Tag 14: Wien – Berlin (Bahnfahrt)

Für den Samstag war lediglich die Rückfahrt per Bahn angesetzt. Von Wien nach Berlin gibt es einen durchgehenden EuroCity, der allerdings fast zehn Stunden unterwegs ist.
Speedmachine im EC172Nach dem spontan anberaumten Frühstück im Hotel galt es zunächst, die Räder aus dem „Bike Storage“ des Hotels zu befreien: Zwisschenzeitlich hatten zwei andere Radfahrer ihre Fahrräder dort auch abgestellt, aufgrund der Enge des Raum allerdings so, daß wir nicht mehr an unsere Räder und das Schloß herankamen. Mit Hilfe des Hotelpersonals gelang es uns dann aber doch, unsere Räder zu befreien, der Weg über die Tiefgarage zur Strasse war dan auch nur mit Umwegen frei zu kriegen, da das Hotelpersonal die Tür nur nach Klingelsignal öffnen konnte – und die Klingel nur außen vorhanden war…
Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, aber es war kühl und grau – dafür war die Stadt um diese Uhrzeit noch relativ leer, so daß der Weg zum Bahnhof Meidling (wo der Zug ein paar Minuten mehr Aufenthalt hat als im eventuell besser zu erreichenden Simmering).
Bei der Buchung der Tickets war leider eine Reservierung im Wagen 259, der ein etwas großzügigeres Fahrradabteil hat, nicht mehr möglich. Und bei der Menge der Räder und Kinderwagen konnten wir uns auch nicht dort hinein diskutieren. So blieb uns nur, die Fahrradnischen im Wagen 256 zu nutzen. Wir waren vorgewarnt worden, daß diese dermaßen eng seien, daß es unmöglich sei, das Liegerad dort sicher zu befördern. Aber wir versuchten es trotzdem. Zurück in BerlinUnd es klappte. Micha hatte Glück und konnte seine Speedmachine mit dem Vorderrad einhängen, da er auf Grund kürzerer Beine seinen Ausleger wesentlich kürzer eingestellt hat, als das zum Beispiel bei mir der Fall ist. Bei mir ging es mir Tricksen und einigen Spannbändern dann aber auch. Und bei dem Chaos in Wagen 259 war es vermutlich nicht einmal die schlechteste Variante.

Die Fahrt verlief pünktlich, zwischendurch gönnten wir uns noch einen Ausflug in den Speisewagen, während wir durchs Elbtal fuhren. In Südkreuz stiegen wir aus und fuhren nach einer schönen Tour müde nach Haus.

Tag 13: Rossatz – Wien

Die Nacht auf dem übervollen Campingplatz war erwartungsgemäß nicht ganz ruhig und endete früher als geplant durch den wiederkehrenden Alarm irgendeines Telefons im Nachbarzelt. Im Gegensatz zur letzten Zeltübernachtung war das Zelt diesmal doch recht feucht geworden, da die Temperatur nachts ziemlich gefallen war. So packten wir erstmal zusammen und ließen zum Frühstück im Campingplatz-Café die leeren Zelte noch zum trocknen stehen. Da die Sonne langsam rum kam, half dies auch sehr gut.

Der Donauradweg kurz vor WienAnschließend ging es weiter nach Krems, wo ich nochmals versuchte, unsere Bahnreservierungen zu ändern – was aber nicht ging. Von dort fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein auf wirklich hervorragenden Wegen die letzten knapp 90km in Richtung Wien. Meist führt der Radweg in absolut genialer Qualität an der Donau entlang, oben auf dem Deich, so daß man auch etwas sehen kann. Neben Ausflüglern und Reiseradlern waren heute sehr viele Rennradler unterwegs. Wir nutzten die Situation aus, als eine Dreiergruppe mit knapp über 30km/h an uns vorbei kam und ließen uns ein paar Kilometer ziehen. Die Blicke der entgegenkommenden Rennradler oder der überholten oder am Rand pausierenden Radfahrer waren einfach herrlich anzusehen. Allerdings kostet so eine Fahrerei natürlich Kraft, vor allem aber auch Konzentration, um auf dem Weg niemanden auf die Hörner zu nehmen. Und so ließen wir den einzelnen Rennradler von dannen ziehen, als sich die kleine Gruppe trennte und die anderen zwei in eine andere Richtung abbogen.

Skyline von WienSchon bald sahen wir die erste Silhouette von Wien bei einer der Donauquerungen auf Brücken und Kraftwerken, dann fuhren wir auch schon auf guten Radwegen in die Stadt. Hier waren die Wege zwar großzügig, häufig aber mit gemischtem Rad- und Fussverkehr, so daß es etwas langsamer voran ging, aber das kam uns entgegen, so konnten wir ausrollen.
Unser Hotel lag in der Nähe des Tracks, wir mussten nur einmal abbiegen, eine Einbahnstrasse von der richtigen Seite nehmen (wäre vermutlich auch von der anderen Seite gegangen) und checkten in unser reserviertes Zimmer ein. Nach dem Duschen folgte ein kleiner Stadtrundgang, das Hotel hatten wir möglichst zentral gewählt, um zu Fuss weiter zu kommen.
Kaum waren wir zurück aus der Stadt, begann draußen Gewitter, Starkregen und Hagel. Wir dösten etwas, später ging es dann (im anhaltenden Regen) nochmal ein paar Ecken weiter, um ein wenig zu essen.

