Samstag: Bremen – Groningen

Frühstückspause in BremenDa ein langer Tag vor uns stand, der Plan sagte 230 Kilometer voraus, klingelte der Wecker um sieben Uhr. Es ging direkt in die Rad-Klamotten, dann schafften wir etwas Ordnung und sattelten die Speedmachines. Um acht Uhr waren wir am Supermarkt, um ein wenig Frühstück zu kaufen. Von dort suchten wir unseren Weg durch Bremen und hielten an einem netten Brunnen für unsere Frühstückspause.

Nach dem Frühstück, ich hab nicht auf die Uhr geschaut, es dürfte aber mittlerweile ca. neun Uhr gewesen sein, ging es weiter. Aus Bremen raus zunächst durch Delmenhorst, wo wir an einer Tanke nochmal ein wenig mit Kaffe bzw. Kakao nachlegten. Unser Weg führte uns von dort südlich an Oldenburg vorbei an die Ems, wo wir die Mittagspause einlegen wollten.

In Börgermoor, südlich von Papenburg, fragten wir an einer Tankstelle, ob wir auf der Suche nach einem Restaurant nach Papenburg hinein fahren sollten. Willkommen in den NiederlandenDie Dame empfahl uns ein Restaurant in der Nähe („Da arbeitet meine Schwiegertochter!“) und obwohl es einen Kilometer entgegen unserer Fahrtrichtung lag entschieden wir uns dafür. Ein doofer Fehler. Zum einen waren es zwei Kilometer (und damit vier Kilometer Umweg auf einer ohnehin langen Etappe), zum anderen war das Restaurant geschlossen. Toller Tipp! So hielten wir auf dem Rückweg an einem Supermarktgelände und genossen eine Pizza. Ernährungstechnisch nicht der Hit, aber besser als nichts. Nur der Beruhigung durch den gut gefüllten Magen war es wohl zu verdanken, daß wir der Dame an der Tankstelle, die uns das Restaurant empfohlen hatte, nicht noch einen kleinen Besuch abstatteten…

Bei Rhede überquerten wir die Ems, in der Ferne waren die großen Hallen der Werft in Papenburg zu sehen. Schon wenige Kilometer später erreichten wir die niederländische Grenze und posierten für die Beweisfotos am Welkom-Schild.

In Scheemda, kurz hinter Winschoten, legen wir eine weitere kleine Pause ein. Uns stecken bereits einige Kilometer in den Beinen und die Geschwindigkeit ist abgesackt. Der Ort läd in der späten Nachmittagssonne zum Verweilen ein, wir sitzen an einem kleinen Stadthafen und genießen die ruhige Athmosphäre. Und werfen Super-Zündis ein: PowerGel. Radweg bei ScheemdaDas Zeug schmeckt nicht gerade wirklich gut. Aber es hilft: Schon kurz nach der Abfahrt setzt der Turbo ein und wir fahren wieder mit guten Geschwindigkeiten durch die Niederlande in Richtung Groningen.

Der Tageskilometerzähler klettert und klettert. Wir durchqueren Groningen und sind am Ortsausgang bei knappen 200 Kilometern. Theoretisch sollten nur noch 30-40 Kilometer kommen, aber das GPS sagt noch Luftlinie 56km bis zum Hotel in Leeuwarden. Es ist halb neun abends und es liegen damit problemlos noch 70 Straßenkilometer vor uns, im besten Falle sind das drei Stunden, nach der Leistung heute können das aber auch mehr werden. Um die Uhrzeit hat die Rezeption des gebuchten Hotels in Leeuwarden zu. Wir entscheiden uns, in die wunderschöne Innenstadt von Groningen zurückzufahren und uns dort ein Hotel zu suchen, am nächsten Tag wollen wir Groningen-Leeuwarden dann mit dem Zug bewältigen, um die Strecke nach Amsterdam auf einem sinnvollen Niveau zu halten.

