Tag 1: Berlin – Neuruppin

Das lange Wochenende um Himmelfahrt mit Brückentag lud auch wegen des zu erwartenden schönen Wetters zu einer netten Radtour ein. Vormittags brachen wir auf.

Marwitz Dorfteich und Kirche
Marwitz Dorfteich und Kirche

Der Feiertag erlaubte uns, sonst eher ungemütlich stark befahrene Straßen zu nutzen auf dem Weg in Richtung Spandau, wo wir dann in Haselhorst auf den Berlin-Kopenhagen-Radweg einbogen. Am Vatertag bzw. Herrentag war auf dieser Strecke am Wasser natürlich so einiges los, der Weg war ziemlich voll. Der Alkoholpegel hielt sich zu diesem Zeitpunkt erstaunlicherweise noch in Grenzen, so daß man zwar vorsichtig fahren musste, sich aber die Gefahr im Rahmen hielt.

In Hennigsdorf bogen wir vom bevölkerten Radweg ab und schlängelten  uns durch den Ort in Richtung eines kleines Radweges hinüber zur Landstraße, auf der wir zunächst bis Kremmen fuhren.

Zwischen Radensleben und Nietwerder
Zwischen Radensleben und Nietwerder

Dort gibt es eine bewährte Möglichkeit der Versorgung an den Marktscheunen mit ihren diversen Gelegenheiten zum Essen und Rasten. Bei dem Wetter war es hier ziemlich voll – und wegen der vielen Motorräder auch gehörig laut. Dennoch genossen wir unseren Snack, bevor es weiter über’s Land und durch die Dörfer ging. Mit dem fast durchgängig gut nutzbaren Seitenradweg (wie üblich zumindest außerhalb der Dörfer) war die Fahrt aber auch hier angenehm.

Bei Beetz bogen wir dann ab, auf dem Landwirtschaftsweg (Plattenweg, aber relativ zivil) ging es erst über Felder, dann durch kurze Waldstücke. Wir legten eine kleine Pause ein an der eingleisigen Bahnstrecke, die von Neuruppin kommt. Da sich der Zugverkehr naturgemäß in Grenzen hält, konnten wir hier draußen im Nirgendwo wunderbar der Stille lauschen, die nur von ein paar Vögeln „gestört“ wurde.

Der restliche Weg geht bis kurz vor Neuruppin über sehr ruhige Straßen – lediglich die Ortsdurchfahrt Radensleben auf dem unsäglichen Kopfsteinpflaster bzw. den auch nicht viel besseren Fußwegen ist etwas anstrengend.

Neuruppin
Neuruppin

Erstmals fuhr ich hinter Radensleben von der L167 ab und via Nietwerder  nach Neuruppin – eine absolute Empfehlung. Die Straße ist sehr gut, aber quasi kaum befahren. Lediglich der Verkehr über die Brücke nach Neuruppin hinein ist und bleibt ein Ärgernis, aber das ist ja nur ein kurzes Stück.

In Neuruppin hatte ich eine Übernachtung im relativ neuen Fiddler’s Inn gebucht. Definitiv empfehlenswert! Die Unterkunft ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, der Empfang war nett und die Zimmer sind modern, aber stilvoll im schottischen Ambiente gehalten.

Neuruppin selbst hat nicht das ausgiebigste Nachtleben zu bieten, ein paar nette Restaurants (mit leckeren Fischgerichten) und das erwähnenswerte Weinlokal am Neuen Markt waren aber dabei, um den Tag angenehm ausklingen zu lassen.

Oder-Neisse 2015

Dreiländereck Polen-Tschechien-DeutschlandDie Chance auf eine Woche Urlaub im August zusammen mit Susanne musste ich nutzen. Nach den Erfahrungen im Herbst 2013 hatte ich eine Radtour auf dem Oder-Neisse-Radweg vorgeschlagen: Schöne Landschaft, guter Radweg – und die Strecke zwischen Frankfurt/Oder und Forst/Lausitz kannte ich auch noch nicht. Zudem bieten die Orte an der Strecke auch Möglichkeiten für ein wenig Sightseeing und Kultur neben der eigentlichen Tour.

Sonntag: Frankfurt/Oder – Guben

Die Anfahrt mit dem RE nach Frankfurt/Oder gestaltete sich etwas schwieriger als im Normalfall, da wegen Bauarbeiten auf der Stadtbahn die Züge ab Erkner fuhren und wir zunächst mit der S-Bahn dorthin mussten. Auf der Speedmachine hatte ich das Gepäck, Susanne fuhr leicht, die Unterkünfte für die ersten zwei Tage in Guben und Bad Muskau hatte ich vorgebucht, da ich nicht sicher war, wie es mitten in den Ferien am Radweg aussehen würde.

