Das Jahr neigt sich dem Ende und die Rennradsaison auch. Die Touren, die auf der Liste der [[rennradgruppe.de]] angekündigt werden, werden zurückhaltender und auch etwas kürzer, denn viele sind wie ich vermutlich derzeit dabei, etwas abzutrainieren.
Am letzten Samstag war das Wetter kühl, aber sonnig und nicht allzu windig, also ideale Bedingungen für eine Runde durch das herbstlich leuchtende Brandenburg. Eine nette Runde mit nicht allzu frühem Start ab S-Bahnhof Grunewald war angeündigt und ich entschloss mich, mit der Speedmachine mitzufahren. Das komfortabelste Rad im Stall – und den Pufferakku der wollte ich nach zehrenden Ladeaktionen ohnehin laden.
Als ich amTreffpunkt ankam, waren schon vier bis fünf zumeist bekannte Gesichter da und wir warteten gemeinsam noch auf ein paar weitere, die bald eintrudelten. Da der Kronprinzessinnenweg derzeit durch eine Baustelle versperrt ist, fuhren wir durch Zehlendorf und Schlachtensee in Richtung Wannsee, von dort schwenkten wir wieder auf die reguläre Südwestrunde ein und verließen Berlin via Stahnsdorf.
Die Gruppe fuhr angenehm ruhig zusammen und so machte der Ritt durch die herbstlichen Farben richtig Spaß, als wir die Vororte verließen. Keine Pannen, keine Ausreißer – und so beschieden wir uns dann auch mit keiner Pause – außer an einer Stelle, wo die Fahrt über eine alte Landstraße ging und plötzlich ohne Bahnübergang an Schienen endete. Nach kurzer Pinkelpause und Beratung entschlossen wir uns, das Problem an der gerade und gut einsehbaren Strecke umsichtig, wenn auch nicht völlig regelkonform zu lösen und trugen unsere Räder über die Gleise.
Die weitere Fahrt verlief störungsfrei, erst der Verkehr bei der Einfahrt nach Berlin wurde wieder ewtas dichter und nerviger. In Dahlem trennte ich mich mit zwei anderen von der Gruppe, um dann direkt nach hause zu fahren.
Der Sonntag lockte mit Sonnenschein und erträglichen Temperaturen. Und so beschloss ich – recht spontan – mein Mountainbike mal wieder für die Art von Strecken zu nutzen, für die es gebaut wurde: eine Runde durch den Grunewald, abseits von Straßenlärm und Autogestank. Die hintere Bremse hatte ich nach einigen Problemen durch Feine Räder auf Vordermann bringen lassen, so daß einer sicheren Waldtour nichts im Wege stand.
Auf kürzestem Wege ging es in den Grunewald. Natürlich waren um den Grunewaldsee und die anschließenden Seen die Wege voll mit Leuten, die den schönen Herbsttag genießen wollten, aber durch meine zahlreichen Touren im letzten Winter gelang es mir recht schnell, auf weniger bevölkerte Wege auszuweichen, auf denen ich dann zunächst bis zur Bahn-Unterquerung an der Ecke Kronprinzessinnenweg und Havelchaussee fuhr. Mit den Straßen hielt ichmich nicht lange auf und folgte zunächst einem, sagen wir mal, eher ehemaligen Weg in Richtung Ufer, bevor ich wieder auf besser fahrbare Strecken stieß. Als kleinen Spaß am Rande gönnte ich mir die Abfahrt zur Schwanenwerderbrücke über die Stufen, wo ich trotz umsichtiger und langsamer fahrweise wohl Fußgänger durch die Wegwahl nachhaltig irritierte.
Es folgte eine längere Pause in der SV03 mit Saftschorle, Suppe und Kuchen nebst einer Unterhaltung mit Martin und Silke, die mit Jorven gerade beim Muschelessen saßen.
Den Rückweg legte ich entlang des Ufers, das bei tief im Westen stehender Sonne viele nette Ausblicke bot, zudem hatte ich auch eher Lust auf gemütliches Cruisen als mir jetzt das Auf und Ab des Havelhöhenwegs zu geben. Das Bedürfnis, möglichst lange Strecke am Ufer und nicht auf der havelchaussee zu fahren, führte mich dann allerdings auf Wegen, die im Winter und Frühjahr alle unter Wasser gestanden hatten, an Stellen, wo der Begriff ‚fahren‘ nicht angebracht war. Ab der Lieper Bucht war ich dann wieder auf bekannten Pfaden unterwegs, nahm noch Schildhorn mit und fuhr dann auf dem Uferweg zur Straße am Postfenn, die ich aber gleich wieder in Richtung Wald verließ und nur an der Alten Spandauer Poststraße wieder überquerte.
Um von dieser in Richtung Teufelsberg zu kommen, bog ich vor dem Postfenn nach links auf einen kleinen Waldweg und wollte mich auf kleinen Trails durchschlagen, wurde aber alsbald von einem Jäger auf dem Hochstand ermahnt nur die Hauptwege zu nutzen, da hier gejagt würde. An einem schönen Herbstsonntag mitten im übervölkerten Grunewald und ohne größere Absperrungen und Warnhinweise auch ein gelinde gesagt interessanter Ansatz.
