Tag 18: Belvianes-et-Cavirac – Fitou

Frühstück gab es erst ab acht, aber das kam mir entgegen. Eilig hatte ich es nicht, denn es standen mir nur etwas mehr als 100 Kilometer bevor, die meisten bergab. Da es oben in den Bergen doch recht frisch war – selbst die Menschen aus dem Dorf waren überrascht von der Kälte um diese Jahreszeit – macht es durchaus Sinn, erst später zu starten.

Gegen halb zehn checkte ich also aus und sattelte mein Rad. Als erster stand Gorge de Pierre Lys, eine tollse Felsschlucht, durch die Straße führt, nur wenige Kilometer nach dem Start auf dem Programm. Die Sonne beschien die Felsen weit oberhalb der Straße, unten boten sich tolle Formationen und Überhänge dar.

Auch danach ging es noch eine Weile sanft bergauf. Ich hatte mir trotzdem eine warme Schicht übergezogen. Es wehte starker Wind, zwar von hinten, aber bei gerade etwa elf Grad wollte ich nicht auskühlen. Und nach dem Anstieg kam die Abfahrt. Gerade mit Rückenwind von bis zu 50km/h ging es rasant voran, allerdings hieß es bei jeder Biegung der Straße höllisch aufzupassen, denn Seitenwindböen sind bei Geschwindigkeiten zwischen 50 und 60 km/h dann doch recht herausfordernd.

Mit dem letzten Pass ließ ich auch die Wolken hinter mir und es klarte fast schlagartig völlig auf. Mit der Sonne und immer geringerer Höhe wurde es also auch wärmer.

Bis Estagel folgte ich der D117, ab dort gab es einen ruhigen Radweg, der mich erst bei Cases-de-Pène wieder auf dei D117 bracht, der ich dann abseits der ausgewiesenen Radroute kurz bis Espira-de-l’Agly folgte. Von dort bis Rivesaltes noch einmal kurz über eine ruhige Straße – dann ging es auf die Voie Verte nach Le Barcarès. Da war es dann allerdings mit dem Rückenwind endgültig vorbei. Seitlich, nahezu von vorn manchmal begleitete mich der Wind bis Leucate Plage, wo ich mich mit Gaby traf.

Nach Begrüßung, einem Getränk in einer Bar am Meer und einem Eis fuhren wir dann gemeinsam zu ihr nach Fitou, wo es Essen gab, ich duschen und vor alle meine Klamotten nach mehr als zwei Wochen auf Tour mit allenfalls notdürftigem Ausspülen in der Maschine waschen konnte. Welch Wohltat!

Tag 17: Saverdun – Belvianes-et-Cavirac

Pünktlich um acht Uhr morgens klopfte es zaghaft und die Gastgeberin und ihr kleiner Sohn standen mit einer Tasche mit Frühstück vor der Tür. Ich genoss frische Eierkuchen und selbstgemachte Marmeladen. Anschließend bereitete ich mich kurz auf die Abfahrt vor und los ging es.

Zuerst folgte ich dem Spontantrack bis Foix. Es ging stetig bergan, aber mit mäßigen Steigungen. In Foix hatte ich gute 35 Kilometer hinter mir und lud nun den Track bis Leucate am Mittelmeer – 165 Kilometer lang und nicht mehr komplett für heute. Die meisten Steigungen galt es allerdings dann doch noch heute zu bewältigen und es fing mit der ersten in Foix an.

Die Straßen waren allerdings ruhig und so konnte ich ohne großen Stress dort langsam hoch pedalieren. Ab und zu kam ein Auto, in der Regel wurde gewartet, bis Platz und Sicht frei waren und dann mit großen Abstand überholt, Ausnahmen bestätigten allerdings auch hier die Regel.

Die Temperaturen waren bei eher mäßigen elf bis dreizehn Grad angesiedelt, gut in der Steigung. Es wehte ein starker Wind, dieser kam aber aus westlichen Richtungen und somit hatte ich Rückenwind. Am Ortsausgang von Lavelanet gab es ein offenes Restaurant, das ich für eine Mittagspause mit Essen und trinken nutzte. Leider hatte ich übersehen, dass hinter Lavelanet eine Abfahrt folgte, so dass ich ohne zusätzliche Jacke in diese ging – es wurde so kalt, dass ich zitterte. Zum Glück war sie nicht allzu lang.

Die folgenden Abfahrten, vor allem die lange nach Quillan, ging es dann mit passender Kleidung runter. Allerdings hatte kurz dieser auch leichter Regen eingesetzt, so dass ich sehr vorsichtig fahren musste.