In Groningen finden wir in der Innenstadt ein nettes Hotel, das nicht viel teurer ist als das ursprünglich in Leeuwarden reservierte. Wir schieben die Räder und das Gepäck in das enge Zimmer mit einem gemütlichen kleinen Doppelbett, dann geht es ab unter die Dusche – was für ein Genuß.

Obwohl das Leben auf der Straße tobt, sind nach 22 Uhr fast alle Küchen geschlossen und es wird schwierig, etwas zu essen aufzutreiben. Eine Nachfrage im Hotel ergibt dann aber doch noch ein praktischerweise direkt gegenüber liegendes Restaurant mit TexMex Küche, wo wir noch etwas bekommen. Danach geht es zurück ins Hotel – wir sind beide totmüde.

GPS Track vom 23.05.2009

  • Strecke: 202,8 km
  • Schnitt: 24,2 km/h netto, 17,0 km/h brutto
  • Reisezeit: Brutto 12 Stunden

Freitag: Hamburg – Bremen

Lars mußte am diesem Freitag Vormittag noch zur Arbeit, ich hatte die Gelegenheit auszuschlafen – und hab sie auch genutzt. Nach dem Aufstehen machte ich mich in Ruhe abfahrbereit, versuchte die Wohnung in einem halbwegs akzeptablen Zustand zu verlassen und sattelte das Gepäck auf. Mittlerweile war es 12 Uhr mittags.

Der ursprüngliche Plan war ein Treffen am Hauptbahnhof, aber ich entschied mich für den noch ursprünglicheren Plan und verlegte das Treffen von dort in Richtung Liegeradstudio. Da der OpenStreetMap in diesem Bereich scheinbar noch ein paar Verknüpfungen fehlten fuhr ich einen kleinen Umweg, der mir immerhin den Anblick eines landenden Beluga (Airbus Transportflugzeug) einbrachte. So kam ich dann kurz vor Lars am Liegeradstudio an.

Museumshafen ÖvelgönneAuf der Fahrt war mir aufgefallen, daß meine (gerade in Berlin nachgestellte) Bremse am Vorderrad nicht ordentlich zog. Da die Vorderrad-Bremse beim Liegerad die wirklich wichtige Bremse ist und ich auch mit schwerer Beladung unterwegs war, wollte ich bei dieser Gelegenheit schnell die Bremse nachstellen (lassen), alleine ist das ohne Montageständer immer etwas schwierig. Das nachsteellen gelang auch dem Fachmann nur mäßig und so entschied ich mich, den etwas zu kurzen Zug gleich mit tauschen zu lassen: Taschen ab, Maschine auf den Montageständer, Zug auswechseln… Und so fiel dann auch gleich auf, daß nach 3500km mein erster Satz Bremsbeläge runter war (das sieht man bei der Scheibenbremse von außen nur sehr schlecht). ObwohlLars (und ich) natürlich dringen los wollten, war uns beiden die Dringlichkeit dieses Tauschs bewußt und es blieb keine andere Chance.

Da wir die Fähre nach Finkenwerder nehmen wollten, genossen wir eine schöne schnelle Abfahrt zum Museumshafen Övelgönne, leider gebremst durch schleichende Autofahrer. Am Hafen gab es als Stärkung für den Weg noch für jeden zwei Matjesbrötchen, dann kam auch schon unsere Fähre, die uns über die Elbe brachte.

Wir fuhren am Airbusgelände vorbei. Auch wenn leider keine Landung (oder Start) eines A380 beobachten konnten, sahen wir immerhin zwei in verschiedenen Airline-Lackierungen in der Werft. Ein gigantischer Anblick, selbst aus dieser Entfernung. Mit einem Apfel vom Bauern als Wegzehrung, wir befanden uns ja schließlich in einem riesigen Obstanbaugebiet, ging es dann weiter nach Buxtehude und darüber hinaus.

