Draußen maunzte eine Katze, als ich aufwachte. Ich hatte gut geschlafen, aber mein Bauch war etwas flau. Trotzdem ging ich erst einmal zum Frühstück, es gab leckere Dinge, viele von den Gastgebern, einem Schweizerisch-Peruanischen Paar, selbstgemacht.
Auf dem Rad war ich erst gegen dreiviertel zehn. Mit einer kleinen Abfahrt ging es für die nächsten rund 15km noch auf dem flachen Radweg am Canal du Nevernais entlang, die Temperaturen lagen bei noch halbwegs angenehmen 27°C und ich musste mich bereits mit dem Buff vor übermäßiger Sonne schützen. Die Beine hatte ich gut eingecremt und dies schien auch zu helfen.
In Campvert erreichte ich den Abzweig meiner “a”-Route, ich hatte mich aber schon am Vortrag entschieden, die “b”-Route zu fahren. Mehr Höhenmeter, dafür 60 Kilometer kürzer bis zur Zusammenführung beider Optionen nahe des Mittelmeers. Zudem bot die Route die Möglichkeit, durch Vichy zu kommen. Zunnächst stand aber nach Decize, wo es über die Loire ging und ich den Eurovelo 6 kreuzte, Moulins auf dem Plan.
Kurz hinter Decize wich ich von meiner geplanten Route ab, denn diese war auf eine verkehrsärmere Strecke gelegt, was am Sonntag aber keine Rolle spielte, und beim Abbiegen merkte ich, dass dort anderer Asphalt mit deutlich erhöhtem Rollwiderstand (“Bremsbelag”) verbaut war. Ansonsten ließ sich der Tag gut an, obwohl sich mein Bauch nicht ganz beruhigen wollte.
So war ich schon früh in Moulins und entschied wegen des dort stattfindenden Marktes, dem Trubel zu entfliehen und erst einmal weiterzufahren. Eine Entscheidung mit Risiko, aber ich hatte beim besten Willen keinen Hunger. Da es direkt an der Allier keinen Radweg gibt, fuhr ich parallel zur Nationalstraße auf kleinen Straßen, wo mir de facto kein Auto begegnete.
In Varennes-sur-Allier bog ich in den Ort ab, hatte auf die Pizza keinen Appetit und trotz anderer Info in Google Maps hatte keine der Boulangerien offen. Ich begnügte mich also mit Kaltgetränken und einem Griff in meine Vorräte, bevor es weiter ging. Bis kurz vor Saint-Germain-des-Fossés kürzte ich auf einer größeren Straße ab, dann ging es bald schon nach Vichy hinunter.
In Vichy suchte ich eine Brasserie in der Innenstadt, wo ich zumindest einen Mitleidsapfel bekam. Es hätte im Zentrum auch mehr gegeben, aber ich stellte fest, dass auf den kommenden 20-30 Kilometern, die ich in der Sonne noch gefahren wäre, entweder Orte mit Essen, aber ohne Unterkunft oder umgekehrt waren. So blieb ich nach nur 110 Kilometern in Vichy, suchte mit ein Hotel und machte nach einer Dusche einen Stadtrundgang mit Snack, bevor ich kurz nach 19 Uhr am Ufer des Flusses zu Abend aß.
Zwar war ich nicht so weit gekommen, wie ich wollte, aber der schöne Ort mit seinen berühmten Quellen und das tolle Restaurant am Fluss ließen die Zweifel schnell verfliegen und Urlaubsfeeling aufkommen.