Frankreich 2014: Paris – Orléans

Ich wachte vor meinem Wecker auf und hatte so noch angenehm viel Zeit. Vor dem Fenster Nebelschwaden und der Blick auf einen der typischen französischen Kanalradwege. War die Tour bis jetzt noch weit entfernt, so erwachte langsam die Lust, endlich mit der Speedmachine wieder unterwegs zu sein. Als ich frisch geduscht in mein Abteil zurück kam und mir mein (doppeltes, so war es schön sättigend) Frühstück gönnte, kam auch langsam die Sonne durch.

image

In Paris Est hält der Nachtzug lang genug, um die Taschen nicht durch den Zug bugsieren zu müssen, sondern gemütlich über den Bahnsteig zu laufen und das Rad dann zu befreien. Noch auf dem Bahnsteig machte ich das Rad komplett reisefertig, dann rollte ich raus und startete das GPS. Paris am Montagmorgen im Berufsverkehr, der erste Tag nach den großen Ferien in Frankreich. Die Vorstellung bereitete mir Kopfzerbrechen. Aber sobald ich losfuhr, zerstreuten sich die Sorgen sofort. Zum einen bietet Paris viele Radspuren – die auch nicht zugeparkt waren – und zu anderen bringen die französischen Autofahrer selbst im Stadtverkehr Radfahrern viel Respekt entgegen. Es wird nicht gedrängelt, nicht gehupt, man lässt Platz und überholt nicht sinnlos. So machte die Fahrt aus Paris heraus bereits Spaß. Der einzige zu dicht überholende Autofahrer: schwarzer BMW, Münchner Kennzeichen. Ein Schuss, ein Treffer sag ich mal.
Da die Strecke mit 145km für den ersten Tag ja relativ lang war und ich im August wenig Gelegenheit zum Training hatte, erwartete ich, langsam voran zu kommen – das ging aber besser als geplant. Was wirklich zuschlug und im Höhenprofil der Planung kaum erkennbar war: Die vielen Hügel zwischen Paris und Orléans. Das kam am Ende auf fast 900hm, meist sanft, manchmal aber auch zwischen 5% und 7% – das spürt man nach dem ersten und langen Tag dann doch.

image

Der Weg selbst war unspektakulär. Teils schöne Landschaften, über lange Strecken aber auch Feld an Feld und Dorf an Dorf. Keine Chance, mal hinter’n Baum zu gehen und in den Dörfern keinerlei Infrastruktur. Kein Bäcker, keine offenen Restaurants. Nichts. Und nur Automatentankstellen. Als ich endlich ein offenes estaurant fand hatte natürlich die Küche zu. Und ein Plätzchen zum Kochen abseits der Straße mit etwas Schatten war auch nicht zu finden. So überstand ich den Tag mit Notrationen und fuhr irgendwann hungrig in Orléans ein.
Ich hatte mir ein Hotel in der Stadt gebucht, das Rad stand sicher, ich konnte duschen und hinterher einen kleinen Stadtspaziergang mit ausführlichem Essen machen. Die Stadt ist wirklich hübsch und lohn sicher mal für einen längeren Besuch.
Noch etwas, was ich völlig unterschätzte, da mit ca. 22°C angenehme Temperaturen herrschten und das Wetter in der letzten Woche in Berlin eher zu wünschen übrig liess: Die Sonne. Morgen besser eincremen.

Frankreich 2014 – eine Spätsommerreise

Lange war im Blog nichts los, das heisst aber nicht, dass ich mein Hobby aufgegeben hätte – eigentlich hätte es noch so einiges zu bloggen gegeben, allein mir fehlte Zeit und Muße! image

Nichtsdestotrotz war für den Spätsommer noch eine Radreise geplant, mit Micha plante ich eine Tour durch die verschiedensten Regionen Frankreichs. Nun ist die Zeit gekommen, ich sitze im Nachtzug nach Paris (den es leider in Kürze nicht mehr geben wird) und starte ab dort meine Tour. Micha musste leider kurzfristig absagen, ich entschloss mich dann dennoch zu fahren. Nach langer Zeit die erste Reise, bei der ich auf mich allein gestellt bin.
Die Tour, so wie sie geplant ist, hält einige Herausforderungen bereit. Ob ich am Ende bereit bin, alle wirklich anzunehmen wird sich zeigen. Drei Wochen sind geplant und vorbereitet sind viele Kilometer Haupt- und Alternativrouten. Die erste Herausforderung wird sein, am Montag morgen, dem ersten nach den französischen Sommerferien, zur Zeit des dicksten Berufsverkehrs aus Paris herauszukommen. Es geht in Richtung Südsüdwest, nach Orléans, wo ich die Loire erreiche, der ich anschließend in Richtung Atlantik folge.
Die Wettervorhersage sieht bisher recht freundlich aus – wenn sich das Wetter an diese Vorhersage hält, habe ich in den ersten Tagen allerbeste Bedingungen. Ich werde natürlich regelmäßig bloggen. Ob das Live-Tracking in der gleichen Regelmäßigkeit funktioniert und mitläuft werden wir dann sehen.