Zwischen zwei RegengüssenKurz hinter Apensen fing es an zu regnen, so daß wir die nächste Gelegenheit nutzten und uns an der Tankstelle in Beckdorf unterstellten. Da wir also eh eine Zwangspause einlegen mußten, versorgten wir uns gleich mit warmem Kakao bzw. Kaffee, Laugenstangen wegen des Salzes und noch etwas Süßem wegen der Kohlenhydrate. Und warteten, daß der Regen aufhörte. Und flirteten mit Alina, der Angestellten von der Tankstelle. Und warteten noch ein wenig. Bis es endlich aufhörte zu regnen.

Der zweite Regen erwischte uns dann in Weertzen.  Zunächst suchten wir an der Seite einer Scheune Unterschlupf, aber als der Regen stärker wurde, reichte der Schutz dort nicht ganz aus. Trotz einer netten Unterhaltung mit einer älteren Frau, die den Hof dort pflegte, entschieden wir uns, ein paar Meter weiter im Wartehäuschen einer Bushaltestelle das Ende des Regens abzuwarten. Immerhin versprach das radarbild, daß es nach diesem Regengebiet bedeutend besser werden würde uns keine größeren Güsse heute mehr zu erwarten seien.

Sonne nach dem RegenHinter Zeven, kurz vor Badenstedt, gab es dennoch den dritten Regenschauer des Tages. Diesmal aber war der Himmel schon freundlicher, der Schauer kurz und wir fanden Schutz an einer Scheune mit weit überhängendem Dach. Nach wenigen Minuten hörte der Regen auf und die Sonne tauchte die Landschaft in intensive Farben, wie man sie nue nach einem kräftigen Regen vor dem Kontrast der grauen Wolken erleben kann.

Wegen der diversen Regenpause und der Verzögerung der Abfahrt durch die Wartungsmaßnahmen an meiner Bremse kamen wir viel später als geplant in Bremen an, erst gegen 21 Uhr. Wir fanden unser Quartier und genossen ersteinmal eine warme Dusche, dann suchten wir uns ein Restaurant. Nach Auskunft eines Ortskundigen fanden wir in nächster Nähe einen offenen Italiener und stärkten uns abermals mit einer Portion Nudeln.

Knie und Beine waren deutlich zu fühlen nach diesem Tag – und die längste Etappe wartete ja auch gleich am nächsten Tag auf uns. Also ging es nach dem Essen auch bald ins Bett.

GPS Track vom 22.05.2009

  • Strecke: 124,8 km
  • Schnitt: 22,75 km/h netto, 13,9 km/h brutto
  • Maximum: 59,12 km/h
  • Reisezeit: Brutto 9 Stunden

Donnerstag: Berlin – Hamburg

Um vier Minuten nach neun ging mein Zug ab Berlin Zoo in Richtung Westen. Die Frage, mit der ich haderte, war, ob ich nach Ludwigslust oder Wittenberge fahren sollte. Wegen der Wettervorhersage zum Abend und um mich vor den kommenden Tagen nicht über Gebühr zu belasten, entschied ich mich für Ludwigslust. Von dort sind es 30, 40 Kilometer weniger bis nach Hamburg, dafür geht es ein langes Stück entlang der Bundesstraße B5 – von Wittenberge aus kann man schön längs Elbe fahren.

Der Kauf der Fahrkarte gestaltete sich schwieriger als geplant, da es am Automaten keine Fahrradkarten gibt. Eine Rückfrage an der Information ergibt, daß der Ticketverkauf erst um neun Uhr öffnet. Erst nach meiner Nachfrage bekomme ich die Information, daß ich selbstverständlich in diesem Falle die Fahrradkarte im Zug nachlösen könne. Oben am Bahnsteig warten schon einige Ausflügler, diverse auch mit Fahrrädern. Der Zug fährt ein – und ist ziemlich voll. Ich kämpfe mich durch das Getümmel mit der vollbepackten Speedmachine. An der ElbeVon der vordersten Tür probiere ich an jeder einzelnen einzusteigen, aber erst an der vorletzten finde ich genügend Platz für mich und mein Rad – im Eingangsbereich, neben zwei Rollstühlen, neben mir findet gerade so noch ein anderer radler Platz. Das hält übrigens diverse Zeitgenossen nicht davon ab, mal ganz dringend (und teilweise mehrfach) genau dort entlang zu müssen. Als eine Frau sich relativ rücksichtlos durchquetscht und ungeniert mein Rad durch die Gegend drückt, am Ende noch den Kopf schüttelt – wenn sie vorher ein Wort gesagt hätte, hätte ich eine Chance gehabt, das Rad kurzfristig etwas aus dem Weg zu nehmen – ist es nur meiner Müdigkeit zu verdanken, daß ich den Gedanken ‚Nimm doch ab, Du fette Kuh‘ unausgesprochen lasse. Zwei Stunden Zugfahrt sind auf diese Weise kein reines Vergnügen.

