Schweden/Dänemark: Trelleborg-Vitemölla

Einlaufen in TrelleborgDer Tag begann noch vor dem von uns gestellten Wecker durch eine Lautsprecherdurchsage, daß wir in einer Stunde den Hafen von Trelleborg erreichen würden. Wir dösten noch etwas bis unser selbstgestellter Wecker ging (fast zeitgleich mit der nächsten Lautsprecherdurchsage), dann packten wir unsere Dinge zusammen und liefen mit unseren Taschen zum Autodeck, um die Räder zu satteln.

Wir durften dem Andocken der Laderampe zuschauen und dann gleich als erste von Bord rollen. Da wir vor allen LKWs herfuhren, wollte ich im Hafen gleich mal etwas in die Pedale treten und das Gelände verlassen, doch Manuel bat mich zu warten: er hatte seine Brieftasche im Autodeck liegen lassen und fuhr die (zum Glück zweispurige) Rampe wieder hoch. Frühstück in YstadGlücklicherweise war alles noch an Ort und Stelle und so konnten wir einige Minuten später endlich aufbrechen. Die Fähre hatte uns um kurz nach sechs ausgespuckt, als wir Trelleborg verließen war es fast zehn vor sieben.

Zunächst fuhren wir entlang der Küste auf den sehr guten schwedischen Radwegen, auch wenn diese öfter mal von der Straße abwichen und durch kleine Siedlungen und um enge Kurven führten – durch die vorbildliche Ausschilderung war das dennoch recht unproblematisch.

Nach rund 50 Kilometern erreichten wir gegen 9 Uhr Ystad, wo wir uns ein Frühstück in einer Bäckerei gönnten und warteten, daß die Geschäfte öffneten: Ich hätte meine Windstopper Hosen einstecken sollen und Manuel brauchte noch eine wärmere Verpackung für den Oberkörper. Zudem versuchte ich eine Prepaid-Karte aufzutreiben (was auch gelang, die wurde nur nie freigeschaltet). Schon in Ystad bemerkten wir, daß in Schweden Liegeräder offenbar noch weit exotischer sind als bei uns: Leute blieben stehen, schauten und fragten.

In angenehmer Vormittagssonne fuhren wir dann etwa 20 Kilometer weiter nach Kåseberga, dem “Stonehenge des Nordens”. Anstatt den relativ wenig steilen Schotterweg vom Parkplatz aus zu nehmen entschied ich mich dafür, den Weg am Hafen entlang zu nehmen – Speedmachine am Kliff von Kåsebergawas dann darin endete, daß wir die Räder einen steilen Schotterweg hinaufschoben – so steil, daß mein Versuch dort hochzufahren effektvoll gestoppt wurde, als das Hinterrad die Traktion verlor und ich mit duchdrehendem Reifen am Berg unvermittelt stoppte.

Die Steinsetzung Ales Stenar zog uns einige Zeit in ihren Bann, ebenso die Farben der Wiesen und des Meeres in der Mittagssonne. Nach der Besichtigung rauschten wir den steilen Schotterweg wieder zum Hafen hinab, wo wir frischen Fisch genossen.

31.08.2009 Trelleborg-Vitemoella

So gestärkt fuhren wir nach ins etwas mehr als 30km entfernte Simrishamn, wo wir in einem Supermarkt einige Besorgungen machten. Daß die Leute im Norden anders als bei uns sind merkten wir auch hier wieder: Beim Warten vor dem Supermarkt sprachen mich zwei Obdachlose, ein Däne und ein Finne an, wir unterhielten uns und Manuel und ich bekamen am Ende noch zwei Schwedenfähnchen geschenkt, die wir an unseren Rädern befestigen konnten.

