An diesem Freitag ging es für Manuel und mich sehr früh los: Um kurz nach sieben Uhr verließen wir Berlin mit dem Zug in Richtung Oldenburg. Weder Manuel noch ich hatten in den letzten Jahren einen Fernzug mit einem Fahrrad im Gepäck betreten und so waren wir nach dem ersten Schreck – der Zug fuhr entgegen der im Wagenstandsanzeiger angegebenen Reihenfolge ein – positiv überrascht vom Platzangebot. Dieses war zum Teil sicherlich der Tatsache geschuldet, daß es Freitag Morgen war und für die meisten die Fahrradsaison vermutlich schon vorbei.
Der Morgen war feucht und neblig, so daß wir aus dem Fenster kaum etwas sehen konnten. Doch je näher wir Oldenburg kamen, desto mehr lichtete sich der Nebel und so fingen wir an uns trotz der Müdigkeit, die wir durch Dösen und Tee bekämpften, auf die kommenden Fahrradkilometer zu freuen.
In Oldenburg war die Luft noch immer feucht, aber die Sonne war hinter den Dunstschleiern schon zu erahnen. Ich startete das GPS und gab als Ziel Ihlow ein, wo wir für die Nacht Zimmer gebucht hatten. Auf dem Weg aus der Stadt hielten wir noch kurz an einem Fahrradladen für ein paar Kleinigkeiten, dann ging es hinaus auf die Landstraße.
Die kühle feuchte Luft wich langsam der wohligen Wärme der Sonne und wir genossen die Vorzüge Ostfrieslands: Eine sehr gute Infrastruktur für Fahrräder. Perfekt geteerte Radwege an nahezu jeder Straße luden ein, zügig zu fahren. Da Manuel allerdings ausgerechnet das langsamste Rad aus seiner Flotte für die Tour gewählt hatte mußte ich mit dem Liegerad immer etwas aufpassen, daß ich ihn nicht abhänge.
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In Westerstede entschieden wir, daß wir eine Rast einlegen wollten. Am Markt setzten wir uns zu einem Imbiß in die Sonne, danach gönnten wir uns noch ein Eis, bevor es schließlich weiterging.
In Großefehn zeigte sich die Landschaft von ihrer schönsten Seite, die mit kleinen Gewässern durchzogenen Orte muteten fast schon holländisch an und bei uns stellte sich ein Urlaubsgefühl und Entspannung ein. Den Trubel der Großstadt hatten wir hinter uns gelassen und genossen die Ruhe, die uns umgab.
Am frühen Abend erreichten wir Ihlow und unsere Fremdenzimmer. Das ganze wirkte sehr familiär und wir fühlten uns sofort wohl. Wir verstauten die Fahrradtaschen in den Zimmern, ruhten uns kurz aus und beschlossen zum Abendessen noch einen Abstecher nach Aurich zu machen.
Auf dem Weg nach Aurich tauchte der Sonnenuntergang den Nebel, der aus den Feldern stieg, in ein pastellfarbenes Licht und ließ die landschaft fast unwirklich erscheinen. Bald war es jedoch dunkel und wir testen unsere Beleuchtungsanlagen.
In Aurich angekommen hatten wir in der Innenstadt Probleme, ein passendes Restaurant zu finden. Italienisch oder Chinesisch gab es zwar spontan zur Auswahl, wir hatten uns aber eher auf landestypische Kost festgelegt und wollten am liebsten Fisch haben. Nach einigem Suchen fanden wir in einer Seitenstraße ein Hotelrestaurant, in dem wir einkehrten. In unseren Fahrradklamotten waren wir – gelinde gesagt – auffällig gekleidet, aber die anfängliche Skepsis beim Personal wich schnell, als klar wurde, daß wir auch Radfahrer-Hunger mitgebracht hatten.
Der Rückweg nach Ihlow war ein guter Nachtflug, doch das sanft leuchtende GPS auf dem Tretausleger meiner Speedmachine wies uns zielsicher den Weg und so kamen wir ohne Umwege in unsere Betten.