In Ludwigslust steige ich – endlich – aus. Aber zwischen mir und dem Wunsch, endlich in die Pedale treten zu können, steht zunächst mal ein Hindernis: Es gibt keinen Fahrstuhl, nichtmal einen abgesenkten Gleisübergang, um den Bahnsteig zu verlassen. Einzig eine Treppe. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich schon alle meine Taschen vom Rad nehmen, da fällt mir ein Bahn-Service-Mitarbeiter auf, den ich nach der Lösung des Problems frage. Er bietet sich kurzerhand an, mir beim Tragen zu helfen und so kann ich auch diese Hürde nehmen.

Bis Boizenburg fahre ich auf der Bundesstrasse B5. Wie üblich im Osten der Republik sind Radwege neben der Straße eher unüblich, so daß die Autos dicht an mir vorbeischießen. Ich erinnere mich an die wichtige Regel: Überholen Dich Autofahrer zu dicht, dann fährst Du zu weit rechts. LauenburgDas Beherzigen des Ratschlags bringt mir nicht unbedingt Sympathien, aber in den meisten Fällen hilft es. Ansonsten sind diese ersten 50km eher ereignislos. Ein paar Höhenmeter bremsen mich etwas, das Wetter ist nicht zu warm, nicht zu kalt und ab und zu gbt es auch etwas Sonne.

Ich fahre in Boizenburg durch den Ort und nicht auf der B5. Der Ort ist nicht sonderlich interessant, hält aber eine schöne Steigung für mich bereit. Als ich wieder auf die B5 treffe freue ich mich über einen gut ausgebauten Radweg, dennoch biege ich auf der Hälfte des Weges nach Lauenburg ab und fahre auf einem Radweg am Elbdeich abseits der Straße bis Lauenburg. Leider ist der radweg hinter dem Deich, so daß ich nur mal kurz einen Blick über die Elbe wage, bevor es wieder weitergeht. Lauenburg ist ein sehr schöner Ort an der Strecke, den ich dennoch eher schnell durchquere, denn mein Gefühl sagt: Das Wetter ändert sich. Nach der Durchquerung des Ortes folge ich einem ausgeschilderten Radweg – und treffe auf eine Steigung, die auch im kleinsten Gang nicht mehr zu bewältigen ist, selbst das Hochschieben ist schon extrem anstrengend. Dann geht es wieder auf der B5 weiter, die heute mein ständiger Begleiter sein wird.

Bei Schnakenbek folge ich dem Elberadweg durch das Naturschutzgebiet. Die Natur ist wunderschön und die Fahrt durch den Wald sehr erholsam und so störe ich mich nicht an der Tatsache, daß mich Waldboden, enge Kurven und knackige Anstiege ausbremsen. Lediglich die zwischendurch immer wieder anzutreffenden Sandkuhlen, die mit dem Liegerad mit 20-Zoll-Vorderrad nur durch schieben zu bewältigen sind, lassen mich etwas an der Streckenwahl zweifeln. Bei Tesperhude geht es wieder auf eine Straße bzw. einen besser befestigten Ufweg. Am Kernkraftwerk Krümmel vorbei fahre ich nach Geesthacht.

