Nachdem die Temperaturen stetig über Null bleiben und es weitgehend trocken ist – und vor allem nachdem wesentliche Mengen des winterlichen Splits wieder von den Straßen geräumt wurde, kommt auch die Fraktion der nicht ganz so winterharten Radler wieder aus den Löchern. Nachdem ich mich Anfang der Woche für den Wald entschieden hatte, gab es von Mittwoch bis Freitag ein paar Straßenfahrten. Am Mittwoch zu viert über Krone und Havelchaussee und am Donnerstag und Freitag mit Dominik die Stadtrunde „City Süd“.
Während die Fahrt auf Krone und Havelchaussee zwar auch auch einige körperliche Anstrengung bedeutete, waren die Fahrten durch die Stadt vor allem wegen des Verkehrs anstrengend. Was am Donnerstag noch relativ ruhig war und durch eine Fahrt zu zweit auch ohnehin gut koordinierbar, war am Freitag mit einer größeren Gruppe und eine Stunde früher mit mehr Verkehr unangenehm stressig. Das ständige Bedrängtwerden und das Zusammenhalten der Gruppe zehrte eher am Nervenkostüm als an der Kondition, auch wenn ich am Donnerstag mit der Speedmachine unterwegs war und deutlich merkte, daß ich in etzter Zeit nur Aufrechträder bewegt habe.
Mein Fazit: Entweder wirklich raus auf die wenig befahrenen Straßen oder eben doch lieber in den Wald, der hat eine Menge zu bieten – zum Abschalten nach einem Arbeitstag ist es auf jeden Fall besser!
Am letzten Dienstag fand wieder einer unserer mittlerweile beliebten Nightrides im Grunewald statt. Niels schlug vor, diesmal dem „Grünen Pfeil“ zu folgen und am Ende noch einen Abstecher auf den Drachenberg zu machen. Daphne hatte diesmal leider keine Zeit, dafür kamen Andreas und Manuel mit. Andreas hat sein Mountainbike noch relativ neu und Manuel hatte eine längere Winterpause. ich stellte mich also auf einen eher gemütlichen Ritt ein, auch wenn die Strecke schon nicht ganz ohne ist mit ihren ständigen Lastwechseln.
Vom Bundesplatz bis zum Bahnhof Grunewald ging es schon ganz gut zur Sache, wir wollten wohl alle möglichst schnell aus dem Stadtverkehr raus. Andreas hatten wir aus unseren Beständen mit zwei Ixon IQ ausgestattet, Niels, Manuel und ich waren mit mindestens ebenso starker Befeuerung unterwegs, so daß wir mit dem Aufblenden den Wald weithin erleuchteten. Sofort ging es auf die Waldwege und Andreas, der den Wald eher vom Laufen kennt, tat seine Freude über diese Art der Abendgestaltung kund.
Sowohl Niels als auch Andreas sind beide äußerst gut in Form, so daß ich teils nahe an der Belastungsgrenze fuhr. Für Manuel, der direkt aus der Winterpause kam, war allerdings bei dieser Intensität die die Grenze überschritten und er hatte Probleme bei dem vorgelegten Tempo dranzubleiben. Da abzusehen war, daß sich die Belastung mit erreichen der Havelberge noch steigern würde, selbst wenn wir ein wenig Geschwindigkeit rausnähmen, beschloß er, uns lieber fahren zu lassen und drehte allein eine kleine Runde im Wald.
Wir folgten den an Bäumen und Steinen aufgemalten grünen Pfeilen auf größeren und kleineren Pfaden. Wurzelreiche Abfahrten, sandige Abschnitte und Anstiege bis zur Traktionsgrenze bot der Weg im Wechsel mit einfach zu fahrenden flachen Abschnitten auf relativ gut verdichteten Waldwegen. Die üblichen Tiere des Waldes begegneten uns natürlich auch wieder: Ein Fuchs, ein Reh, die unvermeidlichen Wildschweine – in erstaunlich geringer Zahl diesmal – und auch ein Waschbär.
Zum Ende unserer anstrengenden Tour kratzten wir am Rand des Teufelsbergs und erklommen den Drachenberg durch die Rinne. Nach einem Blick über die Lichter der Stadt bei sehr klarer Luft nahmen wir die einfache Abfahrt und wagten einen Blick zur Waldschulallee, weil wir eventuell hofften, einige Teilnehmer der parallel stattfindenenden Stadtfahrt im „Vereinsheim“ zu treffen – es war allerdings niemand dort, den wir kannten.
