Meckenbeuren – Warthausen

Autowrack auf dem Radweg

Für den 1. Mai war Regen angesagt und so kam es auch. Auch während des Frühstücks wurde es nur weniger, aber hörte nicht auf zu regnen. Und so ging in Regenkleidung auf die Piste. An der B30 gab es einen straßenbegleitenden Radweg, oft sogar hinter einer Leitplanke oder etwas weiter abseits der Straße, so daß uns die Autos nicht groß tangierten und wir halbwegs angenehm fahren konnten.

Kurz hinter Meckenbeuren hielt ich nahe einer Einfahrt zu einem Hof auf dem Radweg unter ein paar Bäumen, um eine Kleidungsschicht auszuziehen – unter der Regenjacke war es einfach zu warm. Micha fuhr schon vor, als ich hinter mir ein Geräusch hörte und ein Auto über die Leitplanke in meine Richtung fliegen und auf den Dach weiterrutschen sah. Es hatte vom Einschlag auf der Leitplanke fast 50 Meter zurückgelegt, auf dem Radweg und kam erst wenige Meter vor mir zum Stehen. Ich half den beiden verletzten Autoinsassen aus dem Auto, bat eine dazugeeilte Anwohnerin, die Feuerwehr zu verständigen (sie konnte den Ort besser durchgeben) und konnte die Erstversorgung dann einer weiteren Anwohnerin mit Erste-Hilfe-Koffer und Ersthelferausbildung überlassen. Ich rief kurz Micha an, dass er umdrehen und zurück kommen sollte, was er auch tat.

Landschaft im Regen

Als das Adrenalin anfing nachzulassen musste ich mich erst einmal ins Feuerwehrauto setzen, der Schock saß tief. Micha hatte zum Glück drauf bestanden. Später machte ich noch die Zeugenaussage bei der Polizei und die Besitzer des Hofes luden uns in die warme Stube zum Tee ein. Die Stunde dort hatte ich auch bitter benötigt, um mich halbwegs zu fangen. Wir entschlossen uns dann trotzdem weiterzufahren und das Fahren tat mir gut. Von Ravensburg und Bad Waldsee bekam ich dennoch nicht viel mit, denn die Gedanken kreisten um das Erlebte.

Nachdem wir in Biberach an der Riß Pech mit dem Hotel hatten, fuhren wir bis Warthausen weiter und fanden dort ein Zimmerchen, Restaurant im Hotel inklusive. Nach dem Essen und einigen Nachwirkungen konnte ich dann dennoch gut schlafen und alles soweit verarbeiten.

Die Polizeimeldungen der letzten zwei Wochen

Vorab sei gesagt, daß die Polizeipressemeldungen natürlich immer nur eine Auswahl der Gesamtsituation darstellen und ohne tiefere Einblicke keine valide Aussage über Trends zulassen, der Eindruck ist also subjektiv und eventuell natürlich auch durch die Auswahl gesteuert.

Leider sind die Pressemeldungen der Polizei nur jeweils zwei Wochen verfügbar, aber im Rückblick über die letzten zwei Wochen ergibt sich folgendes Bild:

Zwei Unfälle, wo vermutlich er Autofahrer schuld ist:

  • #2722 – 24.10.2013 12:40 – 85-jähriger Mann von Auto gestreift, verstirbt im Krankenhaus
  • #2692 – 21.10.2013 16:00 – 30-jährige Frau von Bus gestreift, verletzt.

Klare Schuldzuweisungen sind aus den Beschreibungen schwierig, aber wir alle kenne solche Situationen – es ist also durchaus naheliegend anzunehmen, daß in beiden Fällen der Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern durch das überholende Kraftfahrzeug nicht eingehalten wurde.

Vier Unfälle, wo vermutlich die Schuld beim Radfahrer liegt:

  • #2774 – 30.10.2013 18:55 – 69-jährige Frau hat vermutlich die Vorfahrt (rechts vor links) missachtet und wird durch PKW verletzt
  • #2768 – 29.10.2013 16:00 – 15-jähriger Jugendlicher überquert vom Gehweg kommend eine Straße und wird von links abbiegendem Auto angefahren. Zwar muss ein Abbieger grundsätzlich aufpassen, aber nehmen wir mal an, der Jugendliche fuhr nicht gerade Schrittgeschwindigkeit, dann hat ein Autofahrer in dieser Situation wenig Chancen
  • #2760 – 28.10.2013 16:30 – 34-jähriger Radfahrer hat laut Zeugen rot missachtet und wird von Auto angefahren
  • #2695 – 21.10.2013 20:20 – Zwei 37-jährige Radfahrer kollidieren und werden verletzt, weil einer von beiden betrunken aus einer Ausfahrt kommt

Eine schöne Mischung. Betrunken, Rotverstoß, Gehwegradler und Vorfahrt missachtet.  Bis auf den betrunkenen haben die meisten (körperlich) vor allem sich selbst geschadet. Wohlfühlen werden sich die anderen Unfallbeteiligten dennoch nicht. Und es sind genau diese Radfahrer, weswegen man sich als einer der vielen normal und regelkonform fahrenden Radfahrer immer wieder blöde Diskussionen an die Backe nageln lassen muss. Bloss weil jemand auf dem Rad sitzt ist er kein besserer Mensch oder Verkehrsteilnehmer. Einzig beruhigend: Sein Schadenspotential gegenüber anderen ist geringer als im Auto.

