ich habe viel Zeit für diese Horrorvorstellungen auf dem Weg zum Pass, der mit einem freundlichen Tour-de-France-Schildchen gekennzeichnet ist.

Pass ist gut: Danach geht es nämlich bergab. Meine Schussfahrt wird neben Serpentinen durch die vor mir fahrenden Autos gebremst. Ein paar einzelne Wassertropfen enden zum Glück nicht in echtem Regen.

In St. Ursanne ist das zweite Hotel, an dem ich vorbeikomme (abseits meines eigentlichen Weges) geöffnet. Ich nehme ein Zimmer, kriege noch etwas zu essen und zu trinken – und bin glücklich, daß das jetzt so ausging. Und ich bin totmüde.

Jura 2012: Strasbourg-Freiburg

Heiterer Himmel, die Sonne weckt mich, als sie durchs Fenster scheint. Schnell sind meine Dinge gepackt und ich bin ein paar Minuten früher als geplant fertig fürs Frühstück. Auch Klaus ist schon fertig, so daß wir vor acht am typisch französischen Frühstücksbuffet sind. Typisch französisch heißt vor allem: recht dürftig ausgestattet. Zum Glück gibt es Müsli, so daß nebst ein paar Scheiben hellen Brotes mit vorwiegend süßem Belag zumindest eine kleine Grundlage zusammenkommt.

Wir verlieren wenig Zeit und sind früh auf der Piste. Auf schnellstem Wege fahren wir an den Rhein-Rhone-Kanal, wo mir das Fahren ja schon auf der Südwest-2011-Tour viel Spaß gemacht hatte. Als wir an der Stelle ankommen, wo ich letztes Jahr vom Kanal abbiegen mußte, stelle ich überrascht fest: Der Radweg geht jetzt am Kanal entlang weiter. Nagelneu, frisch eröffnet, in meiner Velomap noch nicht verzeichnet (da gibt es etwas nachzutragen, wenn ich nach Haus komme). An jeder Brücke fragen wir uns, ob es das jetzt war – und dann geht es doch wieder weiter. Kilometer um Kilometer.

Da das Frühstück nicht ewig reicht, wollen wir einen Bäcker suchen. Bei Schwobsheim stellen daraufhin ersteinmal fest, daß zwar der Radweg in bester Qualität weitergeführt wurde, eine Abfahrt auf die kreuzende Straße aber nicht besteht. Bei Hessenheim finden wir einen Schotterweg, auf dem wir zur Straße kommen – in Hessenheim gibt es jedoch keinen (offenen) Bäcker. Man verweist uns ins nahe Marckolsheim, daß ich ja von der letztjährigen Tour als Übernachtungsplatz kenne. In Marckolsheim gibt es eine Boulangerie/Patisserie, so daß wir je ein belegtes Baguette nebst Getränk und Eclair erstehen und erstmal kurz Pause machen.

Hinter Marckolsheim geht der Radweg am Kanal zunächst befestigt, aber nicht asphaltiert, weiter.Ab Artzenheim kommt ein kleines Stück Asphalt, an der Abbiegung des Colmar-Rhein-Kanals wechseln wir jedoch auf die D468, gleich nach Kunheim gibt es aber schon wieder einen Kanalradweg am Canal de Neuf-Brisach.

Diese alte Festungsstadt lassen wir uns nicht entgehen, ich wollte sie mir ja diesmal etwas genauer anschauen. Klaus dagegen entscheidet sich, bis nach Basel durchzufahren und so trennen wir uns hier.Ich schaue mir die Festungsanlagen an, fahre im inneren Verteidungswall entlang, wage mich auch mal auf die Festungsmauer und gönne mir noch einen Snack.

Bei der Rheinüberquerung werfe ich einen Blick auf das Panorama der Berge. Da ich seit Neuf-Brisach nicht mehr so recht in einen runden Tritt kam, keimt die Frage auf, ob meine Idee die richtige war, hinter Basel den Jura bezwingen zu wollen. Ich schiebe meinen Zweifel allerdings das typische Motivationsloch, das ich meist am zweiten oder dritten Fahrtag verspüre.

Die Fahrt nach Freiburg führt mich über den Tuniberg. Gemessen an der Umgebung nur ein Hügel, aber mit ein paar satten Anstiegen, die es zu bezwingen gilt. Die Abfahrt geht gefühlt viel zu schnell vorbei, vor allem weil sie in einer scharfen Kurve endet, wo all der Schöne Schwung zum Heizen der Bremsen draufgeht.

