Tag 11: Wörth a.d. Donau – Kaiserhof

Wir beeilten uns morgens und saßen schon um kurz vor halb acht am Frühstückstisch, gegen halb neun waren wir auf der Straße. Dreiflüsseeck in PassauZunächst hieß es, auf unseren Track zurück zu kommen, dann folgten neben einigen schönen Passagen auch wieder viele Passagen auf dem gewohnten Kiessand-Bett. Anfänglich war der Himmel noch grau, Nebel hing in der Luft, später lockerte es nach und nach auf.

Die Fahrt führte uns an Straubing vorbei, später durch Deggendorf. Diverse Umleitungen verlangsamten unser Vorankommen durch undurchsichtige und schlecht ausgeschilderte Radwegführung. Da wir für die letzten drei Fahrtage jeweils ca. 150km auf dem Plan hatten, spulten wir wo möglich die Kilometer in strammem, aber nicht zu forderndem Tritt ab. So stellt man sich in Deutschland Radwege vorBis Passau sahen wir allerdings ohnehin nicht viel von der Donau, da der Weg bestenfalls hinter dem Deich entlangführte, selten drauf und häufig abseits auf irgendwelchen kleinen Straßen oder straßenbegleitenden Radwegen der großen.

In Passau schauten wir zunächst am Zusammenfluß von Donau und Inn vorbei, bevor wir in der Innenstadt, in der an vielen Stellen noch Arbeiten nach de letztjährigen Hochwasser im Gange sind, einkehrten und uns für die nächsten Kilometer stärkten.
Auf den wenigen Kilometern bis Österreich zogen die deutschen Radwegplaner nochmals alle Register, ab der Grenze wurde es bedeutend besser. Zunächst entlang der Straße, später dann immer öfter auch auf eigenen Wegen direkt an der Donau.

Abend an der DonauDie ruhige Fahrt wurde nur einmal jäh gestört, als Micha plötzlich eine Vollbremsung machte: Die Kette hatte sich verkantet und das Hinterrad blockiert. Mit viel Glück gelang es ihm, ohne Sturz und ohne größere Schäden am Rad davon zu kommen. Der Schreck jedoch saß zunächst einmal tief. Wir pausierten zur tieferen Inspektion noch kurz bei der nächsten Möglichkeit mit Getränkeausschank, dann ging es weiter. Wir hatten uns einen Campingplatz an der Donau fernab der befahrenen Bundesstraße ausgesucht.
Diesen erreichten wir mit Einbruch der Dunkelheit und eine beeindruckend schönen Fahrt an der Donau entlang. Nach dem Aufstellen der Zelte duschten wir, dann kochten wir noch ein Abendessen. Als wir zu in den Schlafsäcken verschwanden, fing es draußen an, zu regnen. Gleichmäßiges Tropfen auf dem Zeltdach plätscherte und sanft in den Schlaf.

Wörth a.d. Donau – Kaiserhof

Tag 10: Neuburg a.d. Donau – Wörth a.d. Donau

Der Tag startete relativ früh und grau: Wir waren bereits eine halbe Stunde vor unserem Wecker wach. AnforderungsbahnschrankenhebelNach dem Packen gingen wir zum Frühstück, anschließend ging es raus auf die Straße und die wenigen hundert Meter zurück zum Track. Nach vielleicht 1,5km allerdings entschieden wir uns, das Regenzeug überzuziehen und hielten dafür im Schutz einer Bushaltestelle.

 

Für kurze Zeit ging es entlang einer vielbefahrenen Straße, dann bogen wir am Schloß Grünau ab, das uns noch von der Fahrt im Herbst 2012 bekannt vorkam. Der feuchte Wald roch gut, auch wegen des vielen Bärlauchs. Wir fuhren also vor uns hin, bis wir an einen Bahnübergang gelangten. Die Schranke war zu. Kein Zug zu sehen oder zu hören. Nach ein paar Minuten kam uns das seltsam vor. Durch Zufall entdeckte ich – eigentlich auf der Suche nach einer Servicetelefonnummer – einen kleinen gelben Kasten, der die Möglichkeit bot, die Öffnung der Schranke anzufordern. Nach so etwas sucht man natürlich nur, wenn man weiss, daß es sowas gibt! Es funktionierte aber recht zügig und wir konnten weiterfahren.

