20-Zoll-Vorderräder und der Wald

WaldwegNachdem der gestrige Ausflug um den Flughafen Manuel ja schon einen kleinen Vorgeschmack lieferte, daß man auch mit der Liege durch den Wald fahren fahren kann, haben ich für den heutigen Tag mal eine kleine Steigerung angesetzt.

Vom Büro aus ging es über den Kudamm, am Messegelände vorbei über die Jaffestraße. Wir folgten der Teufelsseechaussee – und dann ging es auf mehr oder weniger befestigten Waldwegen weiter. Mit dem – vollgefederten – Lieger kann man selbst solche Wege mit einer annehmbaren Geschwindigkeit meistern (20-25 km/h sind problemlos drin) – solange keine Sandgruben kommen. Diesen muß man geschickt ausweichen oder aber man sollte das ganze so vorsichtig angehen, daß man notfalls anhalten und ein paar Meter schieben kann.

Manuel auf VentusBis zum Kronprinzessinnenweg ging das auch noch recht gut, als wir dann in Richtung Krumme Lanke abbogen erwartete uns erstmal ein Stück Weg mit vielen dieser Sandfallen. Aber auch das ging vorbei. Anschließend konnten wir den wirklich schönen Wegen bis zum Grunewaldsee folgen. Manuel entdeckte seine Liebe zu Lieger-Cross und ich fühlte mich an meine ersten zaghaften Erfahrungen auf solchen Strecken zurückerinnert.

Dennoch, durch den nach oben offenen Blick kann man diese Fahrten ganz anders genießen als auf dem Upright. Klar ist manchmal etwas mehr Konzentration vonnöten, aber das Naturerlebnis ist dennoch (oder gerade deshalb) beeindruckend.

Und nach der Arbeit noch ins Grüne!

Eine nette Tradition aus dem letzten Jahr waren gemeinsame kleine Touren nach der Arbeit. Je nach Lust, Wetter und Zeit waren das meist so 30-70 Kilometer, mal etwas mehr, mal etwas weniger.

Nachdem nun endlich das Wetter schön ist und auch die Schwellung meiner Wange zurückgeht, kann ich es natürlich nicht lassen. Noch ist Vorsicht angesagt, aber ich muß etwas für die Ausdauer tun (das heißt eh im unteren Pulsbereich fahren, von daher ist  das nicht so problematisch). Und so machten Manuel auf seinem Ventus und ich auf der Speedmachine heute einen kleinen Ausritt, der uns durch Charlottenburg zum Flughafen Tegel führte. Am Spotterpoint West genossen wir das Dröhnen der Motoren, wenn die Jets knapp über uns hinwegfegten um kurz darauf aufzusetzen. Wir trafen dort auch eine Familie, die Rädern unterwegs war – und die Liegeräder lieferten wie üblich sofort Gesprächsstoff. Kontaktscheu darf man mit so einem Ding nicht sein!

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Anschließend machten wir die Runde um den Flughafen noch komplett, wobei Manuel die erste Erfahrung mit Sand und einem 20-Zoll-Vorderrad machte: In Zeitlupe umfallen. Nunja, ist mir ja auch schon passiert.

Auf der Rückfahrt erlebten wir wieder diesen erstaunlichen Effekt, wenn man aus der Kühle des Waldes kommt und sich weiter in die Stadt begibt, wie merkbar wärmer es doch wird. Nach einem kurzen Abstecher zum Supermarkt – ein paar Proteine für danach brauchte ich noch – ging es dann nach Hause.

Das fühlte sich gut an!

Zwischen Hamburg und Berlin: Wieder nicht…

Eitgentlich war für dieses Wochenende ein Treffen mit Lars aus Hamburg angedacht. Dies hatten wir schon einige Male angedacht, aber es scheiterte an Wetter, Zeit oder Krankheit.

Und so kam es auch diesmal. Zeit war da und das Wetter stimmte. Aber zuerst hatte Lars einen Crash, dessen (technische) Folgen ihn von der Tour abhalten und bei mir schlägt gerade die Gesundheit zu und hält mich durch eine dicke Backe (vermutlich Folge einer der letzten Behandlungen beim Zahnarzt) davon ab, das ausgezeichnete Wetter zu nutzen.