ElberadwegBei einer Pause mit Blick über die Elbe fallen mir dunkle Wolken auf, die schnell vorüberziehen. Hinter diesen, genau dort, wo ich hin muß, sind noch mehr und noch dunklere Wolken. Ich ahne, was kommt und gebe nach einer kleinen Runde mit Blick über den Hafen ein wenig Gas. Es geht zurück zur B5, die mich ab hier bis nach Hamburg hinein bringt. Doch kurz vo dem Ortsschild von Hamburg, in Börnsen, beginnt der Regen. Ich suche Schutz an einer Tankstelle. Der Regen wird stärker. Kurz überlege ich, ob ich die Regenklamotten anziehe und einfach weiterfahre, aber heftige Windböen, Blitz und Donner gepaart mit sintflutartigen Regenfällen bringen mich schnell wieder von diesem Gedanken ab. Und wirklich, nachdem die Front durch ist hört es auf zu regnen und ich fahre weiter.

Nach wenigen Kilometern, in Hamburg Bergedorf, beginnt es erneut zu regnen. Ich ziehe meine Regenklamotten über und fahre weiter. Bei Billstedt hat der Regen aufgehört, die Sonne kommt durch und die Straßen dampfen. Ich entledige mich wieder der Schutzkleidung und folge einem gut ausgeschilderten Radweg nach Hamburg-Centrum.

Kurz vor dem Berliner Tor aktiviere ich die Routing-Funktion meines GPS (die mit openstreetmap noch immer experimentell ist). Ich biege ab in Richtung Norden und höre schon bald Flugzeuge – ein gutes Zeichen, denn Lars wohnt in der Nähe des Flughafens. Ohne größere Umwege und an wunderschönen Spotterplätzen vorbei, wo noch zwei Maschinen über mich hinweg rauschen kurz vor der Landung, finde ich zu Lars, der mich schon erwartet.

Nach einer warmen Dusche und einem guten Abendessen (Nudeln, was sonst?) schauen wir noch gemeinsam Höllentour, einen Dokumentar-Film über die Tour der France – leider bin ich so müde, daß ich das Ende wohl bei einer anderen Gelegenheit nochmal ansehen muß.

GPS Track vom 21.05.2009

  • Strecke: 136,7 km
  • Schnitt: 22 km/h netto, 18,2 km/h brutto
  • Maximum: 60,88 km/h.
  • Reisezeit: Brutto 7,5 Stunden

Ein langes Wochenende steht an!

Mit Himmelfahrt steht ein verlängertes Wochenende an (wenn man sich den Freitag frei nimmt) – und damit eine ideale Möglichkeit für eine kleine Radtour. Lars hatte dieselbe Idee, allerdings am Freitag noch nicht frei. Und so wuchs die Idee, gemeinsam ein paar Kilometer abzureißen. Zuerst stand Kopenhagen im Raum, aber eine ältere Idee bekam schlußendlich den Vorzug: Amsterdam. Vorteil für Lars: Er war noch nie da. Vorteil für mich: Ich kann danach gleich einen Abstecher nach Tilburg machen.

Damit steht vorläufig der folgende Plan:

Donnerstag

Ich werde mit der Regionalbahn nach Ludwigslust fahren, von dort habe ich dann ca. 120-130km vor mir bis nach Hamburg. Da die Zeit nicht sonderlich drückt, kann ich es mir vermutlich leisten, die Bundesstraße B5 zu verlassen und schönere Wege entlang der Elbe auszuwählen.

Freitag

Mittags machen wir uns zu zweit auf den Weg in Richtung Bremen, wo wir eine günstige Unterkunft für die erste Nacht gefunden haben. Es werden nochmal etwa 120 Kilometer auf dem Tacho stehen.

Samstag

Eine Hammertour: Von Bremen geht es nach Leeuwarden in den Niederlanden. Obwohl uns der Weg dort vorbeiführt, werden wir wohl leider keine Zeit für eine Werftbesichtigung bei der Meyer-Werft in Papenburg haben, noch in Groningen die Ligfietsgaragen besuchen können. Nach guten 230km kehren wir in Leeuwarden in einem Hotel ein.

