Tag 6: Mannheim – Karlsruhe

Nach einem guten Frühstück gingen wir bei strahlendem Sonnenschein und bereits morgens knappen 20°C  auf Tour. Da es zunächst galt, zu unserem Track zurückzukommen vertrauten wir dem Routing der Velomap, dieses wiederum schickt einen gerne auf ausgewiesene Radwege. In diesem Falle hieß das unter anderem: ein schmaler Weg am Kanal mit zwei tiefen Spurrillen und Grasnabe.

Ein deutscher Radweg (ernsthaft! Mit blauem Schild!)Schlussendlich waren wir aber zurück und heute hielt der Weg weniger nervige Stellen als am Vortag bereit. Die Landwirtschaftswege waren gut fahrbar, meist asphaltiert, einige Plattenwege, aber ohne große Absätze. An den größeren Straßen gab es oft gute Radwege. Da wir um diverse Orte herum fuhren, war auch der Stop-and-Go-Anteil heute weitaus geringer, eine Genugtuung für die geschundenen Beine.
Am späten Vormittag kehrten wir auf etwas zu trinken in einem Café ein, wo wir gleich noch Kuchen aßen. Die Sonne brannte, aber es lief deutlich runder als in den letzten Tagen. Trotzdem war es eine Wohltat, als wir einen langen und schnurgeraden Weg erreichten, der durch den Wald führte. Diesem konnten wir für viele Kilometer folgen und nach einer kurzen Ortsdurchfahrt ging es dann weiter auf einem ähnlichen Weg bis hinein nach Karlsruhe, wo wir am Schloßpark ankamen.

Angekommen in KarlsruheDie Fahrt durch Karlsruhe lief wegen der für deutsche Verhältnisse erstaunlich guten Radverkehrsanlagen und auch weil die Autofahrer wohl ein großes Maß an Radverkehr gewohnt sind, unerwartet gut und so trudelten wir als erste und fast etwas zu früh bei Hanno ein. Das verschaffte uns die Zeit, gemütlich zu duschen und unsere Kleidung in die Waschmaschine zu tun, bevor die anderen Gäste zur Pre-Spezi-Party kamen.
In gemütlicher Runde gab es Speis und Trank sowie viele interessante Gespräche. Später am Abend zogen dann einige Gewitter an uns vorbei, der Regen setzte allerdings noch irgendwann zur Nacht ein. Wir schliefen mit der Hoffnung ein, daß es sich bis zum nächsten Tag abgeregnet haben möge.
Um uns auf der Tour einen Ruhetag zu gönnen, beschlossen wir, mit dem Zug (oder einen Mitfahrgelegenheit) zur SPEZI zu fahren am nächsten Tag.

Mannheim – Karlsruhe

Tag 7: SPEZI 2014

Nach dem gemeinsamen Frühstück nutzten wir die Möglichkeit, mit dem Wohnmobil nach Germersheim mitgenommen zu werden – wir hatten die SPEZI als Ruhetag mit leichter (anderweitiger) Bewegung eingeplant. Der Himmel klarte auch auf und es wurde wieder richtig warm. Wir kauften Eintrittskarten und bewegten uns zunächst für den Überblick durch die Hallen. Natürlich liefen einem überall bekannte Gesichter über den Weg.

Am Stand von Schmidt Maschinenbau entdeckten wir die neuen zum Edelux passenden Rücklichter – wirklich hübsch, die kommen sicher auf den Wunschzettel! Bei den Velomobilen war das DF natürlich einer der Hingucker, andererseits das neu aufgelegte Go-One Evo R. Am Stand von Velogical war ganz neu der elegante kleine Elektroantrieb (derzeit noch im Prototypenstadium) zu sehen. Ich bin ja eigentlich kein Fan von e-Bikes, aber manchmal wäre das natürlich schon reizvoll, zumindest mit den avisierten Leistungsdaten (die ich hier, da nicht endgültig, nicht preisgeben kann).

Nach einem Tag Messetrubel fuhren wir mit Bahn und Bus zurück nach Karlsruhe und bereiteten schon alles vor, für den morgigen frühen Aufbruch.

 

Tag 8: Donaueschingen – Tuttlingen / Munderking – Neu-Ulm

Während noch alle schliefen, packten wir unsere Sachen und schlichen uns bei Hanno von dannen. Die Fahrt zum Karslruher Hauptbahnhof verlief problemlos über leere Straßen und gut ausgebaute Radwege und wir hatten genug Zeit für ein kleines Frühstück. Mit dem Regionalexpress der Schwarzwaldroute ging es dann durch eben jenen über beeindruckende Bahnstrecken nach Donaueschingen. Der Himmel war wolkenverhangen und grau, schon in Karlsruhe hatte es angefangen, leicht zu regnen.

