Frankreich 2014: La Molina – Platja d’Aro

In der Nacht war ich erst aufgewacht, weil ein Gewitter laut donnernd durchzog, morgens vor dem Wecker, weil Hunde lautes Gebell anstimmten, als die Sonne aufging. Insofern war die Nacht etwas kurz.

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Die Freuden eines ordentlichen Frühstücksbuffets liess ich mir nicht entgehen, speziell, da mir nach dem Losfahren als erstes eine kräftige Steigung bevorstand. Noch einmal ging es auf über 1800 Meter hinauf, dann wählte ich eine kleine Strasse in wunderschöner Landschaft für die erste Abfahrt nach Planes, bevor ich wieder auf die Nationalstrasse stieß und bis Ripoll weiter eine schöne Abfahrt genießen konnte.
Ab Ripoll folgte ich erst einem Bahnradweg, bis ich diesen verliess und ohnehin für meinen letzten Pyrenäenpass nochmal einen Aufstieg auf knapp über 1000 Meter anging. Von dort folgte eine wunderschöne Abfahrt über sanfte Kurven und mit mäßigem Gefälle, so daß ich wenig bremsen musste, trotzdem aber eine gute Geschwindigkeit bekam.
In Olot fuhr ich auf den Bahnradweg auf, der mich an die Küste bringen sollte. Wie erwartet, war dieser nicht asphaltiert, das war anfangs aber unproblematisch. Leider liess die Qualität bald nach. Regen war vor mir durchgezogen und hatte den Radweg teilweise in eine Matschwüste verwandelt. An einer Sperrung verliess ich den Weg und folgte fortan der Straße. Wegen eines leichten Gefälles kam ich sehr schnell voran.

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In Salt bzw. Girona versuchte ich es nochmal mit dem Radweg, gab aber bald genervt auf. Selbst die relativ befahrene Straße war allemale angenehmer zu fahren, zumal in Spanien die Straße kein Kriegsgebiet ist. Irgendwann machte ich eine Pause – die Straße wurde zu einer Art ausgebauter Bundesstraße. Ich hatte Bedenken, dort aufzufahren. Aber zum einen gab es wenig Alternativen – außer den matschigen Radweg – zum anderen verbot kein Schild die Auffahrt. Die Spanier überholten langsam, in weitem Bogen, selbst wenn ich auf dem (nicht allzu breiten, aber OK) Randstreifen fuhr. Und sie empfanden es offenbar als das normalste der Welt, daß dort auch Radfahrer unterwegs sind. Wenn gehupt wurde, dann freundlich, mit Daumen hoch und breitem Grinsen. Kein einziger reagierte genervt, selbst wenn er mal kurz hinter mir warten musste (enges vorbeidrängen kommt für Spanier nicht in Frage).
Irgendwann allerdings wurde die Straße dann zur Autobahn, gesperrt für Radfahrer – selbst auf den paar hundert Metern um eine Ausfahrt weiter zu kommen reagierte niemand sauer! – und ich musste auf den Radweg ausweichen, der hier halbwegs fahrbar war. Ich konnte ihn nach wenigen Kilometern verlassen und fuhr auf einer Straße nach St. Feliu weiter und dort erstmal für den obligatorischen Tweet auf die Mole.
Da St. Feliu nur einen kleinen Strand hat und ich im Mittelmeer baden wollte, suchte ich mir ein Hotel im nächsten Ort, Platja d’Aro. Platja heisst Strand – und davon haben sie hier auch einen ziemlich großen. Dieser liegt allerdings im Gegensatz zur Bucht von St. Feliu ungeschützt – und so traute ich mich abends allein im letzten Licht doch nicht in die tosende Brandung, die mir schon kniehoch fast die Beine wegriss.
Wenigstens war ich von der Gischt nass, zählt also auch als Bad. Nach einer Dusche im Hotelzimmer suchte ich mir ein Restaurant in der Nähe. Auf die Buffetschlacht in meinem Hotel (mit Alleinunterhalter, ihr dürft Euch das begeisterte Publikum vorstellen) hatte ich wenig Lust. Die Entscheidung war sehr gut, ich bekam zu Wellenrauschen sogar eine Paella sserviert (normal gibt es die erst ab zwei Personen).

