Lauchringen – Meckenbeuren

Aufgrund der Wettervorhersage für den Montag, hatten Micha und ich beschlossen, bereits am Sonntag die Heimfahrt anzutreten. So blieben acht Tage für die runde 925 Kilometer. Also ging es nach einem Frühstück mit Gaby und Yvonne, das wir vom Bäcker besorgt hatten, dann los. Mindestens bis Konstanz wollten wir kommen, möglichst aber Friedrichshafen erreichen.

2012-Gedächtnis-Bild in Tösseg

Der Track begrüßte uns mit einem kurzen, aber knackigen Anstieg. Von dort aus ging es dann eilig bergab in Richtung Rhein, wo wir über weite Strecken einem schönen Radweg mit tollen Blicken folgen konnten. Bei Kaiserstuhl überquerten wir den Rhein und nutzten die ebenfalls in weiten Teilen gut ausgebaute Infrastruktur. Vor allem war der Seitenwechsel eingeplant, um ein „Gedächtnisfoto“ an die 11 Jahre zurückliegende Deutschlandtour am Tössegg zu schießen.

Bevor wir den Rheinfall bei Schaffhausen auf der Hälfte der Strecke bis Konstanz erreichten, hatten wir durchaus ein paar Höhenmeter zu überwinden, das klappte aber besser als erwartet. Der Rest des Weges bis Konstanz lief dann recht ereignislos und entspannend, zumal es auch flacher wurde und entlang der Bahnstrecke auf Schweizer Seite verlief.

Ein Schiff auf dem Bodensee

In Konstanz mussten wir die Entscheidung treffen, ob wir weiter wollten oder nicht. 23 Kilometer bis Romanshorn und dann per Fähre nach Friedrichshafen, rund 30 Kilometer mit Zwischenstopp zum Essen in Konstanz oder schauen, ob wir per Katamaranfähre direkt von Konstanz nach Friedrichshafen fahren konnten. Wir entschieden uns, letzteres zu versuchen und andernfalls via Meersburgfähre auf der weniger windigen, aber länger zu fahrenden deutschen Seite zu fahren.

Am Hafen angekommen war dort ein großes Hafenfest. Wir konnten aber Fahrkarten für den Katamaran ergattern und uns als erste in den Wartebereich stellen. Während der Wartezeit gab es Waffeln, pünktlich um 17 Uhr legte die Fähre für ihre 50-minütige Fahrt ab. Wir genossen den Ausblick auf die Berge und die Pause.

In Friedrichshafen war die Hotelsituation so, dass wir lieber noch acht Kilometer weiter fuhren. Im Hotel gab es auch ein Restaurant, das wir nutzten, dann ging es zeitig ins Bett, um am kommenden Tag in eine längere Etappe zu starten.

Vogtsburg am Kaiserstuhl – Montbéliard

Aufgrund der gestrigen Hotelwahl kam ich heute nochmals in den Genuss eines ausgiebigen Frühstücksbuffets, was ich auch ausnutzte. Anschließend ging es dann auch schon bald los.

Rhein-Rhone-Kanal und im Hintergrund der Schwarzwald
Rhein-Rhone-Kanal und im Hintergrund der Schwarzwald

Ein Hotel auf der Anhöhe lässt einen abends gerne fluchen, am Morgen bietet es aber den unbestreitbaren Vorteil, dass man gemütlich losrollen kann. Und so ging es dann auch relativ schnell nach Breisach hinab und dort über den Rhein, vorbei am Hotel der Frühjahrstour auf der Rheininsel.

So folgte ich auch dem bekannten Weg, einer alten Bahntrasse, bis ich wieder auf meinem geplanten Track landete. Dieser wich dann allerdings schon bald vom Track der SPEZI Tour ab und führte parallel etwas westlicher durch den Wald in Richtung Mulhouse. Kurz vor Mulhouse traf ich Antoine aus Strasbourg, mit dem ich mich dann etwas unterhielt, bis er an seinem Ziel für heute ankam.

Selfie mit Antoine
Selfie mit Antoine

Ich folgte weiter dem Rhein-Rhone-Kanal auf dem Eurovelo 6 – definitiv eine der angenehmsten Strecken, die ich immer wieder gerne nutze. Eine Zeit geht es sanft bergauf, allerdings immer nur alle paar hundert Meter an den Schleusen des Kanals ein kleines Stück. Danach folgt ein ebenso leichtes Gefälle. Immer wieder bieten Bäume am Wegesrand Schatten, durchaus angenehm bei strahlend blauem Himmel und 27°C.

