Der Willi war noch nie so harmlos…

Bei einem Spaziergang auf dem zugefrorenen Wannsee am Sonntag war der Gedanke gereift, mit dem Fahrrad auf dem See herumzukurven. Am Dienstag morgen nahm ich mir die Zeit und verabredet mich mit Manuel – der kurzfristig feststellte, daß er nicht den richtigen Reifen am Rad hat – und Solon.

Vormittags unter der Woche war der See im gegensatz zum Sonntag komplett leer. Durch die Schneedecke gab es auch keinerlei Probleme mit der Glätte, dennoch senkte ich den Luftdruck meiner Schwalbe Snow Studs etwas ab – für besseren Grip und etwas Federungskomfort.

Zunächst folgten wir dem vom Wochenende ausgtrampelten Pfad zum Westufer des Sees. Die dünne Neuschneedecke der Nacht machte keine Probleme. Sobald wir aber auf die bisher nicht ausgetrampelten dickeren Schneedecken seitlich auswichen wurde der Rollwiderstand merklich stärker. Die Temperatur lag bei ca. -4°C, die Schneedecke war kalt, trocken und knisterte eisig, wenn die Räder sie durchbrachen. Der Wind hatte den Schnee in unterschiedlich dicke Polster verweht, so daß wir bei 3-4 Zentimeter Schneedecke immer wieder für einige Meter gut vorankamen, dann wechselte sich das mit dickeren Schneedecken von teils bis zu 10 Zentimeter ab, gegen die ich im kleinsten Gang teilweise nur noch im Wiegetritt ankam.

Unser Weg führte an Schwanenwerder vorbei. Wir hatten glücklicherweise den Wind im Rücken – ein kurzer Schlenker in den Gegenwind hatte mir gezeigt, was es heißt, auch dagegen noch ankämpfen zu müssen. Unberührte Schneeflächen, keine Fußabdrücke, keine Spuren von Langlaufski. Wir trennten uns, Solon fuhr an der großen Breite in Richtung Havelchaussee, ich peilte Lindwerder an. je näher ich der Insel kam, desto mehr fühlte ich meien Kräfte schwinden, teilweise erreichte ich selbst im kleinsten Gang mit Wiegetritt gerade mal vier bis fünf km/h.

An der Lindwerder-Fähre fuhr ich auf die Havelchausee, die gut fahrbar war. Nach der Kurve ging es auf die Steigung zum Grunewaldturm hoch. Den Willi mit abgesenktem Luftdruck und dicken Winterschlappen mit 14-16 km/h hochzurauschen (für die Rennradler: auf meinem Stahl-Tourenrad!) fühlte sich nach der Schneefahrt einfach nur erholsam an. Als es dann bergab ging durfte ich meine hydraulischen Felgenbremsen ersteinmal freifahren, Bremswirkung zunächst null: Gute Beschleunigung bei vollem Druck. Erst nach vielleicht 50 bis 60 Metern war die Eisschicht von den Bremsklötzen und Felgen abgefahren und die Bremswirkung setze (recht abrupt – aber ich rechnete ja damit) ein, so daß ich ohne Bedenken das Gefälle hinabrauschen konnte.

Ich nahm den Weg über den Postfenn, brachte oben an der tanke meine Reifen wieder auf Maximaldruck und fuhr dann durch die Stadt zur Arbeit. 28 Kilometer Spaß auf dem Rad und ein Track, wie man ihn auf dem Fahrrad nur sehr selten hinkriegt.

GPS Track vom 02.02.2010

Die 125 km/h im Geschwindigkeitsdiagramm sind eine Fehlmessung in einem durchfahrenen Tunnel.

Januar-Bilanz

Durchgehend Schnee und zum Teil sehr kalte Tage haben den Januar nicht gerade zu einem idealen Monat für das Radfahren im Freien gemacht. Dennoch habe ich es immerhin geschafft, mit dem Aufrechtrad 194km auf der Straße zurückzulegen. Einen großen Anteil, daß dies möglich war tragen mit Sicherheit auch meine Schwalbe Snow Studs, ohne die so manche Fahrt sicher nicht möglich gewesen wäre oder zumindest von ein paar Umfallern begleitet gewesen wäre. So bin ich nur einmal hingefallen: An der Ampel wurde mir schlagartig bewußt, daß die Spike-Reifen auf dem eisigen Untergrund deutlich besseren Halt finden als mein Schuh…

Auf meiner Rennliege, die ja derzeit die Rolle ziert, habe ich 233km im warmen Zimmer zurückgelegt. Klingt nicht so viel, daß ich aber im wesentlichen Grundlagentraining mache, um mir die Ausdauer für die Fahrt zum Nordkap zu erhalten, ist das schon ganz in Ordnung. Zuviel wäre jetzt nicht hilfreich.

