Relativ kurzfristig luden Niels und Daphne zu einer Samstags-Tour an, da die angekündigte Sonntagstour auf der Kippe stand. Ich las die Mail auf dem Weg zum Frühstück und entschied spontan, daß ich das zeitlich hinkriegen würde – und daß es meinem schwächelnden Punktestand beim Winterpokal zuträglich wäre das unerwartet schöne Wetter am heutigen Samstag zu nutzen: ursprünglich war Regen angekündigt, nun aber lugte die Sonne durch die Wolken und von Regen war weit und breit nichts zu sehen.
Am Vorabend hatte ich mir auf dem Rückweg aus Schlachtensee am S-Bahnhof Grunewald einen Platten eingefahren. Da der Abstecher ungeplant war, hatte ich natürlich keinen Ersatzschlauch und kein Flickzeug dabei und die derzeit selten (im besten Falle alle 20 Minuten, das kann aber auch schon mal länger dauern) verkehrende S-Bahn fuhr mir vor der Nase weg. Ich fragte den Fahrer des Busses 186, ob er mich mit dem Rad mitnehmen würde. “Warum?” kam als Gegenfrage. “Weil ich einen Platten habe”, antwortete ich und demonstrierte mein Problem. “Die Ausrede lass ich gelten!” – und so konnte ich bequem bis fast nach Hause fahren (und büßte nur einen Punkt ein…). Zum Glück hatte ich mich entschieden, den Reifen noch mitten in der Nach zu flicken. Ein Durchstich auf der Außenseite, einen Fremdkörper oder eine Beschädigung des Mantels konnte ich allerdings nicht finden.
Der Treffpunkt war am S-Bahnhof Neukölln um 12:30 Uhr. Zuerst überlegte ich, mit der S-Bahn hinzufahren, da es die Zeit aber hergab nahm ich dann lieber noch gleich die Punkte für die Anfahrt zum Treffpunkt mit. Immer wieder schaute ich nervös nach meinen Reifen, 3okm Nobby Nic bis zum ersten Platten waren nicht gerade vertrauenerweckend. Am S-Bahnhof fiel mir auf, daß ich keine Ahnung hatte, wo genau der Abfahrtspunkt sein konnte, nach einer Umrundung fand ich Niels und Daphne aber. Andere waren der kurzfristigen Ankündigung leider nicht gefolgt, aber mit den Beiden bin ich ja mittlerweile ein eingespieltes Team und auch mit der Vorstellung von den gefahrenen Geschwindigkeiten passt es meist ganz gut.
Kurz nach dem Losfahren. Seltsames Klappern. Ein kurzer Blick offenbart: Nicht die Kette. Es ist das Schaltseil, das in den Speichen klappert. Als das gefixt ist geht es auf die Ostkrone. Kurz nach dem Überqueren der Rudower Straße sehen wir Kinder, die bei fast 10°C (und das seit Tagen!) auf einem mäßig zugefrorenen Weiher Schlittschuh laufen. Wir beschließen, die da lieber runter zu holen und halten an. Niels läßt seine Überredungskünste spielen und wir verlassen den Ort des Geschehens im Gefühl das Bestmöglich getan zu haben, als die beiden ihre Schlittschuhe dann doch lieber ausziehen.
Schon auf dem Weg zum Flughafen Schönefeld wird klar, daß wir zwischendurch einige male mit recht heftigem Gegenwind zu kämpfen haben werden. Wir treten tapfer weiter. Umfahrung der Flughafenbaustelle. Als wir an den Groß Kienitzer Bergenm auf der Baustraße über einen Hügel kommen sehen wir auf der Straße eine Pfütze. Oder besser: Einen See. Die Leitplanke ist bis zum Leitblech versunken, eine Wassertiefe von gut 45-50 cm. Ein entgegenkommender Radfahrer versucht mit vorsichtigem nur-oben-treten durch das Wasser zu kommen und rät uns mit wassertriefenden Füßen selbiges nicht zu versuchen. Die Alternative ist die Wiese neben uns. Über einen Weg geht auf die matschige Wiese, die sogar halbwegs fahrbar ist. Nur einmal bleibe ich in ca. 15cm tiefem Matsch stecken … und meine Füße beim Absteigen auch. Also doch naß, aber sicher weniger, als wenn ich durch die Pfütze gefahren wäre. Mit der Speedmachine wäre es vermutlich trocken abgegangen – aber ob ich den Tauchgang meinem SON angetan hätte? Glaub nicht.
Auf der anderen Seite angekommen sehen wir einen Autofahrer, der angesichts der Wassermassen den Rückzug antritt und einen Radfahrer, der einfach absteigt und sein Rad schiebt. Ohne die Schuhe auszuziehen. Gibt doch Leute, die sind wesentlich härter als wir. Aber die kriegen bestimmt auch öfter Schnupfen.
Anschließend kommen ein paar Gegenwindpassagen, aber wir haben uns mit Riegel und Gel dagegen gerüstet und meistern auch dies. Fairerweise muß ich sagen, daß Niels fast die ganze Zeit vorne fuhr.
Wir fahren parallel zur 96 wieder nach Berlin rein und irgendwo in Lichtenrade plötzlich das: Ich trete an, schalte – komische Geräusche. Ein Blick nach unten offenbart: Der vordere Umwerfer steht nicht mehr parallel zur Kette. Mit dem mitgeführten Miniwerkzeug ist das Problem schnell erledigt, aber mein Vertrauen in die, die das Rad aufgebaut haben ist dann doch nicht mehr so groß. Ich werde in den kommenden Tagen wohl mal alle Schrauben lieber selbst nachziehen, als denen für diesen Service noch was zu zahlen.
Niels hat einen Weg auf ruhigen Nebenstraßen durch die Stadt gewählt, am S Priesterweg verabschiede ich mich allerdings und fahre nach Hause. Ich will noch einen Umweg über die Tanke zu machen, um den gröbsten Dreck vom Rad zu waschen, die Waschstationen sind aber mit Autofahrern blockiert und es gibt eine lange Warteschlange. Also doch die kommenden tage mal Handwäsche. Ist eh besser.