Noirétable – Allanche

Der Himmel am Morgen zeigte von Westen her schon die ersten Wolken, war aber noch zum größten Teil blau. Für mich ging es direkt vom Hotel in den Anstieg – ohne Warmfahren.

Halb blau, halb grau am Morgen
Halb blau, halb grau am Morgen

Nach rund 5km war der erste Pass geschafft. Meine Route allerdings führte mich auf kleinen und ruhigen Straßen etwas südlich und somit nicht direkt ins Tal. Das heißt aber auch, daß ich nur kurze Abfahrten und immer wieder Anstiege zu bewältigen hatte. Gleichzeitig zog sich der Himmel immer weiter zu, manchmal gab es ein paar Tropfen, wenn auch nichts Schlimmes.

Anstiege fressen Zeit und bringen wenige Kilometer. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass man zur Mittagszeit nicht in der gleichen Frequenz durch Orte kommt, wie bei Fahrten im Flachen. Zudem sind oben am Berg auch meist eher kleinere Orte ohne entsprechende Infrastruktur zu finden. Dementsprechend war ich froh, zumindest einen kleinen Supermarkt zu finden. Schokolade und Saft als Nachschub für Pausen.

Als ich endlich weiter unten ins Tal kam, war es schon halb zwei. Das erste Restaurant, das ich fand, war zwar noch offen, aber die Küche war bereits zu. Man verwies mich an den nächsten grossen Supermarkt, der glücklicherweise direkt an meinem Weg lag. Dort fand ich ein Restaurant, wo ich auch um kurz vor zwei noch ein Menu du Jour bekam. Die Rettung!

Kaputter Schaltzug
Kaputter Schaltzug

Anschließend ging es in die nächsten Steigungen. Ich bemerkte, wie die Schaltung hakelig wurde und schaute bei einer Pause genauer nach: gerade noch rechtzeitig. Der Schaltzug hatte nur noch zwei intakte Drähte. Zum Glück lag vor mir kein starker Anstieg mehr, ich änderte meine Route ins Tal in den nächsten größeren Ort, Massiac. Ich vermied es, hinten zu schalten und hatte nur noch drei Gänge zur Verfügung.

Am Ortseingang von Massiac sah ich ein Hotel, ich hielt dort um zu fragen, wo der örtliche Fahrradladen sei. Die Antwort war unbefriedigend: gibt keinen in Massiac – und alle anderen kilometerweit entfernt und ab der Route, vor allem aber nur über teils gehörige Anstiege zu erreichen. Ich erklärte dem Hotelier das Problem und er gab mir kurzerhand einen passenden Schaltzug aus seiner Garage, den ich einbaute. Glück gehabt! Ich muss zwar nochmal Ran und justieren, aber so traute ich mich weiter zu fahren, auch angesichts der zu erwartenden Steigung.

Landschaft und Wetter
Landschaft und Wetter

Bald außerhalb von Massiac allerdings hing ich nicht nur in einer langen Steigung bis auf über 1200m Höhe fest (von ca. 500m und mit ein paar kurzen Abfahrten), sondern es begann zu regnen. Mit zunehmender Höhe wurde es auch empfindlich kalt. Die Temperatur sank auf 9°C und es kam ewig kein Dorf, bestenfalls Ansammlungen einiger Häuser. Allanche kam nur schleichend näher und der Regen wurde stärker.

Die letzten fünf Kilometer waren eine schnelle Abfahrt. Kurvig, auf regennasser Fahrbahn. Mit Brille ist nichts zu sehen, ohne Brille pieksen ab 50km/h die Regentropfen in den Augen so, dass man sie schließen möchte.

Angekommen in Allanche war ich heilfroh, ein Hotel mit freiem Zimmer zu finden, welches auch noch ein Abendessen anbot.

Spring15: Avignon – Malaucène

Da wir heute eine kurze Etappe geplant hatten, begannen wir den Morgen entspannt. Nach dem Frühstück räumten wir das Zimmer, während wir auf ein Update unserer Route nach Malaucène warteten, holten wir die Räder auf die Strasse.
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Ich stellte an meinem vorderen Reifen eine Beschädigung der Seitenwand fest. Bei dem ungewöhnlichen Mass und mitten am Sonntag nicht gerade ideal. Aber zunächst nicht absolut problematisch.
Nachdem wir unser Update hatten, folgten wir dem neuen Track aus Avignon heraus. Auf ruhigen Strassen ging es durch die Landschaft, vor uns schien der Mt. Ventoux regelrecht zu wachsen. Auf etwa der Hälfte der Strecke treffen wir Frank, der hier am Fuss des Ventoux lebt. Wir tauschen Radfahrer-Geschichten und hören aufmerksam zu, wenn es um Franks Hausberg ging.
Nach einer Liegeprobe wollte ich noch kurz die Einstellung meines Dämpfers testen – dabei brach der Gepäckträger. Wohl oder übel musste ich die Taschen am Lowrider befestigen, den Gepäckträger konnten wir mit Kabelbindern gut sichern. Ärgerlich, auch wenn der zusätzliche Luftwiderstand bei der Abfahrt vom Pass natürlich auch praktisch sein kann.
Weiter ging es nach Bédoin, wo viele Rennradler und ein offener Fahrradladen anzutreffen waren. Erwartungsgemäß gab es keinen passenden Mantel und so sicherte ich die beschädigte Stelle am Reifen mit einem Schlauchflicken von innen.
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Auf der Fahrt über den Col la Madeleine hängten wir ein paar niederländische Rennradler ab. Vermutlich der erste und letzte Triumph rund um den Mt. Ventoux. Die Schmach, von zwei Liegerädern mit Gepäck versägt worden zu sein nahmen die Herren sportlich und machten sogar noch das Foto am Pass von uns, als sie auch oben eintrafen.
In Malaucène fanden wir ein weiteres offenes Fahrradgeschäft, aber der 57-406 Reifen für Kinder-MTB passte nicht wirklich unters Schutzblech, zudem weckte er kaum mehr Vertrauen als mein lädierte Supreme.
Wir checkten im Hotel ein, dann machten wir einen Rundgang durch den Ort und ernährten uns schliesslich sportgerecht mit proteinreicher Kost. Der Abend war danach eher kurz.

