Mehr Daten fürs Training

Bis auf die Zeit des Wintertrainings auf dem Rollentrainer bin ich ja bisher eher nach Gefühl gefahren. Nach meiner Teilnahme an der RTF Rund um Berlin aber wuchs der Wunsch, öfter und vielleicht auch mit wachsendem Erfolg an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Um diesen zu erreichen gibt es natürlich als hauptsächliche Strategie: Training – ohne Training hilft auch keine Technik. Aber Technik kann beim Training unterstützend beitragen.

Als kleinen Trainingshelfer habe ich mir daher einen Garmin Edge 705 Fahrradcomputer gegönnt. Der Edge 705 ist ein GPS-Gerät mit der Möglichkeit, Sportsensoren nach dem ANT+-Funkprotokoll anzuschließen. Die Funktionen des Geräts sind speziell auf den Trainingsbetrieb und die Auswertung der Daten ausgelegt, neben der Fahrradhalterung lagen dem Kit auch gleich der Pulsgurt und ein Trittfrequenz- und Geschwindigkeitssensor bei.

Das kleine und leichte Gerät hat jetzt seinen Platz auf dem Rahmenrohr unter dem Lenker meines M5 CrMo Lowracers gefunden. Dort kann ich das Display gut ablesen und die nötigen Tasten problemlos erreichen. Die mitgelieferte Halterung ist dafür gedacht, entweder auf dem Lenker oder dem Vorbau eines Fahrrades montiert zu werden, die Bauform erlaubt die einfache Montage auf dem breiten Rahmenrohr. Mit dem beigelegten Winkeluntersatz konnte ich den Blickwinkel perfekt anpassen, zudem hat der Gummifuß eine federnde Wirkung.

Für Trittfrequenz und Geschwindigkeit liefert Garmin einen Kombisensor, der eigentlich an der Hinterbaustrebe montiert werden soll, so daß auf einer Seite der Magnet am Pedalarm und auf der anderen Seite der Speichenmagnet des Hinterrades vorbeikommt. Nett gedacht, für Liegeräder jedoch leider ziemlich ungeeignet. Da die Geschwindigkeit in der Regel allerdings eh per GPS ermittelt wird und der Geschwindigkeitssensor nur dann genutzt wird, wenn kein GPS-Empfang besteht (zum Beispiel beim Bahnfahren in der Halle), ist dieser Problem zunächst nicht akut. Ich habe den Sensor jetzt um Umwerferholm angebracht, so daß ich mit dem am inneren Kettenblatt befestigten Magneten meine Trittfrequenz ermitteln kann.

Ein kurzer Test zeigte guten Empfang des drahtlosen Sensors mit passender Kadenz-Anzeige und auch der Pulsgurt tat ohne Probleme seinen Dienst, selbst durch den halben Raum hindurch. Die Werte werden im GPS-Track des Trainings, der auch die Daten des barometrischen Höhenmessers enthält, mitgespeichert. Aus der Auswertung der Daten erhoffe ich mir, besser und früher die Zeichen meines Körpers deuten zu können und gerade bei längeren Fahrten meine Kräfte besser einteilen zu können.

Als nicht ganz unwichtiger Nebeneffekt, zumindest was RTF und das locker angedachte Zeitfahren Hamburg-Berlin angeht, bietet das Edge 705 noch die von meinem Garmin GPSmap 60CSx gewohnten Navigationsoptionen. Gerade bei Touren durch unbekanntes Gebiet kann ich mich so besser auf das Wesentliche konzentrieren, als mühsam nach dem Weg zu suchen.

In den kommenden Wochen werde ich mal erste Praxiserfahrungen sammeln und hoffe dann, hier eine kurze Zusammenfassung geben zu können.

Streckentest: Oder-Radweg

Am letzten Wochenende habe ich mich auf den mir von einer Tour im letzten Herbst in positiver Erinnerung gebliebenen Oder-Radweg begeben, um seine Tauglichkeit für schnelle Trainingsfahrten mit meinem M5 CrMo Lowracer unter die Lupe zu nehmen.

Nach meinen eigenen Erinnerungen und Gesprächen mit anderen,die den Radweg bereits gefahren sind und weil es sich aufgrund einer Tour einiger Leute von der Liegerad-Berlin-Liste so ergab, entschied ich mich, mit der Bahn nach Schwedt/Oder zu fahren und dann in Richtung Süden nach Küstrin mal kräftig reinzutreten. Ich wußte, daß es eine kleine Schiebestrecke geben würde, weil am Oderdeich knapp südlich von Schwedt gebaut wird. So fuhr ich mich erstmal langsam etwas warm (was bei guten 30°C morgens um neun Uhr nicht so schwer war) und querte dann die einige hundert Meter lange Baustelle. Hinter der Baustelle gönnte ich mir noch ein bis zwei Kilometer um in Schwung zu kommen, dann setzte ich den Fahrradcomputer zurück und gab Stoff.