Frankreich 2014: Sort – La Molina

Man hatte mir zwar angeboten, daß ich bereits vor acht Frühstück haben könnte, da es morgens aber meist noch kühl ist und die Sonne erst einmal über die hohen Berge kommen muss, reicht mir acht Uhr meist aus. Vorher packe ich, so daß es nach dem Frühstück zügig los geht.

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Heute dauerte das Frühstück länger, denn in Spanien gibt es im Hotel auch wieder ein schönes Buffet mit allem, was das Radlerherz (und der Körper) so begehrt. Also außen Kohlenhydraten auch Proteine. Ich hatte vor mir den Port del Cantò und damit einige Höhenmeter – die vor der Hoteltür begannen. Die Auffahrt auf der Nationalstrasse war meist mit 5% relativ flach (nur wenige Stücke gingen mal etwas drüber hinaus), aber dadurch zog sich der Weg nach oben ziemlich.
Einige Baustelle säumten den Weg. Praktisch sind die relativ regelmäßigen Parkplätze, oft mit Tischen und Bänken, schattigen Bäumen und Mülleimern und einer schönen Aussicht. So kann man bei Bedarf leicht eine Pause machen, nach der man auch wieder anfahren kann (wobei das bei 5% ohnehin kein großes Thema ist). Ebenso kommt man ab und zu durch kleine Orte oder an einzeln stehenden Bars bzw. Restaurants vorbei, falls es einem nach einem kalten Getränk oder einem Snack gelüstet. Wirklich essen kann ich mitten in so einer Anstrengung allerdings nicht.
In den Pyrenäen testen die Autokonzerne ihre neuen Modelle, heute kamen mir mindestens drei Erlkönige entgegen. Leider hatte ich nie meine Kamera griffbereit, sonst hätte ich mir ja vielleicht mit ein paar Fotos den Urlaub finanzieren können. Auf einer großen Bergabstrecke am Vortag waren mir bereits lange Kiesbetten mit Kieshaufen als Fangvorrichtung in regelmäßigen Abständen aufgefallen. Man kommt sich wohl entgegen.

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Nach einem langen Anstieg folgt – außer dem obligatorischen Pass-Foto – eine lange Abfahrt. Diese hatte einige flache Stellen bzw. Stellen, an denen es nochmal bergauf ging. Vor allem musste ich meine winddichte Oberbekleidung aber bald loswerden, denn es wurde recht sonnig und warm. Auf den letzten Metern der Abfahrt lieferte ich mir ein Rennen mit drei Rennradlern. Zwei konnte ich abhängen, der dritte hing sich bei über 70 km/h in zwei Meter Entfernung in den Windschatten fremder Autos. Stunts, die ich definitiv nicht mitmachen muss, da verliere ich lieber das Rennen.
Der weitere Verlauf der Strecke war relativ flach. Es gab einen leichten Anstieg von vielleicht 200 Metern über 50 Kilometer. Merklich, aber kaum in den Beinen spürbar. Zwischendurch gönnte ich mir ein Mittagessen. Das Ziel meines Tracks war eigentlich Urtx, aber ich plante kurzfristig meinen Track um (Urtx hatte ich gewählt, weil ich hier auf den ursprünglichen Frankreich-Track zurückkam). Statt einer National wählte ich ab Alp eine Kommunalstraße. Ähnlich viele Höhenmeter auf den nächsten Kilometern, aber etwas steiler. Vor allem aber erlaubte mir die Strecke, noch am Abend viele der Höhenmeter mitzunehmen und dann im Skiort La Molina unterzukommen. Das Hotel war eines der wenigen geöffneten im Ort, der im Moment eher eine Art Sommerschlaf hält, bis die Skisaison wieder losgeht. Zum Frühstück geht es dann nochmal in einen kurzen, aber heftigen Anstieg, dann aber kommt erstmal ein Stück Abfahrt. Damit habe ich der morgigen Etappe diverse Höhenmeter genommen.

Frankreich 2014: Bagnères-de-Luchon – Sort

Irgendwie kam ich schwer in die Gänge, hatte auch Probleme mein Frühstück runter zu bekommen – aber das waren wohl nur Startschwierigkeiten, denn nach dem Losfahren wurde es auch irgendwann besser.

