R1 Berlin-Küstrin

Frühling, Sonne und herrliches Wetter sind für den Sonntag angekündigt – also war in Anbetracht der anstehenden Tour klar, daß Micha und ich das für eine weitere Tagestour ausnutzen mussten. Quasi in der Schublade lag der R1 von Berlin nach Küstrin, mit der Option, noch bis Frankfurt(Oder) zu verlängern.

Am Rande Berlins Ich fuhr morgens also zu Micha, das lag auf dem Weg östlich aus der Stadt heraus. Schon um kurz nach neun war es nicht mehr wirklich kühl, eher sehr angenehm. Die Sonne strahlte, die Straßen waren leer und so waren die ersten acht bis neun Kilometer leicht geschafft. Von dort aus ging es dann auf kürzestem Weg zur Ostkrone und dann mit einem kurzen Abschnitt durch die Stadt raus zum Müggelsee. Auf dem Radweg geht es jetzt durch’s Grüne, wegen des schönen Wetters sind natürlich eine ganze Menge Ausflügler unterwegs, zwischendurch kommen uns Läufer irgendeiner Veranstaltung entgegen.

Flache Brandenburger LandschaftIn Müggelheim, Rahnsdorf und Erkner erahnt man noch die letzten Ausläufer der Stadt, dann ist man raus und es geht über Land. Entlang der Seen bis Kagel ist es bewaldet, dann geht es über die für Brandenburg so typische offene Landschaft bis in die Märkische Schweiz. Wie der Name vermuten lässt, wird es hier etwas hügeliger, Alpen sollte man allerdings keine Erwarten. Der Weg bleibt aber dadurch abwechslungsreich. Die Wegqualität ist größtenteils recht ordentlich, wo es Kopfsteinpflasterstraßen gibt, sind am Rand für Radfahrer gut befahrbare (wenn auch teils enge) Streifen angelegt.

Mittags beim KochenBei Neuhardenberg führt der Weg ein Stückchen abseits der Straße, wir nutzen das für eine Mittagspause, wie üblich kochen wir uns ein paar Nudeln – diesmal gibt die Infrastruktur sogar Tisch und Bänke her.

Wir kommen in die Nähe der Oder, die Landschaft ist jetzt flach und offen, die Radroute führt über Wirtschaftswege. Teils sind dies Plattenwege, allerdings ohne große Absätze und Löcher, so daß es gut fahrbar bleibt, bis wir auf die Oder treffen. Der Oder-Radweg, teils hinter, teils auf dem Deich ist dann natürlich wieder perfekt. Glatter Asphalt, keine Drängelgitter, keine engen Kurven. Allerdings auch kein Schutz vor den südlichen Winden. Am Oder-RadwegTrotzdem kommen wir noch recht zügig bis Küstrin.

Über 130 Kilometer habe ich bereits auf dem Tacho, jetzt stellt sich die Frage: Ab hier den Zug nehmen oder weiter nach Frankfurt(Oder). Wir entscheiden uns einstimmig und ohne großes Abwägen dafür, die ca. 35km auch noch zu fahren, machen lediglich am Deich an der Ortsausfahrt noch eine kleine Pause, wo wir die Reste unserer Tagesvorräte aufessen, auch der Wasservorrat neigt sich dem Ende.

Gemütlich fahren wir dann bis Lebus, wo es von der Oder dann in einer Steigung noch zur Straße geht. Radweg am DeichNeben der B-Straße ist ein breiter, gut fahrbarer Radweg angelegt, allerdings ist der Verkehr nebenan schon auffällig, wenn man vorher so viele Kilometer ohne irgendeine Begegnung mit den dröhnenden und stinkenden Blechdose durch die Natur fahren konnte.

Der Weg durch Frankfurt(Oder) ist auch nochmal durch ein gewisses auf und ab gekennzeichnet, wir erreichen die Station genau mit Sonnenuntergang. Die halbe Stunde bis zur Abfahrt unseres Zuges nutzen wir, um uns am Bahnhof noch notdürftig mit Essen und Trinken zu versorgen, dann geht es im Regional Express zurück nach Berlin.

Nachruf

Am Samstag, den 13.04.2013 verstarb Christian von Ascheberg. Ich las davon noch am Vormittag des Tages – und ich musste es mehrfach lesen. Hätte da was von einem Unfall gestanden, daß ihn Auto von der Straße gefegt hat oder ähnliches, es hätte mich genauso betroffen gemacht, aber was ich las, machte die Sache umso unbegreiflicher: Herz-Kreislauf-Versagen. Bei einem Menschen, der seinen Körper so gut kannte, wie ich es bei sonst kaum jemandem gesehen habe.