Radfahren auf dem OderdeichAls wir in Frankfurt/Oder ankamen, wollten wir zunächst an der Oder etwas frühstücken – leider waren die wenigen Cafés zu diesem Zeitpunkt alle zu, letztlich fuhren wir nach Słubice und fanden dort ein nettes Café, in dem wir uns stärken konnten.

Die Ausfahrt aus Frankfurt/Oder auf dem Oder-Neisse-Radweg (D12) führt zunächst entlang (zumindest am Sonntag Vormittag) ruhiger Landstraßen, bis es in Brieskow-Finkenheerd endlich auf den Deichradweg geht. Ab diesem Zeitpunkt geht es dann bis auf seltene Ortsdurchfahrten frei von Autoverkehr auf perfekt asphaltierten Radwegen auf oder hinter dem Deich in Richtung Süden. Wir hatten allerdings bei unserer Reise extrem heiße Tage erwischt – und da macht sich bei der Fahrerei auf dem Deich die Kombination aus 34°C und dem Fehlen von schattigen Abschnitten doch bald bemerkbar. Wir vertrugen die Hitze zum Glück beide relativ gut – nur am Abend stellten wir fest, welche Stellen bei der Benutzung der Sonnencreme nicht gut bedacht wurden.

In Fürstenberg (Oder) schauten wir uns kurz um, wollten eigentlich eine kurze Eis- oder Getränkepause machen – allerdings fanden wir kein geeignetes Café, so daß wir dann doch ainfach weiter fuhren. In Ratzdorf, wo die Neisse in die Oder mündet, gab es schließlich eine nette Einkehr für Radfahrer direkt am Weg und wir konnten uns mit Kuchen und größeren Mengen Getränken versorgen – und auch etwas Schatten genießen. Anschließend gab es noch einen kleinen Abstecher an die Neissemündung, dann ging es auch schon weiter auf die letzten paar Kilometer bis Guben.

In Guben hatte ich eine kleine Pension am Stadtrand gebucht, wo wir dann Räder und Gepäck abstellten, uns duschten, umzogen und schließlich zu Fuß in die Altstadt liefen. Nach einer kleinen Stadtbesichtigung (Auskunft des Pensionsbetreibers: „viel zu sehen gibt’s da aber nicht!“) setzten wir uns in das örtliche griechische Restaurant, bevor wir uns auf den Rückweg machten zur Pension. Auffallend immer wieder: die unendliche Stille.

Montag: Guben – Bad Muskau

Am nächsten Morgen, nach einem netten Frühstück, fuhren wir weiter. Vom Hügel aus konnten wir nach Guben rollen, schon in der Stadt bogen wir auf den Radweg ab und waren wieder abseits des Autoverkehrs. Bei Grießen bogen wir kurz vom Radweg ab und folgten einem Hinweisschild auf einen Aussichtpunkt am Tagebau Jänschwalde. Der Blick über diese riesige zerfressene Fläche bedrückend – aber auch beeindruckend. Die Vorstellung, wieviel Landschaft (und teils auch Ortschaften) das in dem kommenden Jahren noch wegnagen wird, fällt ziemlich schwer.

Anschließend führt der Radweg nahe der Bundesstraße 112, bevor er bei Briesnig wieder auf den Deich abbiegt. In Forst (Lausitz) machten wir einen Abstecher in den Ort für eine kleine Stärkung und genügend Getränke. Aufgrund der Hitze und der Frage, wo die bepackten Fahrräder stehen bleiben sollten, streiften wir den Rosengarten nur am Rande und warfen einen Blick über den Zaun.

Pücklerschloß Bad MuskauWeiter geht es am Deich entlang (oder auf demselben), erst einige Kilometer vor Bad Muskau führt der Weg dann auch zunehmend durch den Wald und wir bekommen ein wenig Schatten ab. In Bad Muskau hatte ich uns eine Pension direkt am Marktplatz ausgesucht, so daß wir nach dem Abstellen der Räder und dem Duschen und Umziehen in wenigen Schritten am Pückler-Schloß und mitten im berühmten Park sind.