Bei der EInfahrt nach Freiburg fahre ich auf den Dreisradweg, lege noch eine kurze Pause in der Innenstadt ein, bevor ich mich mit Jana treffe, die mir heute ein Quartier bietet. Ich kriege noch eine kleine Stadtführung geboten – inklusive Aufstieg auf den Schlossberg, wo man vom Aussichtspunkt einen schönen Blick über Freiburg und die Umgebung hat. Nach ausführlichem Essen beim Italiener geht es dann Heim und ich falle bald müde ins gemachte Gästebett.

Jura 2012: Germersheim – Strasbourg

Ich packte gleich nach dem Aufwachen meine Taschen, großes Gepäck habe ich diesmal ja nicht dabei, und ging zum Frühstück. Auch dies zog ich nicht zu sehr in die Länge, war ich doch schließlich mit Klaus um halb zehn in Germersheim am Rheinufer verabredet. Fünf Minuten vor der Zeit trudelte ich ein, Klaus war schon da. Der Himmel war grau und die 31°C vom Vortag standen nicht auf dem Tacho – angenehm war es trotzdem mit knapp 16°C am Rheinufer, 17°C abseits des Ufers bereits.

Gemütlich fuhren wir los, folgten dem Rheinradweg. Bei Leimersheim ging es auf die Umleitung, die ich nach einem Check im Internet schon in meiner Planung hatte. Die fehlende Brücke soll übrigens erst 2014 wieder ersetzt sein. Schon auf meiner Südwest-2011-Tour im September mußte ich die Umleitung nehmen. Bis Wörth ist der Weg weitestgehend unspektakulär. Hat man die Umleitung hinter sich, fährt man noch ein Stück hinter dem Deich entlang, dann umquert der Weg ein großes Industriegelände und schlängelt sich auf teils absurden Pfaden durch Wörth, bis er am Ortsausgang unter der Brücke nach Karlsruhe wieder auf den Fluß trifft.

Dort machten wir eine kleine Pause – und prompt kam Martin, der mich im letzten jahr ja schon von Karlsruhe nach Strasbourg begleitet hatte, nebst Mitfahrer angeschossen. Nach einem kurzen Plausch war klar: ab hier fahren wir als Vierergruppe ein Stück weiter. Ortskundige Führung ist einiges Wert, selbst mit vorbereitetem GPS-Track. Und das Fahren in der Gruppe erwies sich als perfekte Idee, denn mit der herauskommenden Sonne frischte auch der Wind auf – natürlich von vorn. Das Reisetempo pendelte sich nichtsdestotrotz auf gute 27km/h ein und im engen Verband folgten wir auf der französischen Seite dem Weg.

Zum größten Teil führt dieser als Radweg oder zumindest kaum befahrene Straße hinter dem an dieser Stelle beachtliche Ausmaße annehmenden Deich entlang. Die Aussicht ist nicht besonders, viel Abwechslung gibt es nicht. Mit dem Queren der französischen Grenze nimmt allerdings die Rennraddichte erheblich zu und im Gegensatz zum September fuhren jetzt im Frühling auch viele Reiseradler, meist allerdings älteren Semesters, hier entlang.

Martin hatte irgendwann einen Platten am Hinterrad, dank Monoschwinge war das Problem (schlechte Qualität des Schlauches, Ersatz) dann aber schnell behoben. Die Gruppe Rennradler, die uns derweil überholt hatte kriegten wir schon nach wenigen Kilometern wieder ein. Ein anderer Rennradler („da strengt sich der Pirelli aber an!“) zog zuerst an uns vorbei, wurde aber nach dem Überholvorgang drastisch langsamer, so daß wir nach wenigen hundert Metern wieder an ihm vorbeizogen. Keine Ahnung, ob die alle keine Lust zum Spielen hatten (mit den bepackten Tourenrädern wären wir sicher leichte Beute gewesen) oder ob die vom Gegenwind doch mehr geschlaucht wurden, als wir.

Einen Original Elsässer Flamkuchen (herrlich!) gab es als Snack, zwei Riegelpausen. Dicke war die Versorgung seit dem Frühstück für mehr als 100km nicht gewesen, als wir in Strasbourg ankamen. Also setzten wir uns in der Innenstadt in ein Restaurant – bei mittlerweile 27°C und Sonne natürlich draußen … doch am am Horizont sahen wir schon die dunklen Wolken auf uns zuziehen und kurz bevor unser wohlverdientes Essen kam sicherten wir bei einsetzendem Regen die Räder und flüchteten an einen Tisch im Inneren des Restaurants. Draußen brach der die Hölle in Form von Starkregen los – und das Regenradar verhieß auch für den weiteren Weg nichts Gutes. In der Regenpause trennten wir uns von unserer Begleitung, die in Richtung ihrer deutschen Heimat fuhren, Klaus und ich suchten uns ein Hotel in der Nähe unserer weiteren Strecke und radelten los.