Wikingergrab am Strand bei VitemöllaAls wir weiterfuhren zog vom Landesinnern langsam eine graue Wand auf und der Wind verstärkte sich. Die Landschaft wurde hügeliger und wir erklommen kurz vor Kivik einen “Berg” von fast 100 Metern Höhe, der erste auf der Tour und ein Vorgeschmack auf das, was uns noch erwarten würde – das war klar. Das schlechte Wetter kam nun immer näher, ein feiner Niesel lag in der Luft und wir suchten einen Campingplatz. Der, den wir fanden, war schon geschlossen und so fuhren wir auf der Suche nach einem anderen Lagerplatz weiter und folgtem einem Schild, das uns zu einem Vandrarhem (einer Jugendherberge) führte. Diese lag fast am Wasser und war sehr idyllisch, so daß wir eincheckten. Kurz danach herrschte natürlich wieder bestes Wetter…

Wir machten einen kleinen Strandspaziergang und versorgten uns anschließend in der Küche des Vandrahems aus unseren Nudel-Vorräten, bevor es ziemlich müde in dem uns zugeteilten 6-Bett-Zimmer (das wir für uns hatten) ans Schlafen ging.

Schweden/Dänemark: Die Anreise

Rostock, Neuer MarktAls Auftakt der zweiwöchigen Liegeradtour durch Schweden und Dänemark ging es zunächst mit der Bahn von Berlin nach Rostock. An einem Sonntag Nachmittag ist der Regionalzug nicht so extrem voll und so ist die Reise recht entspannt – lediglich der Ticketkauf gestaltete sich etwas schwierig: Am Schalter riet man mir, das Ticket am Automaten zu kaufen, weil es dort billiger sei – für das Wochenendticket habe ich das auch hinbekommen, das Fahrradticket habe ich in der für mich verqueren Sortierung bis heute nicht gefunden, so daß ich unter zunehmendem Zeitdruck doch nochmal an den Schalter zurück mußte. Auch mein Begleiter Manuel trug etwas zum Zeitdruck bei, da er noch darauf wartete, daß seine Freundin ihm irgendeinen vergessenen Gegenstand noch schnell an den Bahnsteig brachte.

30.08.2009 – Rostock

Im Zug lieh mir die Zugbegleiterin noch schnell einen Stift, um meinen Namen auf’s Ticket zu schreiben (wußte gar nicht, daß das mittlerweile nötig ist) und wir nahmen noch zwei Mädchen auf unserem Ticket mit, selbstverständlich ohne die angebotenen 10 Euro anzunehmen.

Warten an der FähreAm Rostocker Bahnhof verließen wir den Bahnhof nach längerem Anstellen mit dem Fahrstuhl – ich fuhr als erster und wartete im Zwischengeschoß, als ich Manuel im gläsernen Lift winkend an mir vorbei nach unten ins Untergeschoß fahren sah, aus dem er kurz danach dann aber doch wieder auftauchte. Das Glück mit Fahrstühlen ging sogleich weiter, als wir den Wegweisern zum nördlichen Ausgang folgten und dort ein Schild vorfanden, daß der Fahrstuhl defekt sei – also raus zum Südausgang und einmal um den Bahnhof rumfahren.

In Rostock trafen wir uns noch mit einer Freundin von mir und aßen am Neuen Markt erstmal etwas und hielten uns mit heißer Schokolade warm.

Den Weg zum Fährterminal fanden wir dank OpenStreetMap auf dem GPS recht zügig, als wir ankamen waren erst wenige Autos und LKWs im Wartebereich, die Fähre selbst war noch nicht da. Ein freundlicher Mitarbeiter (auf dem Fahrrad) begleitete uns an allen Autos und LKWs vorbei und platzierte uns zum Warten vor dem wachsenden Pulk, warnte uns aber vor, daß beim Verladen wohl erst die Lastwagen dran wären. So kam es dann auch und wir konnten aus der ersten Reihe prima zuschauen, wie gefühlt hunderte von LKWs in den Bauch der Mecklenburg-Vorpommern rollten. Fähre Mecklenburg-VorpommernLangsam wurde es kühl, als wir endlich das Signal bekamen, daß wir jetzt die steile Rampe hochfahren dürften auf das mittlere Autodeck. Oben an der Einfahrt dirigierte man uns in eine Ecke am Ende des Laderaums neben einem LKW, wo wir die Räder zusammenschlossen und unser Gepäck abnahmen.

