NL 2011: Weener – Heeg

Nach dem Aufstehen war die erste Aktion das Checken der Wettervorhersage. Diese sah besser aus als für die vorherigen Tage. Schauer waren zwar möglich, auch auf dem Radar vereinzelt so zu sehen, aber keine größeren Regengebiete im Anmarsch. Auch der Wind hatte sich deutlich abgeschwächt, wenn er auch weiter aus südlicher bis westlicher Richtung kam. Zum Nachmittag war mit besserem Wetter und abflauendem Wind zu rechnen. Gute Voraussetzungen also für die längste Etappe dieser Tour von etwa 150km.

Ich ging den Tag langsam an, frühstückte, packte und holte nach der Abfahrt nochmal schnell innerhalb Deutschlands Bargeld. Dann ging es los. Graue Wolken zogen über den Himmel, immer wieder sah es bedrohlich nach Regen aus, doch zunächst blieb es trocken. Südlich von Groningen allerdings fing es an leicht zu regnen. Um mir mein Regenzeug überzuziehen suchte ich mir eine Bushaltestelle – in der ich mich dann aufgrund des stärker werdenden Regens auch einfach verschanzt hielt, bis es aufhörte. Die Temperatur sank von 20°C auf 13°C, doch nach dem Regen kam sofort hellerer Himmel und schon bald kletterte das Thermometer wieder.

Später lockerten die Wolken auf und die Sonne kam durch. Der Wind war spürbar, aber er bremste bei weitem nicht so stark wie am Vortag. Die Landschaft in Friesland ist flach (wie Holland…) und es gibt wenige Bäume. Die Besiedlung ist allerdings dicht, in kleineren Ortschaften gibt es in der Regel keine Versorgungsmöglichkeiten: Sieht man von weitem die Preistafel einer Tankstelle leuchten, so handelt es sich meist um eine Automaten-Tanke, an der für Radfahrer rein nichts zu holen ist. Auch das Vorhaben, nur außerhalb der Sichtweite von Häusern etwaigen menschlichen Bedürfnissen zu folgen stellt einen bei der Besiedlungsdichte vor ernsthafte Herausforderungen.

Etwa 25km vor Heeg fand ich einen Rennradler, in dessen Windschatten ich mich 3km ausruhen durfte, kurz bevor ich auf einen schönen Radweg abbog, der mich an den Rand von Sneek führte. Faszinierend, wenn überall der Landschaft Segelboote und Schiffe unterwegs sind!

Bei meiner Ankunft wurde ich dann schon erwartet, ich konnte Duschen und später ging es dann Essen: Kibbeling.

NL 2011: Bremen – Weener

Nach dem Aufwachen schaltete ich zuerst das Netbook ein: Regenradar checken. Und das sah nicht gut aus. Auf breiter Front zog ein Regengebiet von der Nordsee her in meine Richtung. Ich überlegte, nach dem Frühstück in der Bremer Innenstadt den Regen abzuwarten und erst danach loszufahren. Aber zunächst Frühstück. Und Packen. Ich war träge, so packte ich dann erst nach dem Frühstück zusammen – wertvolle regenfreie Zeit verstrich. Das wurde mir aber erst später klar.

Ich fuhr los, starker Wind, kein Regen. Der Wind kam gefühlt eher südlich als westlich. Ich fuhr zunächst in Richtung Bremen Hbf, diesen hatte ich als idealen Ort auserkoren, falls ich doch den Regen abwarten wollte. Ich erwartete die ersten Ausläufer jede Minute. Vor dem Bahnhof ließ ich meine Route berechnen. Und fuhr los. Der Regen begann noch vor der Überquerung der Weser. Und er wurde kurz danach so stark, daß ich mir unter dem nächstbesten Baum die Regenkleidung überzog.

So fuhr ich nach Delmenhorst. Im Zentrum bereitete man ein Stadtfest vor, die meisten waren damit beschäftigt sich oder das Equimpment vor dem Regen zu schützen. Ich setzte mich in eienn gerade öffnenden türkischen Imbiss und bestellte heißen Tee. Ausgewählt hatte ich den Laden wegen der Markise, unter der mein Rad einen trockenen Platz fand, den ich von Innen im Blick hatte.