Matsch statt FahrspaßAb Ingolstadt waren wir wieder an der Donau, die Wege waren teils dermassen matschig, daß wir lieber oben auf dem Deich durch das Gras fuhren. Nach einem kleinen Bäcker- und Einkaufsstop ging es weiter in Richtung Weltenburg. Auf dem Weg dorthin trafen wir zum ersten mal Reiseradler, die bei unseren gut 25 bis 30 km/h (die wir auf dieser Reise auch eher selten anlegten) von hinten aufkamen. Nachdem von hinten eine Spitze über Liegeräder und Steigungen kam, mussten wir noch ein paar km/h drauflegen – kurz später bogen wir dann allerdings auf einen anderen Track ab. Wir spekulierten, ob wir die beiden an der Fähre nach Kelheim wiedersehen würden – aber sie waren bis zur Abfahrt nicht dort.
Die Fähre von Weltenburg nach Kelheim kannten wir ja auch schon, sie ist definitiv die bessere Route als der Alternativweg über den Berg. Hinter Kelheim ging es nochmal ein paar Kilometer über nicht asphaltierte Wege, diese waren aber zum Glück nicht mehr so matschig. Wir trafen auf dem Weg Taric aus der Schweiz, der mit uns bis Regensburg fuhr. Er ist auch auf dem Weg nach Wien, wollte aber heute noch waschen.

On the Road AgainBei der Ausfahrt aus Regensburg trafen wir Clemens Bucher, einen Liegeradbauer aus Berlin, den ich zumindest dem Namen nach bisher kannte – allerdings war er mit dem Aufrechten unterwegs. In Regensburg hatten wir schon eine Liegeradlerin gesehen, die unsere Räder aber nicht wahrgenommen hatte (wir sassen im Café). Das Gewitter zog vorbei, unsere Regenkleidung hatten wir umsonst angezogen. Als wir kurz hinter Regensburg kochten kam noch ein weiterer Liegeradler vorbei. Außerdem ein Pärchen, die den Donauradweg in der anderen Richtung abradelte und dankbar über unsere Tipps für ihren Weg nach Paris war. Dieser Tag war auf jeden Fall mal kommunikativ!
Da wir in Straubing keine preiswerte Herberge fanden, steuerten wir nach einem kurzen Anruf ein Gasthaus in Wörth an der Donau an.

Neuburg a.d. Donau – Wörth a.d. Donau

Tag 9: Neu-Ulm – Neuburg a.d. Donau

Der Morgen startete mit einem sehr guten Frühstück, wir wurden von unseren Gastgebern verwöhnt. Nach dem Aufladen ging es dann ersteinmal zurück an die Donau, dort entlang des Ufers. Bald allerdings entfernte sich der Weg immer öfter und immer weiter von der Donau, so daß wir bald schon nicht mehr das Gefühl hatten, einem Flußradweg zu folgen. Zwar war es anfänglich flach, die Kies-Wege allerdings bekamen das Prädikat “virtuelle Steigung”, da sie locker 20 bis 30 Prozent Leistung fressen. Im Gegensatz zu einer Steigung, die eine energetische Investition in eine nachfolgende Abfahrt ist, verpufft die Energie auf Kieswegen allerdings in der nutzlosen Umschichtung von Kies.

Double SelfieWo wir von den Kieswegen auf Straßen kamen, hatten wir zwar meist gut fahrbare Seitenradwege, allerdings einen erheblichen lauten Verkehr neben uns. Was fehlte waren landschaftlich wirklich schöne Strecken, die man auf ruhigen Radwegen geniessen kann, ohne ständig nur darauf bedacht zu sein, das Rad auf dem nassen Kiesboden unter Kontrolle zu behalten.
Zum Mittag kehrten wir in Dillingen ein. Dillingen hat zwar eine ganze nette Innenstadt, aber auch hier wälzen sich die Autos durch, offenbar der Schleichweg zwischen Bundes- und Landstraße. Restaurants hatten, sofern vorhanden, erst abends auf – wir fanden allerdings dann etwas abseits eine Möglichkeit für ein geeignetes Mittagessen.