Nach dem Einchecken suchten wir zunächst unsere Kabine auf mit Fenster zur Vorderseite des Schiffes (und eigenem Klo/Dusche!). Wir gönnten uns noch ein kleines Abendbrot im Restaurant und beobachteten das Auslaufen vom Oberdeck, bevor wir duschten und in den Kojen verschwanden. Das leichte Schaukeln der 200 Meter langen Fähre auf der Ostsee wiegte uns sanft in den Schlaf.

Kommende Tour: Schweden und Dänemark

Am Sonntag geht es los: Eine Zwei-Wochen-Tour nach Schweden und Dänemark. Mit dem RegionalExpress geht es zunächst am Sonntag Nachmittag nach Rostock, dort geht es auf die Nachtfähre nach Trelleborg. Damit startet die Tour am Montag Morgen im äußersten Süden von Schweden.

Die vorläufige Planung lautet, an der Küste entlang zunächst in Richtung Osten zu fahren und der Küstenlinie zu folgen. Je nach gefahrenen Kilometern soll es an der Küste bis maximal Kalmar gehen, von dort dann durchs Landesinnere hinüber nach Göteborg.

Ab Göteborg soll es mit der Fähre nach Dänemark (Frederikshaven) weitergehen. Bei Skagen ist ein Ruhetag geplant, bevor es uns südlich, je nach Wetter an der Ost- oder Westküste entlang zurück nach Deutschland führt. Wenn alles wie geplant klappt, dann treffen wir uns hier mit einer größeren Gruppe Liegeradler für einen fulminanten Abschluß zurück hoch nach Dänemark.

Die Planung dieser Tour ist hochgradig dynamisch, denn sie soll auch dazu dienen, einige Erfahrungen bezüglich der im nächsten Jahr anstehenden langen Tour zum Nordkapp zu sammeln, sowohl was die Ausrüstung angeht, als auch was Fahrleistungen, Versorgung und Kosten in Schweden betrifft. Das heißt, es werden Grenzen ausgelotet, die dann auch gleich den weiteren Verlauf der Tour mitbestimmen.

Tipps gesucht: Wenn mir jemand einen guten Tipp geben kann, welche Prepaid-SIM-Karten man in Dänemark oder Schweden am besten benutzt um geringe Datenmengen zu zu übertragen (es geht um das Live-Tracking, nicht mehr als 1 MB pro Tag, eher weitaus weniger), dann immer her damit!

Cycle Vision 2009: Tilburg – Amersfoort – Berlin

Die Wettervorhersagen für den heutigen Tag waren außerordentlich bescheiden: Morgens Schauer und Gewitter, mittags ebenso und abends das Gleiche. Da wir für den Fall außerordentlich schlechten Wetters die Bahn nehmen wollten, klappte ich kurz nach dem Klingeln des Weckers (um 20 nach 5!) das Notebook auf und schaute nach dem Regenradar. Der Regen war weit weg, keine Garantie, aber zumindest würden wir kurzfristig nicht naß werden.

13:41 Uhr Amersfoort hieß das Ziel, zu diesem Zeitpunkt ging Manuels Zug, meiner zwei Stunden später. Um kurz nach sechs schwangen wir uns auf die Räder und fuhren Richtung Loon Op Zand, dann den bekannten Weg durch die Düne. Dahinter hatte ich den Weg etwas optimiert, so daß wir durch die schöne Stadt Heusden zu unserer Fähre gelangten.

Die kurze Pause auf der Fähre reichte nicht für ein Frühstück und so ging es weiter, 2-3 Kilometer zur nächsten Fähre. Diese fuhr leider nicht, es gab auch kein Schild. Wir nutzten die Pause also für ein Frühstück, bevor wir uns über den unangenehmen Schotterweg wieder zurück zur Hauptstraße begaben um die Umfahrung über die Brücke in Angriff zu nehmen.

Auf der Brücke in ZaltbommelIn Zaltbommel checkten wir das aktuelle Radarbild, der Himmel hatte sich mittlerweile zugezogen und entschieden weiterzufahren. Wir hatten etwas mehr als 40 Kilometer auf dem Tacho und noch knappe 50 vor uns. Zur nächsten Fähre folgten wir zunächst ein paar Schildern und erst später dem GPS, so daß wir noch eine kurze Schotter-Strecke auf uns nehmen mußten, was aber ohne Schieben auch nach kurzer Zeit gegessen war.