So ging es dann auf etwas größeren Wegen zwischen Post- und Teufelsfenn hindurch und zunächst zum Drachenberg, auf den ich aber auf dem normalen Rundweg hinauffuhr, runter dann über die Nordschanze (auf dem Wall). Dann noch hinauf auf den teufelsberg, einmal halb um die Radarstation. Der Weg war allerdings deutlich stark frequentiert. Wegen personalintensiver Sicherungsmaßnahmen war allerdings niemand auf dem Turm.
Runter bretterte ich über die Straße um die neuen Beläge der hinteren Bremse einmal gut einzubremsen, dann quer durch den Wald zurück zum Auerbachtunnel und ab dort um den Grunewaldsee und durch Dahlem nach Hause. Eine schöne, eine gemütliche Runde von 42km lag hinter mir, ich kam genau mit Sonnenuntergang an meiner Haustür an.
Die Entscheidung es in diesem Jahr auch nochmal mit dem Zeitfahren Hamburg-Berlin zu versuchen, fiel kurzfristig. Sehr kurzfristig, was die Anmeldefrist angeht, aber auch was etwaige Vorbereitung angeht. Das bezieht sich weniger auf sportliche Vorbereitung, meine Urlaubstour Südwest 2011 dürfte da schon nicht ganz verkehrt gewesen sein, als mehr auf Zugverbindung, Unterkunft, erprobte Ideen der Energiezufuhr während des Fahrens auf so einer langen Strecke. Aber dazu später mehr.
Unterkunft hatte ich bei Lars gefunden, der auch an den Start ging und daher mit dem frühen Aufstehen am Samstag Morgen keine Probleme hatte. Oder sagen wir: Durch mich keine bekam, die er so nicht bereits gehabt hätte oder durch @velolars, der auch dabei war.
Um 4 Uhr morgens klingelte der Wecker, müde schlichen wir durch die Gegend. Es gab Frühstück, der Reifendruck wurde kontrolliert und die spärlichen Gepäckstücke zusammengestellt, bis um kurz nach fünf das bestellte Großraumtaxi kam, das uns nach Altengamme bringen sollte. Da mein M5 mit der Heckverkleidung etwas unhandlich ist, dauerte das Einladen etwas länger, alles in allem waren wir erst gegen 6 Uhr in Altengamme.
Das Anmeldezelt war zurm Glück leer, trotz der in diesem Jahr mehr als 270 angemeldeten Starter. Was allerdings auffiel: Das Gras am Rande der feuchten Straße knackte unter den Schuhen, wegen der Eisschicht, die sich auch auf den Straßenbegrenzungspfählen gebildet hatte. Eineinhalb Stunden bis Sonnenaufgang, Kälte, Eis, Nebel. Ich begann mich ernsthaft zu fragen, worauf ich mich da eingelassen hatte – und begab mich erstmal ins geheizte Haus zum Frühstück.
Während das Team aus den beiden Larsen um 06:38 Uhr startete, lag meine Startzeit eine Stunde später, wenige Minuten vor Sonnenaufgang. Nachdem ich die beiden verabschiedet hatte, blieb mir also noch genügend Zeit, mich zu wärmen und auf etwas Licht vor dem Fenster zu warten.
Dieses stieg langsam empor und gab den Blick auf die umliegenden Wiesen frei, die weiß von einem Rauhreif-Schleier unter Nebelschwaden hervorlugten. Als ich um 20 Minuten nach sieben hinausging, um das GPS zu starten und das Rad zum Start zu schieben, zeigte das Thermometer 0°C, es war aber hell genug, als daß ich auf die Nutzung des Frontlichts verzichtete und lediglich das Rücklicht einschaltete für eine bessere Sichtbarkeit von hinten.
Nach dem Start ging es zuerst über die Brücke bei Geesthacht, von dort auf den Elbdeich. Während ich vom vor mir gestarteten Liegerad von David nur noch kurz das Rücklicht sah, überholte ich zumindest ein paar andere Teilnehmer. Die schnellen Gruppen waren meist schon deutlich früher weg und die nach mir startenden Velomobile verzichteten auf den Deich und nahmen lieber die Straßenstrecke.
Das Thermometer bleibt wie festgenagelt auf 0°C, feuchte Schleier liegen über der Landschaft, aber erst als es hinter Hohnstorf über die Felder geht, wird der Nebel so dicht, daß die Autos kaum noch schneller als die Radfahrer fahren – und sich ein nasser Schleier auf allem absetzt: Rad, Kleidung, Brille. Das ist der Zeitpunkt, an dem ich froh bin, daß meine Fahrradbrille tags zuvor kaputt ging und ich das Gestell nur als Halterung für den Spiegel nutze und keine Gläser habe: Selbst vom kleinen Brillenspiegel tropft stetig Wasser. An den Metallführungen der Schaltzüge am Lenker beginnt das Wasser gar zu gefrieren. Meine Hände sind trotz Handschuhen eiskalt. Und als ich eine kurz Pinkelpause einlege, habe ich schon Schwierigkeiten, meine Finger zu bewegen – und rustche auf dem Asphalt der Straße, wo das Wasser auch beginnt zu kristallisieren fast aus. Normales Fahren geht, aber abrupte Brems- oder Lenkmanöver sind hier nicht ratsam.