 

RegenkluftAuch in Donaueschingen blieb es feucht, so daß wir Regenzeug überzogen. Die Wege waren asphaltiert und wir kamen gut voran. Die Ausschilderung des Radwegs ist relativ gut gelungen (zumal für deutsche Verhältnisse), aber die geplante Route im GPS-Gerät war doch schon öfters eine gute Hilfe. Wir trafen einige andere Radler, die mit Papierkarten unterwegs waren und offenbar größere Probleme hatten, immer die richtigen Abzweigungen zu finden.
Der Regen allerdings wurde langsam stärker und irgendwann kamen auch noch nicht asphaltierte Radwege hinzu, die einen Belag aus Sand und feinem Kies hatten – und sich unter dem andauernden Regen langsam in matschige Pisten verwandelten, die das Rad zusauten.

Donaueschingen – Tuttlingen

Da wir für die Nacht ein privates Quartier in Ulm in Aussicht hatten und auch in Anbetracht der knappen Zeit für die Gesamtstrecke bis zur Abfahrt unseres Zuges in Wien, beschlossen wir irgendwann, irgendwo einzukehren und mit dem Zug die Strecke abzukürzen. Das setzten wir dann in Tuttlingen um.

Oberes DonautalEinerseits war das schade, da die Strecke zwischen Tuttlingen und Sigmaringen sicher zu den spektakuläreren Abschnitten gehört, andererseits hätten wir das vom Rad aus bei der Wegequalität vermutlich bei diesem Wetter kaum besser wahrnehmen können, als aus dem Zug. Wie zur Bestätigung fing es während unserer Zugfahrt auch noch an, richtig heftig zu regnen, wenn auch nur kurz.
Ab Mundeking ging es dann für die letzten 40km auf eigenen Rädern weiter. Bis auf ein paar wenige Stellen war der Weg wieder asphaltiert, aber der Regen hielt weiter an. Bei einer Abfahrt hatte Micha dann noch – deutlich hörbar am Klackern – das Ende seines vorderen Bremsbelages erreicht. Da aber nur noch flache Passagen anstanden, verschoben wir den Tausch auf die Zeit nach der Ankunft in Neu-Ulm.
Nach der Ankunft befreiten wir die Räder mit dem Gartenschlauch vom gröbsten Dreck, dann bestellten wir etwas zu essen und führten angeregte Gespräche mit unseren Gastgebern. Bald aber rief das Bett.

Munderkingen – Neu-Ulm

Tag 9: Neu-Ulm – Neuburg a.d. Donau

Der Morgen startete mit einem sehr guten Frühstück, wir wurden von unseren Gastgebern verwöhnt. Nach dem Aufladen ging es dann ersteinmal zurück an die Donau, dort entlang des Ufers. Bald allerdings entfernte sich der Weg immer öfter und immer weiter von der Donau, so daß wir bald schon nicht mehr das Gefühl hatten, einem Flußradweg zu folgen. Zwar war es anfänglich flach, die Kies-Wege allerdings bekamen das Prädikat “virtuelle Steigung”, da sie locker 20 bis 30 Prozent Leistung fressen. Im Gegensatz zu einer Steigung, die eine energetische Investition in eine nachfolgende Abfahrt ist, verpufft die Energie auf Kieswegen allerdings in der nutzlosen Umschichtung von Kies.

Double SelfieWo wir von den Kieswegen auf Straßen kamen, hatten wir zwar meist gut fahrbare Seitenradwege, allerdings einen erheblichen lauten Verkehr neben uns. Was fehlte waren landschaftlich wirklich schöne Strecken, die man auf ruhigen Radwegen geniessen kann, ohne ständig nur darauf bedacht zu sein, das Rad auf dem nassen Kiesboden unter Kontrolle zu behalten.
Zum Mittag kehrten wir in Dillingen ein. Dillingen hat zwar eine ganze nette Innenstadt, aber auch hier wälzen sich die Autos durch, offenbar der Schleichweg zwischen Bundes- und Landstraße. Restaurants hatten, sofern vorhanden, erst abends auf – wir fanden allerdings dann etwas abseits eine Möglichkeit für ein geeignetes Mittagessen.