Die Anlage ist schön wiederhergestellt, wir schauen uns das Schloß und das Schloßvorwerk an, machen dann einen Spaziergang und suchen uns ein Restaurant zum Essen. Auf dem Rückweg entdecken wir eine kleine Gasse, die uns auf den hinter dem Ort liegenden Hügel mit Blick auf Schloß und Park führt, auch ist hier die Ruine einer alten Kirche zu bewundern. Wir genießen den Sonnenuntergang bei einem Spaziergang, finden uns dann noch im örtlichen Café zu einem originalen Fürst-Pückler-Eis ein.

Wegen der Hitze wollen wir bei offenem Fenster schlafen – das laute Brummen einen Hornisse in unserem Zimmer führt dann aber nach dem freundlichen Rausschmiss des Tierchens doch dazu, daß wir zunächst bei geschlossenem Fenster weiter schlafen.

Dienstag: Bad Muskau – Kloster St. Marienthal

Nach dem Frühstück versuchen wir heute etwas früher loszukommen, denn uns steht eine etwas längere Etappe und mit angekündigten 37°C der heisseste Tag bevor. Ich buche uns ein Zimmerchen im Kloster St. Marienthal vor, an das ich gute Erinnerungen von vor zwei Jahren habe.

Aus Bad Muskau heraus führt die Radroute zunächst auf der Bundesstraße entlang, aber schon nach einem kurzen Stück geht es glücklicherweise wieder auf einen Radweg abseits des Verkehrs. Auch wenn die mietsen Autofahrer hier Rücksicht nehmen, nervig ist es dennoch.

Die Neiße in GörlitzDer Weg führt hier nicht mehr auf oder hinter dem Deich entlang, die Neiße läuft in einem Tal und der Weg schlängelt sich durch den Wald und entlang von Feldern. Das sorgt immer wieder für schattige Abschnitte, allerdings gibt es auch immer mal wieder kurze, aber knackige Rampen zum überwinden. Die wenigen Orte am Weg bieten oft keine Gastronomie, aber wir haben genügend Getränke dabei, um uns bis Rothenburg/O.L. selbst zu versorgen. Bei den Temperaturen ist Trinken noch viel wichtiger als sonst, Hunger kommt beim meist eher gemächlichen Tempo nicht so schnell auf.

Hinter Rothenburg/O.L. läuft der Weg abseits der Neisse, auch über einige Zeit an der Straße entlang (mit benutzbarem Seitenradweg). Die Einfahrt nach Görlitz ist aber wegen Bauarbeitren etwas beschwerlich und die Sonne und Hitze macht sich langsam bemerkbar. Wir fahren in die Altstadt. Da wir gut durchgekommen sein und bis zum Kloster St. Marienthal nur noch etwas mehr als 20 Kilometer vor uns haben, können wir uns in Görlitz eine ausführliche Pause leisten – mit viel Trinken und ein wenig Essen. Sogar für eine kleine Stadtbesichtigung (und einen Besuch beim örtlichen Radhändler für ein kleines Ersatzteil) reicht es noch.

Der Weg bis Ostritz verläuft weit genug abseits, aber doch parallel zur Bundesstraße, ein kurzes Stück muss man derzeit noch drauf (angeblich erfolgt der Lückenschluß in Leuba im September, die Bauarbeiten sind in vollem Gange). Der Ort Ostritz zeiht sich dann, bis man das Kloster am Südende erreicht. Nachdem wir uns frischgemacht haben kehren wir zunächst in der Klosterschänke ein, dann erkunden wir noch ein wenig das Gelände, bevor wir im modern eingerichteten Zimmer im Obergeschoss des alten Gemäuers schlafen gehen.

Mittwoch: Kloster St. Marienthal – Zittau / Dresden

Neiße-Radweg kurz vor ZittauVom Kloster aus führt der Radweg bis Hirschfelde durchs idyllische Neissetal. Der Fluss, Wald, eine sich durch das Tal schlängelnde Eisenbahnstrecke mit hohen Brücken sind ein guter Start, nachdem wir zunächst noch ein wenig das Kloster und seine Kirche erkundet hatten. Zwischen Hirschlfelde und Zittau geht es auf einem Radweg entlang der Bundesstraße weiter, erst in Zittau kommen wir zurück an die Neisse.

Als erstes machen wir einen Abstecher zum Dreiländereck, auf der polnisch-tschechischen Seite versteht sich. Von dort fahren wir den Haken nach Süden, um die deutsche Seite auch noch mitzunehmen, dann suchen wir uns einen Weg in die Altstadt von Zittau. Diese erkunden wir per Rad, gönnen uns Getränke und und Eiskaffee, schließlich fahren wir zum Bahnhof um den Zug in Richtung Dresden zu nehmen.

