Tag 17: Saverdun – Belvianes-et-Cavirac

Pünktlich um acht Uhr morgens klopfte es zaghaft und die Gastgeberin und ihr kleiner Sohn standen mit einer Tasche mit Frühstück vor der Tür. Ich genoss frische Eierkuchen und selbstgemachte Marmeladen. Anschließend bereitete ich mich kurz auf die Abfahrt vor und los ging es.

Zuerst folgte ich dem Spontantrack bis Foix. Es ging stetig bergan, aber mit mäßigen Steigungen. In Foix hatte ich gute 35 Kilometer hinter mir und lud nun den Track bis Leucate am Mittelmeer – 165 Kilometer lang und nicht mehr komplett für heute. Die meisten Steigungen galt es allerdings dann doch noch heute zu bewältigen und es fing mit der ersten in Foix an.

Die Straßen waren allerdings ruhig und so konnte ich ohne großen Stress dort langsam hoch pedalieren. Ab und zu kam ein Auto, in der Regel wurde gewartet, bis Platz und Sicht frei waren und dann mit großen Abstand überholt, Ausnahmen bestätigten allerdings auch hier die Regel.

Die Temperaturen waren bei eher mäßigen elf bis dreizehn Grad angesiedelt, gut in der Steigung. Es wehte ein starker Wind, dieser kam aber aus westlichen Richtungen und somit hatte ich Rückenwind. Am Ortsausgang von Lavelanet gab es ein offenes Restaurant, das ich für eine Mittagspause mit Essen und trinken nutzte. Leider hatte ich übersehen, dass hinter Lavelanet eine Abfahrt folgte, so dass ich ohne zusätzliche Jacke in diese ging – es wurde so kalt, dass ich zitterte. Zum Glück war sie nicht allzu lang.

Die folgenden Abfahrten, vor allem die lange nach Quillan, ging es dann mit passender Kleidung runter. Allerdings hatte kurz dieser auch leichter Regen eingesetzt, so dass ich sehr vorsichtig fahren musste.

Hinter Quillan in Belvianes-et-Cavirac gab es ein Hotel am Track, das mit gefiel, ich fragte dort nach einem Zimmer, und es gab noch was. So hatte ich etwa die Hälfte der Kilometer zwischen Saverdun und Leucate gemacht, für den kommenden Tag nur einen größeren Anstieg über und vor allem die schöne Pierre-Lys-Schlucht gleich zu Beginn.

Abendessen bot das Hotel, der Ort hatte sonst nicht viel zu bieten – nicht mal einen Supermarkt. So wurde es ein gemütlicher und nicht allzu langer Abend.

Tag 16: Agen – Saverdun

Zwar sah es bei einem frühen Blick aus dem Fenster noch feucht aus, aber der Regen war früher abgezogen als vorhergesagt. Der Blick aufs Wetterradar war nicht aufschlussreich, für eine lange Vorhersage, aber gut genug, um den Entschluss zu fassen, mit dem Rad zu starten.

Nach dem Frühstück zog ich mich noch um und packte die vorbereiteten Teile in meine Tasche. Beim Checkout traf ich das andere deutsche Pärchen, das beim Frühstück über die weitere Fahrt geredet hatte, nicht – aber ihre Räder standen noch da. Dann schaute ich mir kurz den Track zum Kanal an und los ging es.

Bei frischen, aber angenehmen, 14 Grad lief die Fahrt am Kanal gut. Der Radweg ist gut ausgebaut, es gibt kaum Schleusen in diesem Bereich, fast überall kann man untern den Brücken hindurch und wenn man über die Rampe muss, dann sind dort keine befahrenen Straßen, so dass man ungestört fahren kann.

Für die Jahreszeit fiel – gerade nach dem Landstraßenfahren zwei Tage zuvor – auf, dass hier am Kanal noch einige Reiseradler, aber auch Rennradler unterwegs sind. Außerdem traf ich eine weit auseindergezogene Wandergruppe.Sonst gibt es am Kanal bis Toulouse nur zwei Attraktionen: Die Kanalbrücke über die Garonne bei Moissac und das Wasserkeinhebewerk in Montech. An beidem war ich bei der 3-Wochen-3-Meere-Tour bereits vorbeigekommen. Aber da ich diesmal gut in der Schnitt lag, nahm ich mir bei beiden Stellen etwas Zeit zum Schauen.