Der Regen war kaum schwächer, als ich aufbrach. Noch vor dem Verlassen von Delmenhorst stellte ich mich bei einer Tankstelle unter und wollte dort das Ende der Regenfront abwarten – die Tankstelle kannte ich noch von meiner Amsterdam-Fahrt mit Lars. Eine weise Entscheidung, der Regen steigerte sich zu wolkebruchartiger Stärke. Einige Zeit, zwei Croissants, einen Tee und einen Eistee später hörte der Regen aber endlich auf. Fast. Es nieselte noch ein wenig, als ich losfuhr.

Und das sollte sich auch nicht ändern. Niesel, der vom Wind horizontal über die Felder getrieben wurde, mal schon richtiger Regen, dann wieder ganz feiner Sprühregen. Aber immer waagerecht, mal mehr von vorn, mal etwas seitlicher. Der Wind trieb die Feuchtigkeit in jede Ritze. Und daß Regenkleidung auch nicht vor Nässe schützt, sondern im wesentlichen vor dem Auskühlen, bewahrheitete sich auch diesmal wieder.

Und dann der Wind. Zweimal, als ich hinter Baumgruppen vorkam und mich dann eine Böe von der Seite erwischte, machte ich einen Schlenker ins Gras neben dem Radweg. Zum Glück ist die Speedmachine mit Gepäck recht gutmütig, so daß das keine bösen Folgen hatte. Der Weg lag voll mit Ästen und Blättern, die der Wind von den Bäumen gerissen hatte.

30 Kilometer nach Delmenhorst dann endlich Oldenburg. Ich kurvte ziellos durch die Fußgängerzone um ein Lokal zu finden, wo ich Mittagessen konnte und gleichzeitig das Rad an sichtbarer Stelle trocken stand. Während des Essen wurde der Regen mal schwächer, mal stärker. Aber er blieb. Ich versuchte es noch mit einem zweiten Tee nach dem Essen. Keine Chance, der Regen blieb. Als er kurz etwas schwächer wurde machte ich mich auf.

Irgendwo war wohl noch ein Fehler in meinem Routing nach Weener, so fuhr ich „nach Gefühl“ aus Oldenburg raus und ließ mir dann die direkte Route nach Weener, wo ich mir eine Unterkunft reserviert hatte, berechnen. Notfalls, so der Plan, könne ich ja immernoch in die Bahn steigen. Aber diesmal wollte ich es schaffen. Und so fuhr ich durch den immer stärker werdenden Regen.

In einer Schutzhütte und bei einer Tankstelle legte ich noch kurz Rast ein, ich war durchnäßt, aber konnte mich warm halten. Der Wind bließ noch immer, bremste mich auf Geschwindigkeiten um die 20km/h herunter, manchmal in Böen auf unter 15km/h.

In Weener wurde ich von meinem Hotel in ein Zimmer im Gästehaus gegenüber umgebucht, kein Problem. Ein Zimmer mit genügend Steckdosen und einer warmen Dusche – und vor allem eischaltbaren Heizkörpern war alles, was ich jetzt brauchte.

NL 2011: Havelberg-Uelzen(-Bremen)

Den Morgen startete ich mit einem guten Frühstück, anschließend checkte ich aus und sattelte mein Rad. Leichter Niesel, kaum der Rede wert, versüßte mir die Abfahrt, dieser verzig sich aber – zunächst. Der Weg zur Fähre Räbel war kurz, wenn auch die letzten paar hundert Meter mit Kopfsteinpflaster gespickt waren.

Auf der anderen Elbseite empfing mich der erste Schauer das Tages. Nachdem ich durch Fragen rausgefunden hatte, daß hier das Kopfsteinpflaster noch ca. 4km weitergehen sollte, war mir auch klar, warum radweit den Umweg über den Elberadweg empfahl, was ich dann auch für mich als beste Lösung betrachtete.

Kaum war ich zurück auf der Straße, wurde der Regen etwas stärker. Da aber schon blauer Himmel vorherrschte, entschied ich mich, kurz in der Bushaltestelle abzuwetter, was auch nur wenige Minuten in Anspruch nahm.

Recht schnell ging es weiter, trotz schon leichten Gegenwindes. In Arendsee gönnte ich mir eine kleine Bäckerpause, fuhr dann unten am See entlang und gelangte nur mit einer ungepflasterten Rampe jenseits der 15% Steigung auf die Straße zurück.