Frankfurt (Oder) – Zittau

In Dresden habe ich uns ein Hotel in der Altstadt gebucht, wir machen einen netten Stadtbummel zu Frauenkirche, Semperoper und Zwinger und feiern meinen Geburtstag mit einem guten Essen in der Altstadt.

Am kommenden Vormittag haben wir noch ein wenig Zeit in der Stadt,  dann geht es per Zug zurück nach Berlin.

37°C und sengende Sonne – eine heiße Runde

Hitze war angesagt für den 4. Juli. 37°C – einer der wärmsten Tage, den die Republik seit langem gesehen hat. Und genau für diesen Tag hatte Andi zur diesjährigen Ketzin-Runde mit den Liegeradlern gerufen.

Liegerad-Berlin.de unterwegsStart der Runde war Spandau, am Bahnhof. Die Anfahrt dorthin am späten Morgen trat ich allein an, ich kam aber recht gut durch und die schon jetzt hohen Temperaturen machten mir auch nicht sonderlich zu schaffen. Meine Strecke führte zudem zu einem guten Teil durch den Grunewald und andere durch Bäume schattige Straßen, so daß es erträglich blieb. Nichtsdestotrotz kam ich durchgeschwitzt in Spandau an und freute mich über eine kurze Pause mit Abkühlung im Bahnhofsgebäude. Um meine Vorräte nicht anzugreifen, kaufte ich mir ein kaltes Getränk.

Micha auf dem HavelradwegAls wir dann vollständig zu unsrer Runde versammelt waren – die Zahl blieb überschaubar – ging es auch bald los. Die Fahrt bis Kladow entöang der belebten Straßen ist etwas nervig wegen des Verkehtrs, aber sei’s drum, danach wird es schön.

Ab Kladow geht es über kleine Straßen raus aus Berlin, dann in Richtung Werder. Über die Dörfer und auf den Nebenstraßen herrscht relativ wenig Verkehr. Ein paar Idioten, die zu eng überholen gibt es natürlich immer, aber das ließ sich an einer Hand abzählen. So erreichten wir mit gutem Tempo schon bald die Eisenbahnbrücke, an deren Seite wir uns über die Havel drängen konnten. Leider ist der Weg hinauf und hinab über die Treppen dort beschwerlich, es existiert zwar eine Schiebeschiene, diese ist jedoch seitlich so dicht neben dem Geländer angebracht, daß der Nutzen quasi null ist.

In Werder machten wir zunächst Pause an der Marina Vulkan Werft, ein kleiner Snack und viel zu trinken. Da meine Eltern zufällig gerade vorbei kamen nutzte ich die Gelegenheit und kühlte mich vom Heck der Andante aus noch in der Havel ab, bevor es weiter ging.

Der Havelradweg ab Werder ist gut ausgebaut, zunächst entlang der Bundesstraße bis Phöben mit einem gut fahrbaren Seitenradweg, ab Phöben auf dem Haveldeich autofrei. Wir folgtem Weg bis zu Fähre Ketzin, wechselten dort die Seiten und fuhren dann auf der anderen Havelseite wieder zurück. Eine geplante Einkehr scheiterte leider daran, daß das Lokal nicht mehr existierte, so mussten wir mit einem Supermarkt in Fahrland Vorlieb nehmen, um uns nochmal mit kalten Getränken zu versorgen.

An der B2 trennten sich die Wege der Gruppe, ich fuhr mit Norbi und Micha in Richtung Wannsee weiter. Dort ging ich Baden, Micha fuhr nach Hause, Norbi setzte sich an der Glienicker Brücke ab um die Rückfahrt durch die Stadt lieber mit der S-Bahn anzutreten.

Liegeradrunde Ketzin 2015

Hitzeschlacht: Berlin – Havelberg

Das verlängerte Pfingstwochenende lud geradezu ein, eine Tour zu machen: Der Sommer war mit aller Macht über Deutschland hereingebrochen. Zwar bedeutete dies neben viel Sonne und blauem Himmel auch Hitze jenseits der 30°C, aber wenn ich ehrlich bin – und wer mich kennt, der weiß, daß ich das genau so meine – Hitze stört mich eigentlich kaum.