Während des französischen Mittagszeitfensters war leider kein Ort in der Nähe bzw. die beiden Gelegenheiten zum Essen hatten zu wegen Montag. Meine Hoffnung war also Toulouse, wo ich eine Boulangerie ansteuern wollte. Dort kam ich mit ca 110km auf der Uhr an – allerdings war die Durchfahrt durch die Stadt nach Verlassen des Kanals dermassen stressig und führte nicht an offenen Boulangerien vorbei, dass ich ohne Essen wieder aus der Stadt fuhr. Auf einer Bank machte ich es mir mit Schorle aus der Trinkblase und zwei Müsliregeln gemütlich und schaute, wo ich eine Unterkunft finden würde.

Die Lage in Auterive war unbefriedigend, ich fand ein Zimmerchen in Saverdun, wesentlich weiter, als ich eigentlich geplant hatte. Dort kam ich dann nach mehr als 167 Kilometern an. Die letzten Kilometer waren ein Rennen gegen eine am Himmel aufziehende Regenfront, die dann aber doch vorbeizog. Der Empfang war herzlich, ich hatte zwei Zimmerchen mit Bad für mich. Nach dem Duschen ging ich in den Ort zum einzig offenen Restaurant (außer McDonald’s – aber das ist für mich No-Go) und aß eine erstaunlich gute Pizza (aus lokalem Mehl, wie man mir stolz erklärte).

Tag 15: Agen (Ruhetag)

Es gab keinen Grund früh aufzustehen, das Wetter war grau und nass (wie erwartet) und so ließ ich mir Zeit und ging irgendwann gegen neun Uhr frühstücken. Anschließend fing ich an, Planungen für die kommenden Tage zu machen.

Irgendwann ging ich noch zum Supermarkt, um die Geschmack für die Trinkblase zu besorgen und ein Joghurt über den Tag. Bis zum Abend plante und relaxte ich noch, bevor es auf einen kurzen Abstecher für ein Abendessen raus ging, als der Regen aufgehört hatte (der über die Nacht aber wieder einsetzen sollte).

Der Abend wurde kurz, ich ging früh schlafen, unsicher was der nächste Tag bringen würde. Weiteren Regen? Eine Fahrt entlang des Garonne-Seitenkanals? Unklar.

Tag 14: Libourne – La Réole (- Agen)

Da klar war, dass der Sonntag ein Tag des Dauerregens werden würde, hatte ich mir angeschaut, welche Optionen mir am heutigen Samstag bleiben würden, so dass ich in einem Ort landete, wo ich einen Ruhetag verbringen konnte und wollte. Auch klar war: der Tag würde keine große Strecke umfassen, denn nach Le Réole wäre höchstens noch Marmande in Frage gekommen und dann lange nichts. Also konnte ich mir Zeit lassen und musste nicht super früh raus – so konnte ich das Ende des nächtlichen Regens abwarten.

Nach dem Frühstück rollte ich nicht auf der offiziellen Wegeführung des EV3 aus der Stadt und bog auf eine Departementstraße ab. Sie war befahren, aber es war erträglich und ersparte mir einen Anstieg. Meine Beine fühlten sich noch müde an, aber besser als erwartet.

Erst nach der Überquerung der Dordogne in Branne folgte ich wieder ein Stück der offiziellen Radroute, um zum Bahntrassenradweg zu gelangen. Dort war durchaus Radverkehr, hinter mir eine größere Gruppe Elektroradler, entgegen kamen auch immer wieder Radreisende, Gravelbiker oder Rennradler. Der Weg fährt sich angenehm, war nach dem Regen wegen nassem Laub und feuchtem Moos in den Geländeeinschnitten teilweise vorsichtig zu befahren.

In Sauveterre-de-Guyenne hört der Weg leider auf und es geht wieder auf Straßen weiter. Auch hier entschloss ich mich zu einer spontanen Abkürzung, da die offizielle Wegeführung ziemlich mäandert und die Strassen doch ruhig waren. So kam ich nach ca. 50 Kilommetern in La Réole an. Dort suchte ich mir ein kleines Café, dass mittags etwas zu essen anbot (gebackener Camembert in meinem Fall) und schaute nach Unterkünften.