Tag 14: Wien – Berlin (Bahnfahrt)

Für den Samstag war lediglich die Rückfahrt per Bahn angesetzt. Von Wien nach Berlin gibt es einen durchgehenden EuroCity, der allerdings fast zehn Stunden unterwegs ist.
Speedmachine im EC172Nach dem spontan anberaumten Frühstück im Hotel galt es zunächst, die Räder aus dem „Bike Storage“ des Hotels zu befreien: Zwisschenzeitlich hatten zwei andere Radfahrer ihre Fahrräder dort auch abgestellt, aufgrund der Enge des Raum allerdings so, daß wir nicht mehr an unsere Räder und das Schloß herankamen. Mit Hilfe des Hotelpersonals gelang es uns dann aber doch, unsere Räder zu befreien, der Weg über die Tiefgarage zur Strasse war dan auch nur mit Umwegen frei zu kriegen, da das Hotelpersonal die Tür nur nach Klingelsignal öffnen konnte – und die Klingel nur außen vorhanden war…
Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, aber es war kühl und grau – dafür war die Stadt um diese Uhrzeit noch relativ leer, so daß der Weg zum Bahnhof Meidling (wo der Zug ein paar Minuten mehr Aufenthalt hat als im eventuell besser zu erreichenden Simmering).
Bei der Buchung der Tickets war leider eine Reservierung im Wagen 259, der ein etwas großzügigeres Fahrradabteil hat, nicht mehr möglich. Und bei der Menge der Räder und Kinderwagen konnten wir uns auch nicht dort hinein diskutieren. So blieb uns nur, die Fahrradnischen im Wagen 256 zu nutzen. Wir waren vorgewarnt worden, daß diese dermaßen eng seien, daß es unmöglich sei, das Liegerad dort sicher zu befördern. Aber wir versuchten es trotzdem. Zurück in BerlinUnd es klappte. Micha hatte Glück und konnte seine Speedmachine mit dem Vorderrad einhängen, da er auf Grund kürzerer Beine seinen Ausleger wesentlich kürzer eingestellt hat, als das zum Beispiel bei mir der Fall ist. Bei mir ging es mir Tricksen und einigen Spannbändern dann aber auch. Und bei dem Chaos in Wagen 259 war es vermutlich nicht einmal die schlechteste Variante.

Die Fahrt verlief pünktlich, zwischendurch gönnten wir uns noch einen Ausflug in den Speisewagen, während wir durchs Elbtal fuhren. In Südkreuz stiegen wir aus und fuhren nach einer schönen Tour müde nach Haus.

Tag 13: Rossatz – Wien

Die Nacht auf dem übervollen Campingplatz war erwartungsgemäß nicht ganz ruhig und endete früher als geplant durch den wiederkehrenden Alarm irgendeines Telefons im Nachbarzelt. Im Gegensatz zur letzten Zeltübernachtung war das Zelt diesmal doch recht feucht geworden, da die Temperatur nachts ziemlich gefallen war. So packten wir erstmal zusammen und ließen zum Frühstück im Campingplatz-Café die leeren Zelte noch zum trocknen stehen. Da die Sonne langsam rum kam, half dies auch sehr gut.

Der Donauradweg kurz vor WienAnschließend ging es weiter nach Krems, wo ich nochmals versuchte, unsere Bahnreservierungen zu ändern – was aber nicht ging. Von dort fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein auf wirklich hervorragenden Wegen die letzten knapp 90km in Richtung Wien. Meist führt der Radweg in absolut genialer Qualität an der Donau entlang, oben auf dem Deich, so daß man auch etwas sehen kann. Neben Ausflüglern und Reiseradlern waren heute sehr viele Rennradler unterwegs. Wir nutzten die Situation aus, als eine Dreiergruppe mit knapp über 30km/h an uns vorbei kam und ließen uns ein paar Kilometer ziehen. Die Blicke der entgegenkommenden Rennradler oder der überholten oder am Rand pausierenden Radfahrer waren einfach herrlich anzusehen. Allerdings kostet so eine Fahrerei natürlich Kraft, vor allem aber auch Konzentration, um auf dem Weg niemanden auf die Hörner zu nehmen. Und so ließen wir den einzelnen Rennradler von dannen ziehen, als sich die kleine Gruppe trennte und die anderen zwei in eine andere Richtung abbogen.