An den Steigungen bei Hitzacker wird mir richtig warm, aber ich versuche notfalls so langsam hochzufahren, daß ich nicht anfange zu schwitzen, das könnte auf den folgenden Fahrt fatale Folgen haben. Bei einer der steileren Abfahrten stehen 70 km/h auf dem Tacho, das Wasser vom Lenker und bei einer Bodenwelle kleinere Eiskrümel fliegen mir ins Gesicht. Doch langsam lichtet sich der Nebel, die Sonne bricht durch und innerhalb kürzester Zeit steigt das Thermometer, das im Wald auf -1°C gesunken war, auf 3°C bis 4°C. Klingt nicht viel, ist gefühlt aber ein echter Fortschritt.
Ein kleines Problem tut sich allerdings auf: Gerade in Zusammenhang mit der Feuchtigkeit ist das rechte Klickpedal zu locker eingestellt. Zweimal lande ich durch versehentliches Ausklicken – zum Glück ohne Sturz – bei über 35km/h im Gras.
An der Kontrollstelle in Dömitz bin ich 10 Minuten früher als erwartet, ich sollte also im Folgenden etwas Geschwindigkeit rausnehmen. Und ich nehme mir etwas Zeit für die Pause dort, ziehe auch erstmal die Klicks etwas fester an. Meine oberste Priorität heißt ankommen, die zweite bei Licht, die dritte heißt: mal sehen, ob 10 Stunden zu machen sind. Mir fällt allerdings auf, daß ich, obwohl ich weiß, daß ich dringend essen müßte, kaum Appetit habe und mich schwertue, Brot und Banane zu essen. Zur Sicherheheit gibt es noch ein Gel, aber auch das ist natürlich nicht nachhaltig.
Weiter geht es, es rollt gut, sobald ich aus Dömitz raus bin, ich komme mit guter Geschwindigkeit voran, obwohl der Gegenwind langsam auffrischt. Ich bekomme diesen auf dem tiefen Liegerad aber natürlich deutlich weniger zu spüren, als die Aufrechtradler, die dafür in Gruppen fahren und sich im Wind abwechseln.
Es nähert sich Kilometer 140. Bergfest, Halbzeit! Zwar nicht von der Zeit her, das ist klar, aber ab jetzt zählen die Kilometer im Kopf irgendwie runter. Ich hab mehr gefahren, als noch kommen wird. Fühlt sich gut an. Das Ausklicken fühlte sich allerdings nicht gut an, irgendwie habe ich mein Knie etwas verdreht dabei.
Nach einer Riegelpause in der Sonne geht es weiter und ich spüre das Knie auch beim Fahren. Langsamer. Vergessen wir die zehn Stunden, ankommen ist das Ziel. Am besten aber noch im Hellen.
Nach dem Durchqueren einer Baustelle wird es noch schwerer, als mir eine Gruppe, die kurz vor mir durch die Baustelle lief, gerade entgegenkommt, frage ich, ob da noch eine Sperrung sei. „Nein, wir gehen nur ins Café – wenn Du gewinnen willst, dann solltest weiter fahren!“ Aber ich will nicht gewinnen, ich will ankommen und schließe mich der Gruppe an.
Hinterher geht es zunächst besser. Es geht auf Havelberg zu. Havelberg ist der Punkt für die Entscheidung. Von hier sind es nur ein paar Kilometer bis zum Bahnhof. Hinter Havelberg ist bis Paulinenaue erstmal kein Bahnhof in Sicht – und Paulinenaue ist dann schon gefühlt kurz vor dem Ziel. Meine Gruppe zieht mich durch Havelberg, ich fühle mich bei den Jungs und Mädels gut aufgehoben. Sie sehen es nicht zu verbissen, machen aber auch keine Spazierfahrt. Auf dem Weg nach Berlin. Hundert Kilometer, bekannte Wege. Auch das hilft.
Der physische Windschatten erlaubt mir, zwischendurch immer mal wieder die Beine zu entlasten, wichtiger aber ist der mentale Windschatten, in der Gruppe mitzufahren, Leute zu haben, die mal nach einem sehen und einfach dranzubleiben. Wie im Flug ziehen die Dörfer vorbei. In Paulinenaue, 50km vor Berlin, gibt es nochmal eine kleine Pause, dann geht es über den Radweg nach Nauen und in den Stadtverkehr bei Falkensee und Spandau. Das ist anstrengend, ich spüre die Reserven schwinden, spüre mein Knie bei jeder Kurbelumdrehung – aber es sind nur noch zehn Kilometer, dann fünf. Gatower Straße. Die Sonne geht unter und wir biegen wenige Minuten später am Wassersportheim ein.
Es ist geschafft.
Startnummer vom Fahrrad abmachen, den Stempel holen bei der Zeitmessung. Genau Ergebnisse kommen noch, aber es sind wohl so um die 10:50h. Ich bin wie Trance. Ich erkenne einige Leute vom Morgen wieder, aber zwischendurch werde ich plötzlich von meiner Rennradfreundin Karin begrüßt – die ist nicht mitgefahren, ich hatte sie hier nicht erwartet.