G3? Abenteuer muss sein!Da der offzielle Track zwischen Dillingen und Donauwörth ohnehin einigen Landstraßen folgte und danach über einige Teile Wirtschaftswegen (landwirtschaftlicher Verkehr besteht hier i.d.R. aus älteren Herren mit Hut im Mercedes, die keinen Millimeter ausweichen oder bremsen), entschieden wir uns für die nicht so schöne, aber kürzere Variante mit dem Radweg neben der Bundesstraße. Das brachte zumindest den Kilometerzähler ein wenig zum rotieren.
Hinter Donauwörth wurde es etwas schöner, entfernte sich aber aber Steigungen (Straße bis zu 7%, der nicht nivellierte Radweg hatte auch gerne mal 14% bis 15%). Irgendwann ergab sich eine Möglichkeit, den offiziellen Track zu verlassen und wenigsten ein paar Kilometer bis Neuburg an der Donau entlang zu fahren. Wir schauten uns an – immerhin erwartete uns ein G3-Track – und entschieden: Abenteuer muss sein. Das war eine der besten Entscheidungen auf dem heutigen Abschnitt. Ruhe, Entspannung, nebenher die Donau. Und ein vorhersehbar anspruchsvoller zu fahrender Track.
Eigentlich wollten wir bis Ingolstadt weiter, da es aber dort (zumindest innerhalb unserer preislichen Limits) keine Übernachtungsmöglichkeiten gab, blieben wir schließlich in Neuburg im Hotel Garni und gingen abends noch in der Stadt essen.

Neu-Ulm – Neuburg a.d. Donau

Tag 8: Donaueschingen – Tuttlingen / Munderking – Neu-Ulm

Während noch alle schliefen, packten wir unsere Sachen und schlichen uns bei Hanno von dannen. Die Fahrt zum Karslruher Hauptbahnhof verlief problemlos über leere Straßen und gut ausgebaute Radwege und wir hatten genug Zeit für ein kleines Frühstück. Mit dem Regionalexpress der Schwarzwaldroute ging es dann durch eben jenen über beeindruckende Bahnstrecken nach Donaueschingen. Der Himmel war wolkenverhangen und grau, schon in Karlsruhe hatte es angefangen, leicht zu regnen.

 

RegenkluftAuch in Donaueschingen blieb es feucht, so daß wir Regenzeug überzogen. Die Wege waren asphaltiert und wir kamen gut voran. Die Ausschilderung des Radwegs ist relativ gut gelungen (zumal für deutsche Verhältnisse), aber die geplante Route im GPS-Gerät war doch schon öfters eine gute Hilfe. Wir trafen einige andere Radler, die mit Papierkarten unterwegs waren und offenbar größere Probleme hatten, immer die richtigen Abzweigungen zu finden.
Der Regen allerdings wurde langsam stärker und irgendwann kamen auch noch nicht asphaltierte Radwege hinzu, die einen Belag aus Sand und feinem Kies hatten – und sich unter dem andauernden Regen langsam in matschige Pisten verwandelten, die das Rad zusauten.

Donaueschingen – Tuttlingen

Da wir für die Nacht ein privates Quartier in Ulm in Aussicht hatten und auch in Anbetracht der knappen Zeit für die Gesamtstrecke bis zur Abfahrt unseres Zuges in Wien, beschlossen wir irgendwann, irgendwo einzukehren und mit dem Zug die Strecke abzukürzen. Das setzten wir dann in Tuttlingen um.