G3? Abenteuer muss sein!Da der offzielle Track zwischen Dillingen und Donauwörth ohnehin einigen Landstraßen folgte und danach über einige Teile Wirtschaftswegen (landwirtschaftlicher Verkehr besteht hier i.d.R. aus älteren Herren mit Hut im Mercedes, die keinen Millimeter ausweichen oder bremsen), entschieden wir uns für die nicht so schöne, aber kürzere Variante mit dem Radweg neben der Bundesstraße. Das brachte zumindest den Kilometerzähler ein wenig zum rotieren.
Hinter Donauwörth wurde es etwas schöner, entfernte sich aber aber Steigungen (Straße bis zu 7%, der nicht nivellierte Radweg hatte auch gerne mal 14% bis 15%). Irgendwann ergab sich eine Möglichkeit, den offiziellen Track zu verlassen und wenigsten ein paar Kilometer bis Neuburg an der Donau entlang zu fahren. Wir schauten uns an – immerhin erwartete uns ein G3-Track – und entschieden: Abenteuer muss sein. Das war eine der besten Entscheidungen auf dem heutigen Abschnitt. Ruhe, Entspannung, nebenher die Donau. Und ein vorhersehbar anspruchsvoller zu fahrender Track.
Eigentlich wollten wir bis Ingolstadt weiter, da es aber dort (zumindest innerhalb unserer preislichen Limits) keine Übernachtungsmöglichkeiten gab, blieben wir schließlich in Neuburg im Hotel Garni und gingen abends noch in der Stadt essen.

Neu-Ulm – Neuburg a.d. Donau

Tag 10: Neuburg a.d. Donau – Wörth a.d. Donau

Der Tag startete relativ früh und grau: Wir waren bereits eine halbe Stunde vor unserem Wecker wach. AnforderungsbahnschrankenhebelNach dem Packen gingen wir zum Frühstück, anschließend ging es raus auf die Straße und die wenigen hundert Meter zurück zum Track. Nach vielleicht 1,5km allerdings entschieden wir uns, das Regenzeug überzuziehen und hielten dafür im Schutz einer Bushaltestelle.

 

Für kurze Zeit ging es entlang einer vielbefahrenen Straße, dann bogen wir am Schloß Grünau ab, das uns noch von der Fahrt im Herbst 2012 bekannt vorkam. Der feuchte Wald roch gut, auch wegen des vielen Bärlauchs. Wir fuhren also vor uns hin, bis wir an einen Bahnübergang gelangten. Die Schranke war zu. Kein Zug zu sehen oder zu hören. Nach ein paar Minuten kam uns das seltsam vor. Durch Zufall entdeckte ich – eigentlich auf der Suche nach einer Servicetelefonnummer – einen kleinen gelben Kasten, der die Möglichkeit bot, die Öffnung der Schranke anzufordern. Nach so etwas sucht man natürlich nur, wenn man weiss, daß es sowas gibt! Es funktionierte aber recht zügig und wir konnten weiterfahren.

Matsch statt FahrspaßAb Ingolstadt waren wir wieder an der Donau, die Wege waren teils dermassen matschig, daß wir lieber oben auf dem Deich durch das Gras fuhren. Nach einem kleinen Bäcker- und Einkaufsstop ging es weiter in Richtung Weltenburg. Auf dem Weg dorthin trafen wir zum ersten mal Reiseradler, die bei unseren gut 25 bis 30 km/h (die wir auf dieser Reise auch eher selten anlegten) von hinten aufkamen. Nachdem von hinten eine Spitze über Liegeräder und Steigungen kam, mussten wir noch ein paar km/h drauflegen – kurz später bogen wir dann allerdings auf einen anderen Track ab. Wir spekulierten, ob wir die beiden an der Fähre nach Kelheim wiedersehen würden – aber sie waren bis zur Abfahrt nicht dort.
Die Fähre von Weltenburg nach Kelheim kannten wir ja auch schon, sie ist definitiv die bessere Route als der Alternativweg über den Berg. Hinter Kelheim ging es nochmal ein paar Kilometer über nicht asphaltierte Wege, diese waren aber zum Glück nicht mehr so matschig. Wir trafen auf dem Weg Taric aus der Schweiz, der mit uns bis Regensburg fuhr. Er ist auch auf dem Weg nach Wien, wollte aber heute noch waschen.

On the Road AgainBei der Ausfahrt aus Regensburg trafen wir Clemens Bucher, einen Liegeradbauer aus Berlin, den ich zumindest dem Namen nach bisher kannte – allerdings war er mit dem Aufrechten unterwegs. In Regensburg hatten wir schon eine Liegeradlerin gesehen, die unsere Räder aber nicht wahrgenommen hatte (wir sassen im Café). Das Gewitter zog vorbei, unsere Regenkleidung hatten wir umsonst angezogen. Als wir kurz hinter Regensburg kochten kam noch ein weiterer Liegeradler vorbei. Außerdem ein Pärchen, die den Donauradweg in der anderen Richtung abradelte und dankbar über unsere Tipps für ihren Weg nach Paris war. Dieser Tag war auf jeden Fall mal kommunikativ!
Da wir in Straubing keine preiswerte Herberge fanden, steuerten wir nach einem kurzen Anruf ein Gasthaus in Wörth an der Donau an.

Neuburg a.d. Donau – Wörth a.d. Donau