Hohentengen – Konstanz

Der Tag begann grau, neblig und kalt. Innen waren die Zelte zwar schön trocken und sobald man die Wärme aus dem Schlafsack entließ auch fast schon gemütlich warm. Draußen allerdings erwarteten uns 6°C und dichter Nebel, der sich als nasser Film nachts über alles gelegt hatte. Schon der  Weg zum Waschbecken war keine Freude, noch weniger das Packen der Klamotten und der völlig nassen Zelte.
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Einzig der Gedanke an ein Frühstück im nächsten Ort ca. 5km weiter und die Wettervorhersage, die für heute Sonne und angenehme Temperaturen versprach, hielten uns ab, einfach wieder in die warmen Schlafsäcke zu klettern. Beim Losfahren zeigte das Thermometer ja auch schon 8°C an – und da es ersteinmal steil bergauf ging wurde uns auch gleich etwas wärmer.
Wie angekündigt fanden wir das Café im Dorf und bekamen ein ausführliches Frühstück serviert. Auch das Auffüllen der Thermoskanne mit warmem Tee war kein Problem. Das Thermometer war geringfügig weiter geklettert, als wir uns auf den Weg machten, aber selbst jetzt um kurz vor 11 Uhr war es noch naß und der Nebel nahm den Blick auf die Landschaft. Trotzdem waren am Himmel erste helle Flecke zu sehen.
Nach einiger Zeit, wir hatten mittlerweile auf die Schweizer Seite gewechselt, kam die Sonne heraus und nur auf den Abfahrten wurde es leicht kühl, in der Sonne und auf Anstiegen war es warm – am Ende wurden es 23°C und wolkenloser Himmel.
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Der Weg war nicht immer asphaltiert, aber durchgehend gut fahrbar, bot aber gerade in der Schweiz durchaus einige knackige, wenn auch kurze, Anstiege. Die Aussichten auf den Rhein und die kleinen Orte, die wir durchquerten waren allerdings wunderschön und wir legten diverse Fotopausen ein. Später kamen wir noch zum Rheinfall von Schaffhausen, den man allerdings nur mäßig zu Gesicht bekommt, wenn man keine teuren Tickets kauft (was blöd gewesen wäre, weil es keine gute Möglichkeit gibt, die bepackten Räder irgendwo zu lassen).
Im weiteren Verlauf unserer Sightseeing-Tour einigten wir uns darauf, nur noch bis Konstanz bzw. Kreuzlingen zu fahren, da wir spät losgekommen waren und durch die tolle Landschaft ja auch nur langsam unterwegs waren. Urlaub eben! Außerdem scheiterten wir am Großstädter-Problem: als wir Hunger hatten, gab es nichts zu essen… Aber unsere Reserven reichten ja ein Stück weit.
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Auf dem Weg nach Konstanz konnten wir es uns nicht nehmen lassen, ein paar Kilometer auf flacher Strecke einen Rennradler zu piesacken, der unsere 32 bis 35 km/h auf etwa 10km nicht ordentlich parieren konnte. In Konstanz angekommen suchten wir uns einen Campingplatz auf Schweizer Seite (Kreuzlingen) aus. Der nächstgelegene und direkt am weiteren Track. Aber eben auch mit Schweizer Preisen. Abends ging es nochmal nach Konstanz rein, Stadt kurz anschauen und vor allem endlich ordentlich essen. Die Zelte waren zwischenzeitlich getrocknet und die Duschen am Campingplatz waren dem Preis entsprechend unbegrenzt und schön warm.

Neuenburg – Hohentengen

Wir starteten entspannt, aber nicht allzu spät in den Tag. Nach dem Frühstück packten wir unsere Radtaschen und checkten aus, um kurz nach neun Uhr ging es los. Wir wechselten sofort wieder auf die französische Seite und fuhren zurück zum Track, zuerst ein asphaltierter Waldweg, dann ging es bald am Rhein-Rhône-Kanal weiter, der hier deutlich größer und breiter ist als auf dem Abschnitt, an dem wir gestern entlang fuhren.

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Nach etwa 40km waren wir am Dreiländereck, wo wir von Huningue nach Weil am Rhein wechselten. Ein kurzer Einkaufsstopp, dann ging es sofort weiter auf die Schweizer Seite nach Basel und schon nach wenigen Kilometern wieder nach Deutschland. Verwöhnt von französischen Radwegen fluchten wir laut, denn als erste Schikane auf deutscher Seite erwartete uns eine Abbiegung, auf einen scheinbar nett asphaltierten Radweg – der schon nach kurzer Zeit eher eine Matschpiste war – und das ganze nur, um nach einer Abfahrt gleich wieder mit einem fiesen Aufstieg auf der Straße zu enden, die wir kurz zuvor verlassen hatten. Unser vorbereiteter Track führte übrigens gleich oben auf der Straße weiter, aber wegen des netten Antäuschens haben wir uns verleiten lassen, deutschen Radwegweisern zu folgen. Oh welche Fehler, wir müssten es doch besser wissen!