Ich werde die Umstände hier nicht wiederholen, einen Bericht aus erster Hand gibt es im Velomobilforum.

Abgesehen von seinem Engagement in der Liegerad- bzw. Velomobilszene und seinen Berichten im Netz, bin ich Christian einige male in den letzten Jahren begegnet. Bei Veranstaltungen wie der Cycle Vision oder dem Zeitfahren Hamburg-Berlin, besonders hervorzuheben aber bei den Rekordveranstaltungen auf dem DEKRA Oval. Ich möchte nicht behaupten, daß diese kurzen Treffen ausgereicht hätten, um ihn als Menschen kennenzulernen, aber Christian hat dennoch einen großen Eindruck bei mir hinterlassen, als offener und herzlicher Mensch – und als jemand, der die Sache stets über den persönlichen Erfolg stellte.

In Erinnerung bleibt er mir, wie nach 24 Stunden und 1218 Kilometern im Milan saß, einen frischen Weltrekord in der Tasche. Glücklich, fertig, ein Spässchen auf den Lippen. Er sagte, das war’s mehr nicht, Grenze erreicht. Und kaum einen Tag später sinnierte er schon drüber, daß auch 1300km möglich seien. Was Christian dabei auszeichnete: Es ging ihm um die 1300 Kilometer in 24 Stunden, die waren wichtig – nicht, ob er oder jemand anders sie fährt. Er hatte allen Grund auf seine Leistungen und seine Rekorde stolz zu sein, aber dennoch hätte er jedem anderen den Rekord ganz genauso gegönnt.

Christian bereitete sich auf RAAM (Race Across AMerica) vor und ich hätte es ihm von ganzem Herzen gewünscht, dieses Projekt umzusetzen und glaube, daß er durchaus dort auch Akzente hätte setzen können.

Daß Christian am Steuer seines Milans starb, bei einem Brevet, den er für andere organisierte, steht für sein Leben und es war ein würdiger Tod – wenn auch leider viel zu früh.

Mein Beileid gilt den Angehörigen.

(auf eine ungefragte Veröffentlichung von Bildern verzichte ich an dieser Stelle logischerweise)

Manche Dinge können so nicht stehenbleiben

Als vor einigen Wochen das erste halbwegs schöne Wetter eine Fahrt nach Brandenburg und am folgenden Tag eine nach Lutherstadt Wittenberg ermöglichte, war die Freude etwas getrübt, weil Micha leider nicht bis Wittenberg mitkommen konnte. Blauer Himmel, glatter AsphaltManche Dinge kann man so nicht im Raum stehen lassen – und so nahmen wir die Gelegenheit wahr, am Sonntag, dem ersten mit ansatzweise zweistelligen Temperaturen in Berlin in diesem Jahr, die Tour zu wiederholen und komplett zu kriegen.

Um 11:30 Uhr trafen wir uns am Teltowkanal. Ich war viel zu warm angezogen und verstaute erstmal meine Softshell-Jacke und die langen Beine der Überhose in der Tasche. Mit bestem Wetter und bester Laune ging es dann zügig los. Während wir im Nahbereich Berlins vereinzelt noch von gestressten Autofahrern genervt wurden, trafen wir danach auf sehr viele Radfahrer, aber auch die motorisierte Zweiradfraktion beendete wohl die Winterpause an diesem sonnigen Sonntag.

Feldküche: Warmer Snack am WegesrandRings um Berlin gab es nur Schneereste zu sehen, wo der Schnee zu großen Haufen zusammengekehrt worden war, weiter draußen jedoch gab es vereinzelt an schattigen Plätzen neben der Straße oder im Wald noch kleine Felder zu sehen. Wo der Wind darüber bließ, spürte man die Kälte von unten schon noch, ansonsten wärmte eher die Sonne von oben.

Zwischen Tremsdorf und Fresdorf, wo wir beim letzten mal den Kocher auspackten und unser Mittagessen zu uns nahmen, fuhren wir diesmal vorbei, darüber scherzend, daß das Restaurant zwar nett gewesen sei, wir aber diesmal ein anderes ausprobieren wollten. Zudem war für Micha dann hier auch der Bann gebrochen, denn das war die Stelle, wo wir uns getrennt hatten und er nach Trebbin zum Bahnhof gefahren war.

