Offenburg – Berlin (Rückreise)

Kurzfristig hatte sich eine bessere, als die ursprünglich geplante Verbindung ergeben mit freien Fahrradplätzen. So konnte ich entspannt morgens frühstücken und dann in den Regionalzug nach Baden-Baden steigen, der allerdings mit Fussballfans relativ voll war. Irgendwie funktionierte es dann aber doch mit dem Ein- und Aussteigen.

Für Baden-Baden hatte ich sicherheitshalber etwas Puffer eingeplant. Da das örtliche Einkaufszentrum keine fahrradgerechten Möglichkeiten bot und mir die Innenstadt zu weit vom Bahnhof war, landete ich nach einer kurzen Erkundungsrunde in einem Café am Bahnhof, wo ich die Zeit verbrachte, bis mein Zug fuhr. Alles klappte, eine wegen Notarzteinsatz eingefahrene Verspätung von fast 30 Minuten in Frankfurt hatten wir bis Berlin wieder vollständig herausgefahren. Es folgte dann nur noch eine kurze Fahrt vom Südkreuz nach Hause.

Reims – Romilly-sur-Seine

Morgens brauchte ich mehr Zeit als ich gedacht hatte – mit dem früh starten lief es nicht recht. Als ich aus Reims raus war erwartete mich vor allem dies: Steigungen und Gegenwind. An den Steigungen ging es zwar meist mit dem Wind, aber die Abfahrten waren nicht erholsam, weil ich wegen des starken Windes doch treten musste und wenn es einmal flach war, dann ging es auch nur sehr langsam voran.

Weinberge in der Champagne

Belohnt wurden die Mühen mit einem tollen Blick über die Champagne. Neben den Straßen gab es oft prachtvolle Champagner-Anwesen und natürlich weite Weinbaugebiete. Auf den Straßen war leider sehr oft starker Verkehr.

Auffallend war, dass trotz der luxuriösen Anwesen und des offenbar vorhandenen Geldes die Zentren der der kleinen Orte wie ausgestorben waren. Kein öffentlicher Nahverkehr, kein Bäcker, kein Supermarkt und wenn Läden da waren, dann waren die meisten geschlossen.

Eine Quelle

Wegen des starken Gegenwinds und weil mir die Energiereserven ausgingen und vor allem, weil zwischen Romilly-sur-Seine und Auxerre keine sichere Übernachtung (und Essen) mehr zu erwarten war, beendete ich die Etappe frühzeitig nach 100 Kilometern in Romilly-sur-Seine. Ich nutzte die Zeit, um meine Klamotten auszuwaschen und einige Dinge zu klären, die per Mail hereingekommen waren (privat, nicht Arbeit!).

Das Hotel stand am Ortsrand auf einem Supermarktparkplatz, bot so also wenigstens die Möglichkeit, Vorräte aufzufüllen. Später lief ich dann in den Ort und suchte eine Pizzeria auf. Vermutlich neben ein paar Kebab-Läden die einzige Möglichkeit, abends noch etwas zu essen zu bekommen.

Romilly-sur-Seine – Coulanges-sur-Yonne

Der Morgen zeigte sich grau und windig. Das Hotelfrühstück war OK, aber ich hatte ein unfittes Gefühl. Trotzdem ging es um kurz nach 9 Uhr los. Meistens über halbwegs ruhige Landstraßen, mal waren kurze Etappen auf befahrenen Straßen dazwischen. Dennoch blieb es erst einmal dabei: Steigung oder Gegenwind.

Quälend langsame – mit meiner Kondition stand es auch nicht zum Besten – 70 Kilometer brauchte ich, bis ich einen offenen Bäcker fand, wo ich mich mit Quiche Lorraine, Croque Jambon und einem Tiramisu aufpeppeln konnte. Immerhin wurde nach und nach das Wetter besser.

Gewundene kleine Straße

Ab Auxerre war der Wind weg (oder ich in der Abdeckung), es gab keine Steigungen mehr und ich fuhr auf dem wunderbaren Radweg entlang des Canal du Nivernais. Ab hier lief es, so dass ich nach Auxerre dann doch noch einiges an Kilometern abspulen konnte. Während ich den Sonnenschutz im Gesicht erneuert hatte, hatte ich den auf den Beinen zunächst vergessen, was zu einem veritablen Sonnenbrand führte.