Und dann hätten wir noch viere Unfälle, wo aus der Beschreibung nicht abzuleiten ist, wo vermutlich die Schuld liegt:

  • #2704 – 22.10.2013 09:25 – “Zusammenstoß”, 39-jähriger Radfahrer verletzt, PKW-Fahrer begeht Fahrerflucht. Komplett unklare Beschreibung
  • #2682 – 19.10.2013 16:00 – 56-jähriger Mann erleidet Alleinunfall, von Fahrbahn abgekommen
  • #2680 – 19.10.2013 16:30 – 59-jährige Frau erleidet Alleinunfall, als sie auf dem Radweg die Kontrolle über ihr Elektrorad verliert
  • #2656 – 17.10.2013 08:50 –  17-jähriger Radfahrer weicht rechter Fahrbahn Gulli aus und kollidiert mit einem LKW auf der mittleren Fahrbahn

Hier gibt es drei Faktoren, die mir spontan in den Sinn kommen: Zum einen sind die Straßenverhältnisse im Herbst natürlich manchmal sehr ungünstig. Auf nassem Laub macht man schnell mal einen Abflug. Zum anderen sind die Radwege und auch einige Straßen gerne mal in erbärmlichem Zustand. Die Unfälle passierten aber zumindest alle bei Tageslicht. Und der dritte Faktor: mangelnde Fahrzeugbeherrschung, eventuell dann noch in Zusammenhang mit einem Elektrorad, das schneller fährt, als sich der Benutzer in den Jahren jemals auf einem Fahrrad fortbewegt hat. Ohne die spezielle Situation zu kennen: Aber wenn ich mir eine 59-jährige Frau vorstelle, die versucht mit 20 bis 25 km/h und einer ordentlichen Beschleunigung auf einem typischen Berliner Radweg zurechtzukommen, dann würde ich aus dem Bauch heraus diese Situation als durchaus risikogeladen empfinden.

In diesem Sinne: Fahrt vorsichtig. Schuld sind nicht immer nur die anderen.

 

Kontrollverlust

In den letzten Wochen war es hier etwas ruhig, da mich die jahreszeitübliche Grippe und gleich dazu noch ein anderes gesundheitliches Problem erwischte, das mich demnächst dann auch nochmal etwas außer Gefecht setzen wird. Nichts desto saß ich natürlich für meine Alltagsfahrten jetzt wieder öfter im Sattel. So auch gestern abend, auf meiner “Stadtschlampe”, dem T300. Nach dem Abbiegen von einer großen Straße auf eine Nebenstraße mit relativ unangenehmem Kopsteinpflaster driftete ich plötzlich nach rechts, konnte nicht gegensteuern, kippte und fiel gegen ein geparktes Auto.
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Ich hatte im ersten Moment überhaupt keine Ahnung, warum mir das gerade passiert war. Ich war nicht gerutscht, nicht in die Rillen des groben Pflasters gefahren, war nicht schnell, hatte den Lenker nicht verrissen. Ich rappelte mich auf, hob das Rad auf – und mir wurde schlagartig klar, was gerade geschehen war: Der Lenker war auf der linken Seite abgebrochen.
Da ich langsam war und durch die Autotür gebremst wurde, war mir nichts passiert. Keine Schramme, kein blauer Fleck, keine aufgerissenen Klamotten, bis auf zwei kleine Stellen am Handschuh. Die Autotür hatte allerdings deutliche Spuren abbekommen, mehr als nur Gummiabrieb am Griff. Es half also nichts und ich verständigte die Polizei, die nach einer Viertelstunde eintraf. Der Schaden wurde aufgenommen, der Halter des Fahrzeugs ermittelt, da es ein Firmenwagen war konnte allerdings niemand direkt verständigt werden. Nach einer mündlichen Verwarnung, die Polizistin entschuldigte sich fast noch dafür, daß sie diese aussprechen müsse, obwohl sie ja einsah, daß ich nichts dafür konnte, konnte ich dann meines Weges ziehen.
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Da das Rad in diesem Zustand nicht mehr fahrfähig war, konnte ich mir anschließend im Pub auch problemlos etwas mehr Alkohol gönnen, Manu, Doro und Micha standen mir bei – denn irgendwie saß der Schreck. Was, wenn das auf einer großen Straße, im dichten Verkehr, bei Geschwindigkeiten jenseits der 30 km/h passiert wäre?
Noch nachts mailte ich die Versicherung an, am nächsten Morgen brachte ich das Rad zu Radsport Südwest (RSW), wo ich das Rad vor viereinhalb Jahren gekauft und auch regelmäßig zur Inspektion gegeben hatte. Ohne wenn und aber sagte man mir auf Kulanz einen neuen Lenker zu, so daß das Rad am Montag abend wieder fahrbereit ist.
Und die Moral von der Geschichte? Ein Lenker ist ein stark belastetes Teil am Fahrrad, selbst am Stadtrad. Immer wieder liest man denn Hinweis, daß Lenker regelmäßig alle 2-3 Jahre vorsorglich getauscht werden sollten (nach Stürzen ohnehin). “Ja, beim MTB, mit dem man im Wald springt, das man am Lenker hoch reißt, um über Hindernisse zu kommen”, dachte ich immer. Wenn man sein Straßenrad sportlich, viel und teils auch mit harten Reifen bewegt, dann gilt das auch hier. Der Bruch des Lenkers führt unweigerlich zum Sturz – das kann im Straßenverkehr katastrophale Folgen haben. An dieser Stelle sparen heoßt an der Sicherheit – und damit am falschen Ende – zu sparen.

