Die kleine Tour nach Potsdam Montag letzter Woche vor dem Liegerad-Treff war ja prima gelaufen. Am Dienstag und Mittwoch fielen Leistung und Motivation etwas ab. In der Nacht auf Donnerstag hab ich schlecht geschlafen. Und am Donnerstag startete ich mit 39,5° Fieber in den Tag. Nach einem Arztbesuch (mal nicht der Zahnarzt…) durfte ich dann Antibiotika schlucken. Das ganze hat mich dann bis gestern mal wieder vom Radfahren abgehalten. Ich zweifle langsam, ob ich dieses Jahr wirklich noch auf einen grünen Zweig komme und frage mich, wofür ich das ganze Wintertraining gemacht habe, wenn die Kondition jetzt wegen Nichts-Tun-Könnens flöten geht.
Heute aber war es soweit. Zwar sollte ich mich in dieser Woche noch zurückhalten und keine fiesen Sprints fahren, aber eine nette Afterworktour sollte kein Problem darstellen. Und so fuhr ich ohne konkretes Ziel nach der Arbeit, diesmal allein, ersteinmal in Richtung Schloßpark Charlottenburg. Für ein nettes Bild des Tages ist das immer gut.
Im Park habe ich dann mal Wege erkundet, die ich bisher noch nicht kannte und schließlich am hinteren Ende rausgefahren. Ich fuhr einen Schlenker in Richtung Spandau, entschied mich aber spontan auf dem Fürstenbrunner Weg einer Abbiegung, die für Fahrradfahrer und Fußgänger ausgeschildert war zu folgen. Für Fahrradfahrer hieß in diesem Falle, daß es einen schmalen Streifen zum Schieben des Rades neben den Treppen gab. Nach Auskunft eines Ortskundigen im Ruhwaldweg lohnte sich der Weg durch die Kolonien nicht und der Weg am Wasser sei seit dem Ausbau der Havel (ein Reizthema in dieser Gegend) selbst für Fußgänger kaum noch zu nutzen. So fuhr ich die Straße hoch zum Spandauer Damm bzw. zur Charlottenburger Chaussee, dann in die Havelchaussee.
Obwohl ich mit den aerodynmisch ungünstigen Taschen am Lowrider, dem ladenden Zzing am Dynamo und in Jeans und normalen Klamotten unterwegs war merkte ich, daß es mit meiner Kondition nach all diesen Pausen zwar nicht zum besten stand, aber das Training im Winter doch etwas gebracht hatte: Die Steigungen der Havelchaussee spürte ich, aber sie haben deutlich ihren Schrecken verloren, ich kann sie jetzt einfach und problemlos nach oben pedalieren. Geschwindigkeitsmäßig ist sicher noch Potential zur Verbesserung vorhanden, aber das ist ja erstmal zweitranging.
Da die Entscheidung noch etwas weiter zu fahren gar zu spontan war hatte ich allerdings nur eine leere Flasche mitgenommen, so daß ich im Waldhaus (nahe Grunewaldturm) ersteinmal eine Apfelschorle verdunsten mußte – und einem interessierten und durchaus positiv eingestellten Wirt zu meinem Rad Rede und Antwort stand.
Anschließend ging es wieder auf die Piste. Beim Einbiegen auf die Havelchaussee, kurz bevor es die rasante Abfahrt hinunter geht, schaut ein Rennradfahrer auf mich herab. Ich ziehe mit ihm auf gleiche Höhe, lächle freundlich, als es auf die Abfahrt geht und rufe ihm zu: „Komm, gib Stoff!“. Keine Reaktion, außer weiter glotzen. Tja, wer nicht will, der hat schon. Ich trete mal kurz rein und sehe ihn trotz ernüchternder 59 km/h sehr schnell kleiner werden. Naja, ich soll mir ja auch keine Kämpfe liefern. Nicht diese Woche. Und spätestens an der nächsten Steigung würde ich die im Moment wohl gnadenlos verlieren, wenn nicht gar schon in der Ebene.
Ich besuche noch kurz Solon und bewundere sein neues Spielzeug, dann geht es über den Kronprinzessinnenweg zurück. Rennradler kommen mir nur entgegen. Soll mir heute recht sein. Erst in Grunewald auf der Fontanestraße treffe ich einen. Er sieht unetschlossen aus, folgt mir dann plötzlich auf die Hagenstraße und hängt sich an mich ran. Er bleibt dicht dran, erst ab 35 km/h bei leichter Steigung (verdammt, hab ich mich hinreißen lassen?) wird der Abstand etwas größer – aber keinesfalls mehr als 10-15 Meter. Erst als ich am Roseneck abbiege wählt er die andere Richtung.
Auf dem Rest des Weges nach Hause lasse ich es ruhig angehen.
Knappe 50 Kilometer. Und inklusive schleichen auf Waldwegen, schieben auf Treppen und langsam durch den Park cruisen habe ich am Ende komfortable 22,1 km/h Schnitt auf dem Tacho.