Frankreich 2014: Villandry – Nantes

Eine deutsche Busreisegruppe auf Schlössertour an der Loire hatte den Frühstückssaal für die Zeit zwischen sieben und acht reserviert, so daß ich erst um acht frühstücken konnte, was mich trotz der langen Etappe aber nicht sonderlich störte. Ich genoss das reichhaltige Frühstück, dann machte ich mich bereit. Der Weg führte mich nach wenigen hundert Metern wieder direkt am Wasser entlang. Ob es sich gerade um einen Radweg oder eine Straße mit gelegentlichem Autoverkehr handelt, merkt man hier fast nur an den Schildern.
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Nach einigen Kilometern führte die Stecke mich wieder etwas weiter weg vom Fluß, es ging über kleine Straßen und Dörfer. Eines davon fiel mit frisch gemachten Straßen, eine restaurierten und renovierten Kirche, eine Stadthalle, neuer Schule, offenen Geschäften und weiterer Infrastruktur auf. Da direkt daneben ein Atomkraftwerk – davon gibt es hier einige – stand, gehe ich mal davon aus, daß auf diese Weise der Rückhalt in der Bevölkerung erkauft wird. Dörfer ähnlicher Größe haben hier sonst kaum erkennbare Infrastruktur.
Die aufheulende Sirene des Atomkraftwerks, als ich gerade einige Minuten aus dem Dorf heraus war gab mir dann aber doch ein seltsames Gefühl, selbst wenn sie nach nicht einmal einer Minute wieder verstummte. Würde ich den Wein, der hier allerorten angebaut wird, wirklich gerne trinken, wäre auf dem Etikett auch das Kraftwerk zu sehen?
Weingüter begleiteten den Weg für einige Zeit, dann wieder am Fluss kamen Höhlen und Champignonzuchten dazu. Leider gab es in den zugehörigen Restaurants nur ganze Menüs mit diversen Gängen – dafür war ich noch nicht hungrig genug und zudem braucht soetwas auch viel Zeit. Einige weitere Chateaus folgten. Und irgendwann der Hinweis, daß ich den Null-Meridian nun überquert hätte. Nach einer Reihe Nullen zeigte mein GPS fortan westliche Länge an, nicht mehr die gewohnte östliche.
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Ich kam halbwegs gut voran und so näherte ich mich dem Punkt, den ich mir persönlich zur Entscheidung gesetzt hatte. Ich wollte auf jeden Fall bis 50km vor Nantes kommen und dann entscheiden, ob ich noch bis Nantes weiterfahren würde. Es fühlte sich nach Fahren an, auch wenn es langsam spät wurde. So buchte ich ein Hotel am Ostrand von Nantes, nicht zu weit vom Track und mit 24h-Rezeption und fuhr. Als ich am Weg ein offenes Restaurant sah, gönnte ich mir noch etwas zu essen.
Leider verstopfte langsam meine Nase, so daß es teilweise anstrengender wurde zu fahren. Trotzdem ging der Ritt durch die Nacht dank meiner Lichtanlage recht gut voran, selbst auf keinen Wegen. Ich merkte nur: aufpassen sollte man hier mit kurzfristig umgeplanten Wegen. Zwar sparte ich sicher einen Kilometer zum Hotel, quälte mich aber auch vorher auf einer 7%-Steigung auf einen Hügel, von dem ich anschließend sofort wieder herunter schoß.

Frankreich 2014: Orléans – Villandry

Das Frühstück im Hotel war – für französische Verhältnisse – reichhaltig und so konnte ich um kurz nach halb neun starten. Ich rollte langsam durch die Fußgängerzone runter zur Loire, überquerte diese und folgte dann meinem Track bzw. der gut ausgeschilderten Radroute. Der Weg aus Orléans heraus war angenehm zu fahren, aber nicht sonderlich schön – sobald ich die Stadt allerdings verlassen hatte und auf den Radweg an der Loire wechselte, war der Weg wunderschön.