Hinter Schmarsau durfte ich dann mal wieder die unberechenbare Reaktion von Pferden aufs Liegerad bewundern. Drei Pferde auf ihrem eingezäunten Stückchen Wiese folgten ihrem Fluchgtinstinkt, übersprangen zwei (allerdings nur ca. 60cm hohe) Zäune und liefen auf die Straße. Ich versuchte es mit anhalten, erfolglos. EIn Porschefahrer versuchte sich vorbeizudrängen, da liefen die Pferde seitlich über einen Feldweg. Ich sagte im nächsten Ort einem alten Bauern bescheid, ob der wirklich darauf reagierte vermag ich nicht zu sagen.

In Dangenstorf aß ich nach Empfehlung zu Mittag, doch so richtig in Schwung kommen wollte ich bei dem auffrischenden Wind nicht mehr. Kurz vor Uelzen erwischte mich der nächste Schauer und die Temperatur fiel in wenigen Minuten um ca. 8°C auf 15°C. Ich beschloß, ab Uelzen den Zug in Richtung Bremen zu nehmen, um noch rechtzeitig ein Hotel zu bekommen. In Uelzen am Hundertwasser-Bahnhof überbrückte ich die Wartezeit mit Essen und dem Ausdruck meiner Rückfahrkarte.

Mit der Bahn ging es nach Bremen, wo ich dann ein Hotel hatte und auch noch ein kleines Abendessen zu mir nahm.

NL 2011: (Berlin-)Nauen-Havelberg

Mittags kümmerte ich mich erstmal um eine Bleibe für die Nacht. Nachmittags wollte ich direkt aus dem Büro losfahren. Da es in Havelberg aber nicht so einfach ist ein Hotel zu finden, wo man auch später am Abend ankommen kann und ich mir ohnehin die nervige Ausfahrt aus Berlin ersparen wollte, plante ich, die Tour ab Nauen zu starten und dorthin mit der Bahn zu fahren.

Der erste Versuch: Hotel-Pension Fleischmann in Havelberg. Ein Anruf, ein hin und her bezüglich der Uhrzeit. Ankuft eher gegen 18 Uhr, spätestens 19 Uhr Pflicht. Meine vorsichtige Frage nach einer Ankunft um 21 Uhr wurde mit einem „Das geht nicht, ich kann das ja nicht reservieren und nachher kommen Sie nicht!“ quittiert. Direkt nach diesem Satz wurde aufgelegt. Von daher: Unfreundlich und unflexibel. Mein Geld kriegen die nicht.

Der zweite Versuch ist das absolute Gegenteil. Im Hotel Garni Lichthaus Knopf, das auch deutlich verkehrsgünstiger liegt, kann ich problemlos ein Zimmer reservieren, die Ankunftszeit ist kein Problem.

Die Regionalbahn nach Nauen ist relativ voll, trotzdem kriege ich die bepackte Speedmachine noch halbwegs unter. In Nauen mache ich mich direkt auf den Weg. Ich folge dem Havellandradweg ein Stück und dann kleinen und gut fahrbaren Straßen. Die Strecke hatte ich im letzten Jahr bereits ausgetestet und den Track einfach als Grundlage hergenommen.

Und ich hatte auch noch die schlechte Versorgungslage auf diesem Teilstück in Erinnerung: Keine Tanke, kein Bäcker, kein Supermarkt (naja, ein Aldi). Ich hatte ein gutes Mittagessen, insofern kein Problem.

Kurz vor Havelberg dann große Umleitungsschilder, Baustelle in Jederitz. Da der Havelradweg weiter auf der Originalstrecke ausgeschildert ist, gehe ich das Risiko ein und folge dieser. Die Straße in Jederitz fehlt vollständig, der Bürgersteig ist nur teilweise brauchbar. Ich schiebe das Rad durch tiefen Sand und auf 20-30cm breiten Wegresten, während ich einen halben Meter tiefer durch die Baustelle tapse. Aber ich kann den Ort durchqueren.

In Havelberg treffe ich bei der Ortseinfahrt sofort auf mein Hotel. Das Rad findet einen trockenen, warmen Platz in einem abgeschlossenen Raum ein Gebäude weiter. Und ich kriege ein riesiges Zimmer und werde gefragt, wann ich denn Frühstücken will. So geht das!

Nach dem Duschen gönne ich mir ein üppiges Mahl beim örtlichen Griechen, danach arbeite ich noch die per Twitter erhaltenen Tipps in meine Routenplanung ein, bevor ich ins Bett gehe. Leider ist die Wettervorhersage für die kommenden Tage alles andere als ideal.