Der Weg zurück ging wie gehabt durch Grunewald und Dahlem. Ich freute mich auf eine warme Dusche und vor allem eine Stärkung, denn diese Tour hatte es echt in sich!
Die kalte Jahreszeit hat sich mit Macht in Szene gesetzt. Der erste leihte Schnee, Temperatur durchgehend unter dem Gefrierpunkt. Saunasaison. Schon eine Weile hatte ich die Idee, eine nette kleine Radrunde mit anschließendem Ausspannen in der Sauna zu verbinden. Für den 25.11. hatte ich dann auf der Mailingliste der Rennradgruppe unter dem Motto Flitzen & Schwitzen eine kleine Tour angeboten. Ich erwartete keine große Resonanz, mitten in der Woche, nicht ganz früh, das Rad draußen anschließen beim Saunen. Aber immerhin, es kamen ein paar Rückmeldungen.
Das Treffen war für 18 Uhr an den Thermen an der Heerstraße angesetzt. Dort hatten wir die Gelegenheit, die Saunasachen zu hinterlegen, bevor wir uns auf die Runde durch den Wald machten. Einer der Mitstreiter war leider nciht ganzpünktlich da, so daß wir schon zweifelten, ob er die Änderung des Startplatzes mitbekommen hatte und so fuhren wir zu dritt in Richtung Auerbachtunnel, um sicherheitshalber (wenn auch spät) dort nochmal nachzusehen, fanden Georg aber auch dort nicht. Da Norbert noch nie auf dem Teufelsberg war, fuhren wir zuerst auf den Drachenberg, von wo man eine schöne Rundumsicht auf die beleuchtete Stadt hat. Wir begegneten erstaunlich wenigen Wildschweinen.
Anschließend drehten wir noch die Runde über den Teufelsberg. Aus den Erfahrungen meiner letzten Tour umrundeten wir die Radarstation nciht, auf dem halbgefrorenen Boden mitten in der Nacht wäre es einfach nicht angebracht und etwas zu gefährlich gewesen, sich dort am Hang entlangzuhandeln. Ein kleiner Abstecher, um kurz zu zeigen was ich meinte war noch drin, dann fuhren wir auf der Straße wieder runter und am Teufelssee in den Wald. Da es jetzt schon reichlich spät war nahmen wir den Weg zum Postfenn, überquerten diesen und schlugen uns auf kleinen Pfaden quer durch den Wald bis zur Heerstraße durch.
Auf der Heerstraße fuhren wir gemütlich bis zur Sauna. Dort erwartete uns schon Timo und Georg saß schon drinnen im Aufenthaltsraum – er war leider erst kurz nach unserer Abfahrt eingetroffen. Bei wunderbaren Aufgüssen konnten wir nach der Fahrt wunderbar in der Sauna entspannen. Zum Abschluß gingen wir noch nebenan Pizza essen, nur Georg fuhr wegen seines langen Heimwegs schon vorher nach Haus.
Als Fazit bleibt, daß dies eine sehr schöne Kombiveranstaltung im Winter ist und unbedingt wiederholt werden muß!
Da meine Freundin Judith seit einiger Zeit ja auch Liegerad fährt (ein Challenge Hurricane), hatten wir beschlossen, eine kleine gemeinsame Tour zu unternehmen. Der Einfachheit halber und weil Brandenburg ja in dieser Hinsicht einiges zu bieten hat, entschieden wir uns, dem Havelradweg bis zur Elbe zu folgen und bei Bedarf dann auf dem Elberadweg noch etwas zu verlängern.
Samstag, 11.09.2010
Bereits am Freitag hatten wir unsere Taschen gepackt, Samstag morgen ging es dann ersteinmal zu meinen Eltern zum Frühstück. Es bestand kein Bedarf, extrem früh zu starten, wir wollten nicht Kilometer fressen, sondern einfach ruhiges Urlaubsradeln zelebrieren. Nach dem Frühstück beluden wir unsere Räder und fuhren über den Kronprinzessinnenweg in Richtung Bahnhof Wannsee. Wir kauften Fahrkarten nach Werder/Havel und standen vor der ersten Herausforderung: Zwar gibt es einen Fahrstuhl, mit dem man von der Straßenebene auf die Zwischenebene kommt, Fahrstühle zu den Bahnsteigen aber gibt es nur bei der S-Bahn, der Aufstieg zu den Regionalzügen führt über eine lange Treppe. Die beladenen Räder dort hochtragen fällt nicht unter Spaß.