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Über weite Strecken ging es zunächst am Wasser entlang, mal asphaltiert, mal gut verdichtet. Wenn es stark regnet, könnte dies an einigen Stellen zum Problem werden, ich aber hatte eher mit starkem Sonnenschein zu kämpfen. Obwohl nur knapp über 20°C auf dem Thermometer standen, fühlte es sich deutlich wärmer an. Um meine Arme zu schonen, fuhr ich allerdings mit Ärmlingen – irgendwann bringt auch die stärkste Sonnnencreme nichts mehr.
Immer wieder waren alte Landsitze oder kleine Schlösser zu sehen, meist jedoch nur aus der Ferne: kam man in die Nähe war der Blick durch Bäume, Hecken und Mauern versperrt. Grandios dagegen die sich immer wieder öffnenden Ausblicke auf den Fluss.
Um 12 Uhr erreichte ich Blois. Ich hatte bereits Hunger und um 12 Uhr öffnet sich ein kurzes Zeitfenster, innerhalb dessen man in Frankreich ein Mittagessen ergattern kann. So gönnnte ich mir die „Plat du Jours“, ein Entrecote und anschließend einen leckeren Nachtisch. Frisch gestärkt ging es weiter, bald allerdings etwas abseits der Loire. Der Weg war größtenteils ein reiner Radweg oder auf so ruhigen Straßen, daß eigentlich nie ein Auto kam. Zwischendurch ging es auch immer wieder durch kleine Dörfer, hübsch anzusehen und da in einer der touristischsten Regionen Frankreichs selbst außerhalb der französischen Ferien noch ab und an mit geöffneten Cafés.

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Bei der Anfahrt auf Tours verpasste ich den richtigen Zeitpunkt für eine Pause vorher, in Tours hatte ich, obwohl die Stadt schön ist, nur das Bedürfnis aus dem Trubel wieder herauszukommen. Und so war ich hinter Tours leergefahren und hatte das Problem, dass die Chancen, irgendeine Unterkunft zu finden (selbst geöffnete Campinglätze mit Zeltwiese sah ich hier nicht so häufig wie gedacht) massiv sinken würden, wenn ich jetzt eine Kochpause einlegte. Ich entschied mich, Villandry anzusteuern und dort auf gut Glück eine Unterkunft zu suchen.
Ziemlich fertig kam ich dort an (vermutlich vor allem fertig von der vielen Sonne), im ersten Hotel, was ich sah ergatterte ich für einen guten Preis ein annehmbares Zimmer – inklusive eines hervorragenden Abendessens sowie Frühstück. Nach einer erfrischenden Dusche und einem kurzen Spaziergang war ich auch in der Lage, etwas zu essen. Ein großer Vorteil in Frankreich: Stilles Wasser gibt es quasi unbegrenzt zum essen. Das ist bei langen Radtouren bei warmem Wetter ein enormer Vorteil!

Frankreich 2014: Paris – Orléans

Ich wachte vor meinem Wecker auf und hatte so noch angenehm viel Zeit. Vor dem Fenster Nebelschwaden und der Blick auf einen der typischen französischen Kanalradwege. War die Tour bis jetzt noch weit entfernt, so erwachte langsam die Lust, endlich mit der Speedmachine wieder unterwegs zu sein. Als ich frisch geduscht in mein Abteil zurück kam und mir mein (doppeltes, so war es schön sättigend) Frühstück gönnte, kam auch langsam die Sonne durch.