Neben den drei langsamen Trainingseinheiten unter der Woche kommt seit drei Wochen noch zweistündiges Spinning am Wochenende dazu. Da kann ich leider keine Kilometer zählen, aber das sind richtig schöne Intervalle, die auch mit viel Kraft (auf dem Spinningbike im Fitnesscenter) gefahren werden. Natürlich sind da teilweise andere Muskelpartien im Spiel als auf dem Liegerad, dennoch sollte dieses Training eine gute Grundlage schaffen, um sich dann belastungsmäßig schnell aufs Liegerad zu adaptieren, sobald es wieder raus auf die Straße geht.

Eine Wintervision

Das Salz auf den Straßen ist ja schon viel weniger, als es das mal vor vielen Jahren war und ich nehme das auch gern zur Kenntnis. Aber manchmal wünschte ich, es ginge noch besser.

Wird es glatt, werden die Straßen für den automobilen Individualverkehr gesperrt. Gestreut wird mit Streuzeug, wie auf Gehwegen, so daß Lieferverkehr und Busse fahren können. Das gesparte Geld wendet man für den öffentlichen Nahverkehr auf und subventioniert ein billiges oder kostenloses Winterticket. Die direkten Einsparungen und der volkwirtschaftliche Vorteil durch vermiedene Luftverschmutzung, verhinderte Unfälle dürfte mehr als ausreichen, die Resourcen für einen dichteren ÖPNV vorzuhalten.

Und ich? Ich könnte endlich mit dem Rad fahren, ohne daß meine Kette zwischen dem morgendlichen und dem abendlichen Ölen rostbraun wird.

Ich weiß, eine Vision und viele ungeklärte Fragen.

Aber dennoch schade, daß da, wo man über solche Visionen entscheiden könnte vermutlich niemand auch nur im Ansatz darüber nachdenkt.

Rollentrainer Saison gestartet

Nach einer selbstauferlegten Trainingspause und in den letzten Wochen auch wenig Möglichkeit, draußen mit dem Liegerad unterwegs zu sein, wurde heute der Trainingsraum im Büro wieder hergerichtet. Da ich vorläufig meinen M5 CrMo Lowracer auf der Rolle fahre, mußte ich diese von 26 auf 28 Zoll umbauen. Das Vorderrad brauchte einen neuen Schlauch. Auf dem Boden mußte die Vibrationsdämmung wieder eingerichtet werden und ich mußte das neue Rad auf meinem Tacx Flow kalibrieren.

Manuel mußte seine Rolle wiederum von 28 auf 26 Zoll umbauen, da er in diesem Jahr auf seinem Challenge Ventus trainiert und nicht auf dem Rennrad. Er nutzt, bis ich meine HP Velotechnik Speedmachine zum Wintertraining ins Büro stelle, mein Laufrad mit dem Hometrainerreifen.

Nachdem wir alles hergerichtet hatten ging es mit dem Training los. Ich gönnte mir statt meines üblichen zehnminütigen Warmups satte 15 Minuten und fuhr bis auf zwei kleine Sprints ein eher ruhiges Training. Eine Stunde, 172 Watt Schnitt und 27 virtuelle Kilometer, das ganze noch bei einem zehnminütigen Cooldown. Weit unterhalb der Werte der letzten Trainingseinheiten im letzten Jahr, allerdings mit voller Absicht. Zum einen hat der Lowracer eine für mich ungewohnte Geometrie und ich muß sicherlich noch die Länge des Auslegers korrigieren, zum anderen sollte man nach einer Trainingspause eh nicht beim ersten mal gleich alles geben.

Spaß gemacht hat es und gut hat es auch getan.

Spikereifen am Upright

Der heftige Wintereinbruch in Deutschland hat die Wartezeiten für passende Fahrradreifen in den letzten Wochen deutlich verlängert. Heute endlich kam der erlösende Anruf vom Fahrradhändler, daß meine Schwalbe Snow Stud geliefert wurden. Ich habe mittags das Rad also kurz dorthin gefahren und mir den Luxus gegönnt, die Reifen dort gleich aufziehen zu lassen.

Abends holte ich das Rad wieder ab und schon der kurze Weg zurück ins Büro durch die Nebensatraßen mit viel Eis und Schnee war eine Offenbarung. Im Gegensatz zu den Road Cruisern, die ich sonst auf diesem Rad habe, konnte ich jetzt absolut sicher und problemlos über die nicht gesalzenen Strecken fahren.

Das ganze machte so viel Spaß, daß ich auf dem Weg nach Hause, trotz des vorherigen Rollentrainings, noch einen kleinen Umweg eingeschoben habe. Ich fuhr auf Radwegen und Bürgersteigen (um die Uhrzeit kein Problem) und vermied die gesalzenen Straßen. Etwas langsamer und anstrengender, aber dafür richtig spaßig!