Nach dem Aufwachen schaltete ich zuerst das Netbook ein: Regenradar checken. Und das sah nicht gut aus. Auf breiter Front zog ein Regengebiet von der Nordsee her in meine Richtung. Ich überlegte, nach dem Frühstück in der Bremer Innenstadt den Regen abzuwarten und erst danach loszufahren. Aber zunächst Frühstück. Und Packen. Ich war träge, so packte ich dann erst nach dem Frühstück zusammen – wertvolle regenfreie Zeit verstrich. Das wurde mir aber erst später klar.
Ich fuhr los, starker Wind, kein Regen. Der Wind kam gefühlt eher südlich als westlich. Ich fuhr zunächst in Richtung Bremen Hbf, diesen hatte ich als idealen Ort auserkoren, falls ich doch den Regen abwarten wollte. Ich erwartete die ersten Ausläufer jede Minute. Vor dem Bahnhof ließ ich meine Route berechnen. Und fuhr los. Der Regen begann noch vor der Überquerung der Weser. Und er wurde kurz danach so stark, daß ich mir unter dem nächstbesten Baum die Regenkleidung überzog.
So fuhr ich nach Delmenhorst. Im Zentrum bereitete man ein Stadtfest vor, die meisten waren damit beschäftigt sich oder das Equimpment vor dem Regen zu schützen. Ich setzte mich in eienn gerade öffnenden türkischen Imbiss und bestellte heißen Tee. Ausgewählt hatte ich den Laden wegen der Markise, unter der mein Rad einen trockenen Platz fand, den ich von Innen im Blick hatte.
Der Regen war kaum schwächer, als ich aufbrach. Noch vor dem Verlassen von Delmenhorst stellte ich mich bei einer Tankstelle unter und wollte dort das Ende der Regenfront abwarten – die Tankstelle kannte ich noch von meiner Amsterdam-Fahrt mit Lars. Eine weise Entscheidung, der Regen steigerte sich zu wolkebruchartiger Stärke. Einige Zeit, zwei Croissants, einen Tee und einen Eistee später hörte der Regen aber endlich auf. Fast. Es nieselte noch ein wenig, als ich losfuhr.
Und das sollte sich auch nicht ändern. Niesel, der vom Wind horizontal über die Felder getrieben wurde, mal schon richtiger Regen, dann wieder ganz feiner Sprühregen. Aber immer waagerecht, mal mehr von vorn, mal etwas seitlicher. Der Wind trieb die Feuchtigkeit in jede Ritze. Und daß Regenkleidung auch nicht vor Nässe schützt, sondern im wesentlichen vor dem Auskühlen, bewahrheitete sich auch diesmal wieder.
Und dann der Wind. Zweimal, als ich hinter Baumgruppen vorkam und mich dann eine Böe von der Seite erwischte, machte ich einen Schlenker ins Gras neben dem Radweg. Zum Glück ist die Speedmachine mit Gepäck recht gutmütig, so daß das keine bösen Folgen hatte. Der Weg lag voll mit Ästen und Blättern, die der Wind von den Bäumen gerissen hatte.
30 Kilometer nach Delmenhorst dann endlich Oldenburg. Ich kurvte ziellos durch die Fußgängerzone um ein Lokal zu finden, wo ich Mittagessen konnte und gleichzeitig das Rad an sichtbarer Stelle trocken stand. Während des Essen wurde der Regen mal schwächer, mal stärker. Aber er blieb. Ich versuchte es noch mit einem zweiten Tee nach dem Essen. Keine Chance, der Regen blieb. Als er kurz etwas schwächer wurde machte ich mich auf.
Irgendwo war wohl noch ein Fehler in meinem Routing nach Weener, so fuhr ich „nach Gefühl“ aus Oldenburg raus und ließ mir dann die direkte Route nach Weener, wo ich mir eine Unterkunft reserviert hatte, berechnen. Notfalls, so der Plan, könne ich ja immernoch in die Bahn steigen. Aber diesmal wollte ich es schaffen. Und so fuhr ich durch den immer stärker werdenden Regen.
In einer Schutzhütte und bei einer Tankstelle legte ich noch kurz Rast ein, ich war durchnäßt, aber konnte mich warm halten. Der Wind bließ noch immer, bremste mich auf Geschwindigkeiten um die 20km/h herunter, manchmal in Böen auf unter 15km/h.
In Weener wurde ich von meinem Hotel in ein Zimmer im Gästehaus gegenüber umgebucht, kein Problem. Ein Zimmer mit genügend Steckdosen und einer warmen Dusche – und vor allem eischaltbaren Heizkörpern war alles, was ich jetzt brauchte.