Erst als ich zur Ruhe komme, im Warmen am Tisch sitze, ein Malzbier trinke, eine Suppe esse kommt es über mich. Ein Schwall von Emotionen. Ich hab’s geschafft! Ich hab es geschafft, weil ich den Willen hatte durchzuhalten und weil mir andere Teilnehmer, die ich bis dahin nie gesehen hatte, geholfen haben durchzuhalten.
Ich will das nicht übertreiben: Allein auf dieser Veranstaltung sind am Ende wohl weit über 200 Radler angekommen. Es sind diverse dabei, die fahren 400er oder 600er Brevets, haben Paris-Brest-Paris hinter sich. Ich bin nicht stolz auf mich, weil ich glaube etwas geleistet zu haben, was kaum ein anderer schafft, aber für mich war es die längste Strecke, die ich in meinem bisherigen Leben am Stück auf dem Rad gefahren bin, das auch in respektabler Zeit. Und noch etwas: Im letzten Jahr mußte ich erst meine Nordkap-Reise abbrechen, bin dann wegen der schlechten Bedingungen bei Hamburg-Berlin nicht gestartet. Ich habe jetzt meine Barcelona-Reise hinter mir und schließlich noch Hamburg-Berlin absolviert und komme meinem Jahresziel von 12000km auf dem Rad auch schon recht nah: es fehlen nicht einmal mehr 700km. Auch wenn ich kein abergläubischer Mensch bin, aber das war für mich das Gefühl, einen Fluch gebrochen zu haben.
Die Tour war für mich ein voller Erfolg. Die Rahmenbedingungen stimmten, meine Planung hat gut gepasst und vor allem war die Tour für mich persönlich sehr wichtig: Nachdem einiges nicht so gelaufen ist, wie es sollte, war das der gefühlte Befreiungsschlag, mit dem ich den Fluch losgeworden bin, der auf mir zu lasten schien. So anstrengend es zwischendurch auch manchmal war, so gut fühle ich mich jetzt, wo es geschafft ist. Ich habe neue Kraft und neue Motivation geschöpft und Ideen, die für einige Zeit und einige Touren reichen.
Dreigeteilt
Deutschland
Die Tour durch Deutschland war für mich die Woche zum Einfahren. Gefolgt bin ich im Großen und Ganzen Radweit-Routen, an der ein oder anderen Stelle mit Modifikationen. Der Hauptbestandteil waren also ruhige Landstraßen, zu einigen Teilen konnte ich auch ein paar gut ausgebaute Radwege nutzen. Das Berliner Umland ist flach, nach und nach wird die Landschaft welliger, bis das Mittelgebirge in der Mitte des Landes erreicht ist. Natürlich sind ein paar Steigungen zu überwinden, im Großen und Ganzen bleibt die Strecke aber problemlos fahrbar. Steigungen jenseits von fünf Prozent kommen nur selten vor, alle Steigungen sind relativ kurz, da man sich nach und nach weiter nach oben begibt. Alles bleibt fernab echter Berge.
Kaum verläßt man den bergigen Bereich, kommt der einzige Wermutstropfen: Die Durchquerung des Rhein-Main-Gebietes. Von kurz vor Hanau bis hinter Darmstadt macht die Fahrerei wenig Spaß. Auf vorherigen Rat (und weil ich durch meinen Krankheitsausfall ohnehin an geeigneter Stelle festsaß) durchquerte ich diesen Bereich innerhlab eines Nachmittags. Ab Pfungstadt bis zum Rhein und dort bis Karlsruhe habe ich den eigentlich gut fahrbaren Weg nur durch ein paar Ortsdurchfahrten verlangsamt, die ich aus der Nachbetrachtung vieleicht lieber hätte umfahren sollen.
Hier begann der Urlaub für mich. Schon kurz hinter Karlsruhe habe ich wieder sehr viele nette radwege oder sehr ruhige Straßen gehabt bis Mulhouse und bin dann dort auf den EV8 eingebogen. Der Radweg am Rhein-Rhone-Kanal ist grandios. Ich habe ihn bei dieser Reise ja vor allem als problemlos fahrbare Strecke genutzt, um mit möglichst wenig Höhenmetern und Autoverkehr in kurzer Zeit in Gefilde mit sichererer Wetterlage zu kommen, was wunderbar funktioniert hat. Aufgrund der relativ störungsfreien Strecke eignet sich der Weg wirklich als Fernradweg. Gerade in der Nachsaison, wo kaum noch andere Radler unterwegs sind, ist die Strecke zum Kilometerfressen perfekt geeignet.
Allerdings läd sie auch ein, sich nochmal intensiver mit dem Weg zu beschäftigen. Den landschaftlich interessanten Teil vor Besancon habe ich durch meine Nachtfahrt leider nur am Rande mitbekommen. Die Stadt selbst und Dole, aber auch einige andere Orte am Rand, die ich streifte, sind es wert, dort einige Stunden zu verweilen. Ich kann mir gut vorstellen, hier eine Tour in einer kleinen Gruppe zu machen mit weniger Kilometern und mehr anderweitigen Aktivitäten.