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Als sich an einer Stelle der nächste Schotterweg darbot, es aber gleichzeitig auch die Möglichkeit gab, auf die Schweizer Seite auszuweichen, mussten wir feststellen, daß dort leider noch schlimmerer Belag wartete, so daß wir Reifenknirschend die deutsche Radwegkatastrophe akzeptierten – nach dem Regen der vergangenen Tage nicht unbedingt eine große Freude.
Nach und nach wurden die Wege dann aber doch besser so daß wir noch ein wenig vorankamen. Schließlich suchten wir uns auf deutscher Seite einen Campingplatz aus Archies unentbehrlicher Liste aus und steuerten diesen an. Nach einem schönen Anstieg zum Dorf ging es auf einer steilen Straße bergab zum Campingplatz direkt am Rhein. Wir waren heilfroh, dort noch etwas zu essen zu bekommen, nachdem wir die Zelte aufgestellt hatten. Recht früh ging es dann zu Bett. Mitten im hier allgegenwärtigen Funkloch. Feuchter Nebel legte sich langsam über die Landschaft.

Deutschland 2012: The very beginning

Es gab viele Planungen für die diesjährige Tour, die ich aus den verschiedensten Gründen wieder habe fallen lassen. Schließlich und endlich ergab sich die Möglichkeit für eine nette Runde im Team. Micha fuhr bereits eine Woche vor mir los auf der bewährten Route in Richtung Südwestdeutschland, die ich in ähnlicher Form vor ziemlich genau einem Jahr zu Beginn meiner Südwest 2011 Tour gefahren war und die von Klaus mittlerweile weiter optimiert wurde. Ich fuhr mit der Bahn nach Offenburg, zwischen Karlsruhe und Freiburg, wo wir uns am 11.09. trafen und am nächsten Tag aufbrachen.

11.09.2012 – Die Anfahrt

Morgens ging es mit dem Zug vom Hauptbahnhof los, erst einmal nach Hannover, wo ich etwas mehr als eine Stunde Aufenthalt hatte, dann weiter nach Karlsruhe und von dort mit dem RE nach Offenburg.
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Von Berlin bis Darmstadt hatte ich nette Unterhaltung: mit anderen Radreisenden gibt es ja schnell ein gemeinsames Thema und bei so viel Zeit kommt man dann von einem zum Anderen. Danach stieg der technische Unterhaltungswert der Fahrt sprunghaft an, als wir mit dem Zug genau durch ein heftiges Gewitter fuhren. So heftig und nah, daß zwischen Blitz und Donner keine Sekunde lag und wir wegen gesgörter Signale immer wieder mal bremsen mussten. Der Umstieg in Karlsruhe war denkbar knapp, hat aber dennoch reibungslos funktioniert, so daß ich pünktlich in Offenburg ankam, wo mich trotz strömenden Regens Mich vom Bahnhof abholte. Bei Verwandten von ihm durfte ich die Badische Gastfreundschaft genießen, so daß der Tag mit einem sehr netten Abend ausklang.

12.09.2012 – Offenburg – Neuenburg

Da für den Morgen noch Regen angesagt war, stellten wir keinen Wecker und ließen den Tag ruhig angehen. Zuerst gab es ein ausgiebiges Frühstück, dann packten wir die Taschen. Der angekündigte Regen war schon vorübergezogen und die Straßen trocken, als wir gegen 10 Uhr aufbrachen. Über die Brücke bei Goldscheuer nahmen wir den kürzesten Weg zum Rhein-Rhone-Kanal. Das Wetter war grau, aber trocken und es wurde zunehmend heller.
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Der Kanal war gewohnt angenehm zu fahren, auch wenn das Unwetter des Vortages seine sichtbaren Spuren hinterlassen hatte: überall lagen kleine Äste und Blätter auf dem Weg. Viele Radfahrer trafen wir nicht, die meisten waren Deutsche. Irgendwann kam dann das Bedürfnis, etwas zu essen. Aus bitterer Erfahrung wusste ich ja bereits, daß die Versorgungslage mehr als dürftig ist – aber daß Marckolsheim die besten Chancen bieten würde. Am Ortseingang stürmte ich zunächst den Lidl, um die Notfallreserven für unterwegs aufzufüllen, die Boulangerie, die ich von meiner Jura-Tour im Frühjahr kannte hatte jedoch zu. So versuchten wir es im Café ein kleines Stück weiter, wo man uns aber auf die nächste Boulangerie verwies. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch drei Amerikaner, die eine Radtour machten. Den örtlichen Dönerladen wollten wir mit denen allerdings nicht besuchen.
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Nach der Stärkung setzten wir die Fahrt am Kanal fort und fuhren bis Neuf-Brisach, wo wir eine weitere Pause in der wunderschönen Festungsstadt einlegten und uns Kuchen gönnten. Leider hatte der Wind erheblich zugenommen und selbst zu zweit konnten wir mit kaum mehr als 20 km/h gegenan und auch bei unserer Weiterfahrt war es nicht besser geworden – dafür erwischte uns ein kurzer Schauer, den wir in einer Autowaschanlage abwetterten. Vor uns türmten sich tiefschwarze Wolken, die Temperatur fiel von 20°C auf 14°C und es wurde naßkalt. Wir entschieden uns, ein Bett&Bike Angebot in Neuenburg wahrzunehmen, da wir beide nicht mehr ganz frisch waren und ich ohnehin langsam in die Tour starten wollte.
In Neuenburg ergatterten wir das letzte Zimmer in der Unterkunft, duschten und gingen in der Innenstadt noch gemütlich essen.