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Da Spanien nur die Alternativroute darstellte, hatte ich mir hier die Pässe in meinen Tracks nicht markiert (ich kam schlicht nicht mehr dazu vor dem Losfahren) und so musste ich mich auf die Schilder und meinen Kilometerzähler verlassen. Als erstes kam der Col du Portillon, der Grenzpass zwischen Frankreich und Spanien. Auf dem Weg nach oben traf ich ein jüngeres französisches Pärchen, das ein paar Tage durch die Pyrenäen pedialierte. Nicht die ersten Tourenradler, die ich sah, aber zumindest die ersten, mit denen ich kurz ins Gespräch kam. Wir machten gegenseitig Fotos während der Fahrt und tauschten diese dann auf dem Pass per Mail gleich aus.
Die beiden machten noch eine kleine Verschnaufpause oben und wollten unten eh in eine andere Richtung, insofern fuhr ich dann alleine runter. Kurz jagte ich die Guardia Civil, die hier die Grenzpatrouille fährt, diese machte aber nach kurzer Zeit brav Platz. Und kümmerte sich so wenig um die in Spanien geltende Helmpflicht, wie sich in Frankreich jemand um die Warnwestenpflicht für Radfahrer außerhalb von Ortschaften kümmert. Zwei offenbar vollkommen sinnlose Gesetze.
Für mich ging es dann durchs Tal, wohl aber schon leicht aufwärts, in Richtung Vielha weiter. Von dort in den nicht sehr steilen, aber durchaus langen Anstieg in Richtung Port de la Bonaigua – mit 2072 Metern mein zweiter und auf dieser Tour letzter Pass über 2000 Meter. Der lange Anstieg zehrte zwar, aber durch die nicht so heftige Steigung an der Seite des Tals über 25km immer höher war er lange nicht so anstrengend, wie der Aufstieg zum Tourmalet. Zum Glück, muss ich sagen. Leider drohte hinter mir schon wieder schlechtes Wetter und kurz vor dem Pass holte mich leichter Regen ein. Nicht nur das, das dumpfe Gewittergrollen, das auf der anderen Talseite seinen Ausgang nahm und durch das Tal rollte ist – quasi Auge in Auge – schon ziemlich respekteinflößend. Zumal wenn man quasi ohne Deckung auf knapp 2000 Metern Höhe steht.
Das obligatorische Foto auf dem Pass schoss ein anderer Rennradler, der mich zweimal ungläubig fragte, ob ich damit jetzt hier hoch gefahren wäre. Ich versicherte ihm bei zweiten mal nicht nur, daß ich das getan hätte, sondern daß es auch viel einfacher als Col d’Aubisque oder Tourmalet war. Er hat’s glaub ich nicht ganz verdaut.

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Auf der Abfahrt erwischten mich (zum Glück leichte) Gewitterböen, Platzregen und ein  Temperatursturz, der sich gewaschen hatte. Man konnte der Gewitterwolke zuschauen, wie sie schnell über den Berg kroch und ins nächste Tal “floss”. Ich fuhr so schnell es bei diesen Bedingungen eben geht die Abfahrt hinunter, bis ich im Tal eine Brücke fand, unter der ich mich kurz unterstellen konnte. Als es weniger regnete, fuhrich ins nächste Dorf, parkte das Rad unter dem Schirm einer Hotelbar und bestellte mir drinnen warmen Tee und Cola.
Nach kurzer Zeit schieb schon wieder die Sonne, die Temperatur kletterte auch von 11°C schnell wieder auf 17° und der Regen hörte auch auf. Vor mir lagen noch etwa 23 Kilometer bis Sort – das meiste davon flach oder mit leichtem Gefälle. Das Aussehen der Pyrenäen war hier ganz anders, als in Frankreich. Lange Täler mit steilen Berghängen zu beiden Seiten. Oft allerdings bis oben bewachsen, auch mit Bäumen – die Baumgrenze ist hier offenbar erst knapp unter 2000 Metern.
In Sort suchte ich mir ein nettes Hotel. Die spanischen Preise – die erheblich niedriger sind als die französischen – erlaubten mir ein nettes 3-Sterne-Hotel. “Bike friendly” stand auf einem kleinen Aufkleber. Es gab einen verschlossenen Fahrradraum mit einzeln mit Schlössern versehenen Abstellplätzen, einem Montageständer und Werkzeug. Das nenne ich wirklich mal “Bike Friendly”!
Abends ging ich dann noch in die Stadt. Ein 4-Gänge-Menü in einem Land, in dem Essen nicht zwangsweise aus Pommes besteht war genau das, was mir noch fehlte. Auf dem Tacho standen die geplanten 100km, weiter als bis Sort wäre ich jetzt nicht gekommen, denn es kommt hinter Sort nicht nur eine lange Steigung, sondern auch nur wenig Ortschaft mit gesicherter Hotellerie.