In Dannemarie fand ich eine Gelegenheit zu essen, etwas, was ich mir hier keinesfalls entgehen lasse. Ich legte mir als Tagesziel Montbéliard zurecht, buchte aber noch kein Hotel. Damit hielt ich diese Etappe etwas kürzer, obwohl ich gut voran kam. Zugegebenermaßen trat ich auf den letzten Kilometern auch etwas mehr in die Pedale.

Schleusen am Kanal
Schleusen am Kanal

In Montbéliard fand ich zunächst kein passendes Hotel in der Innenstadt und entschied mich für ein Ibis im Gewerbegebiet. Auf dem Hügel, bewährtes Verfahren. Preiswert und das Rad im Zimmer ist kein Problem. Der Vorteil im Gewerbegebiet: es gibt auch gleich einen großen Supermarkt. Dort deckte ich mich mit den (kleinen) Vorräten an Saft und Pausensnacks für den kommenden Tag ein.

Ich erledigte noch die wichtigen Aufgaben für kurze Tage: kleine Radwartung, Wäsche waschen. Abends ging es zu Fuß in die Innenstadt, wo ich noch etwas zu essen auftrieb.

Bellheim – Vogtsburg am Kaiserstuhl

Beim Frühstück langte ich zu. Ich ging davon aus, das letzte deutsche Frühstücksbuffet auf dieser Tour zu sehen und außerdem stand mir durchaus ein langer Ritt bevor.

Leere Straße, kleines Dorf
Leere Straße, kleines Dorf

Der Plan sah vor, von Bellheim am Sonntag Morgen auf der wenig befahrenen Landstraße in Richtung Süden bis Neuburg am Rhein zu fahren und dort wieder auf den Track zu stoßen. Die Straße war auch nicht befahren, denn gleich hinter dem Ortsausgang von Bellheim war eine Baustelle. Doch zum Glück war eine Umleitung für Radfahrer ausgeschildert, die ich auch erfolgreich nutzen konnte – und so leitete mich mein Navi auf einem guten Weg bis zum Rhein südlich von Wörth am Rhein.

Dort begann für mich dann auch wieder bekanntes Terrain – die Strecke war ich ja mehr als einmal gefahren. Zuletzt im Frühjahr, wenn auch erst eine Fähre weiter südlich. Das Gelände ist flach, es geht am Fluss entlang. Die Wege sind autofrei oder zumindest autoarm. Über mir eine strahlend blauer Himmel. Perfektes Tourenwetter, nicht zu warm, nicht zu kalt.

Der Rhein-Radweg in Frankreich
Der Rhein-Radweg in Frankreich

Die zweite Überraschung erwartete mich an der Schleuse Gambsheim. Ich rollte vom Deich hinunter … und stand vor einem Tor. Dort, wo ich sonst entlang fahre, ist jetzt Route barré. Irgendwas, was ich mit meinem mageren französisch entziffern kann, empfiehlt mir am Rheinufer zu fahren. Das Rheinufer ist oben auf dem Deich. Ich ignoriere tapfer das Verbotsschild für Radfahrer und befinde mich auf einem mäßig gut fahrbaren Schotterweg.

Weiter unten kann ich Schilder erkennen, die auf eine Teststrecke für Fahrzeuge und Gefahr hinweisen, doch irgendwo steht auch Montag bis Freitag. Also nehme ich die nächste Abfahrt und nutze die asphaltierte Strasse. Bis zur anderen Seite der Sperrung. Ich muss auf einem engen, steilen Sandweg ein Fliessgewässer überqueren, auf Schotter auf den Deich zurück und komme dann auf der anderen Seite des Zaunes an. Weiter geht es.

Radweg am Rhein-Rhone-Kanal
Radweg am Rhein-Rhone-Kanal

Bis Strasbourg läuft alles wieder wie gewohnt. In Strasbourg entscheide ich mich für den Weg durch die Innenstadt, will eigentlich in ein Café, aber es ist mir zu voll und ich fahre zum Rhein-Rhone-Kanal. Getränke habe ich noch und Schokolade und Riegel auch. Also mache ich Pause an einer Picknickwiese.

Gegen 18 Uhr und nach 155km stelle ich fest, dass in Marckolsheim (fast) kein Zimmer zu bekommen ist und reserviere auf der deutschen Rheinseite etwas. 20€ billiger, dafür mit Spa. Wer lässt sich das entgehen.

Vielleicht derjenige, der weiss, dass die deutsche Seite am Kaiserstuhl alles andere als flach ist.

Egal, nach 170km kam ich an. Ich bekam Schnitzel und hatte noch Zeit für Pool und Sauna.

Gailingen – Konstanz

Der Morgen begann gemütlich, denn weit hatten wir es heute nicht mehr. Da unsere Gastgeber in Konstanz ohnehin erst abends in der Stadt sein würden, war keine Eile angesagt.