Oberes DonautalEinerseits war das schade, da die Strecke zwischen Tuttlingen und Sigmaringen sicher zu den spektakuläreren Abschnitten gehört, andererseits hätten wir das vom Rad aus bei der Wegequalität vermutlich bei diesem Wetter kaum besser wahrnehmen können, als aus dem Zug. Wie zur Bestätigung fing es während unserer Zugfahrt auch noch an, richtig heftig zu regnen, wenn auch nur kurz.
Ab Mundeking ging es dann für die letzten 40km auf eigenen Rädern weiter. Bis auf ein paar wenige Stellen war der Weg wieder asphaltiert, aber der Regen hielt weiter an. Bei einer Abfahrt hatte Micha dann noch – deutlich hörbar am Klackern – das Ende seines vorderen Bremsbelages erreicht. Da aber nur noch flache Passagen anstanden, verschoben wir den Tausch auf die Zeit nach der Ankunft in Neu-Ulm.
Nach der Ankunft befreiten wir die Räder mit dem Gartenschlauch vom gröbsten Dreck, dann bestellten wir etwas zu essen und führten angeregte Gespräche mit unseren Gastgebern. Bald aber rief das Bett.

Munderkingen – Neu-Ulm

Neustadt a.d. Waldnaab – Falkenstein

Mein Schlafsack hielt, was er versprach. Nachts sanken die Temperaturen in die Nähe des Gefrierpunkts, am Morgen zeigte das Thermometer gerade einmal 2°C – aber im Schlafsack war es schön warm. Dummerweise muss man aber irgendwann raus aus dem Schlafsack und noch schlimmer, raus aus dem Zelt. Natürlich war das Zelt außen bzw. an der Innenseite des Außenzeltes naß vom Kondenswasser, so daß das Packen zu einer naßkalten Angelegenheit wurde. Im Sanitärraum brachte ich meine Finger erst einmal auf Betriebstemperatur.

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Frühstück aßen wir nach Tipp des Platzwarts in der Bäckerei des örtlichen Supermarktes, anschließend ging ich einem seltsam schleifenden Geräusch meiner hinteren Bremse auf den Grund und befand, es sei wohl Zeit die Beläge zu tauschen, wenn sich die Feder anfängt drumherum zu wickeln… Zum Glück wärmte die Sonne mittlerweile etwas und das Thermometer stand bei guten 12°C, so war die Aktion fix erledigt und ich konnte auf dem Weg zum Track im örtlichen Radladen noch schnell einen Satz Beläge für die Ersatzteiltasche besorgen.

Zurück auf dem Track geht es ersteinmal sanft aber mit stetigen Steigungen zur Sache. Radweit kürzt hier das ein oder andere mal über nicht asphaltierte Wege ab, dann handelt es sich aber um Stellen, wo die Umfahrung auf der Straße entweder über fiese Bundesstraßen oder große Umwege ginge.

Kurz vor der tschechischen Grenze haben wir noch eine kurze Unterhaltung mit einem Rennradler, der uns ein paar Meter begleitet. Ein Rentner, der ursprünglich aus Frankfurt/Oder stammt – angenehm mal wieder mit jemandem zu sprechen, der nicht nur nominal sondern wirklich dieselbe Sprache spricht.

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Micha ist froh, die bisherigen Anstiege nicht gestern noch angehängt zu haben – dabei steht uns das Größte noch bevor. Ersteinmal geht es aber nach Cheb runter. Die Straße nach Cheb und der Ort sind deutlich von Einflüssen des deutschen Billig-Grenzverkehrs dominiert – schön ist das nicht. Wir sind froh, als wir den Ort auf zwar teils etwas schlechten, aber asphaltierten und sehr ruhigen Straßen verlassen. Nur mit dem Essen wird es erstmal nichts, denn es kommen einfach keine Orte.

Erst kurz hinter Luby, schon fast wieder an der deutschen Grenze, finden wir ein Restaurant. Zu den üblichen preiswerten Konditionen essen wir dort, dann geht es in die unerwartet heftigen Steigungen des Vogtlands. Ich bin bei der ein oder anderen Steigung froh über mein 24er Kettenblatt, Micha kann nur mit Kraft Anstiege bis zu 16% hochkurbeln. Und das, obwohl er noch nicht vollständig wieder auf den Beinen ist.

In Falkenstein finden wir gegen 18:30 Uhr gleich ein Hotel. Die Räder stehen sicher, wir kriegen Abendessen und es gibt sogar ein (zumindest streckenweise funktionales) WLAN.