Tag 3: Sarrebourg – Vandières

Das Frühstück im Hotel war für französische Verhältnisse mehr als ausreichend und wir hatten uns bereits in Fahrradklamotten geworfen und die Taschen gepackt. Im Hotel trafen wir noch zwei andere Fahrradtouristen, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren.

Wir starteten mit einer kleinen Tour durch den Park in Sarrebourg und dann zu unserem Track, zunächst auf einer alten Bahntrasse. Die Abbiegung auf unseren Track war so unscheinbar, dass wir erst einmal vorbei fuhren, doch dank Navi fanden wir den Wg dann doch schnell. Am Kanal ging es mit wassergebundenen Wegen los, aber selbst mit 28mm Reifen war das Fahren kein Problem, nur eben etwas langsamer. Bei unseren geplanten Tagesetappen aber störte das nicht.

Hinter Gondrexange am Wasserstraßenkreuz wäre die Abbiegung auf den EV5 in Richtung Saarbrücken gewesen, wir hatten uns aber bereits im Vorfeld entschieden, lieber über Nancy, Metz und natürlich Schengen weiter zu fahren. So machten wir nur Pause, schauten die Brücke an (Treppen mit Schiebeschienen), über die wir nun zum Glück nicht rüber mussten und fuhren dann bald weiter am Rhein-Marne-Kanal entlang. Heute sahen wir viele Hausboote der großen Vercharterer auf dem Kanal und natürlich auch jede Menge gekonnter und nicht so gekonnter Schleusenmanöver.

Wenig später kamen wir zur Schleuse Réchicourt, der höchsten an diesem Kanal mit 15,7m Hub – ein beeindruckendes Bauwerk und natürlich eine tolle Chance über das Land zu schauen. Ab dieser Schleuse geht es dann auch wieder bergab, der Kanal hat den Berg überwunden. Der Radweg ist auch perfekt asphaltiert und mit etwas Rückenwind geht es flott voran. Mittlerweile sind auch wieder einige Radler unterwegs.

Das Navi sagt für Nancy (etwa 80km ab Start) eine Ankunft gegen 13:30 Uhr voraus. Da wir allerdings in Frankreich lieber etwas früher essen wollen und auch nicht wirklich in die Innenstadt fahren möchten, beschließen wir, an der Route eine Gelegenheit zu suchen. Diese bietet sich in Einville-au-Jard am Hafen, Der Plan nur etwas Kleines zu snacken geht allerdings nicht auf, wir verspeisen ein „Menu du jour“, das typische 3-gängige Tagesmenü.

Anschließend kommen wir an den Salinen zwischen Einville und Nancy vorbei und erreichen die Außenbezirke bald. Die Route geht durch ein paar Industrieviertel und biegt dann auf einen kleinen Weg an der Mosel ab. Vom Stadtverkehr bekommen wir so gut wie nichts mit, dafür öffnet sich hier und da der Blick über das Tal.

Das Fahren an der Mosel ist natürlich nicht ganz so, wie am Kanal, es geht öfter mal etwas weg vom Fluss, die Brücken beim Seitenwechsel sind größer und ab und zu müssen wir kurze Stücke auf der Landstraße fahren – oft sind aber Radspuren ausgewiesen und die meisten Autofahrer nehmen viel Rücksicht.

Irgendwann müssen wir uns Gedanken machen, wo wir heute bleiben wollen und sehen als nächsten etwas größeren Ort Pont-à-Mousson auf der Karte. Am Marktplatz gönnen wir uns etwas zu trinken im Café und schauen nach Hotels. Eins scheint brauchbar und wir beschließen, direkt zu fragen, statt eines der Buchungsportale reich zu machen. Auf dem Weg hat Micha einen Platten. Ich fahre vor und finde auch nur heraus, dass das Hotel bereits voll ist. Während Micha seinen Reifen flickt, rufe ich in einem Hotel im nächsten Ort Vandières und buche ein Zimmer. Die restlichen 6km sind schnell gefahren und wir kriegen sogar noch ein kleines Abendessen im Hotel und können anschließend einen Spaziergang im Sonnenuntergang machen.

Tag 2: Straßburg – Sarrebourg

Da unser Hotel etwas ab vom geplanten Track, am Bahnhof und damit auf der anderen Seite der Stadt, lag, mussten wir erstmal einen Rückweg zum Track planen. Dies war nicht so schwierig und wir konnten der Route gut folgen.

Unser Track führte uns dann am Rhein-Marne-Kanal aus der Stadt und folgte diesem dann: Ungestörtes Radfahren auf einem asphaltierten Seitenweg des Kanals, ohne Autoverkehr. Ein paar Radler, außerhalb der Ferien um die Jahreszeit häufig Senior:innen auf E-Bikes, waren unterwegs, manchmal kamen Rennradler vorbei. Die Landschaft war zuerst flach, wurde dann leicht wellig, aber am Kanal ging es ohne nennenswerte Steigungen vorwärts. Zu erwähnen ist noch die wunderbare Infrastruktur: neben dem perfekt in Schuss gehaltenen Weg – wir haben ein paar frisch gemachte Bereiche befahren – gab es auch liebevoll gestaltete Pausenplätze, teils sogar mit fest installierten Grills, Bücherbox oder kleiner Hütte als Wetterschutz.

