Nach dem Aufstehen besorgte ich im nahegelegenen Supermarkt zunächst etwas Saft, um Geschmack in meine Getränke zu bringen, erst dann ging es zum Frühstück. Um kurz vor neun ging es zurück auf den Track.
Den ersten Teil der Strecke von Dessau bis Halle kannte ich ja hinreichend, ich spulte ihn einfach runter. Über ruhige Landstraßen geht es südwestlich aus Dessau raus, dann weiter durch Quellendorf und Hinsdorf, schließlich von Norden über eine Radweg nach Halle hinein. Einige Straßen später führt mich der Weg an die Saalepromenade. Im Normalfall steuere ich das Schiffsrestaurant Marie-Hedwig an. Dann ist es Sonntag, das Restaurant öffnet um 11 Uhr und ich komme später an. Heute aber ist Montag, das Restaurant öffnet um 12 Uhr und ich bin schon um 10:45 Uhr da. Ich brauche eine Alternative und finde sie ein Stück weiter im Peißnitzhaus-Café. Dort bekomme ich zumindest schon Kuchen und zwei große Rhabarberschorlen.
Von hier biete ich auf den mir unbekannten Teil der Strecke ab, ab jetzt kommen neue Eindrücke. Als erstes ein Stück der alten Hafenbahn, jetzt als Radweg genutzt. Die Ausfahrt aus Halle ist, wie auch auf meinem Standardweg in Richtung Südwest, hakelig. Schlechte Straßen, katastrophale Radwege (oft Benutzungspflichtig) – und zuguterletzt erwische ich, vermutlich aber durch einen Planungsfehler meinerseits, noch Kopfsteinpflaster. Irgendwann biege ich aber von der Landstraße auf einen Wirtschaftsweg ab und finde schließlich den Serviceweg der Schnellfahrstrecke (Bahn) Halle-Erfurt.
Wegen der hügeligen Landschaft und der vielen Tunnels und Brücken muss ich den Weg aber bald wieder verlassen und komme dann immer wieder nach diversen Kilometern auf glücklicherweise guten und ruhigen Straßen zur Bahnstrecke zurück. Es ist ein ewiges Auf und Ab, Schatten gibt es nur unter Brücken, wo ich dann oft eine kurze Pause einlege, denn es sind 33°C und die Sonne brennt. Führt mich der Weg auf der Straße durch die Dörfer, so fällt auf, das es keine (geöffneten, falls überhaupt) Gasthäuser gibt, mit etwas Glück finde ich eine Tanke. So kann ich etwas trinken und meine Flüssigkeitsvorräte auffüllen, außer Schokoriegeln gibt es aber nichts Essbares. Aber eine Abkühlung durch die Klimaanlage.
Was folgt, ist ein langer Anstieg in sengender Sonne. Dann eine kurze Abfahrt und wieder geht es rauf bis ich irgendwann die Schnellfahrstrecke wieder an meiner Seite habe. Keine Autos, aber auch kein Schatten (außer unter Brücken), dafür rauschen nebenan die Züge mit irgendwas zwischen 250 und 300 km/h vorbei, ein toller Anblick. Wann hat man schonmal einen ICE in voller Fahrt im Rückspiegel?
Kurz vor Erfurt erwartet mich noch die Gramme Furt. Vielleicht zweieinhalb Meter breit, ca. 20-30 Zentimeter tief. Da ich sie noch nicht kenne, halte ich ersteinmal an und schaue, wo ich am besten durchfahren kann. Dann rauf auf’s Rad und durch, geht ganz einfach. Mit dem Liegerad kriegt man nicht mal nasse Füße. Und die Felgen sind wieder blank und frei vom Staub der Fahrt.
In Erfurt habe ich ein Hotel in der Nähe des Bahnhofs, von hier ist es nicht weit zu Fuß in die Innenstadt, wo ich mir einen netten Italiener suche, um meine Energiebilanz zumindest in Teilen wieder auszugleichen.