Hinter Dole wird der Radweg zwar etwas schlechter, bleibt aber weiterhin die deutlich bessere Alternative als irgendwelche der umliegenden Straßen. Die Baustellenschilder und das, was ich ansonsten gesehen habe, läßt aber hoffen und schließen, daß die Strecke hier auch noch deutlich an Qualität gewinnt. Dafür ist landschaftlich der in Teilen mit dem Fluß zusammengelegte Kanal eine absolute Bereicherung.
Mit dem Erreichen der Saone sind wieder vermehrt Straßen angesagt. Da es aber zum größten Teil kleine Straßen sind, wird es auch ab hier kaum stressig. Es gibt weiterhin einige Wege am der Saone, allerdings muß man ab und an mit nicht asphaltierten Wegen oder schlechtem Asphalt rechnen, so daß diese sich nicht unbedingt immer lohnen. Probleme mit der Fahrbarkeit gab es dennoch nicht, vielleicht war ich auch vor allem durch die lange sehr gute Strecke vorher verwöhnt.
Trostpflaster ist dann der Bahnradweg von Chalon sur Saone bis kurz vor Macon. Bester Asphalt, wunderschöne Wege durch die Weinanbaugebiete und auch das Durchqueren der vielen ehemaligen Bahnhöfe ist sehr reizvoll. Das Abzweigen vom Fluß lohnt sich für diese Strecke auf jeden Fall, man sollte den Weg nicht auslassen. Es gibt einige Stellen, wo e in engen kurven und mit kurzen Rampen offensichtlich über Wege geht, wo die Bahn früher über heute nicht mehr vorhandene Brüken fuhr, diese stören den Gesamteindruck des Weges allerdings kaum, da es auch nur wenige sind.
Kurz vor Macon hört der asphaltierte Weg auf. Den Splitweg bin ich mit Rücksicht auf meine Begleitung dann nicht gefahren, sondern habe kleine Straßen in den Ort gewählt. Bis Lyon bleibt derzeit leider kaum eine Wahl, als sich auf teilweise auch befahreneren Straßen bis Lyon zu bewegen. Durch die in weiten Teilen parallen führende Autobahn und die oft auf beiden Seiten der Saone verlaufenden Departements-Straßen ist das Verkehrsaufkommen jedoch in einem erträglichen Maße. Wie das im Sommer und zu Ferienzeiten aussieht, kann ich allerdings nicht beurteilen.
In Lyon selbst bin ich auf die Ostseite des Flusses gefahren, sollte eigentlich auf die Spitze, wo Saone und Rhone zusammenfließen, was mir wegen Bauarbeiten nicht vergönnt war. Mein Fehler hier: ich wollte südlich von Lyon auf ein offensichtlich noch nicht wirklich fertiggestelltes Stück des Via Rhona Radwegs auf der Ostseite der Rhone. Kraftfahrstraßen, Industriegebiete, Schotterwege. Eine Baustelle führte dazu, daß ich nicht den Radweg nehmen konte, der entlang der A7 die Rohne überquert. Sobald die Baustelle weg ist, ist der Weg sicher gut fahrbar, aber wegen der Industriegebiete noch immer nicht besonders schön, zumal auch die Zufahrt innerhlab Lyons nur über stark befahrene Ausfallstraßen geht. Wer es in näherer Zukunft versucht, der sollte eventuell lieber auf der Westseite auf die D315 fahren, um so aus dem Großraum Lyon wieder herauszukommen. Andererseits gehen die bauarbeiten am Via Rhona Radweg offenbar in großen Schritten voran, so daß hier angebracht ist, sich aktuelle Informationen zu besorgen.
Zwischen Givors und Vienne beginnen dann wieder Möglichkeiten, sich abseits befahrener Straßen zu bewegen. Entweder gibt es dedizierte Radwege oder kleine Straßen, die in der Regel am Ufer entlang verlaufen, nur stückchenweise verläuft die Strecke dann auf den größeren Autostraßen, mehrfach wird die Uferseite gewechselt. Ab Valence geht es allerdings auf die D86. Da auf der anderen Seite der Rhone aner N7 und die Autobahn parallel laufen, ist auch hier der Verkehr erträglich gewesen. Ein Vortei der größeren Straße sind die häufigeren Versorgungsmöglichkeiten.
Kurz von Montelimar bei Rochemaure sollte man die Quelle nicht verpassen (ist in OSM eingetragen). Das Wasser ist kühl und frisch und schmeckt sehr gut. Es lohnt sich, hier seine Trinkflaschen einmal aufzufüllen. Kurz danach bin ich auf einen frisch gebauten Abschnitt des Via Rhona Radwegs abgebogen, das ich, da es noch nicht in den Karten verzeichnet war, ohne ortskundige Hilfe nicht gefunden hätte (hab es in der OSM nachgetragen für alle, die nach mir kommen). Ein kleiner Umweg gegenüber der Weiterfahrt auf der D86, falls man nicht ohnehin die Stadt besuchen will, aber zweifelsohne die bessere Alternative als die hier doch stärker befahrene Departements-Straße.