Das ist frustrierend!

Durch die Niederlande

Von Delfzijl nach Groningen

Nach dem Aufstehen hieß es ersteinmal, das Gepäck wieder reisefertig zu kriegen, bevor ich zum Frühstück nach unten ging. Das Buffet war nicht gerade Aufsehen erregend, aber es war alles da, was ein Radler zum Frühstück so braucht und ich konnte mich stärken.

Anchließend holte ich mein Rad aus dem Zimmer, dann das Gepäck und checkte aus. Die Dame an der Rezeption war erleichtert, als sie mich mit dem Fahrrad die Treppe runterkommen sah, da sie sich schon Sorgen gemacht hatte, wo es geblieben war (mich hatte sie beim Frühstück schon gesehen, die Sorge galt wohl also wirklich meinem Hab und Gut).

Als ich vor dem Hotel alle Taschen einhängte, das GPS startete und mich vorbereitete, traf ich ein paar Finnen, die auf Montage hier waren. Sie bestätigten mich in meinem gestrigen Entschluß, das Fahrrad auf’s Zimmer zu holen, indem sie erzählten, daß vor der Glastür abends wohl ein seltsamer Typ rumschlich und immer wieder mein Liegrad begutachtete. Verschlossen war die Tür wohl keineswegs.

Ich verabschiedete mich und fuhr los. Das Wetter sah zwar wechselhaft aus, war aber trockener als am Tag zuvor. Durch ein paar kleine Straßen und mit einer nicht imemr völlig optimalen Routenführung (im wesentlichen war sie aber schon in Ordnung) durch das GPS verließ ich Delfzijl mit dem Ziel Groningen. Die Landschaft entlang der Straße war sehr schön und ich fuhr lange entlang eines kleinen Kanals. Es ging zunächst durch Siedlungen hindurch, aber der Radweg bzw. die Straße waren prima zu benutzen. Der Umgang der Niederländer mit Radfahrern ist (natürlich) ebenso freundlich, wie der der Ostfriesen – und damit um Längen besser als man es aus Berlin gewohnt ist. Nur mein Knie schmerzte nach der Kälte, Nässe und Anstrengung des gestrigen Tages etwas – ich war nicht immer diszipliniert und habe manchmal zu schnell hochgeschaltet; das rächte sich nun.

Schließlich fuhr ich durch Groningen. Ich kam an vielen Fahrradgeschäften vorbei und dachte so bei mir: Flickzeug und vielleicht so eine Dose zum Reifen abdichten im Notfall, nebst einer Pumpe. Aber zunächst mal wollte ich den Bahnhof erreichen – und in Utrecht würde es ja sicher genauso viele Fahrradläden geben.

Am Bahnhof versuchte ich dann ersteinmal eine Weile, den Fahrkartenschalter zu finden. Da ich mir bzgl. der Maße meines Leigerades unsicher war, was die Beförderungsbedingungen anging und man mit Bargeld am Automaten eh aufgeschmissen ist (mit einer deutschen ec-Karte im übrigen auch). Der Infostand war unbesetzt. Schließlich aber fand ich (in einem Gang, der zum Bahnhofs-McDonalds führt) den Schalter und konnte erfolgreich eine Fahrkarte lösen.

Dank der Fahrgäste (und nicht der Bahnmitarbeiter) am Bahnsteig konnte ich zum einen in Erfahrung bringen, in welchen Wagen ich einzusteigen hatte und zum anderen warnten mich die Leute dann auch, daß wir wegen einer Störung in einen anderen Zug am gleichen Bahnsteig umsteigen mußten. Schließlich ging es los in Richtung Utrecht.