Frankreich 2014: Sainte-Marie-de-Campan – Bagnères-de-Luchon

Das Hotel bot kein allzu frühes Frühstück, erst am 08:30 Uhr, aber das kam mir entgegen. Nach dem harten Tag zuvor, musste ich es heute nicht allzu  früh und heftig angehen. Zwei bekannte Tour-de-France-Pässe standen mir ja ohnehin noch bevor auf den ersten paar Kilometern.

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Vom Hotel aus gab es erstmal eine kleine Abfahrt in den Ort, dann ging es zunächst sanft aufwärts, bevor sich der erste Pass vor mir erhob, der Col d’Aspin. Die bekannten Schilder für Radfahrer neben der Straße, die jeden Kilometer die aktuelle Höhe, die Passhöhe und die durchschnittliche Steigung auf dem nächsten Kilometer ankündigen. Wobei das mit der durchschnittlichen Steigung ziemlich obsolet ist. Durchschnittlich 3,5% helfen mir wenig, wenn es die nächsten 200 Meter erstmal leicht bergab geht und dann 9% auf dem Programm stehen. Aber nun gut, meistens geht es ja einfach nur rauf bei den Pässen hier.
Auf dem Col d’Aspin waren viele Rennradler unterwegs, viele auch in meine Richtung, die mich auf ihren leichten Carbongeschossen dann zügig überholten. Erstaunt hat mich die für Rennradler auffällige Quote an Cycling Caps. Einen Rennradler konnte ich überholen und vor ihm auf dem Pass ankommen. Stahlrad, Heldenkurbel und vermutlich Teilnehmer der Tour de France. 1910. ich überholte ihn unten und er kam vielleicht 7-8 Minuten nach mir auf dem Pass an. So fit möchte ich in dem Alter auch mal sein. Alle Achtung!

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Im Rückspiegel und auf meiner Regenalarm App kündigte sich allerdings schon an, daß heute das Wetter nicht so hübsch sein würde. Oben auf dem Pass machte ich das obligatorische Foto. Dann war ich damit beschäftigt, eine hochspezialisierte Kuh zu bändigen. Diese wartete in der Nähe des Schildes. Sie liess sich bereitwillig mit allen Touristen fotografieren, liess sich streicheln und schaute brav Richtung Kamera. Ihre eigentliche Obsession waren aber Fahrräder. Also nicht die Fahrräder an sich. Sobald ein Fahrrad unbeobachtet war, weil der Besitzer jemanden suchte, der das Foto mit ihm und dem Schild schießen könnte, trottete die Kuh zum Fahrrad und leckte genüßlich mit ihrer großen Zunge das Salz von Lenker und Sitz. Auch beim Liegerad hatte siie die entscheidenden Stellen schnell identifiziert. So eine Kuh ist relativ groß, schwer und störrisch. Und kräftig. Ich versuchte sie von meinem Sitz wegzuschieben. Sie bewegte sich keinen Zentimeter. Ich redete mit ihr. Nichts. Ich versuchte, sie bei den Hörnern zu packen. Keine Reaktion. Also musste ich irgendwie mein Rad greifen und unter der Kuh weg ziehen. Sie beäugte mich kurz, muhte … und schlich zum nächsten Fahrrad.
Dann setzte der Regen ein. Ich dachte, er käme von hinten und ich könnte ihm schnell wegfahren. Aber zum einen windet sich die Straße, zum anderen schwappt so ein Wetter dann einfach blitzschnell über den Berg. Nach ein paar hundert Metern suchte ich mir eine Stelle unter einem Baum (zum Glück ist die Baumgrenze hier weit oberhalb 1500m) und zog mein Regenzeug über. Mit Brille konnte ich nichts mehr sehen, also nahm ich sie ab. Ohne Brille pieksen die Regentropfen ab 50 km/h fies im Auge. Also starke Nutzung der Bremse. Ohnehin sollte man bei regennasser Straße nicht allzu stark bremsen, also immer sanft die Geschwindigkeit unten halten.
Der Col d’Aspin war voll mit Motorrädern und Wohnmobilen. Erstere grüßten in langen Kolonnen bei der Auffahrt ständig, so daß mir bald der Arm lahm wurde. Zweitere begegneten sich bei der Abfahrt ständig an engen Stellen hinter Kurven und erzeugten einen Stau. Insofern hat mir der Col d’Aspin nicht so gefallen. Spannend warren aber natürlich die ganzen Namen und Sprüche auf der Straße, die Überbleibsel der Tour de France. Deren Geist kann man hier richtig spüren, zumal die Pyrenäen-Etappen bereits seit der Frühzeit der Tour dabei sind.