Entlang der B5Meine Eltern waren mit der Andante unterwegs und machten Station in Havelberg. Havelberg ist günstig gelegen, denn es ist von Berlin aus angenehm über schöne radrouten zu erreichen und liegt direkt an der Elbe und damit am Elberadweg. Und so entstand der Plan, zuerst nach Havelberg zu fahren und dann in der Hitze einfach dem Elberadweg nach Süden zu folgen, den Abschnitt bis Magdeburg kannte ich noch nicht.

Morgens um 10 Uhr wollte ich starten, der Plan war um 17 Uhr zum Raclette essen am Ziel zu sein. Sieben Stunden sind eine großzügig gewählte Zeit für eine Strecke von knapp mehr als 130km, aber ich dachte darüber nach, mich eventuell zwischendurch mit einem Bad im See abzukühlen. HavellandradwegPünktlich war ich nicht und so startete ich erst ca. 20 Minuten später. Aus Berlin heraus führt der Havellandradweg ab Spandau bis Nauen über eine Schleife, die zwar besser zu fahren ist, als das, was ich geplant hatte, aber eben auch einige Kilometer mehr mit sich bringt. Deshalb wählte ich zum Verlassen der Stadt die Route entlang der Heerstraße und dann über den Radweg, neben der B5. Ab der Stadtgrenze ist die B5 eine Autobahnähnliche Straße, die für den Radverkehr gesperrt ist. Ein mittlerweile größtenteil fahrbarer Radweg geht bis Nauen in etwa parallel. In etwa heisst, es gibt ein paar kleine Schlenker und bei Wustermark gibt es im Ausgleich eine nette Abkürzung. Man fährt am Olympischen Dorf vorbei und mitten durch ein künstliches Shopping-Dorf – das waren dann aber schon die Highlights.

Wie ausgestorben: Dörfer in BrandenburgBei Nauen verlasse ich die B5 und biege – das Zentrum links liegen lassend – auf den Havellandradweg ein. Dieser ist dann abseits der Straße geführt, links und rechts stehen häufig große Büsche (und gefühlt die Holunderversorgung der deutschen Gesamtbevölkerung für die kommenden Jahre), in der Mittagssonne bringt das freileich wenig. Zwischen Ribbeck und Pessin macht der Havellandradweg einen Schlenker nach Paulinenaue, den ich aber auslasse. Stattdessen nehme ich den Radweg neben der hier deutlich ruhigeren B5 bis Pessin. Dort geht es über weitgehend autofreie Landwirtschaftswege oder Fahrradstraßen weiter. Kurz hinter Pessi habe ich im Kopf, daß dort ein See kommt. Aber zum einen läd dieser gerade nicht zum Baden ein und zum anderen bin ich gerade so gut in Fahrt, daß ich dort nicht anhalten möchte.

Kotzen? Na dann...Erst in Kotzen mache ich das obligatorische Ortsschildfoto, dann geht es weiter bis Stechow, wo der Radweg die B188 kreuzt und es eine Tankstelle – und somit die Chance auf etwas Schatten, kühle Getränke und eine Nachfüllmöglichkeit für die Flaschen gibt. Bei rund 30°C ist es immens wichtig, immer genug zu trinken und auch genug Reserven zu haben.

Von Stechwo bis Rathenow geht es dann durch den Wald, das verspricht Schatten. Rathenow Innenstadt ist die ewige Baustelle – auch diesmal muss ich wieder mittendurch meinen Weg bahnen und bin froh, als ich die Havel quere. Hier schwenkt der Havellandradweg dann auch auf den Havelradweg ein. Ich kürze hinter Rathenow noch ein kleines Stückchen bis Göttlin ab. Von dort geht es durch eines der vielen Militärübungsgebiete, aber jetzt größtenteils entlang der Havel, wenn auch selten wirklich in Sichtweite.

Nach ein paar Kilometern Landstraße geht es dann irgendwann über recht neu gemachte Stücke des Havelradwegs, die auch weiter entfernt von der Straße führen. Die Umwege sind meist moderat, die neuen Stücke auch gut asphaltiert und autofrei. Einige ältere Abschnitte sind Landwirtschafts-Plattenwege, auf denen dann auch schonmal ein Auto entgegenkommt – da wünscht man sich dann schon aus Sicherheitsgründen lieber auf die richtigen Straßen zurück. Erataunt bin ich, daß recht wenige Radtouristen unterwegs sind, aber vermutlich ist es die Hitze, die viele abhält.