In Werder angekommen fuhren wir gleich auf der Westseite vom Bahnsteig herunter und fädelten uns nach wenigen hundert Metern auf den Havelradweg ein, der hier zunächst noch für eine Kilometer auf der Straße verläuft, bevor er durch kleinere Dorfstraßen dann zu einem reinen, gut asphaltierten Radweg fernab der Straße und nahe des Havelufers wird. Wir hatten ausgezeichnetes Spätsommerwetter und kamen gut voran. Trotz der super Bedingungen trafen wir nicht auf übermäßig viele andere Radfahrer und so war die Fahrt sehr gemütlich und erholsam.
Dank ihrer mittlerweile gut eingestellten Schaltung meisterte Judith die Hügel auf dem Weg ohne Probleme. Bei unserer letzten kleinen Tour im Münsterland konnte sie das kleine Kettenblatt nicht nutzen und so wurden 5% bereits zu einer Qual. Niederländische Radhändler und -mechaniker bestehen ja immer gerne drauf, daß man das zweite Kettenblatt nicht brauche … wenn man nur mit Schwung mal auf einen Deich fahren muß, es sonst aber komplett flach ist, dann ist das wohl auch wahr.
Wir kehrten auf dem Weg noch in einer kleinen Gastwirtschaft zum Mittagessen ein, kurz vor Brandenburg kauften wir frische Äpfel und Birnen vom Bauern, dann ging esnach Brandenburg hinein, wo wir uns Eis und später noch ein kleines Abendessen gönnten, bevor wir unsere Odyssee zum Campingplatz Buhnenhaus starteten: Ich hatte nicht viel vorbereitet und wir hatten uns den Campingplatz spontan ausgesucht. Unvorsichtigerweise überprüfte ich das Routing des Garmin nicht nocheinmal, bevor wir uns auf den Weg machten. Ein kleine nicht verzeichnete (flache) Treppe an einer Brücke war kein großes Problem, doch dann folgten wir der kürzesten Route – die um diese Tageszeit jedoch einen Haken hatte: Die Fähre fuhr nicht mehr… Und so mußten wir ein gutes Stück zurück fahren und hatten am Ende sicher sechs Kilometer Umweg gemacht. Die allein waren sicher kein großes Ding, aber das bedeutete auch, daß wir das Zelt im Dunkeln aufstellen mußten. Mit der Stirnlampe ging das. Doch die Unmengen an Mücken nervten. Wir schafften es zwar, daß nur eine einzige mit ins Zelt schlüpfte, aber die Aufbauzeit und der Weg zur Dusche hatten gereicht, daß wir beide mächtig zerstochen waren.
Durch die kühle Luft war das Zelt morgens nicht unbedingt trocken, aber die Sonne kam langsam durch und half dabei, die Feuchtigkeit bald zu vertreiben. Ich hängte das Tarp, das nachts unsere Räder abgedeckt hatte noch zum trocknen auf, während wir unsere Dinge zusammenpackten, dann fuhren wir auch bald los. Wegen der vielen Mücken hatten wir uns entschieden, das Frühstück ein paar Kilometer weiter zu uns zu nehmen, jedenfalls ein erstes Kleines, was wir dann mit Blick auf den Breitling See auch taten. Doch auch hier ließen uns die Mücken nicht recht in Ruhe. Nach kurzer Rast fuhren wir weiter in Richtung Kirchmöser, am Ortseingang stießen wir auf einen Campingplatz mit offener Bewirtschaftung und fragten dort nach Frühstück. Kurz nach zehn am Sonntag, Terrasse mit Seeblick. „Na so richtig Frühstück nicht, aber ich guck mal, was ich im Kühlschrank habe!“, sagte die Dame hinter dem Tresen und nach kurzem Blick bot sie an, uns zumindest Rührei machen zu können. So saßen wir dann da, aßen köstliches Rührei, tranken kalte Milch dazu – und kamen uns zwischen den Leuten an den anderen Tischen, die nicht mehr beim ersten Bier waren oder eine Weinflasche auf dem Tisch hatten, etwas deplaziert vor.