Track Avignon – Malaucène

Südwest 2011: Pannentag ist Strandtag

Sonntag, 25.09.2011

Am Himmel gibt es eine graue und eine blaue Zone und beides scheint sich nicht zu bewegen. Die graue Zone liegt gen Osten, ich will ohnehin ein paar Kilometer weiter nach Westen. Und Sonne kann ich später am Strand gebrauchen, wenn ich erstnal ein wenig fahre, dann ist weniger Sonne ganz gut.

Also Frühstück und los. Schon kurz hinter Sete beginnt wieder ein wunderbarer Radweg hinter den Dünen am Strand. Läden, wo ich endlich eine Badehose kaufen könnte, gibt es hier alerdings nicht. Und irgendwann hört abrupt auch der Radweg auf. Ich fahre auf die D-Straße, der nicht asphaltierte Weg daneben gefällt mir nicht. Nicht kurz danach sehe ich im Rückspiegel einen Rennradler. Der Spieltrtieb packt mich und ich ziehe die Geschwindigkeit ein wenig hoch, viele Kilometer will ich eh nicht fahren heute, da kann man sowas schonmal machen. 32 bis 33 km/h. Er schließt auf, grüßt … und hängt sich in einem durch das Gepäck sicher nicht allzu kleinen Windschatten. 10 Kilometer ziehe ich ihn durch die Gegend, bevor wir uns im nächsten Ort trennen.

Noch ist mir nicht klar, daß Cap d’Agde auch der Ort sein wird, an dem ich den Rest des Tages verbringe, ein paar Kilometerweiter wollte ich noch, an der Küste folgen endlose Strände. Ich fahre nach Agde hinein, suche gerade den Weg wieder hinaus, da höre ich hinten unter mir ein lautes “Zinggg”, als ich die Bremse betätige, dann kurzes rhythmisches metallisches Kratzen, dann ist ersteinmal alles normal. Ich teste die Bremse, sie geht noch. Der Bremszug war es also nicht. Rauf auf den Weg am Straßenrand, das Hinterrad untersuchen. Eine Speiche baumelt locker vor sich hin, gebrochen unten neben dem Zahnkranz. Das mateallische Kratzen entstand, als sich die Reste der Speiche am Zahnkranz verbogen. Es ist ein mühsames und langwieriges Stück Arbeit, den Speichenrest zu entfernen. Eine Ersatzspeiche habe ich nicht mit, bin ich doch in einem Land voller Fahrradläden unterwegs, ich würde ohne großes Werkzeug ohnehin nur eine Rollspeiche eingesetzt bekommen, für alles andere muß der Zahnkranz ab. Dummerweise ist Sonntag. Mit dem schweren Gepäck erkläre ich die Fahrt für heute für beendet. Die endlose Suche nach dem besseren Strand wurde durch technischen K.O. entschieden.

Vorsichtig rolle ich zum Centre Ville, der Stadtmitte, gönne mir etwas zu trinken. Dann geht es weiter zum Strand. Supermärkte und auch die kleinen Strandgeschäfte haben hier auch sonntags geöffnet. Und so komme ich endlich zu einer Badehose (und Badeshorts), die ich am Strand auch sofort einweihe. Mein ersehntes Bad im Mittelmeer. Mein MIttagsschläfchen im Sand wird durch eine Wolke und drei Tropfe Regen jäh unterbrochen, ich flüchte mich an die Strandpromenade, wo ich bei einem großen Eisbecher auf die Rückkehr der Sonne warte. Anschließend suche ich mir noch ein Hotel, so daß ich nicht mit all dem Gepäck am Strand stehe. Eigentlich wollte ich campen, aber dann bleibt das Problem, wohin mit den Taschen?

Den Nachmittag verbringe ich am Strand, dann mache ich mich im Hotel frisch und gehe rüber zu Promenade. Vorhin war dort laute Musik, Neonlicht, Essensdüfte . jetzt um halb neun ist hier nichts mehr. Nach etwas suchen finde ich eine offene Pizzeria. Zuerst werde ich eine Weile ignoriert, später gibt es dann doch noch die Karte und das Essen kommt dann auch rechnt schnell.

Auf dem Tacho stehen 42km.