Lesson learned.

Irrfahrt und Abflug

Nach der Arbeit noch ein kleiner Umweg auf dem Weg zu Timo, um ein paar Punkte zu sammeln. Der Plan war so einfach: Mit dem Rad nach der Arbeit entlang des Landwehrkanals bis zum Schloß Charlottenburg, die Seite wechseln, dann entlang der Spree bis zum Regierungsviertel fahren. Wenn man dabei einfach vor sich hinfährt und nicht aufs GPS schaut, sollte man allerdings an eine Kleinigkeit denken: Dort wo Spree und Landwehrkanal sich treffen gibt es auch den Charlottenbuger Verbindungskanal. Und irgendwann fährt man dann auf dem Goerdelersteg über den Westhafenkanal, wundert sich über die Autobahn und fragt sich, in welche Himmelsrichtung man gerade schaut und ob das jetzt wirklich der beste Weg in Richtung Mitte ist. Um es vorwegzunehmen: Es ist nicht der beste Weg. Eher der schlechteste. Ich habe mein GPS dann mal gebeten, mich auf schnellstem Wege zu meinem Ziel zu bringen. Und kaum wähnte ich mich auf sicherem Wege passierte es. Ich lag. Der Ellbogen aufgeschlagen, die Jacke zerfetzt. Brauner, nasser Laubmatsch bedeckt mit frischen Herbstblättern war mir beim Umkurven eines Schildes mit gewaltigen 5 km/h zum Verhängnis geworden. Das Hinterrad rutsche einfach weg. Ich rappelte mich auf, dann ging es trotzdem in schneller Fahrt zu Pinuts, von dort weiter zu Timo.

Bei Timo wusch ich erstmal die abgeschürfte Stelle am Ellbogen aus und ließ alles trocknen. Dann folgte ein netter Filmabend im Privatkino über den Dächern Berlins. Abschließend warf ich einen Blick aufs Regenradar und dachte mir schon, daß ich auf dem Rückweg wohl nicht völlig trocken davon kommen würde. Daß mich der Regen dann schon am Alex erwischte und spätestens am Zoo anfing nervig zu werden war so nicht geplant. Für den letzten Winterpokal-Punkt und um keine wertvollen Fahrminuten zu verschenken machte ich kurz vor zu Hause dann trotzdem noch einen Fünf-Minuten-Umweg. Nachdem ich das Rad im Keller angeschlossen hatte hörte es draußen auch erstmal auf zu regnen.

Zwischen Hamburg und Berlin: Wieder nicht…

Eitgentlich war für dieses Wochenende ein Treffen mit Lars aus Hamburg angedacht. Dies hatten wir schon einige Male angedacht, aber es scheiterte an Wetter, Zeit oder Krankheit.

Und so kam es auch diesmal. Zeit war da und das Wetter stimmte. Aber zuerst hatte Lars einen Crash, dessen (technische) Folgen ihn von der Tour abhalten und bei mir schlägt gerade die Gesundheit zu und hält mich durch eine dicke Backe (vermutlich Folge einer der letzten Behandlungen beim Zahnarzt) davon ab, das ausgezeichnete Wetter zu nutzen.

Das ist frustrierend!