Hinter Montelimar ist derzeit erstmal keine Alternative zur D86 vorhanden, Wer weiter an der Rhone entlang will, biegt bei Pont-Saint-Esprit auf die kleinere D138 ab und fährt auf dieser (und ihren Anschlußstraßen) am Ufer weiter nach Süden. Es gibt dort einige Uferwege, die wohl irgendwann als Radweg ausgebaut werden, derzeit aber noch keine Alternative darstellen. Ich bin allerdings ab hier der N86 und D6086 gefolgt. Das bringt nochmal ein paar Höhenmeter mit sich, aber alles keine Alpenpässe, um dann via Remoulins südlich an Nimes vorbei nach Vauvert zu fahren. Der Verkehr war bis Vauvert schon etwas nerviger und dichter, allerdings fehlt mir hier eine besser fahrbare Alternative auf dem Weg zum Mittelmeer.
In Vauvert geht es zunächst auf ein kurzes Stück Radweg, das nach dem dichten Verkehr eine echte Erholung darstellt. Das führt dann zwangsläufig dazu, daß man einen recht großen Haken nach Osten fährt, durch eine den Everglades ähnelnde Landschaft, dafür umgeht man die größeren Straßen, die in Richtung Meer wohl ein stärkeres Verkehrsaufkommen haben. Auf dem Weg nach Le Grau-du-Rois durchquert man noch einige Wein- und Olivenplantagen, am Rand der Straße sind zahlreiche Obst- und Gemüsestände und Hinweise auf den Direktverkauf der heimischen Weine. Inder Entfernung sind auch Salzberge und die entsprechenden Flächen zu sehen, kurz bevor man das Meer erreicht.
Im Herbst bietet das Mittelmeer einen deutlich spürbaren Vorteil: Neben dem allgemein wärmeren Klima im Süden sorgt das warme Wasser der See gleichzeitig dafür, daß auch nachts die Temperatur noch angenehm ist. Der Effekt ist oft schon bei einer Fahrt nur wenige Kilometer ins Inland signifikant.
Die französische Mittelmeerküste von der Rhonemündung bis zur Costa Brava, also den Ausläufern der Pyrenäen, die sich bis zur Küste ziehen ist flach und über weite Teile geprägt von einem schmalen Küstenstreifen, hinter dem sich flache vom Meer abgeteilte Wasserflächen befinden. Auf diesem Küstenstreifen befinden sich kleine Orte, viele sind große Hotel- oder Appartement-Anlagen. Solange mn auf diesem Küstenstreifen entlangfährt hat man in aller Regel einen leichten Zugang zu einem sandigen, breiten Strand mit schönen Bademöglichkeiten, neben vielen Hotels, die in der Nachsaison auch oft preiswert sind, findet man hier auch viele Campingplätze. Über weite Strecken sind die Uferstraßen als kombinierte Rad- und Fußwege ausgelegt. Das mag in der Hochsaison ein Problem werden, Ende September war es keins, da waren mehr Rennradler als Fußgänger unterwegs. Eine größere Straße führt dann meist auf der dem Festland zugewandten Seite des Uferstreifens entlang. Es gibt Stellen, wo man nicht drumherumkommt, sie zu nutzen, was in der Nachsaison aber problemlos ist.
Einige Hotels, vor allem aber viele geschäfte und Restaurants haben Ende September allerdings bereits geschlossen. Insgesamt sorgt die hohe Dichte an kleinen Orten schon dafür, daß die Versorgung recht einfach möglich ist. Das Preisniveau ist spürbar höher als tief im Inland, um diese Jahreszeit scheint es aber deutlich erträglicher als zur Hochsaison.
Bis kurz hinter Palavas-les-Flots ist es möglich, an der Küste entlang zu fahren, dann biegt der Weg nach Villeneuve-les-Maguelone ab. Um der D116 bzw. D114 zu entgehen, versuchte ich einen mit mäßiger Wegqualität eingezeichneten Weg entlang des mitten durch die Wasserfläche führenden Canal du Rhone au Sete zu nutzen. Bei dauerhaft trockenem Wetter dürfte dieser Weg in der Regel fahrbar sein, bei nassem Wetter wird er ziemlich schlammig werden. In meinem Fall aber hatte er noch einen weiteren Nachteil: Durch Baggerarbeiten waren einige Teile mit teil übelriechendem tieen und rutschigen Schlamm bedeckt, von dem ich später Rad und Schuhe besfreien durfte. Diese Abkürzung empfiehlt sich also nicht unbedingt, zumindest sollte man eine gewisse Abenteuerlust mitbringen und eine hohe Frustrationstoleranz bezüglich der Wegbeschaffenheit.
Von Sete bis Agde ist wieder die Küstenstraße angesagt, teilweise gibt es begleitend einen Radweg. Hinter Agde bin ich wegen eine gebrochenen Speiche auf der unangenehm vollen und teils nahezu kraftfahrstraßenartig ausgebauten D612 nach Bezier gefahren. Achtung, die D612 ist in Agde und bis hinter Vias nicht für Fahrräder zugelassen, die Überquerung des Herault ist in Agde nur auf der D912 möglich. Auch führen hier nur noch Stichstraßen an die Küste, es gibt keine Küstenstraße mehr. Hinter Vias gibt es aber am Canal du Midi einen radweg nach Beziers. Ich kenne den Zustand nicht, würde aber grundsätzlich erstmal empfehlen, diesem zu folgen, anstatt auf der D612 zu fahren, was ich nur wegen des kürzesten Weges mit zu erwartendem glatten Pflaster zum Sportgeschäft in Beziers tat.