Ab Kirchmöser erwarteten uns zunächst einige Straßenkilometer. Zum Glück sind diese Straßen nicht stark befahren und man kommt ab und an durch Dörfer, die etwas Abwechslung bieten. Der Havelradweg führt zunächst somit etwas entfernt von der Havel weiter, aber immer wieder trifft man auf den Fluß, meist in kleinen Orten, die sonntags wie ausgestorben scheinen. Dennoch finden wir hie und da immer mal wieder ein Plätzchen für eine kleine Pause und können auch mal irgendwo einkehren, um etwas zu essen oder zu trinken. Mit knapp über 20°C und viel Sonne zeigt sich das Wochenende nochmal von seiner besten Seite.
Am Nachmittag erreichen wir Rathenow. Um den Mückenschwärmen zu entgehen, die jede auch nur kurze Pause immer schnell zur Qual werden ließen und weil für die Nacht Regen erwartet wird, entscheiden wir uns, nach einem Abendessen im Ort (hervorragenden Fisch gibt es entlang der Havel allerorten!) für eine Pension. Diese heißt Billardcafé Südpark und bietet abgesperrte Unterstellmöglichkeiten für die Räder sowie recht großzügige Räume. Das Billardcafé ist im ersten Stock, abends ist es dort dennoch ruhig und wir haben noch die Chance auf einen kleinen Cocktail zur Nacht.
Nach einer (fast, ein Alarm ging nachts los) ruhigen Nacht packen wir entspannt unsere Sachen und gehen überpünktlich hinauf ins Café – wir hatten uns das Frühstück zu neun Uhr bestellt. Draußen regnet es, drinnen steht ein gut gedeckter Frühstückstisch. Als wir etwas schüchtern fragen, ob wir etwas anderes als Kaffee haben könnten, kriegen wir problemlos kalte Milch – sogar einen ganzen Liter! Wir lassen uns Zeit, laut Regenradar sollte der Regen irgendwann nachlassen und zum Nachmittag ganz aufhören.
Der erste Weg – im leichten Nieselregen – führt uns zur Apotheke. Etwas gegen Mücken muß her, ein Fläschchen zur Prävention, eine Tube zur Nachsorge. Anschließend durchqueren wir nocheinmal Rathenow, dann geht es raus auf die Landstraße. Heute sind wir wieder zu einem guten Teil auf kleinen Fahrradstraßen oder asphaltierten Wegen durch den Wald unterwegs. Der Regen wird auch bald weniger, nur einmal nimmt er für eine Minute kräftig zu – ich hatte zu laut gesagt, daß das bischen Nieselregen doch kaum etwas ausmache. Zum Mittag hört der Regen auf und wir kommen gut vorwärts. Das müssen wir auch, denn jeder Stop konfrontiert uns wieder mit dem Mückenproblem.
Mittags kehren wir in Grütz in der örtlichen Gaststätte ein, typisch Brandenburg. Das Essen ist reichlich und preiswert – und wir haben Glück: Während wir essen geht draußen ein kräftiger Schauer nieder – sobald wir fertig waren, war es draußen auch wieder trocken. Ab hier erwarten uns außer Landstraßen auch mal Plattenwege (aber alle gut fahrbar). Neben den gut vorbereiteten Routen auf dem GPS ist auch die Beschilderung der Wege sehr gut, selbst ohne Karten und Navigationshilfe wären wir hier problemlos weitergekommen.
Nachmittags sind wir in Havelberg und für Judith steht fest: Mit fast 100 Mückenstichen und der Erfahrung, daß die Nervensägen sich auch von Autan nur sehr bedingt abhalten lassen geht es nicht weiter. Nach kurzem Sightseeing, Kuchen, Kirschschorle und Bier fahren wir deshalb von Havelberg weiter nach Glöwen, wo alle Stunde ein Regionalexpress nach Berlin fährt. Das Wetter der nächsten Tage gab uns wohl auch recht mit dieser Entscheidung. Dennoch, bis hierhin war es eine wunderschöne Tour über perfekte Wege (wenn man nicht gerade aufs Kilometerfressen aus ist), die Lust auf mehr machte – vielleicht unter anderen Bedingungen.