Fläming Skate

Zwischen Kemnitz und Bardenitz entschieden wir uns dann aber doch, etwas gegen den drohenden Hunger zu tun und suchten uns neben der Straße ein freies Plätzchen, wo wir unsere Nudeln zubereiten konnten. Leider war Micha wegen einer nicht ganz verschlossenen Flasche ein Teil meines extra zubereiteten Powerdrinks in der Tasche ausgelaufen, so daß er nichts Warmes zum überziehen hatte, aber am Kocher, bei Sonne und warmem Tee war das kein dringendes Problem. Wir ließen es uns schmecken, dann ging es weiter. Essenspausen mit Kocher haben sich als durchaus praktisch erwiesen, weil man sie dann machen kann, wenn man sie braucht, unabhängig von Öffnungs- und Küchenzeiten ist – und es letztlich auch relativ schnell geht.

Von dem Streckenabschnitt mit dem Kopfsteinpflaster, auch wenn dieses recht harmlos ist, abgesehen ging es dann sehr komfortabel auf äußerst ruhigen Landstraßen weiter, bis wir auf dem Fläming-Skate einbogen, den wir über ein paar Kilometer mitnahmen.

Fläming Skate - teils noch mit Schnee

Ich war mir relativ sicher, nachdem die Strecke beim letzten mal relativ frei war, daß auch diesmal keine allzu großen Probleme mit Schnee auftreten sollten – allerdings war es doch merklich mehr als beim letzten mal. Und so gab es immer wieder mal ein paar Meter, wo wir sehr vorsichtig fahren mussten oder gar schieben.

Der Abschnitt im Wald nach Zahna-Elster war dann ziemlich verschneit, frei waren nur zwei Fahrspuren von vielleicht 30cm Breite, die wir dann nutzten. Immer schön mit 25km/h gleichmäßig fahren, da ist man so schön stabil. Und bloß nicht schlenkern!

Ab Zahna-Elster entschieden wir uns für die L126, der ausgeschilderte radweg berlin-Leipzig ist als Umfahrung an dieser Stelle völlig unbrauchbar, es handelt sich um einen nicht asphaltierten, holprigen und bei feuchtem Wetter matschigen, im Sommer unter Umständen sandigen Weg. Die L126 ist, zumindest am Sonntag Nachmittag, nicht allzu befahren. Zwar keine schöne Strecke, aber man kommt die letzten paar Kilometer bis Lutherstadt Wittenberg zügig und relativ problemlos voran.

Lutherstadt Wittenberg: MarktplatzUnser erster Weg führte uns zur Elbbrücke – wenn ich aus Berlin zur Elbe oder zur Oder fahre, dann möchte ich diesen Fluß auch sehen. Wir erreichten die mitte der Brücke gegen 17 Uhr, waren also trotz Pause recht gut  durchgekommen. Nach ein paar Fotos fuhren wir in die Innenstadt, die Kirchentür mit Luthers Thesen war diesmal sogar nicht durch die Baustelle verdeckt. Anschließend aßen wir im Café am Markt noch ein Stück Kuchen (also jeder eines, für die Sprachpedanten unter uns).

Da wir noch Zeit hatten, bis der RE nach Berlin fuhr, setzten wir uns noch in eine gut geheizte Pizzeria, aßen eine Kleinigkeit und konnten dann gemütlich mit dem Zug wieder zurückfahren.

Nochmal Winter

Nach den beiden eher frühlingshaften Touren am letzten Wochenende nach Brandenburg und Lutherstadt Wittenberg mit Sonne, fünf bis sieben Grad Celsius und einem Vorgeschmack auf kommende Reisen, brach am Samstag nochmal mit aller Macht der Winter über Berlin herein. Schnee, Eis, Temperaturen deutlich unter 0°C – also das, was uns bisher in diesem Winter gefehlt hat, jedenfalls zu einem großen Teil.

Am Samstag war es noch matschig, als ich mit dem T300 in die Schloßstraße fuhr, am Sonntag morgen war die Stadt unter einer dicken weißen Schneedecke versteckt – und ich beschloss nach dem Frühstück spontan, mit dem Mountainbike eine Runde durch den winterlichen Grunewald zu drehen. War es anfänglich noch an der Null-Grad-Grenze, sank die Temperatur im Verlauf des Tages um ein paar Grad ab. Während der Fahrt pieksten die feinen Schneeflocken in den Augen.

Der wieder einmal unendliche Einsatz von Salz hatte die größeren Straßen in dreckige Matschfelder verwandelt, auf den kleineren war der Schnee teilweise von Autos zerfahren, so daß ich aufpassen musste. Sobald ich aber im Wald war fuhr es sich sehr angenehm. Natürlich war es anstrengend, sich durch den fünf bis zehn Centimeter hohen Schnee zu kämpfen, aber die dicken Stollen der Reifen gaben guten Grip und durch die warmen Tage zuvor waren darunter keine Eisplatten, die einem das Leben schwer machten.