Radweit nach Frankfurt/Oder

Kuchen bei OmaSonntag Vormittag und in meinem Kopf befindet sich der diffuse Gedanke, ich wolle eine kleine Tour unternehmen. Da kommt es mir gerade recht, daß @Verkehrsrot auf twitter ankündigt, daß er auch mittags irgendwann losrollen würde. Auf dem Plan steht die Radweit-Strecke nach Frankfurt/Oder. Als besonderen Service bekomme ich nach der Verabredung den Track zugemailt, so daß ich ohne weitere Vorbereitung mein GPS befüllen kann. Um 12:30 Uhr ist der Treffpunkt in Neukölln ausgemacht.

Das Wetter sieht wechselhaft aus, die Wolken sind teils bedrohlich grau, wenn, dann erwarten uns allerdings nur kurze Schauer. Der Wind weht aus Nordwest, wird uns also unterstützen.

Radweit ...Die Ausfahrt aus der Stadt zieht sich. Selbst als wir Neukölln und Köpenick hinter uns haben und Müggelheim durchqueren, sind die Ausläufer des Stadtverkehrs noch spürbar. Neben uns brettert die Blechlawine vorbei, entspanntes Fahren ist anders. Erst hinter Neu-Zittau wird es langsam ruhiger,wir fahren auf kleineren Straßen. In Hartmannsdorf machen wir einen kleinen Abstecher zur Kuchen-Oma, wo es hervorragenden selbstgebackenen Kuchen nebst Apfelschorle gibt. EinBlick auf den Tacho verrät, daß wir deutlich schneller als geplant unterwegs waren und wir nehmen uns einen Gang zurück, knapp unter statt knapp über 30 km/h.

Entspanntes DahinrollenWir fahren ein angenehm gleichmäßiges Tempo. Die Landschaft ist nur bedingt abwechslungsreich, aber zunächst geht es auf sehr angenehmen und ruhigen Straßen bis Fürstenberg, erstkurz davor treffen wir wieder auf etwas belebtere Landstraßen, an diesem Sonntag hält sich das allerdings noch im Rahmen. Unsere gleichmäßig hohe Geschwindigkeit hält uns allerdings ohnehin von größerem Sightseeing ab, viel zu sehen gibt es hier aber wohl auch nicht.

Hinter Fürstenberg folgt die Strecke weiterhin der hier ruhigen Landstraße, im Zickzack-Kurs treffen wir immer wieder auf die Bahnlinie, die uns später zurückbringen wird. Eine letzte Pause machen wir vielleicht 12 bis 13 Kilometer vor Frankfurt/Oder auf dem Jacobsweg (dem wir aber nicht folgen, es ist ein Feldweg) nahe Pilgram. Angekommen in Frankfurt/OderAls kleines Highlight gibt es ein paar Hügel, bevor es dann auf einigen netten Abfahrten nach Frankfurt/Oder hinein geht.

Da wir schon um 17 Uhr ankommen, beschließen wir einen Abstecher zu einer kleinen Bar an der Oder zu machen, wo wir uns eine Stärkung gönnen. Das sonnig-blaue Wetter über Polen täuscht allerdings, eine dicke graue Wand, die sich aus Westen nähert fällt uns zufällig auf und so zieht es uns mit einem eher zügigen Aufbruch in Richtung Bahnhof. Eine letzte Steigung noch vor selbigem, dann kaufe ich drinnen meine Fahrkarte und noh etwas Wegzehrung. Auf dem (glücklicherweise überdachten) Bahnsteig angekommen schüttet es wie aus Eimern – wir sind keine fünf Minuten zu früh hier gewesen.

Dem Regen entkommenAus dem Zug sehen wir noch einmal ein paar Stellen, die wir nur Stunden zuvor aus eigener Kraft nahmen. Das Wetter hat sich beruhigt, die nächste graue Wolke erwartet uns erst in Berlin – naß wird aber keiner von uns auf dem Heimweg.

Ab Treffpunkt bis Frankfurt haben wir knappe 100km mit einem ordentlichen 28er Schnitt hingelegt. Die Strecke ist wie die meisten Radweit-Strecken recht gut fahrbar, sie gehört aber sicherlich nicht zu den Schönsten.

Track FFO Tour