Sonntag

Die letzte Etappe nach Amsterdam. Als weiteres Highlight steht vorher die Überquerung des Afsluitdijk („Abschlußdeich“, trennt das Ijsselmeer von der Nordsee) an. Gute 140km erwarten uns.

Abends wird Lars wieder nach Hamburg fahren und ich mich nach Tilburg durchschlagen (wohl mit der Bahn). Gut über 600km wird diese Tour bringen und sicher eine Menge Spaß. Die Wettervorhersage läßt bisher hoffen, daß uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Eine ausführliche Berichterstattung wird es natürlich geben.

Durch die Niederlande

Von Delfzijl nach Groningen

Nach dem Aufstehen hieß es ersteinmal, das Gepäck wieder reisefertig zu kriegen, bevor ich zum Frühstück nach unten ging. Das Buffet war nicht gerade Aufsehen erregend, aber es war alles da, was ein Radler zum Frühstück so braucht und ich konnte mich stärken.

Anchließend holte ich mein Rad aus dem Zimmer, dann das Gepäck und checkte aus. Die Dame an der Rezeption war erleichtert, als sie mich mit dem Fahrrad die Treppe runterkommen sah, da sie sich schon Sorgen gemacht hatte, wo es geblieben war (mich hatte sie beim Frühstück schon gesehen, die Sorge galt wohl also wirklich meinem Hab und Gut).

Als ich vor dem Hotel alle Taschen einhängte, das GPS startete und mich vorbereitete, traf ich ein paar Finnen, die auf Montage hier waren. Sie bestätigten mich in meinem gestrigen Entschluß, das Fahrrad auf’s Zimmer zu holen, indem sie erzählten, daß vor der Glastür abends wohl ein seltsamer Typ rumschlich und immer wieder mein Liegrad begutachtete. Verschlossen war die Tür wohl keineswegs.

Ich verabschiedete mich und fuhr los. Das Wetter sah zwar wechselhaft aus, war aber trockener als am Tag zuvor. Durch ein paar kleine Straßen und mit einer nicht imemr völlig optimalen Routenführung (im wesentlichen war sie aber schon in Ordnung) durch das GPS verließ ich Delfzijl mit dem Ziel Groningen. Die Landschaft entlang der Straße war sehr schön und ich fuhr lange entlang eines kleinen Kanals. Es ging zunächst durch Siedlungen hindurch, aber der Radweg bzw. die Straße waren prima zu benutzen. Der Umgang der Niederländer mit Radfahrern ist (natürlich) ebenso freundlich, wie der der Ostfriesen – und damit um Längen besser als man es aus Berlin gewohnt ist. Nur mein Knie schmerzte nach der Kälte, Nässe und Anstrengung des gestrigen Tages etwas – ich war nicht immer diszipliniert und habe manchmal zu schnell hochgeschaltet; das rächte sich nun.

Schließlich fuhr ich durch Groningen. Ich kam an vielen Fahrradgeschäften vorbei und dachte so bei mir: Flickzeug und vielleicht so eine Dose zum Reifen abdichten im Notfall, nebst einer Pumpe. Aber zunächst mal wollte ich den Bahnhof erreichen – und in Utrecht würde es ja sicher genauso viele Fahrradläden geben.

Am Bahnhof versuchte ich dann ersteinmal eine Weile, den Fahrkartenschalter zu finden. Da ich mir bzgl. der Maße meines Leigerades unsicher war, was die Beförderungsbedingungen anging und man mit Bargeld am Automaten eh aufgeschmissen ist (mit einer deutschen ec-Karte im übrigen auch). Der Infostand war unbesetzt. Schließlich aber fand ich (in einem Gang, der zum Bahnhofs-McDonalds führt) den Schalter und konnte erfolgreich eine Fahrkarte lösen.

Dank der Fahrgäste (und nicht der Bahnmitarbeiter) am Bahnsteig konnte ich zum einen in Erfahrung bringen, in welchen Wagen ich einzusteigen hatte und zum anderen warnten mich die Leute dann auch, daß wir wegen einer Störung in einen anderen Zug am gleichen Bahnsteig umsteigen mußten. Schließlich ging es los in Richtung Utrecht.