Im Bereich des Grunewaldsees und der Umgebung waren viele Spaziergänger unterwegs, aber so richtig voll war es doch nicht. Sobald ich die Avus unterquert hatte und in RIchtung Havelberge fuhr, waren nur noch vereinzelt andere Menschen zu treffen. Spaziergänger, aber auch ein paar wenige Mountainbiker – und ab und zu Ski-Langläufer.

Der weiße Wald, das Geräusch des knackenden Schnees, die frische kühle Luft und der Blick über die Havel waren wunderschön, ich hielt hie und da zum Fotografieren (leider nur mit dem Handy) an und teils schaute ich auch einfach nur ein paar Minuten in die Landschaft.

Ich passierte Teile des Havelhöhenwegs (in Süd-Nord-Richtung), fuhr dann unten am Ufer untger dem Grunewaldturm vorbei, umrundete Schildhorn und begab mich dann langsam auf den Heimweg über Auerbachtunnel und dann vorbei am Hundekackesee Grunewaldsee, durch Dahlem wieder zurück nach Hause. Ich hatte mich ziemlich leer gefahren – und so kam es mir zu pass, daß just als ich mit dem Duschen fertig war, meine Eltern fragten, ob ich runter ins Café käme, um ein Stück Kuchen zu essen.

Saisonstart 2: Lutherstadt Wittenberg

Nach der wunderbaren Tour am Samstag nach Brandenburg an der Havel war die Lust groß, auch am Sonntag noch einmal das schöne Wetter auszunutzen. Und so nahm ich aus meiner virtuellen Planungskiste die Tour nach Lutherstadt Wittenberg, modifizierte sie in Anbetracht der gerade gestarteten Saison um ein paar Ausstiegspunkte in der Nähe von Bahnhöfen und verabredete mich abermals mit Micha.

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Der Sonntag Morgen grüßte allerdings zunächst in fadem Grau. Da die Wettervorhersage aber ab Mittag eine aufbrechende Wolkendecke und abflauenden Wind prophezeite, konnte das die Motivation nur kurzfristig drücken. Um 11:30 Uhr trafen wir uns am Teltowkanal in Kleinmachnow, von wo es auf der Radweit-Strecke Berlin-Leipzig in Richtung Süd-Südwest geht. Die Strecke geht häufig durch bewaldetes Gebiet, so daß der Wind nicht so heftig zu bemerken war.

Leider begann Micha die Auswirkungen des vorigen Tages schon bald hinter dem Berliner Ring zu spüren. Hinter Tremsdorf mussten wir pausieren und packten auf einem Feld den Kocher aus. Während wir die Nudeln kochten, kam dann auch langsam ein wenig die Sonne raus, so daß wir gemütlich in unserer windstillen Ecke sitzen und das Mittagessen genießen konnten.

Leider nutzte auch die Pause nichts, so daß wir uns hier trennten – während Micha nach Trebbin fuhr, um mit dem RE nach Berlin zurück zu fahren, setzte ich meinen Weg nach Lutherstadt Wittenberg fort. Die Straßen waren leer und trotzdem auch ich meine Beine spürte, kam ich gut voran. Mehr und mehr klarte es auf, die Sonne brach immer häufiger durch die Wolken.
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Ein paar Passagen der Radweit-Strecke sind leider mit (zum Glück nicht sehr grobem) Kopfsteinpflaster ausgestattet, natürlich ging es dort dann meist sanft bergan und auf offener Landschaft gegen den Wind.

Entlohnt wurde ich dann mit einem schönen Radweg hinter Blönsdorf bis Zahna-Elster. An der Einfahrt nach Wittenberg muss ich allerdings nochmal feilen, die ist zwar fahrbar, aber ich finde sie zieht sich etwas.

Für das Zielfoto steuerte ich dann direkt auf die Schloßkirche zu, die leider derzeit mit einem Baugerüst umgeben ist, so daß ich an die berühmte Tür mit den Thesen nicht herankam. Nach einem stärkenden Abendessen konnte ich es mir nicht nehmen lassen, noch kurz einen Blick auf die Elbe zu werfen. Mit der Bahn fuhr ich dann zurück nach Hause.

Ein Saisonauftakt mit 220km an zwei Tagen steckte mir dann auch in den Beinen, aber es fühlte sich gut an. Besonders die warme Dusche.