Da es auch mittlerweile sehr warm war, die Sonne schien und ich ja auch ganz gut fuhr, ging mir 20 Kilometer vor dem gewählten Tagesziel Coulanges-sur-Yonne dann mein Flüssigkeitsvorrat aus. Zum Glück boten einige der Fahrradrastplätze am Weg Trinkwasser an. In Coulanges-sur-Yonne hatte ich dann ein Hotel. Im Ort gab es am Fluss ein sehr nettes Restaurant mit Gerichten aus regionalen Biohöfen und – ausnahmsweise auf Tour – auch einem tollen Glas Wein abends mit Blick auf den Sonnenuntergang und den Fluss.

Vic-le-Comte (Ruhetag)

Nach dem Aufwachen schrieb ich meiner Gastgeberin eine Nachricht: „Ich brauche nur ein kleines Frühstück, weil ich Magenprobleme habe. Kann ich noch einen Tag länger bleiben?“ – sie brachte mir ein nettes Frühstück, viele Teebeutel und sagte mir, dass ich gerne einen weiteren Tag bleiben konnte. Damit war der Ruhetag eingeplant.

Das Frühstück vertrug ich gut, aber gesund fühlte ich mich noch nicht. Nach einem ruhigen Morgen wagte ich den Gang in den Ort, besorgte mir – nur zur Sicherheit – einen Coronatest (der erwartungsgemäß negativ ausfiel) und stellte fest, dass der kleine Supermarkt im Ort zu hatte.

Ich machte also einen Spaziergang zum eineinhalb Kilometer entfernten großen Supermarkt und besorgte mir verdauungsfreundliche Speisen und Getränke. Den Rest des Tages verbrachte ich in meinem kühlen Taubenschlag. Erst Abends kamen die Lebensgeister wieder und ich hatte sogar Appetit auf eine volle Mahlzeit. Außer einem Pizzaautomaten und einem Pizzabäcker bot der Ort nur ein Restaurant, das an drei Tagen der Woche offen hatte – aber nicht an diesem.

Die Entscheidung fiel also zwangsweise auf Pizza (nur zum Mitnehmen, nicht vor Ort), aber ich war mittlerweile zuversichtlich und es ging mir unerwarteterweise auch danach noch gut. So traf ich die Entscheidung am nächsten Tag die Weiterfahrt zu wagen. Wenn auch mit einem Plan B.

Vice-le-Comte – Issoire (- Béziers)

Nach dem Aufwachen fühlte ich mich ganz gut. Ich frühstückte, heute aus meinen gekauften Vorräten, packte meine Dinge zusammen und setzte mich aufs Rad. Die Beine fühlten sich gut an und ich konnte sogar halbwegs Leistung treten.

Hinter Vic-le-Comte ging es erst einmal ein Stück bergauf. Und hier meldete sich dann doch schnell der Bauch wieder. Nicht schlimm, aber ich wollte es nicht auf die Probe stellen und ging zu Plan B über. Dieser führte mich nach Issoire, von wo aus es eine Bahnverbindung Richtung Béziers am Mittelmeer gab. Das führte zwar den Namen der Tour – Zentralmassiv 23 – etwas ad absurdum, weil ich an selbigem mit dem Rad nur gekratzt hatte, allerdings wollte ich mich hier nicht stressen.

Das Ticket war am Schalter schnell besorgt, dann hatte ich noch etwas Zeit in Issoirs. Ich fuhr einige Runden durch den Ort, dann trank und aß ich noch etwas und buchte ein Hotel, bevor mein Zug gegen halb zwei losfuhr.

Nach dem Umstieg in Neussargues unterhielt ich mich noch mit einem netten anderen Fahrgast, der perfekt deutsch konnte. Zusammen mit den Ausblicken auf die spektakuläre Landschaft ging die Fahrt dann doch recht schnell vorbei. In Béziers angekommen fuhr ich hinauf zu meinem Hotel. Ein altes Gefängnis, die Zimmer sind alte Zellen, allerdings mit eigenem Bad etc. mittlerweile größer und komfortabler hergerichtet, als zur Zeit ihrer originären Benutzung.

Als Abendbrot gönnte ich mir Gallette, dann ließ ich den Blick über Stadt & Land streifen und verzog mich in meine Zelle. Eine Idee, wo ich am nächsten Tag hin wollte, hatte ich noch nicht. Aber definitiv wollte ich in Richtung Meer.