Rossatz – Wien

Tag 12: Kaiserhof – Rossatz

Wie gewöhnlch erwachten wir heute kurz vor dem gestellten Wecker. Dies war dennoch erstaunlich, denn in der Nacht fuhren nicht nur viele Schiffe auf der Donau vorbei, sondern es rüttelte auch heftiger Wind an den Zelten, der zu dem vorbeiziehenden Gewitter gehörte, so daß wir zwischendurch ein paar mal geweckt wurden. Dennoch war der Morgen schön, denn die Zelte waren trocken und die Temperaturen angenehm.

Breit, glatt, geil!Nach einem kurzen Plausch mit zwei Radfahrern, die in der anderen Richtung unterwegs waren, machten wir uns auf. Wenige Kilometer weiter gab es die Möglichkeit für ein Frühstück, die wir auch freudig nutzten. Danach ging es weiter, wenn ach erst einmal wieder nur ein kurzes Stück bis zum nächsten Café, denn wer viel isst, der muss auch viel … also wir brauchten jedenfalls ein geeignetes Örtchen.
Mittlerweile hatte es aufgeklart, die Sonne kam durch und es wurde angenehm warm. Der Donau-Radweg in Österreich ist auch einfach eine wundervolle Erfahrung. Hallo Deutschland, so geht das! Durchgehend asphaltierte, gut in Schuss, in der Regel gute Beschilderung, der man problemlos auch ohne Karte folgen kann. Die wenigen Umleitung an Baustellen sind auch engmaschig und gut lesbar ausgewiesen. Die DonauDer Radweg führt sehr oft hinter, noch öfter auf dem Deich oder an Uferwegen entlang, so daß man die Donau immer wieder in tollen Perspektiven sehen kann. Überquerungen an Brücken oder (oder Fähren, was wir jedoch nicht testeten) sind auch gut gebaut, führt der Weg an Straßen entlang ist er breit, Straßenüberquerungen sind selten und so gebaut, daß man nicht das Gefühl kriegt, der Planer wollte Radfahrer umbringen (wie ständig in Bayern).

Entlang des Weges gibt es viele Lokale, die auch gut auf Radfahrer eingerichtet sind (sogar Supermärkte, die mir Radweg-Anbindung werben!). Bänke, teils mit Tischen, kommen ab und zu vor, Hinweise auf öffentliche Toiletten finden sich auch am Weg, die eine getestete war tadellos in Ordnung. Der Weg ist 1a und eine absolute Empfehlung!
So geht Radweg!Auch in Österreich ist der 1. Mai ein Feiertag, gefeiert wurde auf diversen Festen in den Orten, die wir durchfuhren. Wir trafen zwar einige Reiseradler, aber die Zahl war überschaubar, öfter kamen uns Rennradler oder Tagesausflügler entgegen. Wirklich eng wurde es aber eigentlich nie, trotz des sonnigen Wetters.

 

Gegen Nachmittag entschieden wir uns, einen Campingplatz kurz vor Krems anzusteuern. Nach einer Kuchenpause hatten wir noch einige Kilometer vor uns, so daß wir kurz nach Sonnenuntergang ankamen. Der Platz war brechend voll, eine andere (sichere) Chance hatten wir aber nicht und so quetschten wir die Zelte noch irgendwo dazwischen.
Am Platz gab es ein nettes Restaurant, wo wir aßen und ein Hotel für Wien vorbuchten (was nicht so einfach war). Nach dem Essen ging es bald in die Zelte (die wir noch zu Ende aufbauen mussten), wir waren nach dem zweiten langen Tag beide recht müde. Dafür waren wir nur noch etwa 90km vor Wien, so daß wir hoffen, noch ein wenig von Wien zu sehen, bevor es am Samstag zurück geht.

Kaiserhof – Rossatz

Tag 11: Wörth a.d. Donau – Kaiserhof

Wir beeilten uns morgens und saßen schon um kurz vor halb acht am Frühstückstisch, gegen halb neun waren wir auf der Straße. Dreiflüsseeck in PassauZunächst hieß es, auf unseren Track zurück zu kommen, dann folgten neben einigen schönen Passagen auch wieder viele Passagen auf dem gewohnten Kiessand-Bett. Anfänglich war der Himmel noch grau, Nebel hing in der Luft, später lockerte es nach und nach auf.

Die Fahrt führte uns an Straubing vorbei, später durch Deggendorf. Diverse Umleitungen verlangsamten unser Vorankommen durch undurchsichtige und schlecht ausgeschilderte Radwegführung. Da wir für die letzten drei Fahrtage jeweils ca. 150km auf dem Plan hatten, spulten wir wo möglich die Kilometer in strammem, aber nicht zu forderndem Tritt ab. So stellt man sich in Deutschland Radwege vorBis Passau sahen wir allerdings ohnehin nicht viel von der Donau, da der Weg bestenfalls hinter dem Deich entlangführte, selten drauf und häufig abseits auf irgendwelchen kleinen Straßen oder straßenbegleitenden Radwegen der großen.