Von der RTF (Radtourenfahrt) „Rund um Berlin“ hatte ich schonmal gehört. Für mich ernst genommen hatte ich das bisher nicht. Weit über 200km am Stück zwischen einem Haufen gut trainierter Rennradler? Bei gut über 200km lag bisher mein Maximum. Zugegeben, mit Gepäck durch das hügelige Mecklenburg-Vorpommern (und quasi ohne Langstreckenerfahrung damals) war das sicherlich eine andere kategorie als im Grüppchen relativ flach um Berlin herumzu fahren ohne nennenswerte Beiladung. Trotzdem, der Gedanke lag mir einfach fern.
Vor ein paar Tagen flimmerte über die Mailingliste der [[rennradgruppe.de]] die Anfrage, ob noch andere dabei sein, der der 21. RTF Rund um Berlin – und die Idee, die Runde mit der Rennliege zu fahren keimte in mir. Die Wettervorhersage sah nicht prickelnd aus: Regen, Regen, Regen. Doch ich bereite mich und mein Rad am Samstag vor. Eine Regenfront verharrte knapp östlich von Berlin, von Westen zog nur langsam etwas heran. Ich beschloss, einfach am Sonntag morgen den aktuellen Stand anzuschauen und dann zu entscheiden, ob ich mich auf den Weg machen wollte.
Der Sonntag morgen kam, mein Wecker klingelte um Viertel nach sechs. Totmüde – das ist wirklich nicht meine Zeit – quälte ich mich aus dem Bett, linste aus dem Fenster und schaute im Internet. Akzeptable Temperaturen, leichte Bewölkung, kein immanenter Regen in Sicht. Ich zog mich an, füllte den Wasservorrat auf, trug meinen M5 CrMo Lowracer die vier Stockwerke nach unten und rollte zur S-Bahn. bei so einer langen Tour mußte ich mich nicht 15km im Stadtverkehr einstimmen, ich würde heute noch genug fahren.
Vorher hatte ich mich erkundigt, wie man auf das Liegerad reagieren würde. Nach einem abendlichen Test, wie es sich mit Helm auf dem Lowracer fährt war klar: gehen tut das, aber es engt das Blickfeld nach hinten ein. Diverse Leute beruhigten mich, daß es bei der Veranstaltung zwar gefordert wird, es aber keine Helmpflicht gibt. Ich ließ den Helm also zu Hause.
Um 07:30 Uhr traf ich am S-Bahnhof Olympiastadion ein, war nicht der einzige der mit S-Bahn anreiste und traf die Jungs von der Rennradgruppe. Gemeinsam fuhren wir zum Start. Ich meldet mich an, zalte den Obulus, bekam die Rückennummer (die ich aus praktischen Gründen dann auf die Heckverkleidung und nicht auf meinen Rücken klebte), der Stempelkarte und eine Wegbeschreibung.
Gegen 08:00 Uhr rollten wir zum Start, starteten aber nicht gleich mit dem ersten Pulk, sondern in einer kleineren Gruppe dahinter. Ich hielt mich, auch wenn es nicht so richtig in Schwung kam, bei der Gruppe auf, bis wir Berlin verlassen hatten. Mit dem Liegerad kann man fairerweise nur ganz hinten, ganz vorn oder neben der Gruppe fahren. Als RTF-Neuling wollte ich nicht vorneweg fahren, dazu fehlte mir die Erfahrung. Neben der Gruppe ist im Straßenverkehr nicht immer angebracht. Und hinten dran wird es schnell anstrengend (vor allem wegen der Konzentration und weil man imemr die Schlußnudel beim Überqueren von Ampeln ist).
Ich erledigte also ein dringendes Bedürfnis am Straßenrand und überlegte mir, wie ich weitermachen wollte, während ich meine Aufholjagd auf die Gruppe startete. Ich beschloss, die Gruppe hinter mir zu lassen und allein weiterzufahren. Ich hatte den Lowracer bisher nie weiter als 100km am Stück bewegt und meine Erwartung an ie Veranstaltung war „mal sehen, wie weit ich komme“. 130, vielleicht 150km? Dann ab in die S-bahn und nach Hause.