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Nach der Abfahrt wartete ich den Regen ab, dann ging es ohne Regen und nach nur kurzer Verschnaufpause auf den nächsten Pass, den Col du Peyresourde. Mein letzter Tour de France Pass auf dieser Reise. Denn aus Zeit- und auch aus Konditionsgründen hatte ich beschlossen, in Bagnères-de-Luchon auf meinen spanischen Alternativ-Track mit ein paar Kilometern weniger und vor allem deutlich weniger Höhenmetern abzubiegen. Auf dem Track auf der französischen Seite hätten mich ca. 5000 bis 6000 Höhenmeter mehr in den kommenden 3-4 Tagen erwartet, als auf dem spanischen Track. Das ist in der Zeit für mich kaum oder nur mit sehr großen Strapazen schaffbar.
Oben auf dem Peyresourde lockte eine Crepes-Bude, die offen hatte und mit einer Meute Radfahrer besetzt war. Ich wäre liebend gern dort rein gegangen, allerdings drohte hinter mir diesmal nicht nur Regen, sondern Gewitter. Ich entschloss mich zu einer schnellen Abfahrt auf trockener Straße. Diesmal klappte der Plan auch.
Im Ort strandete ich in einem Blumenfest, nach meiner Umfahrung desselben fand ich trotz der Uhrzeit ein Lokal, wo ich zumindest Brot und Käse ergattern konnte. Als der Regen einsetzte und das Gewitter kam, bot man mir auch gleich ein Zimmerchen zu einem passablen Preis an. Ich nutzte die Chance, denn ein Blick aufs Wetterradar liess Schlimmes vermuten. Regen von mir aus, aber Gewitter in den Bergen brauch ich nicht.

Frankreich 2014: Saint-Jean-Pied-de-Port – Laruns

Als um sieben Uhr der Wecker klingelte, war es draußen noch dunkel. Aber man konnte vor dem Fenster die Nebelschwaden sehen. Als es langsam hell wurde, war es draußen feucht und grau vom Nebel. Der Mann vom Hotel beruhigte mich: “Fog is mean nice weather, very hot today!”.

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Er gab mir noch mehr wertvolle Informationen auf den Weg. Es gäbe auch in den kleineren Orten Hotels, speziell dort, wo die Pilger seien. Die seien auch in der Regel bis nach Sonnenuntergang besetzt. Voll würde es nur m Wochenende mit den Motorradfahrern. Zu meiner gewählten Route meinte er, die sei schön. Die weiter im Norden hätte ja keine ordentlichen Pässe. Und die Pyrenäen seien doch für Radfahrer besser als die Alpen – dort würde man ja teilweise 50, 60 Kilometer durchs Tal fahren, hier ginge es immer gleich wieder rauf. Der kennt seine Klientel.
Die ersten Kilometer fuhr ich relativ flach auf einer großen Straße und im Nebel, es war so feucht, daß ich die Brille absetzen musste. Gegen neun Uhr kam die Sonne durch, langsam kam ich etwas höher. Und dann ging es zum ersten Pass hoch. Rauf zum Azuhiko, 1079 Meter. Es handelete sich um eine sehr kleine Straße, auf dem stundenlangen Anstieg traf ich lediglich fünf oder sechs PKW. Der Anstieg hatte es in sich, wo es rauf ging, da meist mit 10% is 16% – zwischendurch dafür immer flach (oder was man nach so einem Anstieg so dafür hält). Und mir wurde klar, daß ich hier bei der Abfahrt extrem aufpassen müsste: Die Straße schmal, keine Leitplanken – und da es keine Zäune gibt hier oben Pferde und Rinder, die unvermittelt auf der Straße stehen können. Oder ihre Hinterlassenschaften.