Hinter Saverne (Zabern) ging es in die Berge – am Kanal merkte man davon wiederum nur, dass rinsgum bewachsene Hänge oder manchmal sogar kleine Felsformationen zu sehen war, während wir durch’s Tal fuhren. Eine Gruppe Bikepacker mit sportlichen Rädern trafen wir auch. Aufgrund eines Kommunikationsproblems überholten wir die Gruppe und waren dadurch dann sportlich „gezwungen“, natürlich weiterhin schnell genug zu fahren, um nicht gleich wieder überholt zu werden. Das taten wir auch erfolgreich bis Lutzelbourg, wo wir an einem Waffel- und Crepes-Stand am Rand der Strecke, den ich bereits in der Planung gesehen und markiert hatte, eine kleine Pause einlegten. Die andere Gruppe fuhr dann an uns vorbei.

Nur ein paar Kilometer weiter, bei Hofmuhl, machten wir einen Abstecher von unserer Strecke, um den Plan Incliné de Saint-Louis/Arzviller anzuschauen. Es handelt sich dabei um ein Schiffshebewerk, das allerdings mit einem diagonalen Aufzug funktioniert. Wir hatten Glück und konnten eine Talschleusung und die Rückfahrt nach oben beobachten.

Anschließend fuhren wir zurück zur Strecke, diese führte am alten Kanal mit einer Reihe verwaister Schleusen und einem teils ausgetrockneten Kanallauf entlang. Das Tal, die alten Anlagen als Lost Places und das sonnige Wetter machten die Fahrt zu einem tollen Erlebnis, dieser Abschnitt war landschaftlich wunderschön!

Bei Azviller ist der aktive Kanal zwar wieder dazugestoßen, verschwindet dort allerdings in einem Tunnel – der Radweg geht über Servicewege und ruhige Straßen und auch über einige Steigungen. Obwohl der Kanal nahe Niderviller wieder aus dem Berg kommt, führt der Weg dort noch nicht wieder direkt daneben weiter. Wir bogen dann ohnehin in Richtung Sarrebourg ab, der einzig etwas größere Ort in der Nähe, der bei frühem Eintreffen und einer kurzen Etappe heute dann wenigstens noch etwas verlässliche Infrastruktur bot.

Nach einer Orangina am Marktplatz checkten wir im Hotel ein, duschten uns und machten eine kurze Runde durch den Ort inklusive Einkauf. Dann warteten wir noch auf die abendliche Restaurantöffnung. Ein paar Gelegenheiten zum Essen gab es, obwohl die meisten Restaurants hier montags Ruhetag hatten.

Hasselt – Antwerpen

Nach dem Frühstück holten wir unsere Räder raus und machten uns fertig zum Aufbruch. Der Himmel war grau aber der Wetterbericht verhieß Besserung über den tag, ich hatte mich sicherheitshalber mit Sonnencreme geschützt. Dann setzten wir eine Route zurück zum Track in Zonhoven.

Fietsen door de Bomen

Trotz einer kleinen Baustellenumleitung – diese sind hier auch für Fahrräder perfekt ausgeschildert – trafen wir wie geplant auf unseren Track und dann bogen wir auch sogleich auf einen Bahnradweg ab, auf dem wir bis Wijchmaal nahezu ungestört durch den Wald fuhren. Zwischendurch überholte uns eine kleine Gruppe Rennradler, an die wir uns dann bis zu unserer Abbiegung dran hängten.

Den Fahrrad-Baumwipfelpfad Fietsen door de Bomen („Radfahren durch die Bäume“) erreichten wir nach nicht einmal 30 Kilometern, die letzte der drei Fahrradattraktionen auf dem Weg. Viele Radfahrer, selbst Rennradgruppen, nutzen den Kreisel für eine kurze Pause, es ist viel los, aber nicht überfüllt. Wir treffen hier auf die Gruppe vom Bahnradweg, die uns Respekt zollt, weil sie viel länger gebraucht hatten, uns einzuholen, als sie dachten.

Radfahren am Albertkanaal

Als nächstes geht es dann am Kana(a)l von Beverlo entlang und nach ein paar Ortsdurchfahrten auf auf ruhigen Straßen auf den nächsten Bahnradweg, der uns bis zum Albertkana(a)l bringt, an dem wir auf autofreien Wegen dann in Richtung Westen unterwegs sind. Bei einer Pause kurz vor Herenthals in einem Café am Radweg entscheiden wir dann, wie wir weiter fahren: die lange Strecke über Gent und Brügge an die Nordsee oder die kürzere über Antwerpen und dann nördlich bis Rotterdam. Die Entscheidung fällt für die kürzere, da wir nicht ganz so schnell vorangekommen sind in den letzten Tagen, wie wir dachten. Folglich geht es dann die letzten 30 Kilometer weiter am Kanal entlang, bis in den Norden von Antwerpen.