Hinter Quillan in Belvianes-et-Cavirac gab es ein Hotel am Track, das mit gefiel, ich fragte dort nach einem Zimmer, und es gab noch was. So hatte ich etwa die Hälfte der Kilometer zwischen Saverdun und Leucate gemacht, für den kommenden Tag nur einen größeren Anstieg über und vor allem die schöne Pierre-Lys-Schlucht gleich zu Beginn.

Abendessen bot das Hotel, der Ort hatte sonst nicht viel zu bieten – nicht mal einen Supermarkt. So wurde es ein gemütlicher und nicht allzu langer Abend.

Tag 12: Limoges – Angoulême

Ich war früh wach und wollte früh los, aber war dann doch irgendwie länger mit allem möglichen beschäftigt, als geplant. Ich hatte aber immerhin das in meinem Zimmer befindliche Rad komplett reisefertig, als ich zum Frühstück ging.

Nach dem Frühstück gab es noch kleine Probleme mit dem Garmin, ich hatte versucht eine Abkürzungsroute zu schicken, diese wurde aber nicht angezeigt. Also machte ich für die erste Abkürzung des Tages einfach eine Routenberechnung auf dem Gerät, diese war aber nicht ganz so optimal. Aber gut, zumindest schon mal ein paar Kilometer gespart. Höhenmeter gab es trotzdem.

Auch die Strecke am Fluss am Anfang war ein ziemliches Auf und Ab an den Hängen des Tals, da fielen die Hügel, als es dann weiter nach Rochechouart ging kaum noch auf. Dort machte ich Pause, nach knapp 50 Kilometern. Das Dorf war ziemlich dreidimensional, ich musste also einen steilen Anstieg hoch, um zu einem offenen Café zu gelangen. Dort gab es dafür ein tolles Sandwich mit Bio-Käse aus der Region.

Da es immer heißer und die Anstiege immer anstrengender wurden, kürzte ich abermals ab. Wieder ließ ich wie am Vortag zwei schöne Stauseen aus, aber ich war mir nicht sicher, ob ich sonst irgendwo ankommen würde am Abend. Der Weg war sehr schön, es gab Alleen, Kühe, Schafe.

Erst auf den letzten 30 Kilometern wurde die Strecke etwas flacher, sie verlief über weite Teile auf einer alten Bahntrasse. Viel Energie steckte nicht mehr in mir und ich war froh, in Angoulême anzukommen, auch wenn die offizielle Radwegführung eher anstrengend als hilfreich war.

Am Ufer der Charente suchte ich mir ein paar passende Hotels – nicht im Zentrum der Stadt, sondern am Bahnhof. Damit musste ich deutlich weniger steile Anstiege überwinden.

Nach Duschen und Umziehen schlenderte ich durch die Stadt, wo an vielen Häusern Remineszenzen an Asterix, Tin Tin und Co zu finden sind – die Stadt richtet seit 1974 eines der größten Comicfestivals aus. Es gibt viele Restaurants und Bars und so war es nicht leicht, sich für eines zu entscheiden, aber schließlich siegte der Hunger und die Wahl war auch sehr gut. Auf dem Heimweg ging es noch zum Supermarkt, um wieder Geschmack für die Bord-Bar zu bekommen.

Tag 11: Boussac – Limoges

Nach den letzten Tagen plagte mich beim Aufstehen die Frage: würde ich die heutige Etappe schaffen – und was war die heutige Etappe? Ich hatte am Handy mit OSMAnd+ schon am Abend zuvor und nach dem Aufwachen einige Planspiele durch. Und ich entschied mich, Aubusson und den Lac de Vassivière auszulassen und mit ein Spontanplanung nach Limoges zu fahren. Etwas über 120 Kilometer, 1400 Höhenmeter – um den Rückstand durch Krankheit und Ruhetage zumindest etwas herauszufahren und nicht zum Ende der Tour in Probleme zu geraten.

Nach dem Frühstück machte ich alles fertig (ich hatte vorher schon vorbereitet), dann ging es los. 21 (kleine) Anstiege und diverse Hügel standen mir bevor, der erste folgte sogleich hinter Boussac. Insgesamt war der Start in die Strecke aber motivierend, denn meine Beine taten, was sie sollten und die Straßen waren ruhig und schön.

Auch die Temperatur war angenehm, im Laufe des Tages sollte sie allerdings auf gut über 25°C steigen – und wenn zum Nachmittag die Sonne von vorn kommt, dann hilft irgendwann eh nur noch physischer Sonnenschutz, also das Tuch über der Nase und die Sonnenbrille sowie lange Hosen und Ärmlinge.

Das erste Zwischenziel Guéret kam schneller als erwartet, außerdem führte mich mein Track weit am Zentrum vorbei. Danach wurde es allerdings sehr dünn. Ich fuhr durch mehrere Orte – und selbst wenn es in einigen zumindest eine Boulangerie oder einen Mini-Supermarkt gab, dann hatten diese geschlossen.