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Infrastruktur bot der Pass keine, nicht mal ein Schild oben auf dem Pass für das obligatorische Foto. Dort stand ich dafür von den dort lebenden Pferden argwöhnisch beäugt, nach kurzem für ungefährlich befunden und nicht weiter beachtet. Sonst war niemand da. Ich freute mich auf die Abfahrt. Die war allerdings überraschend kurz, da noch ein kleines Pass anstand. Der hatte ein Schild, war aber so klein, daß er mir im Höhendiagramm meiner Planung vorher nicht so aufgefallen wäre, daß ich ihn markiert hätte. Danach kam dann die ersehnte Abfahrt. Kaum Bremsmanöver, relativ sanft und unbehelligt von auf der Fahrbahn stehenden Tieren. Die lagen alle lieber direkt daneben und blinzelten mich in der Mittagssonne müde an.
Im Tal suchte ich mir ein Restaurant für das Mittagessen. Eine kurze Unterhaltung mit ein paar deutschen Motorradfahrern war ganz angenehm – endlich mal wieder ein Plausch in der eigenen Sprache. Dann ging es weiter. Vor mir lag der Col de Marie Blanche. Bis dahin hatte ich ein Stück zurückzulegen, auch hier ging es immer ein wenig auf und ab. Und dann stand ich um 16 Uhr am Eingang des Passes.

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Infrastruktur für Radfahrer: WC und Wasser am Fuß, eine Beschreibung des Profils und jeden Kilometer mit der aktuellen Höhe, der durchschnittlichen Steigung für den kommenden Kilometer und den Restkilometern bis zum Pass. Durchschnittssteigung knappe 8% auf 9 Kilometer – mit dem kleinen Haken, daß es unten mit 2% losging und nach oben immer steiler wurde. Nicht spektakulär, keine Serpentinen, einfach nur Wald, Tal und: steil. Die letzten 4km waren zwischen 10% und 13% angesiedelt. Ich brauchte insgesamt etwa eindreiviertelstunden bis oben – und war dort kaum zu mehr als einer Art Urschrei fähig. Ich bekam Applaus von einer Gruppe Motorradfahrer.
Die Abfahrt begann sanft, ich machte noch ein paar Fotos – und dann kam der lustige Teil. Leider war ich so doof und liess beim Losfahren noch ein Auto vorbei – hinter dem ich dann die Abfahrt über festhing. Der Autofahrer liess sich aber auch nicht lumpen und gab sein bestes. Auf die Idee, mich einfach mal an passender Stelle überholen zu lassen kam er leider nicht.
Im Tal suchte ich dann die nächsten Orte. Der erste war klein, bot nichts, ich suchte auch nicht speziell, denn es kam ein größerer vor dem nächsten Pass, der jetzt ca. 23km und  1300hm vor mir liegt  – als “Frühstück”. In Laruns traf ich zuerst auf ein Gite d’Hote, das aber voll war. Die Dame bemühte sich aber am Telefon und fand ein anderes im Ort, daß noch ein Platz für mich hatte. Sie meinte: Ziemlich voll am Wochenende. Mir schwebten schon Horrorvorstellungen von Nachtfahrten oder Übernachtungen auf dem Marktplatz vor Augen. Allerdings bieten die Orte hier in der Regel eine Menge Unterkünfte, voll sind zuerst die leicht zu findenden an der Straße. Nach den anderen muss man fragen – suchen war mit meinen Bein kaum noch eine Option.
Die Unterkunft war schön, ich gönnte mir abends noch Gallettes und Crepes und ein Schlückchen Cidre im Ort.