Track vom 29.09.2008 (Delfzijl-Groningen)

Von Utrecht nach Utrecht

Der Utrechter Bahnhof ist ziemlich groß. Vom Gleis konnte ich mit einem (genügend großen) Fahrstuhl zur über den Gleisen liegenden Verteilerbrück fahren, abwärts zum Ausgang fand ich aber keine passende Gelegenheit und begab mich so ersteinmal hinaus auf den (auch im Obergeschoß liegenden) Parkplatz. Wenn Autos da rauf kommen, dann schaff ich das auch, da runter zu kommen – und zwar über eine für radfahrer gesperrte Rampe. Die niederländischen Autofahrer nahmen das allerdings mit der ihnen eigenen Gelassenheit hin.

Der Weg aus Utrecht hinaus gestaltete sich auch mit GPS-Unterstützung nicht ganz einfach, da immer wieder Passagen kamen, wo der Radweg vollends andere Wege lief, als die Straße. Keine Fahrradgeschäfte in Sicht. Und als ich mich endlich aus dem Getümmel der Stadt heraus und auf dem Weg nach Süden wähnte, da fing es an zu regnen. Hinter einer Schleuse suchte ich dann ersteinmal Schutz unter einer Autobahnbrücke. Und dort passierte es dann: ich wollte das Rad nach dem Regen gerade wieder auf die Straße schieben, da sah ich, daß mein Vorderreifen platt war. Ich fing an zu telefonieren, denn das konnte jetzt dauern. Dann schob ich das Rad vorsichtig die Straße hinauf und sah das nächste Problem: Der Weg, den mein GPS ausgewählt hatte (Fahrradmodus!), mündete geradewegs auf eine Autobahn. Ich stand nun mit einem Platten im wieder einsetzenden Regen auf einer im Bau befindlichen Straßenkreuzung direkt an der Autobahn. Nicht gerade ideal. Nach kurzer Zeit gelang es mir aber, einen Kleintransporter anzuhalten und den Fahrer (der ersteinmal seine Bierdose versteckte, weil er glaubte ich sei die Polizei) zu überzeugen, mein Rad hinten im Transporter und mich vorne mitzunehmen, wenigstens ein paar Kilometer bis zum nächsten Fahrradladen. Er half mir dort sogar noch beim Abladen und wünschte mir Erfolg für die weitere Reise.

Im Fahrradladen fand sich nach längerem Suchen ein Schlauch für mein 20-Zoll-Vorderrad und gegen ein paar Euro konnte ich das Schlauch tauschen den Fahrradtechnikern des Ladens überlassen. Ich überlegte derweil, wie ich nun weiterkäme, da es schon recht spät wurde und noch einige Kilometer vor mir lagen. Ich entschied, nach Utrecht zurückzufahren und von dort den Zug nach Tilburg zu nehmen – vor dem Hintergrund tiefgrauer Wolkenwände sicher keine ganz falsche Entscheidung.

Der Weg nacht Utrecht verlief ohne weitere Vorkommnisse (wenn man mal davon absieht, daß ich einige Kilometer einem anderen Liegeradler gefolgt bin). Am Utrechter Bahnhof bin ich dann gleich wieder die verbotene Rampe hochgefahren. Fahrkarte kaufen ging hier einfach, ich mußte dann nur noch etwas warten, denn in den Niederlanden ist die Fahrradmitnahme im Zug unter der Woche nicht zu jeder Zeit erlaubt. Nach einem kleinen Imbiß schließlich ging es dann weiter in Richtung Tilburg.

GPS Track vom 29.09.2008 (Utrecht-Utrecht)

Durch Tilburg

In Tilburg angekommen sauste ich mit der Speedmachine durch den leichten Regen. Aber für die drei Kilometer und angesichts einer warmen Dusche und der herzlichen Begrüßung durch Judith war Regen dann auch kein Problem mehr.

Track vom 29.09.2008 (Tilburg)