Der Tag war nicht wirklich ideal gewählt, da doch 36°C bis 38°C erwartet wurden und auffrischender Wind aus südlichen Richtungen herrschte. Anfänglich war der Wind allerdings noch kaum spürbar und ich legte mit ca. 45 km/h auf dem Tacho los. Bis kurz vor der Schleuse in Hohensaaten traf ich nur sehr wenige andere Radler, der Platz reicht auch aus, diese zu umfahren, auch wenn der Weg zu einem großen Teil auf dem Deich verlief.

An der Schleuse Hohensaaten wird die Fahrt gebremst, da man auf holprigen Plattenwegen und teils mit Straßenüberquerungen durch die Schleusenanlage und den Ort fahren muß, dann geht es ein kleines Stück besser, bis man gleich danach Hohenwutzen erreicht, wo die Ortsdurchfahrt auch kaum bei hoher Geschwindigkeit möglich ist. Dafür bietet Hohenwutzen einen netten Gasthof, den ich 25km nach Start meiner Messung (bis hierhin 41,5 km/h Schnitt!) für eine Abkühlung und ein Frühstück nutze. Die Sonne kam jetzt von schräg vorne und es waren gute 34°C erreicht.

Hinter Hohenwutzen bietet sich die Gelegenheit, falls es einem nicht unbedingt auf die (wunderschöne!) Landschaft ankommt, auf einem Versorgungsweg auf der Rückseite des Deiches zu fahren. Dieser hat sehr glatten Asphalt und ist in der Breite so angelegt, daß auch LKW ihn befahren können (zur Wartung der Deiche), ist aber für den Autoverkehr gesperrt. Die meisten Freizeitradler fahren wegen der besseren Aussicht lieber oben auf dem Deich, wenn man unten auf dem Weg mal welche trifft ist das überholen selbst bei hohen Geschwindigkeiten unproblematisch. Für einen Samstag im Sommer bei schönstem Wetter war ohnehin wenig los.

Bis wenige Kilometer vor Küstrin geht der Weg übersichtlich, ohne enge Kurven und ohne Hindernisse hinter dem Deich entlang. Ich benötigte wegen der Hitze bei Kilometer 50 eine Pause unter einem Baum (Schnitt: 39,5 km/h – die Hitze und der mittlerweile auf 10-15 km/h aufgefrischte Wind bremsten mich etwas). Dann ging es weiter bis zum Ortseingang Küstrin (genauer: bei Bleyen). Auf den letzten Kilometern wird die Strecke etwas kurviger und bei hohen Geschwindigkeiten verpaßt man schonmal eine Abbiegung, was mich beides nebendem Wind weiter ausbremste. So hatte ich bei Ende meiner Messung in Bleyen 75km bei 38,4 km/h Schnitt (netto) hinter mir.

Ich fuhr dann langsam nach Küstri-Kietz, wo der etwa alle Stunde verkehrende Nahverkehrszug gerade weg war. Also besorgte ich mir im Ort kurz vor dem Grenzübergang noch ein Fischbrötchen und vor allem etwas zu trinken, bevor ich mich auf den Rückweg machte.

Fazit

Die Strecke zwischen Küstrin und Hohenwutzen ist definitiv empfehlenswert, wenn man es auf eine schnelle, ungestörte Fahrt absieht. Aufpassen sollte man mit dem Wetter: Es gibt wenig Bäume und auf der Strecke absolut nirgendwo Schatten (ein paarmal etwas abseits auf einer Wiese), bei knallender Sonne ist das ganze also mit Vorsicht zu genießen. Durch die fehlenden Bäume oder andere Hindernisse ist die Strecke windanfällig. Da sie aber quasi komplett in Nord-Süd-Richtung verläuft, kann man bei West- oder besser Ostlagen (besser, denn dann steht der Deich davor) problemlos fahren, wenn der WInd ein gewisses Maß nicht überschreitet.

Obwohl die Bahnverbindung ab Südkreuz nach Schwedt besser ist, würde ich das nächste mal ab Lichtenberg mit der NEB nach Küstrin fahren und dann mit dem Rad Küstrin-Hohenwutzen-Küstrin angehen. Die einfache Strecke nach Hohenwutzen sind etwa 50km, die ersten 4-5km sind etwas langsamer und damit zum warmfahren bzw. ausrollen geeignet. Dann hat man etwa 100km Gesamtstrecke, davon 90km für einen wirklich guten Schnitt. Auf der Hälfte in Hohenwutzen bietet sich der Gasthof für eine Pause mit preisweter Getränke- und Essensversorgung an. Auf der Strecke sind Geschwindgkeiten zwischen 40 und 50 km/h von der Qualität des Belages und der Übersicht völlig problemlos fahrbar.