Als uns ein paar Tropfen trafen und eine schwarze Wand am Himmel drohte bogen wir in eine große Busstation mit Überdachung ein, was sich als gute Wahl erwies: der nächste Starkregen nebst Gewitter prasselte hernieder, aber wir blieben trocken.

In der folgenden Regenpause erreichten wir unser Hotel, die Räder konnten wir mit aufs Zimmer nehmen – und draußen ging kurz nach unserer Ankunft der nächste Starkregen nieder. Nach über 130km mit einem 23er Tachoschnitt mit Gepäck gegen den Wind (dank nochmal an Martin, der uns tapfer den größten Teil der Strecke zog!) ruhten wir uns erstmal aus.

SPEZI 2012: Die Messe

Der Morgen im Gasthof begann gemütlich. Beim Frühstück traf ich auf weitere SPEZI-Besucher, die bereits meine Speedmachine entdeckt hatten. Das angeregte Gespräch führte schließlich auch dazu, daß ich später als ursprünglich geplant von Bellheim nach Germersheim fuhr. Das erwies sich allerdings als nicht allzu schlimm, denn mittlerweile war die sonst zur Öffnung sehr lange Schlange an den Kassen wieder deutlich geschrumpft.

Als erstes verschaffte ich mir einen Überblick in Halle 1 und 2, erkundete das Außengelände und machte einen Abstecher in Halle 3. Oft viel spannender als die Stände der großen Hersteller sind die Räder, die im ganzen Bereich an den verschiedenen Laternen und Zäunen abgestellt sind. Ein solche Masse von Liegerädern, Velomobilen und anderen Konstruktionen findet man sonst nichteinmal bei Rennen auf einem Haufen, denn hier ist vom Prototypen und der Einzeleigenanfertigung über die Alltagsfahrzeuge bis zur Rennmaschine einfach alles vertreten.

Und was die SPEZI daneben noch ausmacht: Die Leute, die man trifft. Unbekante, mit denen man über das ein oder andere Rad ins Gespräch gerät, Leute, die einem schon auf der letzten SPEZI über den Weg liefen und natürlich die altbekannten Gesichter derer, die man eigentlich auf allen Veranstaltungen dieser Szene immer wieder trifft.

Die Stände waren diesmal etwas anders verteilt, mir fehlte ein wenig die Velomobil-Schaufläche. Die üblichen (deutschen) Branchengrößen waren im gewohnten Ausmaß vertreten, die niederländische Fraktion hatte sich deutlich verkleinert. Natürlich dominierten weiterhin die Trikes das Angebot, schade daß die normalen Liegeräder dadurch an vielen Stellen etwas in den Hintergrund treten. Neben ein paar Neulingen hatte vor allem Troytec einiges an Innovation und Änderung der Produktpalette zu bieten, bei den größeren Herstellern beschränkte es sich an vielen Stellen eher auf Detailverbesserungen – oder es ging um den Trend der Elektroräder.

Für mich persönlich war vor allen Interessant, in diesem Jahr endlich auf dem Azub Max mit 80mm-Federgabel probefahren zu können (im letzten Jahr hatte ich ja nur die Chance mit Starrgabel zu fahren). Leider blieb mir nicht genug Zeit, das auch nochmal an sandigen oder geschotterten Wegen auszutesten, da vertraue ich aber meinem letztjährigen Urteil, diesmal wollte ich es vor allem von Geometrie und Höhe wissen, wenn die Federgabel dazu kommt. Definitiv: Das Azub Max ist dann hoch. Bei den ersten paar Versuchen anzuhalten war immer ein gewisser Überraschungseffekt dabei, wenn das Bein dann doch noch nicht am Boden war. Aber schon nach ein paa Minuten Gewöhnung ging das problemlos. Der Konfort mit soviel Ferderweg und den großen Reifen ist unvergleichlich, aber auch die Fahrstabilität des Rades überzeugte mich wieder. Ein Azub Max mit Tiller-Lenker und ausgewählten Federkomponenten kann ich mir sehr gut als Rad auch für ausgiebige Touren abseits geteerter Straßen vorstellen.

Abends setzte sich die Fraktion der twitternden Berliner Liegeradler noch zu einer guten Paella zusammen, nach guter Unterhaltung und vielen Eindrücken von der Messe ging es für mich nicht allzu spät zurück nach Bellheim.