Und so kam es, dass ich einem kleinen schattigen Rastplatz dann Riegel und einen großen Schluck aus der Trinkblase brauchte, denn viele Höhenmeter standen noch zwischen mir und dem Ziel. Ein ewiges Auf und Ab. Eine kleine Brasserie/Bar fand ich erst im Ambazac, keine 20 Kilometer vor meinem Tagesziel Limoges. Ich nutzte dies zum Trinken und um nach Hotelsituation in Limoges zu schauen. Da dies offenbar kein typisches Ziel von Radfahrern ist – ich hatte zwischendurch nur ein paar heimische Rennradler getroffen – war in den Bewertungen nichts zu sehen von Möglichkeiten (oder Unmöglichkeiten) das Fahrrad sicher unterzubekommen, aber die Buchungssituation schien mir ausreichend entspannt, dass ich es dann einfach drauf ankommen liess.

Die Einfahrt in die Stadt war etwas stressig, weil neben dem Verkehr und verengten Straßen (man muss aber sagen: mit viel Verständnis der Autofahrer) auch immer wieder kleine Anstiege die Fahrt bremsten. Limoges ist eine sehr hügelige Stadt. Auf dem Weg zum ersten Hotel, das ich probieren wollte, standen dann noch ein paar Baustellen im Weg. Trotzdem schaffte ich es und das Hotel hatte ein Zimmer und ich durfte das Rad mit rein nehmen.

Ein kleiner Einkauf und Stadtrundgang sowie das dringend notwendige Abendessen folgten schließlich auch noch.

Tag 10: Nevers – Boussac

Ich war zeitig wach und Beine und Körper fühlten sich bereit an. Ich zog also meine Fahrradklamotten an, packte meine Tasche uns besorgte mir in der Boulangerie ein Frühstück, das ich in der Unterkunft in der kleinen Gemeinschaftsküche verspeiste.

Dann machte ich das Rad fertig, knipste ein Foto mit dem Rad vor dem Café Velo und machte mich auf den Weg zurück zum Canal Lateral du Loire und den Eurovelo 6. Die Loire liess ich damit auch schon wieder hinter mir, es war ein kurzes Zwischenspiel.

Am Kanal überholte ich einen anderen Reiseradler, den ich kurz danach an der Brücke über die Allier wieder traf: er war von Konstanz losgefahren, wollte auf dem EV6 bis zum Atlantik, dann am Atlantik bis zu den Pyrenäen, von West nach Ost durch diese und dann über Rhonetal und die Schweiz wieder zurück nach Konstanz. Respekt, eine große Runde mit unklarer Wettersituation am Ende. Aber er sah aus, als hätte er schon einige Touren hinter sich und viel Erfahrung.

Ich bog dann noch kurz an die Allier ab, verließ diese aber nach wenigen Kilometern auf ruhigen Straßen in Richtung Saint-Amand-Montrond. Bis dahin gab es nur etwas Vorspiel, die Route war noch relativ flach. In Saint-Amand-Montrond machte ich eine kurze Pause an einer Boulangerie, wäre ich eine Ecke weiter gefahren hätte ich gemütlicher sitzen können in einer netten Fußgängerzone bzw. am Marktplatz.

Ab nun an ging es bergauf und bergab im steten Wechsel, insgesamt immer etwas höher. Keine großen Anstiege, meist nur ein bis zwei Kilometer bei vier bis fünf Prozent. Aber die ständigen Lastwechsel und kurze Rampen bei guten zehn Prozent schlauchten.

Nach einem Abstecher auf eine Radroute, die auf teils etwas schlechten Wegen unterwegs war, ging es dann auf eine D-Straße, auf der aber wenig Verkehr war, so dass ich dort relativ ungestört unterwegs war. Ab und zu warnte mich das Radar, dass von hinten etwas käme, meist war aber Ruhe.

In Villers verpasste ich eine Möglichkeit, nochmal eine Bar zu besuchen, so musste trank ich dann einfach während der Fahrt aus meinem Vorrat. Erst in Préveranges machte ich eine Pause auf einer Bank, aß einen Riegel und entschied ab dem Puy Gilbert, nach dem es nur noch bergab gehen sollte bis Boussac, dann die Abkürzung auf der D-Straße zu nehmen, statt wieder auf die kleinen Nebenstrecken auszuweichen.

In Boussac, nach knapp 135 Kilometern und mehr als 1100 Höhenmetern, suchte ich mir schließlich eine Unterkunft. Nach Dusche, Einkaufen, Abendessen fiel ich totmüde ins Bett.