Da die Hotelsituation in Antwerpen entspannt ist, fahren wir einfach zu einem, das nah an der Innenstadt und nicht allzu weit vom Routeneinstieg für den kommenden Tag entfernt ist. Wir klären die sichere Unterbringung der Räder und buchen dann das Zimmer.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, machen wir einen kleinen Stadtrundgang in Antwerpen und gehen noch Essen. Anschließend geht es müde ins Hotel, ausruhen für den kommenden Tag.

Gefahren: 116 km

Grau d’Agde – Beaucaire

Nach einem Frühstück auf der Terrasse machte ich mich bereit für die Abfahrt. Umziehen, die letzten Dinge einpacken und dann Auschecken und die Tasche am Rad befestigen. Tacho und Navi noch anklicken – und dann musste ich erst einmal die neu erstellten Tracks ins Navi laden. Zum Glück funktionierte die Toolchain wie geplant.

Links und rechts Wasser

Aus Agde heraus ging es zunächst durch die Stadt, zwar mit Stop & Go durch die vielen Kreuzungen, aber letztlich doch erträglich. Vor allem, wenn man weiß, dass einen auf den nächsten Kilometern bis Sète ein toller Radweg direkt hinter den Dünen am Strand und abseits der Straße erwartet.

Die Fahrt durch Sète ist auch machbar, da auf den kritischen Teilen gute Radwege zur Verfügung stehen oder der Autoverkehr gebremst ist. Anschließend geht die Strecke an den hinter der Küstenlinie liegenden Seen entlang. Immer eine Freude, denn hier kann man Flamingos beobachten.

Bevor ich vom Mittelmeer abbiege steht mir La Grande Motte im Weg – ein Ferienort aus der Retorte, erschaffen in den 60er und 70er Jahren. Mag die Architektur und Anlage mit viel Wohlwollen vielleicht noch als interessant zu bezeichnen sein, so ist die Durchquerung mit dem Fahrrad eine reine Hölle, bei der man glücklich ist, wenn es vorbei ist.

Flamingos

Direkt danach geht es nach Grau du Roi. Der Ort ist zumindest im Bereich des Kanals und Hafens etwas hübscher, das Hindurchfahren auch nicht ganz so schlimm. Wenn nicht gerade die jährliche Festivität ansteht, bei der die halbe Stadt eine riesige Partyzone wird. Ich konnte mich nur mit Mühen dagegen wehren, von Jugendlichen mit Alcopops beglückt zu werden.

Danach geht es an den Canal du Rhône a Sète, das ist wieder ein sehr entspanntes Fahren. Da die offizielle Radroutenführung hier aber (für Frankreich untypisch) einen Umweg macht und die Straßen in aller Regel verkehrsarm sind, hatte ich eine Abkürzung eingeplant. Dummerweise führte mich das über mehr als 10 Kilometer auf einer Straße, wo wegen Bauarbeiten der Belag abgefräst war. Anstrengend und langsam.

Als ich mich endlich wieder zum Kanal durchgeschlagen hatte, suchte ich mir eine Übernachtungsmöglichkeit in Beaucaire. Ein nettes Privathaus, abends konnte ich mit dem Gastgeber essen und es gab einen Pool. Die Sprachbarrieren überwanden wir mit Hilfe der Übersetzungsapps auf dem Handy.

Béziers – Grau d’Agde

Wenn auch nur für 30 Kilometer, so sollte es doch heute wieder aufs Rad gehen. Kein Grund, allzu früh aufzustehen bei der kurzen Strecke. Vom Hotel fuhr ich per Aufzug in die Stadt hinunter, ziemlich direkt zum Anfang meines Tracks.

Zunächst führte der Track am Canal du Midi entlang, der hier einen asphaltierten Radweg hat. Dieser Abschnitt ist auch im September noch von Radfahrern aus vielen Ländern, aber auch Ausflüglern und Sportlern frequentiert. Irgendwann musste ich aber abbiegen und einen kleinen Bogen fahren, erst über Vias nach Süden, dann wieder etwas nördlich, um in Agde über den L’Herault zu kommen. Von dort ging es südlich bis vorn zur Mündung an Grau d’Agde, wo mein heutiges Hotel lag.

Da ich viel zu früh da war, stellte ich zunächst mein Rad und das Gepäck unter und vertrieb mir die Zeit mit einem kühlen Getränk. Nach dem Einchecken ging ich zum Strand – ein Bad im Mittelmeer musste jetzt sein und der größere Andrang am Strand war auch eher nachmittags zu erwarten.

Nach einem leckeren Eis widmete ich mich am Handy im Schatten unter Bäumen mit Blick aufs Meer der weiteren Routenplanung. Ich passte meine vorhandenen Tracks leicht an und überschlug, wie weit und wohin ich fahren wollte. Dann machte ich mich im Hotel etwas frisch und gönnte mir zum Abschluss des Tages noch ein Abendessen.