Raclette auf der AndanteIch nähere ich meinem Ziel, liege gut in der Zeit. Aber die Sonne brennt und ich bereue langsam, zwischendurch nicht doch noch etwas gegessen zu haben. Die letzten Kilometer bis Havelberg sind dann doch ziemlich zäh. Schließlich komme ich dann aber doch um kurz nach 16 Uhr am Wassersportzentrum an, wo meine Eltern schon auf mich warten. Nach kurzer Energieaufnahme erfrische ich mich unter der Dusche, dann gibt es noch ein Eis im Hotel am Hafen und einen kleinen Stadtrundgang (sanfte Bewegung ist gut für die Beine). Spätestens nach dem Raclette an Bord ist die Welt auch wieder in Ordnung.

Es wollte einmal … ein Flughafen werden!

Schon länger lag bei mir eine Streckenplanung für eine kleine Besichtigungstour zur Flughafenbaustelle Berlin-Brandenburg auf Lager. Bei bestem Fahrradwetter mit knapp 20°C und Sonnenschein machte ich mich also nach der Arbeit auf den Weg.

Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER)

Durch die Stadt ging es über ruhige Straßen, das Tempelhofer Feld und die Ostkrone zunächst raus nach Schönefeld. Über den Parkplatz des alten Flughafens fädelte ich mich dann auf eine Zufahrtsstraße zum BER ein – die offzielle Zuführung für Radfahrer ist allerdings weit weniger klar führt irgendwo über die Dörfer.

Langsam wächst Gras drüberDie von mir genutzte Zufahrtsstraße ist eigentlich für Radfahrer gesperrt. Da sie aber aufgrund eines geschlossenen Flughafens, auf dem derzeit auch kaum Bauarbeiten stattfinden und abends schon gar nicht, und ohnehin auf 60km/h begrenzt komplett verwaist ist, schätzte ich die Gefahr als äußerst gering ein – und so war es auch: nicht ein einziges Auto.

Schießlich ging es dann an leeren Parkplätzen vorbei in Richtung Terminalgebäude. Ein paar vereinzelte Wachmänner sorgen dafür, daß man manche Wege (wohl im wesentlichen Baustellenzufahrten, aber auch die Rampe zum Hauptterminal) nicht entlang kommt, der größte Teil des Geländes ist aber frei zugänglich.

Verlassen wirkt alles, gespenstisch und leer. Gerettet wird die Szenerie vom pastellfarbenen Abendlicht. Nur hie und da ein paar Leute, sogar ein Bus hält an einer behelfsmäßigen Haltestelle. Ansonsten: Einsamkeit. Vögel zwitschern. Und da niemand gerne von Schönefeld fliegt stört auch nur ganz selten mal das Geräusch eines in der Ferne startenden oder landenden Flugzeugs.

Idyllisch, naturnah, leiseDurch große Glasfronten kann man Blicke riskieren in Abfertigungsbereiche, bei denen man sich nicht im mindesten vorstellen kann, wie irgendwem erst wenige Tage vor der Eröffnung aufgefallen sein kann, daß das nicht klappen wird. Insgesamt wirkt die Umgebung eher wie ein dem Verfall preisgegebenes, ausgeschlachtetes Gebäude als irgendwas, was in absehbarer Zeit mal ein lebendiger Hauptstadtflughafen werden könnte.

Die leeren Parkhäuser bieten dann eine diese Gelegenheiten, die man selten hat und die man immer schon mal haben wollte: So eine enge Parkhauswendel über viele Stockwerke mit dem Fahrrad hoch- und wieder runterfahren. Gefahrlos, Autos kommen hier nicht rein. Aufpassen muss man nur mit gelegentlich auftretenden Baustellen. Schließlich wird an dem gerade neu errichteten, nie genutzten Parkhaus an allen Ecken und Ende saniert.

Den Rückweg trete ich über kleine Feldwege entlang des Airportzauns an. In meinem Track hatte ich ursprünglich Straßen, aber da es trocken war und die Wege halbwegs fahr sind, nehme ich die Abkürzung. und habe so noch ein paar Blick von außen auf das tote Monstrum. Wer sich das einmal angeschaut hat, der kann nicht ernsthaft annehmen, daß es mit den im Raum stehenden 5,4 Milliarden Euro getan sei. Da kommt mehr. Und noch mehr. Und wenn der Flughafen aus Versehen in absehbarer Zeit eröffnet, dann bestenfalls mit einem Alibibetrieb, während gleichzeitig noch an allen Ecken und Ende gearbeitet wird.

Zurück komme ich über Mahlow, den Mauerweg und schließlich entlang des Teltowkanals. Zeit, im Licht der untergehenden Sonne über das Gesehene zu sinnieren.