Sowohl in La Réole als auch in Marmande waren zwar welche, allerdings nichts nach meinem Geschmack für zwei Nächte. Mit Blick auf das Wetter der nächsten Tage und zusammen mit der Tatsache, dass an die Pässe der Pyrenäen nicht zu denken war (Minusgrade, Regen, fehlende Kondition) entschied ich mich, den Zug in Richtung Agen zu nehmen. Ich kaufte mir also eine Fahrkarte und verbrachte die Wartezeit in einer Bar in der Nähe des Bahnhofs, direkt an der alten Hängebrücke für den Rad- und Fußverkehr, die ich bereits bei der 3-Wochen-3-Meere-Tour gequert hatte, um ab hier dem wunderbaren Radweg entlang des Garonne-Seitenkanals zu folgen.

Um kurz kurz halb sechs ging es dann mit dem Zug nach Agen, dort hatte ich ein Appartment-Hotel in der Innenstadt und damit nahe am Bahnhof. Das war auch gut, denn die aufziehenden Gewitter kündigten sich schon seit Mittag durch eine drückende, schwüle Hitze an bauten sich ringsherum auf. Nach dem Einchecken, Duschen und umziehen ging ich auch gleich Essen – auf dem Rückweg wurde ich vom Regen ziemlich nass.

Tag 13: Angoulême – Libourne

Heute bemühte ich mich, wirklich etwas zeitiger aufzubrechen. Zwar stand nicht zwangweise eine lange Etappe an, aber es sollte sehr heiß werden. Auch lagen am Weg kaum Orte, die irgendeine Infrastruktur wie Bar oder Restaurant boten.

Aus Angoulême fuhr ich in südwestlicher Richtung zunächst auf größeren Straßen hinaus. Der Verkehr war spürbar, aber erträglich. Der EV3 Hätte auf der anderen Seite der Charente am Fluss entlang geführt, allerdings wohl nicht immer auf asphaltierten Wegen und mit einigen Kilometern Umweg. Daher traf ich den Eurovelo erst bei Chauteauneuf-sur-Charente und folgte ihm ab dort. Die Weinernte ist in vollem Gange, so dass immer wieder der Duft des Traubenmostes in die Nase strömt, die großen Erntemaschinen sieht man auch immer wieder.

Nach einiger Zeit auf sehr ruhigen kleinen Straßen, deren Pflaster oft recht grob ist, wird der Eurovelo dann auf einer alten Bahntrasse weiter geführt. Leider ist diese hier auch kein reiner Quell der Freude: teilweise darf die Strecke von Autos genutzt werden – auch wenn es nur wenige sind – und auf den anderen Teilen ist das Pflaster oft unterwurzelt, so dass es recht holprig wird. Dazu kommen noch diverse Schranken und Stoppschilder, die umfahren werden müssen, teils an Kreuzungen mit Treckerwegen zwischen Feldern oder Grundstückszufahrten – so wird der eigentlich angenehme Bahnradweg leider doch auf Dauer ganz schön anstrengend, weil man nicht in den richtigen Flow kommt.

Auch nach dem abrupten Ende ist man gut beraten, nicht jede Biegung und Wendung des EV3 mitzunehmen, sondern beherzt auf die leeren Departement-Straßen auszuweichen. Die Autofahrer nehmen in der Regel viel Rücksicht und sowohl Wegeführung als auch Straßenbelag sind um einiges besser.

Erst auf der D910 kurz vor Libourne hab ich es dann doch irgendwann wieder vorgezogen, auf den Eurovelo auszuweichen, der teils auf ruhigeren Straßen, teils mit separatem Radweg nach Libourne reinführt, da hier der Autoverkehr doch ziemlich dicht geworden ist.

In Libourne war ich um kurz nach 15 Uhr, als erstes suchte ich mir eine Brasserie mit schattigen Sitzmöglichkeiten und trank etwas, dann suchte ich mir ein Hotel in einem historischen Bau direkt am Hafen. Zu meiner Überraschung ist hier die Tide noch sehr stark, als ich ankam hatte der Fluß (L’Isle, mündet hier in die Dordogne) wenig Wasser, mit der Zeit konnte ich eine starke Strömung flussaufwärts beobachten, als die Flut vom Atlantik in das Delta von Garonne und Dordogne drückte.

Nachdem ich mich frisch gemacht hatte und die frühe Ankunft für einen Waschtag nutzte, ging ich essen. Da ich müde war, wurde der Abend nicht allzu lang.