In Passau schauten wir zunächst am Zusammenfluß von Donau und Inn vorbei, bevor wir in der Innenstadt, in der an vielen Stellen noch Arbeiten nach de letztjährigen Hochwasser im Gange sind, einkehrten und uns für die nächsten Kilometer stärkten.
Auf den wenigen Kilometern bis Österreich zogen die deutschen Radwegplaner nochmals alle Register, ab der Grenze wurde es bedeutend besser. Zunächst entlang der Straße, später dann immer öfter auch auf eigenen Wegen direkt an der Donau.

Abend an der DonauDie ruhige Fahrt wurde nur einmal jäh gestört, als Micha plötzlich eine Vollbremsung machte: Die Kette hatte sich verkantet und das Hinterrad blockiert. Mit viel Glück gelang es ihm, ohne Sturz und ohne größere Schäden am Rad davon zu kommen. Der Schreck jedoch saß zunächst einmal tief. Wir pausierten zur tieferen Inspektion noch kurz bei der nächsten Möglichkeit mit Getränkeausschank, dann ging es weiter. Wir hatten uns einen Campingplatz an der Donau fernab der befahrenen Bundesstraße ausgesucht.
Diesen erreichten wir mit Einbruch der Dunkelheit und eine beeindruckend schönen Fahrt an der Donau entlang. Nach dem Aufstellen der Zelte duschten wir, dann kochten wir noch ein Abendessen. Als wir zu in den Schlafsäcken verschwanden, fing es draußen an, zu regnen. Gleichmäßiges Tropfen auf dem Zeltdach plätscherte und sanft in den Schlaf.

Wörth a.d. Donau – Kaiserhof

Konstanz-Lindau-Malleichen

Der Morgen war grau, aber gemessen am vorigen Morgen relativ warm – und vor allem trocken. Da das Frühstück auf dem Campingplatz eher dürftig schien, fielen wir über unsere Vorräte her, nachdem wir halbwegs Ordnung in den Zelten geschafft hatten. Der Platz in Kreuzlingen liegt direkt am Track und so ging es direkt nach Verlassen des Platzes ohne Umschweife auf die Reise.
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Der Weg ist recht gut, er verläuft großenteils parallel zur Bahnstrecke und auch entweder asphaltiert oder zumindest mit sehr gut fahrbarem Boden ausgestattet. Leider ist das Ufer ziemlich zugebaut, so daß wir über weite Strecken kaum einen Blick auf den Bodensee erhaschen können. Auch die sonstige Landschaft ist nicht so beeindruckend, wie am das Rheintal am Vortag, so daß ich diesen Abschnitt als etwas enttäuschend empfinde. Erst am östlichen Teil des Sees kommt man auf Schweizer Gebiet durch ein paar schöne Orte mit Seepromenade, von dort hat man aber auch keinen Blick über die Länge des Bodensees. Das Highlight bleibt daher der Zeppelin NT, den wir zwischendurch einmal am anderen Ufer erspähen konnten.
Nach einem kleinen Abstecher weg vom See in Richtung Süden kommt – völlig überraschend und nur durch ein kleines Schild erkennbar der Grenzübertritt nach Österreich. Da Essen schon wenige Meter hinter der Grenze nur noch einen Bruchteil der Schweizer Preise kostet, verköstigen wir uns mit ein paar Nudeln beim Italiener direkt an der Grenzbrücke.
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Der Radweg am Ufer auf Österreicher Gebiet entschädigt wiederum mit wunderbaren Blicken über den See und auf die Insel Lindau. Diese ist auch unser nächstes Ziel. Natürlich ist sie von Touristen überlaufen – mittlerweile herrschen 25°C und Sonne – aber dennoch wunderschön. Wir gönnen uns am Ufer ein Eis, bevor wir – der Sonntag steht vor der Tür – beim örtlichen Netto unsere Vorräte aufstocken.
Ab Lindau folgen wir dem Bodensee-Königssee-Radweg, was vor allem bedeutet, daß wir einen langen Aufstieg ins Allgäu vor uns haben. Die Blicke über die Landschaft sind herrlich und die Farben sind intensiv. Wir treffen viele Radler – und eine Gruppe aus zwei Tiefliegern und einem Velomobil. Sind die meisten Steigungen relativ human, so gibt es doch einige Rampen mit bis zu 16%, zum Glück nie über längere Strecken. Auf einer der steilen Abfahrten möchte ich testen, wann meine Bremskonfiguration ihre Grenzen erreicht – und bringe das eindrucksvoll mit einer bläulichen Scheibe, die sich leicht verformt hat in Erfahrung. Dieser Zustand kam übrigens kurz nach dem ersten Fading. Die Scheibe ließ sich ohne weiteres wieder richten, die Bremsbeläge wollt ich ohnehin bald tauschen.
Abends finden wir einen netten Campingplatz, vielmehr einen Bauernhof, der ein paar Plätze und Dusche/WC bietet. Nicht weit ist noch ein Gasthof, wo wir gut essen können.