Als wir schon dachten, wir hätten es geschafft, erwischte uns 8,4km vor dem Bahnhof Amersfoort noch der Regen. Allerdings nur wenig, so daß wir mit leichter Regenbekleidung (sprich: nur die Regenjacken) weiterfuhren. Es hörte auch bald wieder auf.

In Amersfoort umfuhren wir noch ein paar Baustellen, bis wir um kurz vor 12 am Bahnhof ankamen. Wir entschieden uns gerade für einen Imbiß, als es langsam wieder anfing zu regnen. Uns als wir fertig waren schüttete es wie aus Eimern, so daß wir lieber nicht mehr unter dem Schirm blieben, sondern uns in den schützenden Bahnhof zurückzogen.

Manuels Zug ging pünktlich um 13:41, ich vertrieb mir die Zeit mit Rumsitzen, bis meiner zwei Stunden später auch fuhr.

GPS Track vom 07.07.2009

Cycle Vision 2009: Tag 3, 4-Stunden-Kriterium

Le Mans StartAm letzten Tag wollten wir noch das 4-Stunden-Kriterium mit Le-Mans-Start genießen und fanden uns rechtzeitig kurz vor dem Start an der Strecke ein. Auch diese Strecke wurde wieder geändert wegen geparkter Autos und enthielt jetzt sehr enge Kurven, wieder keine guten Bedingungen für verkleidete Räder und Velomobile.

Wir beobachteten den Start und standen genau bei Barbara Buatois, der amtierenden Weltmeisterin der Frauen – und sie startete mit sehr viel Pech ins Rennen: In dem Moment, als ihr Helfer das Rad verlassen mußte stellte er fest, daß das Hinterrad einen Platten hatte. Zwar dauerte der Schlauchwechsel nur etwa eine Minute, aber das bedeutete, daß sie sich von hinten durch das gesamte Feld kämpfen mußte. Kurz nachdem sie das geschafft hatte erhielt ihr Helfeer per Funk die Nachricht: Hinterrad schon wieder platt! Er setzte sich aufs Rad um Barbara zu suchen, während sie mit einem Platten von der anderen Seite angeradelt kam; als wir ihr bescheid sagten, daß ihr Helfer gerade losgefahren sei, quittierte sie das mit einem “Merde!”, das von Herzen kam. Helfer anderer Teams spendierten ein neues Hinterrad (ja, ein ganzes Laufrad), der Umbau dauerte natürlich etwas länger. Wasserversorgung während des RennensAls sie den Vorsprung nach einer Aufholjagd von fast zwei Stunden wieder aufgeholt hatte wurde sie vom dritten Platten dieses Rennen ausgebremst – kurz nachdem sie die Spitzenposition bei den Frauen erobert hatte. Trotz des nicht mehr aufholbaren Rückstands reichte es zusammen mit den anderen Rennen am Ende dennoch wieder zum Weltmeistertitel!

Andere mußten das Rennen nach Stürzen aufgeben, wieder andere weil sie sich am Anfang übernahmen und die vier Stunden nicht durchhielten. Ymte, eine Legende im Velomobil, setzte das Rennen nach einem Crash unbeirrt fort. Insgesamt ein hartes Rennen, das auch für die Zuschauer extrem spannend war.

Die schnellsten Velomobile erreichten trotz der Streckem mit Nadelkurven und engen Schikanen in den vier Stunden Schnitte deutlich über 40 km/h, das heißt sie fuhren fast 170km!Back to back Tiefliege-Renntandem Auch die teilverkleideten Tieflieger konnten ihr volles Potential auf dieser Strecke nicht ausspielen, so daß die Schnitte über diese Distanz auch bei ihnen nur bei 40-41 km/h lagen.

Pünktlich nach dem Ende des Rennens (aber zum Glück nicht vorher) fing es an zu regnen, allerdings nur kurz, der dicke Schauer zog knapp vorbei. Ein spannendes Event auf einer leider nicht ganz idealen Strecke.