Skyline von WienSchon bald sahen wir die erste Silhouette von Wien bei einer der Donauquerungen auf Brücken und Kraftwerken, dann fuhren wir auch schon auf guten Radwegen in die Stadt. Hier waren die Wege zwar großzügig, häufig aber mit gemischtem Rad- und Fussverkehr, so daß es etwas langsamer voran ging, aber das kam uns entgegen, so konnten wir ausrollen.
Unser Hotel lag in der Nähe des Tracks, wir mussten nur einmal abbiegen, eine Einbahnstrasse von der richtigen Seite nehmen (wäre vermutlich auch von der anderen Seite gegangen) und checkten in unser reserviertes Zimmer ein. Nach dem Duschen folgte ein kleiner Stadtrundgang, das Hotel hatten wir möglichst zentral gewählt, um zu Fuss weiter zu kommen.
Kaum waren wir zurück aus der Stadt, begann draußen Gewitter, Starkregen und Hagel. Wir dösten etwas, später ging es dann (im anhaltenden Regen) nochmal ein paar Ecken weiter, um ein wenig zu essen.

Rossatz – Wien

Tag 12: Kaiserhof – Rossatz

Wie gewöhnlch erwachten wir heute kurz vor dem gestellten Wecker. Dies war dennoch erstaunlich, denn in der Nacht fuhren nicht nur viele Schiffe auf der Donau vorbei, sondern es rüttelte auch heftiger Wind an den Zelten, der zu dem vorbeiziehenden Gewitter gehörte, so daß wir zwischendurch ein paar mal geweckt wurden. Dennoch war der Morgen schön, denn die Zelte waren trocken und die Temperaturen angenehm.

Breit, glatt, geil!Nach einem kurzen Plausch mit zwei Radfahrern, die in der anderen Richtung unterwegs waren, machten wir uns auf. Wenige Kilometer weiter gab es die Möglichkeit für ein Frühstück, die wir auch freudig nutzten. Danach ging es weiter, wenn ach erst einmal wieder nur ein kurzes Stück bis zum nächsten Café, denn wer viel isst, der muss auch viel … also wir brauchten jedenfalls ein geeignetes Örtchen.
Mittlerweile hatte es aufgeklart, die Sonne kam durch und es wurde angenehm warm. Der Donau-Radweg in Österreich ist auch einfach eine wundervolle Erfahrung. Hallo Deutschland, so geht das! Durchgehend asphaltierte, gut in Schuss, in der Regel gute Beschilderung, der man problemlos auch ohne Karte folgen kann. Die wenigen Umleitung an Baustellen sind auch engmaschig und gut lesbar ausgewiesen. Die DonauDer Radweg führt sehr oft hinter, noch öfter auf dem Deich oder an Uferwegen entlang, so daß man die Donau immer wieder in tollen Perspektiven sehen kann. Überquerungen an Brücken oder (oder Fähren, was wir jedoch nicht testeten) sind auch gut gebaut, führt der Weg an Straßen entlang ist er breit, Straßenüberquerungen sind selten und so gebaut, daß man nicht das Gefühl kriegt, der Planer wollte Radfahrer umbringen (wie ständig in Bayern).

Entlang des Weges gibt es viele Lokale, die auch gut auf Radfahrer eingerichtet sind (sogar Supermärkte, die mir Radweg-Anbindung werben!). Bänke, teils mit Tischen, kommen ab und zu vor, Hinweise auf öffentliche Toiletten finden sich auch am Weg, die eine getestete war tadellos in Ordnung. Der Weg ist 1a und eine absolute Empfehlung!
So geht Radweg!Auch in Österreich ist der 1. Mai ein Feiertag, gefeiert wurde auf diversen Festen in den Orten, die wir durchfuhren. Wir trafen zwar einige Reiseradler, aber die Zahl war überschaubar, öfter kamen uns Rennradler oder Tagesausflügler entgegen. Wirklich eng wurde es aber eigentlich nie, trotz des sonnigen Wetters.

 

Gegen Nachmittag entschieden wir uns, einen Campingplatz kurz vor Krems anzusteuern. Nach einer Kuchenpause hatten wir noch einige Kilometer vor uns, so daß wir kurz nach Sonnenuntergang ankamen. Der Platz war brechend voll, eine andere (sichere) Chance hatten wir aber nicht und so quetschten wir die Zelte noch irgendwo dazwischen.
Am Platz gab es ein nettes Restaurant, wo wir aßen und ein Hotel für Wien vorbuchten (was nicht so einfach war). Nach dem Essen ging es bald in die Zelte (die wir noch zu Ende aufbauen mussten), wir waren nach dem zweiten langen Tag beide recht müde. Dafür waren wir nur noch etwa 90km vor Wien, so daß wir hoffen, noch ein wenig von Wien zu sehen, bevor es am Samstag zurück geht.

Kaiserhof – Rossatz