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In Paris Est hält der Nachtzug lang genug, um die Taschen nicht durch den Zug bugsieren zu müssen, sondern gemütlich über den Bahnsteig zu laufen und das Rad dann zu befreien. Noch auf dem Bahnsteig machte ich das Rad komplett reisefertig, dann rollte ich raus und startete das GPS. Paris am Montagmorgen im Berufsverkehr, der erste Tag nach den großen Ferien in Frankreich. Die Vorstellung bereitete mir Kopfzerbrechen. Aber sobald ich losfuhr, zerstreuten sich die Sorgen sofort. Zum einen bietet Paris viele Radspuren – die auch nicht zugeparkt waren – und zu anderen bringen die französischen Autofahrer selbst im Stadtverkehr Radfahrern viel Respekt entgegen. Es wird nicht gedrängelt, nicht gehupt, man lässt Platz und überholt nicht sinnlos. So machte die Fahrt aus Paris heraus bereits Spaß. Der einzige zu dicht überholende Autofahrer: schwarzer BMW, Münchner Kennzeichen. Ein Schuss, ein Treffer sag ich mal.
Da die Strecke mit 145km für den ersten Tag ja relativ lang war und ich im August wenig Gelegenheit zum Training hatte, erwartete ich, langsam voran zu kommen – das ging aber besser als geplant. Was wirklich zuschlug und im Höhenprofil der Planung kaum erkennbar war: Die vielen Hügel zwischen Paris und Orléans. Das kam am Ende auf fast 900hm, meist sanft, manchmal aber auch zwischen 5% und 7% – das spürt man nach dem ersten und langen Tag dann doch.

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Der Weg selbst war unspektakulär. Teils schöne Landschaften, über lange Strecken aber auch Feld an Feld und Dorf an Dorf. Keine Chance, mal hinter’n Baum zu gehen und in den Dörfern keinerlei Infrastruktur. Kein Bäcker, keine offenen Restaurants. Nichts. Und nur Automatentankstellen. Als ich endlich ein offenes estaurant fand hatte natürlich die Küche zu. Und ein Plätzchen zum Kochen abseits der Straße mit etwas Schatten war auch nicht zu finden. So überstand ich den Tag mit Notrationen und fuhr irgendwann hungrig in Orléans ein.
Ich hatte mir ein Hotel in der Stadt gebucht, das Rad stand sicher, ich konnte duschen und hinterher einen kleinen Stadtspaziergang mit ausführlichem Essen machen. Die Stadt ist wirklich hübsch und lohn sicher mal für einen längeren Besuch.
Noch etwas, was ich völlig unterschätzte, da mit ca. 22°C angenehme Temperaturen herrschten und das Wetter in der letzten Woche in Berlin eher zu wünschen übrig liess: Die Sonne. Morgen besser eincremen.

Frankreich 2014 – eine Spätsommerreise

Lange war im Blog nichts los, das heisst aber nicht, dass ich mein Hobby aufgegeben hätte – eigentlich hätte es noch so einiges zu bloggen gegeben, allein mir fehlte Zeit und Muße! image

Nichtsdestotrotz war für den Spätsommer noch eine Radreise geplant, mit Micha plante ich eine Tour durch die verschiedensten Regionen Frankreichs. Nun ist die Zeit gekommen, ich sitze im Nachtzug nach Paris (den es leider in Kürze nicht mehr geben wird) und starte ab dort meine Tour. Micha musste leider kurzfristig absagen, ich entschloss mich dann dennoch zu fahren. Nach langer Zeit die erste Reise, bei der ich auf mich allein gestellt bin.
Die Tour, so wie sie geplant ist, hält einige Herausforderungen bereit. Ob ich am Ende bereit bin, alle wirklich anzunehmen wird sich zeigen. Drei Wochen sind geplant und vorbereitet sind viele Kilometer Haupt- und Alternativrouten. Die erste Herausforderung wird sein, am Montag morgen, dem ersten nach den französischen Sommerferien, zur Zeit des dicksten Berufsverkehrs aus Paris herauszukommen. Es geht in Richtung Südsüdwest, nach Orléans, wo ich die Loire erreiche, der ich anschließend in Richtung Atlantik folge.
Die Wettervorhersage sieht bisher recht freundlich aus – wenn sich das Wetter an diese Vorhersage hält, habe ich in den ersten Tagen allerbeste Bedingungen. Ich werde natürlich regelmäßig bloggen. Ob das Live-Tracking in der gleichen Regelmäßigkeit funktioniert und mitläuft werden wir dann sehen.

Hitzeschlacht: Irgendwo hinter Magdeburg – Lutherstadt Wittenberg

Das Konzert der Vögel und das Licht der früh aufgehenden Sonne, zusammen mit den etwas ungemütlichen Bänken, sorgte dafür, daß wir früh aufwachten. NachtlagerNoch etwas müde und langsam räumten wir unser Lager und machten uns auf. Der wichtigste Gedanke galt dem Frühstück, als wir so durch die einsame Landschaft fuhren.