Track vom 29.09.2008 (Delfzijl-Groningen)

Von Utrecht nach Utrecht

Der Utrechter Bahnhof ist ziemlich groß. Vom Gleis konnte ich mit einem (genügend großen) Fahrstuhl zur über den Gleisen liegenden Verteilerbrück fahren, abwärts zum Ausgang fand ich aber keine passende Gelegenheit und begab mich so ersteinmal hinaus auf den (auch im Obergeschoß liegenden) Parkplatz. Wenn Autos da rauf kommen, dann schaff ich das auch, da runter zu kommen – und zwar über eine für radfahrer gesperrte Rampe. Die niederländischen Autofahrer nahmen das allerdings mit der ihnen eigenen Gelassenheit hin.

Der Weg aus Utrecht hinaus gestaltete sich auch mit GPS-Unterstützung nicht ganz einfach, da immer wieder Passagen kamen, wo der Radweg vollends andere Wege lief, als die Straße. Keine Fahrradgeschäfte in Sicht. Und als ich mich endlich aus dem Getümmel der Stadt heraus und auf dem Weg nach Süden wähnte, da fing es an zu regnen. Hinter einer Schleuse suchte ich dann ersteinmal Schutz unter einer Autobahnbrücke. Und dort passierte es dann: ich wollte das Rad nach dem Regen gerade wieder auf die Straße schieben, da sah ich, daß mein Vorderreifen platt war. Ich fing an zu telefonieren, denn das konnte jetzt dauern. Dann schob ich das Rad vorsichtig die Straße hinauf und sah das nächste Problem: Der Weg, den mein GPS ausgewählt hatte (Fahrradmodus!), mündete geradewegs auf eine Autobahn. Ich stand nun mit einem Platten im wieder einsetzenden Regen auf einer im Bau befindlichen Straßenkreuzung direkt an der Autobahn. Nicht gerade ideal. Nach kurzer Zeit gelang es mir aber, einen Kleintransporter anzuhalten und den Fahrer (der ersteinmal seine Bierdose versteckte, weil er glaubte ich sei die Polizei) zu überzeugen, mein Rad hinten im Transporter und mich vorne mitzunehmen, wenigstens ein paar Kilometer bis zum nächsten Fahrradladen. Er half mir dort sogar noch beim Abladen und wünschte mir Erfolg für die weitere Reise.

Im Fahrradladen fand sich nach längerem Suchen ein Schlauch für mein 20-Zoll-Vorderrad und gegen ein paar Euro konnte ich das Schlauch tauschen den Fahrradtechnikern des Ladens überlassen. Ich überlegte derweil, wie ich nun weiterkäme, da es schon recht spät wurde und noch einige Kilometer vor mir lagen. Ich entschied, nach Utrecht zurückzufahren und von dort den Zug nach Tilburg zu nehmen – vor dem Hintergrund tiefgrauer Wolkenwände sicher keine ganz falsche Entscheidung.

Der Weg nacht Utrecht verlief ohne weitere Vorkommnisse (wenn man mal davon absieht, daß ich einige Kilometer einem anderen Liegeradler gefolgt bin). Am Utrechter Bahnhof bin ich dann gleich wieder die verbotene Rampe hochgefahren. Fahrkarte kaufen ging hier einfach, ich mußte dann nur noch etwas warten, denn in den Niederlanden ist die Fahrradmitnahme im Zug unter der Woche nicht zu jeder Zeit erlaubt. Nach einem kleinen Imbiß schließlich ging es dann weiter in Richtung Tilburg.

GPS Track vom 29.09.2008 (Utrecht-Utrecht)

Durch Tilburg

In Tilburg angekommen sauste ich mit der Speedmachine durch den leichten Regen. Aber für die drei Kilometer und angesichts einer warmen Dusche und der herzlichen Begrüßung durch Judith war Regen dann auch kein Problem mehr.

Track vom 29.09.2008 (Tilburg)

Celebrity Solstice auf der Ems

Wie an den Tagen zuvor startete auch dieser Sonntag mit kräftigem Nebel. Auch als wir uns nach dem Frühstück aufmachten in Richtung Ems hingen die Schwaden teilweise noch so tief, daß wir von den zahlreichen riesigen Windrädern nur das rauschen hörten, aber oft die Flügel nicht sahen.

