Frankreich 2014: Saint-Jean-Pied-de-Port – Laruns

Als um sieben Uhr der Wecker klingelte, war es draußen noch dunkel. Aber man konnte vor dem Fenster die Nebelschwaden sehen. Als es langsam hell wurde, war es draußen feucht und grau vom Nebel. Der Mann vom Hotel beruhigte mich: „Fog is mean nice weather, very hot today!“.

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Er gab mir noch mehr wertvolle Informationen auf den Weg. Es gäbe auch in den kleineren Orten Hotels, speziell dort, wo die Pilger seien. Die seien auch in der Regel bis nach Sonnenuntergang besetzt. Voll würde es nur m Wochenende mit den Motorradfahrern. Zu meiner gewählten Route meinte er, die sei schön. Die weiter im Norden hätte ja keine ordentlichen Pässe. Und die Pyrenäen seien doch für Radfahrer besser als die Alpen – dort würde man ja teilweise 50, 60 Kilometer durchs Tal fahren, hier ginge es immer gleich wieder rauf. Der kennt seine Klientel.
Die ersten Kilometer fuhr ich relativ flach auf einer großen Straße und im Nebel, es war so feucht, daß ich die Brille absetzen musste. Gegen neun Uhr kam die Sonne durch, langsam kam ich etwas höher. Und dann ging es zum ersten Pass hoch. Rauf zum Azuhiko, 1079 Meter. Es handelete sich um eine sehr kleine Straße, auf dem stundenlangen Anstieg traf ich lediglich fünf oder sechs PKW. Der Anstieg hatte es in sich, wo es rauf ging, da meist mit 10% is 16% – zwischendurch dafür immer flach (oder was man nach so einem Anstieg so dafür hält). Und mir wurde klar, daß ich hier bei der Abfahrt extrem aufpassen müsste: Die Straße schmal, keine Leitplanken – und da es keine Zäune gibt hier oben Pferde und Rinder, die unvermittelt auf der Straße stehen können. Oder ihre Hinterlassenschaften.

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Infrastruktur bot der Pass keine, nicht mal ein Schild oben auf dem Pass für das obligatorische Foto. Dort stand ich dafür von den dort lebenden Pferden argwöhnisch beäugt, nach kurzem für ungefährlich befunden und nicht weiter beachtet. Sonst war niemand da. Ich freute mich auf die Abfahrt. Die war allerdings überraschend kurz, da noch ein kleines Pass anstand. Der hatte ein Schild, war aber so klein, daß er mir im Höhendiagramm meiner Planung vorher nicht so aufgefallen wäre, daß ich ihn markiert hätte. Danach kam dann die ersehnte Abfahrt. Kaum Bremsmanöver, relativ sanft und unbehelligt von auf der Fahrbahn stehenden Tieren. Die lagen alle lieber direkt daneben und blinzelten mich in der Mittagssonne müde an.
Im Tal suchte ich mir ein Restaurant für das Mittagessen. Eine kurze Unterhaltung mit ein paar deutschen Motorradfahrern war ganz angenehm – endlich mal wieder ein Plausch in der eigenen Sprache. Dann ging es weiter. Vor mir lag der Col de Marie Blanche. Bis dahin hatte ich ein Stück zurückzulegen, auch hier ging es immer ein wenig auf und ab. Und dann stand ich um 16 Uhr am Eingang des Passes.

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Infrastruktur für Radfahrer: WC und Wasser am Fuß, eine Beschreibung des Profils und jeden Kilometer mit der aktuellen Höhe, der durchschnittlichen Steigung für den kommenden Kilometer und den Restkilometern bis zum Pass. Durchschnittssteigung knappe 8% auf 9 Kilometer – mit dem kleinen Haken, daß es unten mit 2% losging und nach oben immer steiler wurde. Nicht spektakulär, keine Serpentinen, einfach nur Wald, Tal und: steil. Die letzten 4km waren zwischen 10% und 13% angesiedelt. Ich brauchte insgesamt etwa eindreiviertelstunden bis oben – und war dort kaum zu mehr als einer Art Urschrei fähig. Ich bekam Applaus von einer Gruppe Motorradfahrer.
Die Abfahrt begann sanft, ich machte noch ein paar Fotos – und dann kam der lustige Teil. Leider war ich so doof und liess beim Losfahren noch ein Auto vorbei – hinter dem ich dann die Abfahrt über festhing. Der Autofahrer liess sich aber auch nicht lumpen und gab sein bestes. Auf die Idee, mich einfach mal an passender Stelle überholen zu lassen kam er leider nicht.
Im Tal suchte ich dann die nächsten Orte. Der erste war klein, bot nichts, ich suchte auch nicht speziell, denn es kam ein größerer vor dem nächsten Pass, der jetzt ca. 23km und  1300hm vor mir liegt  – als „Frühstück“. In Laruns traf ich zuerst auf ein Gite d’Hote, das aber voll war. Die Dame bemühte sich aber am Telefon und fand ein anderes im Ort, daß noch ein Platz für mich hatte. Sie meinte: Ziemlich voll am Wochenende. Mir schwebten schon Horrorvorstellungen von Nachtfahrten oder Übernachtungen auf dem Marktplatz vor Augen. Allerdings bieten die Orte hier in der Regel eine Menge Unterkünfte, voll sind zuerst die leicht zu findenden an der Straße. Nach den anderen muss man fragen – suchen war mit meinen Bein kaum noch eine Option.
Die Unterkunft war schön, ich gönnte mir abends noch Gallettes und Crepes und ein Schlückchen Cidre im Ort.