Räder vor der Imperia
Räder vor der Imperia

Aus Gailingen heraus ging es zunächst auf eine schnelle Abfahrt zum Rhein hinunter. Wir blieben am Nordufer und kamen dennoch, auf dem Radweg fast unbemerkt, schon bald wieder in die Schweiz. Durch einen Wald und Felder fuhren wir auf einem ruhigen Weg in Richtung Stein am Rhein. Dort schauten wir uns im Herzen dieses kleinen Städtchens um, dann überquerten wir den Rhein und folgten der Radroute südlich des Rheins.

Zunächst ging es auf einem ruhigen Weg parallel der Bahnstrecke, später auch mal auf die – zum Glück – wenig befahrene Straße und durch die Orte am Rheinufer, wo wir uns mit Blick auf den sich zum See öffnenden Fluß eine kleine Pause gönnten. Bald schon konnten wir die Insel Reichenau sehen.

Bodensee von Steckborn aus
Bodensee von Steckborn aus

Schließlich wurde die Bebauung dichter, wir näherten uns Konstanz und wechselten über die Grenze wieder nach Deutschland. Als erstes besuchten wir Johannes an seiner neuen Wirkungsstätte in Konstanz. Johannes hatte mir vor nunmehr zehn Jahren meine Speedmachine in Berlin verkauft.

Nach einem netten Klönschnack fuhren wir dann schließlich in Richtung Hafen und machten die obligatorischen Fotos an der Imperia, bevor es ein wenig Verpflegung in der Fussgängerzone gab. Bald schon stießen Christoph und Anna zu uns, wir schauten uns am Münster um und bummelten durch die Stadt. Später kam en auch Framstag und Beate auf dem Tandem an, so daß wir in netter Runde zu Abend essen konnten.

Eine kleine abendliche Stadtrundfahrt später ging es dann schließlich in Richtung Bett.

Lörrach – Gailingen

Da wir sicher gehen wollten, frühzeitig am Zug zu sein, trafen wir uns bereits um halb acht zum Frühstück. Die Sachen waren wie immer vorbereitet, so dass wir gleich nach dem Frühstück unsere Räder aus der Abstellmöglichkeit holen und packen konnten.

Rheinfall von Schaffhausen
Rheinfall von Schaffhausen

Los ging es dann nach Basel Badischer Bahnhof auf netten breiten Radwegen abseits des Autoverkehrs. Am Bahnhof angekommen hatten wir Glück und einer angemeldeten Gruppe Radfahrer anschließen zu können, die von freundlichen Service Personal per Lastenaufzug zum Gleis gebracht wurde – denn nicht jeder Bahnsteig hat eine Rampe.

Die Radabteile im Zug waren zwar nicht üppig, aber es reichte, um Räder und Trikes sicher und ohne Behinderungen abstellen zu können. Wir fuhren bis Waldshut mit, dann ging es pedalierend weiter, ungefähr dem Eurovelo 6 folgend. Wir wechselten diverse Male die Seiten und damit zwischen der Schweiz und Deutschland bin und her.

Wir passierten die Burg Rotwasserstelz, auf der Schweizer Seite kam der erste kurze Anstieg jenseits der 10%. Dank elektrischer Unterstützung war das aber auch für die Trikes kein Problem. Da es aber hügelig weiter ging, Stand heute ein echter Reichweitentest auf dem Plan.

Kaputte Kette, dreckige Hände
Kaputte Kette, dreckige Hände

Neben den Anstiegen und den sich bietenden Panoramen trugen auch die niedlichen Dörfer zum Original Schweiz-Feeling bei. Zwischendurch ließ sich aber schön Pause machen, direkt am Rhein bei mittlerweile angenehmerem Wetter.

Schließlich erreichten wir den Rheinfall von Schaffhausen. Nach dem Passieren der Brücke gab es wirklich spektakuläre Blicke. Außerdem versorgten wir uns mit einem Snack, dann sollte es weiter gehen.

Als ich allerdings die steile Auffahrt nehmen wollte verkantete die Kette beim Schalten – und ich war außer Gefecht gesetzt. Zwei Glieder hatten sich verdreht, es half nichts, außer sie zu entfernen und das für solche Fälle parate Kettenschloss einzubauen. Aber ich wollte sie ja ohnehin kürzen.

Der restliche Weg nach Gailingen, wo wir heute ein Hotel gebucht hatten, lief problemlos und wir kamen nach einer letzten knackigen Steigung an.

Wie immer machten wir uns frisch und trafen uns zum Abendessen, das heute dringend nötig war. Der Abend klang bei netten Gesprächen aus.