Da ein langer Tag vor uns stand, der Plan sagte 230 Kilometer voraus, klingelte der Wecker um sieben Uhr. Es ging direkt in die Rad-Klamotten, dann schafften wir etwas Ordnung und sattelten die Speedmachines. Um acht Uhr waren wir am Supermarkt, um ein wenig Frühstück zu kaufen. Von dort suchten wir unseren Weg durch Bremen und hielten an einem netten Brunnen für unsere Frühstückspause.
Nach dem Frühstück, ich hab nicht auf die Uhr geschaut, es dürfte aber mittlerweile ca. neun Uhr gewesen sein, ging es weiter. Aus Bremen raus zunächst durch Delmenhorst, wo wir an einer Tanke nochmal ein wenig mit Kaffe bzw. Kakao nachlegten. Unser Weg führte uns von dort südlich an Oldenburg vorbei an die Ems, wo wir die Mittagspause einlegen wollten.
In Börgermoor, südlich von Papenburg, fragten wir an einer Tankstelle, ob wir auf der Suche nach einem Restaurant nach Papenburg hinein fahren sollten.
Die Dame empfahl uns ein Restaurant in der Nähe („Da arbeitet meine Schwiegertochter!“) und obwohl es einen Kilometer entgegen unserer Fahrtrichtung lag entschieden wir uns dafür. Ein doofer Fehler. Zum einen waren es zwei Kilometer (und damit vier Kilometer Umweg auf einer ohnehin langen Etappe), zum anderen war das Restaurant geschlossen. Toller Tipp! So hielten wir auf dem Rückweg an einem Supermarktgelände und genossen eine Pizza. Ernährungstechnisch nicht der Hit, aber besser als nichts. Nur der Beruhigung durch den gut gefüllten Magen war es wohl zu verdanken, daß wir der Dame an der Tankstelle, die uns das Restaurant empfohlen hatte, nicht noch einen kleinen Besuch abstatteten…
Bei Rhede überquerten wir die Ems, in der Ferne waren die großen Hallen der Werft in Papenburg zu sehen. Schon wenige Kilometer später erreichten wir die niederländische Grenze und posierten für die Beweisfotos am Welkom-Schild.
In Scheemda, kurz hinter Winschoten, legen wir eine weitere kleine Pause ein. Uns stecken bereits einige Kilometer in den Beinen und die Geschwindigkeit ist abgesackt. Der Ort läd in der späten Nachmittagssonne zum Verweilen ein, wir sitzen an einem kleinen Stadthafen und genießen die ruhige Athmosphäre. Und werfen Super-Zündis ein: PowerGel.
Das Zeug schmeckt nicht gerade wirklich gut. Aber es hilft: Schon kurz nach der Abfahrt setzt der Turbo ein und wir fahren wieder mit guten Geschwindigkeiten durch die Niederlande in Richtung Groningen.
Der Tageskilometerzähler klettert und klettert. Wir durchqueren Groningen und sind am Ortsausgang bei knappen 200 Kilometern. Theoretisch sollten nur noch 30-40 Kilometer kommen, aber das GPS sagt noch Luftlinie 56km bis zum Hotel in Leeuwarden. Es ist halb neun abends und es liegen damit problemlos noch 70 Straßenkilometer vor uns, im besten Falle sind das drei Stunden, nach der Leistung heute können das aber auch mehr werden. Um die Uhrzeit hat die Rezeption des gebuchten Hotels in Leeuwarden zu. Wir entscheiden uns, in die wunderschöne Innenstadt von Groningen zurückzufahren und uns dort ein Hotel zu suchen, am nächsten Tag wollen wir Groningen-Leeuwarden dann mit dem Zug bewältigen, um die Strecke nach Amsterdam auf einem sinnvollen Niveau zu halten.
In Groningen finden wir in der Innenstadt ein nettes Hotel, das nicht viel teurer ist als das ursprünglich in Leeuwarden reservierte. Wir schieben die Räder und das Gepäck in das enge Zimmer mit einem gemütlichen kleinen Doppelbett, dann geht es ab unter die Dusche – was für ein Genuß.
Obwohl das Leben auf der Straße tobt, sind nach 22 Uhr fast alle Küchen geschlossen und es wird schwierig, etwas zu essen aufzutreiben. Eine Nachfrage im Hotel ergibt dann aber doch noch ein praktischerweise direkt gegenüber liegendes Restaurant mit TexMex Küche, wo wir noch etwas bekommen. Danach geht es zurück ins Hotel – wir sind beide totmüde.
- Strecke: 202,8 km
- Schnitt: 24,2 km/h netto, 17,0 km/h brutto
- Reisezeit: Brutto 12 Stunden



Von der vordersten Tür probiere ich an jeder einzelnen einzusteigen, aber erst an der vorletzten finde ich genügend Platz für mich und mein Rad – im Eingangsbereich, neben zwei Rollstühlen, neben mir findet gerade so noch ein anderer radler Platz. Das hält übrigens diverse Zeitgenossen nicht davon ab, mal ganz dringend (und teilweise mehrfach) genau dort entlang zu müssen. Als eine Frau sich relativ rücksichtlos durchquetscht und ungeniert mein Rad durch die Gegend drückt, am Ende noch den Kopf schüttelt – wenn sie vorher ein Wort gesagt hätte, hätte ich eine Chance gehabt, das Rad kurzfristig etwas aus dem Weg zu nehmen – ist es nur meiner Müdigkeit zu verdanken, daß ich den Gedanken ‚Nimm doch ab, Du fette Kuh‘ unausgesprochen lasse. Zwei Stunden Zugfahrt sind auf diese Weise kein reines Vergnügen.
Das Beherzigen des Ratschlags bringt mir nicht unbedingt Sympathien, aber in den meisten Fällen hilft es. Ansonsten sind diese ersten 50km eher ereignislos. Ein paar Höhenmeter bremsen mich etwas, das Wetter ist nicht zu warm, nicht zu kalt und ab und zu gbt es auch etwas Sonne.
Bei einer Pause mit Blick über die Elbe fallen mir dunkle Wolken auf, die schnell vorüberziehen. Hinter diesen, genau dort, wo ich hin muß, sind noch mehr und noch dunklere Wolken. Ich ahne, was kommt und gebe nach einer kleinen Runde mit Blick über den Hafen ein wenig Gas. Es geht zurück zur B5, die mich ab hier bis nach Hamburg hinein bringt. Doch kurz vo dem Ortsschild von Hamburg, in Börnsen, beginnt der Regen. Ich suche Schutz an einer Tankstelle. Der Regen wird stärker. Kurz überlege ich, ob ich die Regenklamotten anziehe und einfach weiterfahre, aber heftige Windböen, Blitz und Donner gepaart mit sintflutartigen Regenfällen bringen mich schnell wieder von diesem Gedanken ab. Und wirklich, nachdem die Front durch ist hört es auf zu regnen und ich fahre weiter.