Von Beziers bis Narbonne bin ich dann auch eifnach auf der D609/D6009 gefahren, ob sich der Abstecher an die Küste und bis zur D32 also lohnt weiß ich nicht. Ab Narbonne bis zur Küste gibt es dann einen Radweg am Canal de la Robine. Dieser ist nicht asphaltiert und daher kaum schnell zu fahren und bietet keinerlei Versorgungsmöglichkeiten. Trotzdem möchte ich diesen Radweg sehr empfehlen. Zuerst geht es durch Bäume geschützt, das heißt zumindest teilweise schattig, aus Narbone heraus, später öffnet sich der Blick über weite Wasserflächen links und rechts des Kanals, bevor man vor Port-la-Nouvelle an ehemaligen Salzfeldern vorbeikommt. Am Weg gibt es ein oder zwei kleine alte Bunkeranlagen, auf die man per leiter leicht heraufklettern kann. Mit etwas Geschick und dem passenden Zelt kann man hier vieleicht auch versuchen die Nacht zu verbringen.
Hinter Port-la-Nouvelle bin ich auf der mäßig befahrenen D709 gefahren, bin aber vor der D6009, die mehr Verkehr hat, auf eine kleine Wirtschaftsstraße durch die Weinfelder abgebogen. Ich habe dann die D627 nach Leucate genommen, im Nachhinein würde ich aber vermutlich eher die kleine Straße noch etwas weiter bis zur D27 nutzen unf auf dieser nach Leucate fahren.
Fortan kann man sich auf klei9neren und größeren Straßen entlang der vielen kleinen touristisch geprägten Orte nahe an der Küste halten, wieder mit schönen Stränden und geeigneten Versorgungs- und Übernachtungsmöglichkeiten in den jeweiligen Orten. Am Horizont werden die Berge der Costa Brava dann schon langsam größer und man ahnt, was einem ab Argeles-sur-Mer bzw. Argeles-Plage bevorsteht.
Zuerst fängt es mit sanften Hügeln an, dann kommen die ersten Erhebungen und Serpentinen, es wird immer kurviger und die Anstiege steiler, bis man in Cerbere, dem französischen Grenzort steht. Cerbere bietet eine Bahnstation, wer ein SNCF-Ticket für die Rückfahrt buchen möchte ist gut beraten, das dann hier noch zu tun. Wer allerdings etwas essen möchte oder baden, der sollte einen Ort weiter nach Portbou in Spanien fahren. Dazwischen geht es auf 170 Meter hinauf, die Steigung ist meist bei ca. fünf Prpozent, nur an einigen Stellen geht es kurz malauf sechs oder sieben Prozent. Dafür erwarten einen tolle Ausblicke auf den Hafen und den Bahnhof von Cerbere und danach auf der anderen Seite der auf Portbou. Ganz oben auf dem Berg gibt es auch noch eine Gedenkstätte, auf der Abfahrt eine Tankstelle, wo man kühle Getränke kaufen kann oder ein Klo benutzen.
Wie in vielen Orten, die sich hier in die engen Buchten drängen haben sowohl Cebere als auch Portbou keinen Sand- sondern einen Steinstrand. Die Empfehlung, den in Portbou zu nutzen hat zwei Hintergründe: Das Essen ist billiger in Spanien und an den Stränden gibt es hier öffentliche Toiletten (nicht immer der Hit, aber besser als nichts) und vor allem frei nutzbare Duschen, so daß man sich nach einem erfrischenden Bad im Mittelmeer nicht salzverkrustet in seine Klamotten zwängen muß.
Zwischen Portbou und Colaera gibt es eine neue und eine alte Strecke über den berg. Die neue führt durch ein paar Tunnel, ich habe keine Schilder gesehen, die die Nutzung mit dem Rad untersagen würden, man kann einige Strecken- und Höhenmeter sparen – aber: die alte Straße mit ihren Serpentinen ist fast frei von Autoverkehr und bietet sehr schöne Ausblicke, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
In Llanca bietet es sich dann an, auf die GI-612 abzubiegen. Es geht dann über GI-613 und GI-614 durch ein schönes Naturreservat. Ich kämpfte mich in der Nachmittagssonne auf die 280 Meter hoch, aber die Natur und die kaum befahrene Straße sind es wert. Die Abfahrt nach Cadaques dagegen soll sichkaum lohnen, zumal man dann auf der gleichen Strecke wieder zurück muß. Kurz vor der Abfahrt bietet sich ein Blick auf die Ebene von Figueres.
Von L’escala bis Palamos bin ich durchs Hinterland gefahren, es gibt keine durchgehende Küstenstraße, ob sich die C-31 lohnt und diese mit dem Rad durchgängig befahrbar ist weiß ich nicht, wenn man also keinen besonderen Wert auf Abstecher in die Küstenorte dort legt, dann ist die genannte Strecke sicherlich kein Highlight aufgrund des Verkehrs, aber zumindest kommt man schnell vorwärts.