Streckentest: Ostkrone

Letzte Woche war ich, weil der Königsweg (Verlängerung des Kronprinzessinnenwegs, “Krone”) ja bis Mitte Juli gesperrt ist mit Manuel und Timo auf dem Mauerweg unterwegs. Das war eine gemütliche Abendtour, aber für mich auch gleichzeitig der erste Ausflug auf die sogenannte “Ostkrone”. Dabei handelt es sich um einen Weg, der parallel zur Autobahn in Neukölln führt und für Radfahrer und Skater nciht nur freigegeben ist, sondern mit schönem glatten Asphalt auch ein ideales Pflaster bietet.

Dieses glatte Pflaster war dann aber auch schon alles, was ich aus trainigstechnischer Sicht für meine Belange als positiv zu vermerken hatte. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Schnellfahrstrecke für meine Rennliege. Nun gut, daß die Ostkrone von mir aus nicht gerade Ideal (und mit der Rennliege lebend quasi nur via S- oder U-Bahn) zu erreichen ist, das ist der Strecke nicht anzulasten. Die Strecke selbst ist größtenteils übersichtlich genug, so daß man auch mal beschleunigen kann und im Gegensatz zur Krone ist sie auch nicht so wellig (im Sinne der sanften Hügel, nicht des Fahrbahnverlags).

Mit der Rennliege wird es dort allerdings schnell zu eng. Zwar hält sich die Zahl der Skater halbwegs in Grenzen unter der Woche, aber nach nichtmal 6km ist erstmal Schluß mit Lustig. Entweder muß man das Rad dann einfach von hand umdrehen oder landet auf einer für schnelles Training ungeeigneten Verlängerung (Straßenüberquerungen, Asphalt zuende, Stadtverkehr). Das hieße, mit der Rennliege käme es alle 8-10 Minuten zu einer Unterbrechung zum Umdrehen.

Zudem bietet die Strecke (in diesen sommerlichen Tagen durchaus ein Argument) keinerlei Schatten durch Bäume und ist dadurch vermutlich auch deutlich windanfälliger.

Das Fazit: Für meine Belange steht der Aufwand, die Strecke zu erreichen, kaum in einem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen. Dann dreh ich die Runden lieber in Tempelhof. Und warte, bis sich mit dem Königsweg der volle Kreis Krone-Willi-Heerstraße wieder schließt.

Zurück auf der Straße

Zwar leider nicht back on track in Schweden, aber meine Sehne hat sich beruhigt und ich steigere langsam wieder die tägliche Dosis Radfahren auf ein für mich normales Maß. Das Wetter trägt seinen Teil dazu bei, daß dies natürlich im Moment auch sehr viel Spaß macht und Ideen zur kurzfristigen Umsetzung reifen.

Zum einen laden Wärme und Sonne natürlich ein, sich am Wochenende auf die Speedmachine zu setzen und mit Schlafsack und Zelt bewaffnet irgendwo ins Umland zu fahren, sich abends einen Campingplatz zu suchen (oder sich irgendwo in die Landschaft zu legen) und neue schöne Wege und Orte zu entdecken.

Zum anderen reizt mich natürlich auch das schnelle Fahren auf meinem Lowracer. Die Heckverkleidung ist angepaßt, eine (wenn auch vorerst kleine) Trinkblase habe ich mir auch besorgt. Im Moment erkunde ich Wege, um mal eine Schnittgeschwindigkeit auf 100km vorzulegen, die ich danach versuche zu steigern. Die aktuelle Idee ist der Oder-Radweg zwischen Frankfurt/Oder und Schwedt. In Teilen kenne ich diesen Weg schon, ob das wirklich für mein Vorhaben geeignet ist werde ich dann in den kommenden Wochen mal erkunden.

Ideen für einen kleinen Radurlaub im September wälze ich auch schon, aber das ist ja eher schon als mittelfristig anzusehen.

Mit Speed ins Lokalfernsehen

Nachdem ich heute nochmal auf dem Tempelhofer Feld war, um mich mit zwei anderen Liegeradlern zu treffen, einer auf einem Tieflieger-Eigenbau, der andere auf einem Hurricane und ich selbst mit dem M5, habe ich es doch glatt ins regionale Fernsehen geschafft!

Die Berliner Abendschau berichtete über die Nutzung des ehemaligen Flughafens Tempelhof als Freizeitgelände und wir drei fielen wohl auf. Zu sehen irgendwo in der Mitte des Beitrags!