Als ich alleine davonzog fand ich meinen Tritt und es wurde deutlich entspannter zu fahren. Vor dem ersten Kontrollpunkt überholte ich noch zwei kleine Grüppchen. An der Kontrolle holte ich meinen Stempel ab, wartete noch kurz auf „meine“ Gruppe um mich bei ihnen regulär auszuklinken, genoß die Verpfelgung und machte mich alsdann wieder auf den Weg. Nach und nach holte ich noch einige kleine Grüppchen ein und ließ sie hinter mir. Von der am Start durch einen der Veranstalter prognostizierten Feindseligkeit („ein paar blöde Sprüche wirst Du da wohl hören!“) war nichts zu spüren. Meist hielt ich mich nur kurz am Schluß der Gruppe auf, bevor ich auf freier Strecke dann mit 40+km/h vorbeizog. In ausreichendem Abstand reduzierte ich dann wieder mein Wohlfühltempo von 35-37km/h.
Die Kilometer flogen nur so dahin, bis nordöstlich östlich von Berlin einige schlechte Straßenabschnitte meine fahrt und auch die Freude etwas bremsten. Aber auch das ging vorbei und in den kurzen Gesprächen am Kontrollpunkt oder beim Treffen auf offener Strecke war schnell klar, auch die Rennradkollegen hatten nicht umbedingt Spaß daran. Und zusammen leidet es sich ja doch viel schöner.
Bei Kilometer 160 der Tour merkte ich, wie ich mich langsam der leistungsgrenze näherte, die Reserven waren aufgebraucht und mein Magen tat sich schwer die Nahrung an den Verpflegungspunkten wirklich bei der Anstrengung zu verarbeiten. Mit etwas Willen, einem Powergel und einer etwas längeren Pause am nächsten Kontrollpunkt kriegte ich das aber wieder in den Griff, trotzdem pendelte mein Tacho jetzt nur noch zwischen 30 und 35 km/h. Das Feld war mittlerweile weit auseinandergerissen, so daß mich dennoch keine Gruppen überholten, an die ich mich hätte hängen können. Ich traf ein paar Einzelkämpfer, da ich aber nichts zu geben hatte, entscheid ich mich, dann dort auch lieber einfach vorbeizuziehen. Das Gelände südlich von Berlin kam mir deutlich welliger vor al im Norden, das kann aber auch einfach Einbildung gewesen sein, weil die Anstrengung ihren Tribut forderte.
Die Kontrollpunkte lagen zum Ende der Strecke (zum Glück) dichter beieinander. Ab dem letzten waren es noch etwa 20 Kilometer – aber die hatten es in sich, ging es doch hier nochmal über die Havelchaussee. Trotzdem beschloss ich auch hier, mich nicht an eine Gruppe zu hängen, sondern das in Einzelkämpfermanier anzugehen. Zum ersten mal schaltete ich auf freier Strecke auf das kleine Kettenblatt, als ich den WIlli erklomm. Nehme ich den mit dem Lowracer sonst bei 22-24 km/h, waren jetzt nach über 200km nur noch ca. 18-19km/h drin. Das reichte dennoch, um ein respektvolles „Gute Geschwindigkeit!“ einer Rennradlerin zu erhaschen, die ich überholte. Mit einer kleinen Steigung und etwas Kopfsteinpflaster kam ich endlich am Startpunkt am Olympiastadion wieder an. 221km stabnden auf dem Tacho. 218 waren es offiziell, aber an einer Stelle hatte ich die (sonst hervorragende) Ausschilderung wohl übersehen – und zwei andere mit mir – was mir gute 3km Umweg einbrachte.
Strecke: 221 km
Netto-Schnitt: 32,4 km/h
Brutto-Schnitt: 28,2 km/h
Fahrzeit: 07:51 Stunden
Nach dem Erhalt meiner Urkunde über die Teilnahme und einer kleinen Stärkung fuhr ich dann noch mit Leuten aus der Rennradgruppe, die bald nach mir eintrafen, die letzten 15 Kilometer nach Hause.
Fazit: Jederzeit wieder. Das war ein freundliches Miteinander, an keiner Stelle kam verbissenes Rennfeeling oder ein Kampf der Systeme auf, im gegenteil, ich kriegte interessierte Fragen zu meinem Gefährt gestellt und Respekt ob der gefahrenen Leistung. Nunja, ich hab ja auch niemanden geärgert. beim nächsten mal würde ich vermutlich die Runde gleich von Anfang an allein angehen und meine Pausenzeiten etwas kürzer halten (da fehlt dann die Gruppe, die einen weitertreibt…). Aber jetzt müssen sich meine Beine erstmal erholen.