Ab Palamos bis Blanes wird es zwischenden Küstenorten dann wieder hügelig, einige der Orte sind auch laut und voll, selbst in der Nachsaison. Die Hotels sind bei Nachfrage oft billiger als draußen angeschrieben, Campingplätze Ende September zum größten Teil allerdings schon geschlossen.
Ab Blanes wird es flach und es gibt irgendwann auch keine Alternative mehr zur N-II. Da jedoch parallel die Autobahn verläuft, ist die Straße fahrbar, man wird viele Rennradler treffen. Durch die parallel laufende Bahnlinie ist dr Zugang zum Strand oft nur über Treppen und somit kaum mit einem bepackten Fahrrad machbar, erst bei Badalona fand ich mit Hilfe Ortskundiger einen Tunnel, den ich durchfahrwen konnte. Es gibt dann einen mehr oder weniger gut ausgebauten Radweg am Strand (Sand, nächtlich gesäubert, mit Duschen), nur bei der Einfahrt nach Barcelona gilt es noch ein Industriegebiet zum Umfahren.
Ich hatte ideales Wetter auf der Tour und die gewählten Wege waren größtenteils sehr gut fahrbar. Nur so war es möglich, daß ich, gerechnet auf reine Fahrtage, rund 140km pro Tag hinter mich gebracht habe. Würde ich unter den gleichen Umständen die Tour nocheinmal fahren, das heißt allein, außerhalb der Saison und mit ähnlichen Kilometerzielen, würde ich das Zelt zu Hause lassen und so eine große Menge Gewicht und Gepäck sparen, auch wenn mir dies auf der Tour nirgendwo wirklich zu viel wurde, nichtmal in den bergigen Passagen. Dies nehm ich als Grundlage für die Idee, vielleicht eines Tages die Tour ab Barcelona fortzusetzen in den Süden bis nach Gibraltar.
Den EV8 und die Via Rhona würde ich gerne nochmal unter anderen Voraussetzungen fahren: Weniger Kilometer, eine (kleine) Gruppe, dann auch gerne mit Zelt und Kocher – zu mehreren macht das auf jeden Fall mehr Spaß als allein. Dann bliebe auch Zeit für die wirklich schönen Orte und Städtchen, ich würde Avignon auch endlich besuchen. Ich kann mir gut eine kleine Liegerad-Armada vorstellen, aber auch eine gemischte Gruppe, da die Wegprofile so (harmlos) sind, daß gemeinsames Fahren auf verschiedenen Fahrradtypen ohne Probleme möglich ist.
Die Route ist der Alpenfreie Zugang zum Mittelmeer. Dennoch reizt es mich im Nachgang umso mehr, irgendwann den Kontakt mit höheren Bergen und anderen Steigungen zu wagen. Weder das Bergland in Deutschlands Mitte, noch die Costa Brava haben mich gefühlt da auch nur in die Nähe der Grenze des für mich in dieser Konstellation Machbaren gebracht, die ich allerdings irgendwann ausloten will, bis zum dem Punkt, wo ich sage: hier drehe ich um, hier kann ich nicht weiterfahren.
Seit Montag abend bin ich wieder zu Hause. Ich hatte auf der Rückfahrt noch eine Pause mit Erholungsfaktor eingelegt, (fast) ohne Radfahren, dafür mit Verwöhnprogramm – damit der Aufschlag in der Realität dann nicht allzu hart ist.
Zu Haus die üblichen Dinge: Wäsche waschen, Zelt, Isomatte und Schlafsack auslüften und für den Winter gut durchtrocknen. Alle Werkzeuge und Technik muss wieder an ihren Platz sortiert werden. Ein Termin für die Speedmachine zur kleinen Inspektion und Beseitigung der Kleinigkeiten beim Radhändler habe ich auch schon in die Warteschlange gepackt.
Was noch aussteht ist das Putzen des Rades, ich habe doch eine Menge Dreck und und Staub eingesammelt, der dringend ab muß. Leider wird das Wetter ja jetzt sehr viel kühler, so daß die Motivation, mit Wasser und Eimer auf der Straße zu stehen nicht gerade steigt … aber es gibt Dinge, die müssen sein.
Natürlich sitze ich wieder im Büro, aber mental bin ich irgendwie noch auf der Fahrt, unterwegs weiter nach Gibraltar oder sonstwo hin. Dort wäre es jetzt überwiegend sonnig bei knapp 20°C bis 25°C – ideales Fahrtenwetter. Hier hingegen bricht jetzt der Herbst über uns herein. Die Sonne geht rund eine Stunde früher unter als an der spanischen Mittelmeerküste, es wird in den kommenden Tagen zunehmend kühler.
Ich hoffe, ich komme am Wochenende dazu, den Berichten zu den einzelnen Etappen noch eine schöne Gesamtbetrachtung hinzuzufügen, denn es gibt sicherlich noch einiges zur Tour zu sagen, was in den Details der einzelnen Tage so nicht rüberkommt.