Zunächst ging es über Wiesen und Felder, dann durch ein kleines Waldstück und schließlich bogen wir ab zur Fähre. Auf der anderen Uferseite war der Ort Barby, dort erhofften wir uns einen Bäcker oder ähnliches. An der Fähre angekommen offenbarte der Blick auf die Uhr (07:38 Uhr) und der Blick auf den Fährplan (Sonn- und Feiertags ab 10 Uhr) allerdings eine gewisse Diskrepanz, so daß wir vorerst auf dieser Seite der Elbe bleiben mussten, wo auf den nächsten Kilometern kein Dorf zu erwarten war, jedenfalls keines mit einer irgendwie gearteten Infrastruktur.

Und so fuhren wir weiter auf einsamen Straßen und über Waldwege, auf denen Stehenbleiben wegen der vielen Mücken keine gute Idee war. Kurz vor dem Ortseingang von Steckby machten wir einen kurzen Halt und plünderten die Riegel- und Keksvorräte. Frühstück!Gerade als wir weiterfuhren sahen wir einen Landwirt am Rand der Straße, den wir nach einer Möglichkeit für ein Frühstück fragten. Er schickte uns die Straße runter und dann links, dort sei der Gasthof  „Zum Bieber“, die hätten gewiss Frühstück. Beim Weiterfahren blickten Micha und ich uns an und hatten beide wohl etwas Zweifel daran, in näherer Zeit zu einem Frühstück zu kommen. Aber wirklich, nach einigen hundert Metern und einer Abbiegung sahen wir linkerhand den Gasthof und ein einladend offene Tür.

Gedenkfoto in DessauOffiziell wurde zwar kein Frühstück angeboten, da aber angegliedert eine Pension war, die diverse Radfahrer nutzten, hatten die Betreiber Mitleid und kredenzten ein ausgiebiges Frühstück. Wir füllten auch noch unsere Getränkevorräte auf und fragten nach den Fährzeiten der Fähre Aken – und erfuhren, daß diese um diese Uhrzeit schon fährt.

So kreuzten wir in Aken die Elbe, folgten dem Radweg dann zunächst einige Zeit auf der Straße, bevor er kurz vor Dessau wieder in den Wald abbog. Hier ins Dessau kreuzten wir denn auch den Track unserer Frühjahrstour zur SPEZI und machten an markanter Stelle ein Gedenkfoto. Zudem gönnten wir uns bei nächster Gelegenheit ein schönes kühles Eis.

Fernradroute, Radfahren verbotenWir folgten weiter dem Elberadweg (auch auf dem Teilstück der offiziellen Radroute, wo Radfahren ohne Umleitungsausschilderung verboten ist). Durch Wälder und Parks, vorbei an diversen Stellen, wo das letztjährige Hochwasser wohl doch einige Schäden hinterlassen hat. Einen weiteren Erfrischungshalt legtenb wir in Wörlitz ein, tranken etwas und ich stärkte mich mit einer köstlichen Wildschweinwurst. Anschließend ging es noch einige Kilometer runter zur Elbe, wo wir mit der Fähre Coswig die Elbe ein letztes mal vor Lutherstadt Wittenberg querten.

Die Einfahrt nach Wittenberg war wenig auf dieser Seite wenig spektakulär, da sie unter anderem durch ausführliche Gewerbegebiete führt bzw. sich dann über kleine Straßen mit gefühlten tausend Kurven hinzieht, bevor man endlich die schöne Altstadt erreicht.

Da wir noch etwas Zeit hatten, bevor die nächste Bahn fuhr, gab es nochmal Eis zum Abschluß der Tour. Der RE war erträglich leer, obwohl das Ende des verlängerten Wochenendes nahte, aber wir waren auch noch halbwegs früh dran. So früh, daß ich zu Hause bequem duschen konnte und abends noch zum Liegeradtreffen ging.