Je näher wir der Ems kamen, desto besser wurde das Wetter dann allerdings und wir mußten zunächst einmal die Anzahl der Kleidungsschichten etwas reduzieren.

Kurz hinter Oldersum erreichten wir schließlich die Ems. Wir überwanden das ein oder andere Hindernis, um hinter den Deich zu kommen und konnten in der Ferne das Emssperrwerk sehen. Entlang des Deiches wollten wir dann der Celebrity Solstice entgegen fahren. Wir stellten aber bald fest, daß Zäune den Weg für uns versperrten und mußten zurück. Auf dem Weg trafen wir einen Anwohner, der uns bereitwillig den besten Weg erklärte – der allerdings ertsmal hinter dem Deich bis Leer auf der Straße entlang führte.

In Leer aßen wir am Hafen zu Mittag und erhielten dann die Meldung, daß die Celebrity Solstice sich auf den Weg gemacht hatte. So Wir folgten der Ems weiter flußaufwärts, bis wir mehr und mehr leute auf dem Deich sahen – und in weiter Ferne bereits die gewaltigen Aufbauten des Kreuzfahrers.

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Der Himmel hatte sich mittlerweile zugezogen und je näher uns die Solstice kam, desto mehr regnete es. Trotz Regens von oben und großer Mengen Schafscheiße von unten war die Stimmung auf dem Deich gut. Von den viele Kritikern der Schiffsüberführungen war zu diesem Zeitpunkt nicht viel zu sehen.

Wenn dann dieses gigantische Schiff auf der schmalen Ems an einem vorbeizieht, dann ist das definitiv beeindruckend. Sicher, das Ding ist ein schwimmender Hotelkasten – aber dennoch: Es ist unglaublich, daß es sich doch bewegt.

Als die Solstice langsam hinter uns in den Regen gleitet ist es Zeit: Manuels Ziel heißt Papenburg, mein Ziel heißt Delfzijl. Ursprünglich verfolge ich den Plan, zur Emsfähre bei Leer zu gelangen, doch die Massen an Menschen, die dem Schiff in diese Richtung folgen läßt mich schnell einsehen, daß diese Idee bedingt gut ist. Zudem kann ich nirgendwo eine Aussage darüber kriegen, wie lange die Fähre noch fahren wird. Also kehre ich um und versuche Manuel auf dem Weg zum Bahnhof in Papenburg noch einzuholen, doch ich habe zu viel Zeit verloren und treffe ihn erst am Bahnhof.

Ich warte am Bahnhof unter dem Dach noch ab, bis der Regen etwas weniger wird und suche dann nach dem kürzesten Weg über die Ems. Hinter der Brücke verrät mir ein Bauer, der mich über dem GPS brüten sieht noch eine Abkürzung, die in meinen Straßenkarten nicht auftaucht und so pedaliere ich durch den kalten Regen.

Irgendwann erreiche ich die Grenze zu den Niederlanden, zu merken ist das allerdings nur an einer minimal unterschiedlichen Radwegekennzeichnung. Ich beschleunige meine Fahrt durch die hereinbrechende Dunkelheit – mein Hotel in Delfzijl schließt um 21 Uhr.

Kurz vor 21 Uhr erreiche in Delfzijl und checke ein. Mein Rad steht an einer mir nicht so genehmen Stelle im EIngangsbereich des Hotels, zwar notdürftig angeschlossen, aber ein gutes Gefühl stellt sich nicht ein. Das Hotelzimmer ist zwar warm, aber die heizung ist abgestellt, so daß es schwierig wird, meine nassen Sachen zu trocknen. Und zuguterletzt bietet Delfzijl um diese Uhrzeit nichts mehr zu essen. Daß eine Dönerbude vor meinen Augen schließt ist mir hier das erste mal im Leben passiert.

Hungrig kehre ich ins Hotel zurück und nehme mein Rad, das mittlerweile abgetropft ist, mit aufs Zimmer. Dort verpflege ich mich mit ein paar Powerriegeln und trockene notdürftig die wichtigsten Dinge mit dem Fön. Dann geht es bald ab ins Bett.

GPS Track vom 28.09.2008