Frankreich 2014: Biarritz – Saint-Jean-Pied-de-Port

Wegen der geänderten Gepäckausstattung dauerte das Packen heute morgen etwas länger. Anschließend ging es zum Frühstück dann wieder auf die Straße. Der weiter nach vorne und unten gewanderte Schwerpunkt am Rad machte sich beim Fahren positiv bemerkbar – einziger negativer Effekt: Eine Bremsung in der Abfahrt nur mit der Hinterradbremse wird durch die gesenkte Belastung des Hinterrades deutlich schwieriger.
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In Biarritz fuhr ich zunächst noch einen kleinen Bogen zur Rocher de la Vierge, um noch ein Foto mit Rad und mir am (fast) weitesten Punkt von zu Hause zu machen. Zudem sparte das verkehrsreich Stadtstraßen und ein paar Steigungen innerhalb der verwinkelten Altstadt. Die weitere Etappe nach St.-Jean-de-Luz offenbarte einmal mehr, wie die Höhendaten der Karte und die Realität völlig verschiedene Eindrücke vermitteln können. Nach der Planung wäre ich von einer vielleicht welligen Fahrt ausgegangen, der Radweg führte aber gerne mal zum Strand runter und auch wieder auf die Felsküste hoch, das härteste war eine frisch gebaute 18%-Rampe. Ich bekam ein gutes Intervalltraining statt eines gemächlichen Einrollens.
In St.-Jean-de-Luz umkurvte ich den Markt, machte Halt am Bahnhof um die Rückfahrt zu organisieren und dann ging es in Richtung der nun deutlich sichtbaren Berge. Zunächst sanft, mir kamen viele Rennradler entgegen, die ihre Bergetappen bereits hinter sich hatten. Dann ging es zum ersten Pass hinauf – der Heilige Ignazius ist vermutlich nur zum Einstimmen ausgeschildert, Starthöhe 17 Meter, Passhöhe 169 Meter, 3 Kilometer mit 5%. Easy, selbst ohne Wind bei 27°C und vom Ozean feuchter Luft. Zur Belohnung gab es trotzdem eine kleine Abfahrt.

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Stand ich wenige Kilometer vorher noch am Strand des Atlantik und hörte die Brandung an die Felsen schlagen, so erinnerte die Umgebung nun plötzlich eher an die Schweiz und Heidi-Filme. Kuhglocken, weiße Häuser mit alpinem Flair (und mediterranem Einschlag). Die Berge vor mir wurden auch merklich höher und steiler. Zum Glück hatte ich in meiner Routenplanung die Pässe als Wegpunkte markiert, so daß ich beim Abfahren meiner Tracks die Restkilometer bis zum Pass sehen kann. Das kann zwar manchmal etwas nervig sein, aber mir als nicht so geübtem Bergfahrer erlaubt es vor allem abzuschätzen (zu lernen), was an Strecke noch schaffbar ist und was nicht. Aber zwischen diesem Punkt und der Abfahrt vom Col de St.-Ignace standen noch zwei weitere Pässe, die es etwas ernster meinten im Höhenprofil.
Als nächstes stand der Otxondo an. Die Straße führte in meist sanften Kurven auf 602 Meter hoch, Steigungen zwischen 5% und 8% waren gut zu fahren. Zwischendurch zogen ein paar graue Wolken über die Bergkämme, das schonte mich zumindest zweitweise vor der Sonne. Das laute Donnern unter mir im Tal war aber etwas unheimlich, es beschränkte sich aber auf einen einzigen Donnerschlag. Auf dem Gipfel war es mit 23°C dann auch Bitterkalt, so daß ich mir für die Abfahrt etwas wärmeres überzog. Unten im Tal, ich war mittlerweile in Spanien, besorgte ich mir etwas zu essen. Das Rad führte draußen draußen zur Dorfversammlung. Gestikulieren, Diskutieren, Zeigen – und am Ende fotografieren. Zumindest aber nicht anfassen.

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Danach ging es zum Izpegi hinauf. Der Track auf dem GPS sah aus, als hätte jemand seine Wolle beim Stricken fallen gelassen. Die Steigung hielt sich meist in Grenzen und so liess auch dieser Pass sich gut fahren, bei blauem Himmel und Sonne und wieder 27°C auf dem Thermometer. Von den wenigen überholenden oder entgegen kommenden Autofahrern gab es diverse die grüßten, anfeuerten, Daumen hoch zeigten – ich empfand das als angenehm. Ein paar Rennradler kamen entgegen, mit mir in die gleiche Richtung fahrend traf ich erst bei einer kurzen Pause am Pass welche.
Die Abfahrt ins Tal war großartig. Kaum Verkehr, meist gut einsehbare und fahrbare Kurven bei dezentem Gefälle.
Ich fuhr dann noch etwas weiter, stelllte aber fest, daß der nächste Pass 900hm über mir (der erste 1000er!), 28km vor mir und dazwischen nur noch ein größerer Ort war. Um 17:30 Uhr definitiv Zeit eine Unterkunft zu suchen, denn die Steigung dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen. Und ich weiss noch nicht, wie spät man hier ankommen darf, um noch ein Zimmer zu kriegen.
Im Ort sind viele Hotels auf Rennradler eingestellt. Die Abstellmöglichkeit für das Rad wird ohne Nachfrage gezeigt (meist ein abgeschlossener Raum in der Nähe der Rezeption). Die Preise variieren stark. Aufpassen muss man mit den Pilgerherbergen. 35€ für eine Nacht im Vierbettzimmer mit drei Fremden können da schonmal locker vorkommen. Für 10 bis 20 Euro mehr gibt es ein Hotel.