Langsames Aufwachen, ein gemeinsames Frühstück, ein warmer Tag. Da ich meine weitere Route noch nicht detailliert geplant habe, nutze ich die Gelegenheit, daß ich an einem Tisch mit erfahrenen Radlern aus dieser Gegend sitze und so ist relativ schnell der Weg bis Mulhouse und darüber hinaus geplant. Den Ruhetag inklusive WLAN und Strom muß ich natürlich ausnutzen!
Gegen frühen Mittag fahren wir in einer kleinen Liegeradkolonne in Richtung Karlsruher Innenstadt, nehmen einen kleinen Snack und fahren dann weiter in den Schloßpark (nicht ohne Zwischenstop bei einer Eisdiele), wo nach und nach mehr Liegeradler (und Triker und Tandemfahrer und Normalradler…) eintreffen. Es wird geschaut, inspiziert, gefachsimpelt und Smalltalk gehalten. Wir drehen eine Runde als großer Spezialradkorso … bis am frühen Nachmittag dunkle Gewitterwolken und ein leichter (aber warmer) Regen das Ende des Treffens einläuten.
Nachdem ich heute nochmal auf dem Tempelhofer Feld war, um mich mit zwei anderen Liegeradlern zu treffen, einer auf einem Tieflieger-Eigenbau, der andere auf einem Hurricane und ich selbst mit dem M5, habe ich es doch glatt ins regionale Fernsehen geschafft!
Die Berliner Abendschau berichtete über die Nutzung des ehemaligen Flughafens Tempelhof als Freizeitgelände und wir drei fielen wohl auf. Zu sehen irgendwo in der Mitte des Beitrags!
Der Frühstücksraum unseres Gasthofes war schon voller – und alle waren Spezi-Besucher. Nach angeregter Unterhaltung mit dem Engländer vom Vortag und Herrn Schmidt von Schmidt Maschinenbau (die mit dem Nabendynamo) sowie einem seiner Mitarbeiter stellte sich die Frage, wie wir heute nach Germersheim kommen sollten. Da wir direkt von Germersheim weiter wollten, fiel die Option mit dem Fahrrad aus. Zum Bahnhof war es ein ganz schönes Stück und so entschieden wir uns, nach einem Taxi zu fragen – gegen einen Obulus bot der Chef des gasthofes an, uns (und einen weiteren Gast) direkt zur Spezi rüberzufahren, was wir dann auch annahmen.
Auf der Messe nutzten wir die Gelegenheit, an der kostenlosen Garderobe unser Gepäck zwischenzulagern und begaben uns sodann in T-Shirt bei weit über 20°C auf einen weiteren Rundgang über die Messe. Unser erster Weg führte uns nocheinmal zu Daniel Fenn mit seinem Go-One Evo R – denn nach der kurzen Runde gestern wollte ich heute zumindest mal etwas weiter fahren, um den Unterschied zum normalen Evo und die Alltagstauglichkeit dieses Carbonrenners zumindest etwas besser beurteilen zu können. Fazit: Es dürfte auch in der Stadt kaum Ecken geben, um die man nicht herumkommt. Das Fahrzeug ist leicht und steuert sich unglaublich präzise. Zumindest auf der von mir gefahrenen Strecke, die nicht nur glatten Asphalt, sondern auch etwas rauhere Bodenbeläge umfaßte, habe ich auch die Federung nicht weiter vermißt. Das Ding ist ist heiß!
Auch Manuel durfte eine Runde drehen, danach machten wir noch einen Abschiedsrundgang durch die Messehallen und über das Freigelände. Von Johannes Groß erfuhr ich, daß mein neu eingespeichtes Touren-Hinterrad fertig sei und ich es abholen könne, bei HP versicherte man mir, daß das neue Steuerkopfteil für meine Speedmachine Anfang dieser Woche auf den Weg zu Feine Räder gehen würde – also alles im grünen Bereich. Bei Challenge verabschiedete ich mich noch von Walter und seinem Nordkap-getesteten Fujin und ich machte noch einige Bilder vom allgemeinen Trubel.
Dann stellte sich die Frage nach dem Weg zum Bahnhof und ich schlug Manuel vor, wir soltlen versuchen ein Velotaxi zu bekommen, das uns dort hinüber fährt. Gesagt, getan: Das erste, was uns über den Weg fuhr war eine schön Rikscha mit einer schönen Fahrerin – auch wenn das ein ziemlich fieses Bild gegeben haben dürfte, die zwei nicht gerade leichten Kerle vorn auf dem Rad und hinten die zierliche Person macht die Arbeit. Auch diese Fahrt war ein Service der Messe, allerdings ließen wir es uns nicht nehmen, zumindest ein Trinkgeld zu geben, denn so waren wir ohne Wegsucherei mehr als pünktlich am Bahnhof.
In karlsruhe sammelte Timo uns dann wieder ein und wir statteten seiner alten Heimat Pforzheim (und Birkenfeld) einen Besuch ab, wo wir einen schönen, sonnigen Nachmittag verbrachten und noch gut aßen, bevor wir uns auf die Heimfahrt machten. Irgendwann um kurz nach halb eins nachts waren wir dann schließlich zu Hause.
Angereist waren wir schon am Freitag per Auto. Nachdem wir unser Zimmer im Gasthof Braun in Bellheim in Beschlag genommen hatten fuhren wir rüber nach Germersheim und aßen gemeinsam in der Pizzeria Via Veneto auf dem Marktplatz. Vor der Tür standen schon einige Liegeräder und Trikes und wohl auch hundert Prozent der Gäste waren Spezi-Besucher. Als die Bedienung uns verriet, daß man ja etwas aufpassen müsse an diesem Wochenende in der Stadt, weil da so viele Leute mit komischen Rädern unterwegs seien, da war die allegmeine Erheiterung ringsum jedenfalls recht groß.
Am nächsten Morgen trafen wir in unserem Gasthof beim Frühstück einen Engländer, der auch zur Spezi wollte und unterhielten uns nett. Eine gemeinsame Taxi- oder Bahnfahrt schied aus, da er mit dem eigenen Rad (einem Birdy) unterwegs war. Wir fragten kurzerhand im Hotel nach, ob es eine Möglichkeit gäbe, Fahrräder zu leihen und wurden an den nächsten Fahrradladen eine Straße weiter verwiesen, wo wir auch problemlos zwei (normale) Räder für wenige Euro leihen konnten. Die Rückgabe spät am Abend war auch kein Problem und so konnten wir wenigstens halbwegs standesgemäß, vor allem aber zeitlich sehr flexibel, von Bellheim nach Germersheim fahren. Und schneller, als erst 20 Minuten zum Bahnhof zu laufen und in Germersheim einen ähnlich langen Fußmarsch anzutreten war es allemale.
In Germersheim erwartete uns neben schönstem Sonnenschein erstmal eine lange Schlange an der Kasse, es ging dann aber doch noch erstaunlich schnell. Als erstes gingen wir durch den großen Saal. Neben dem HP-Velotechnik-Stand und der Velomobil-Bühne war hier utner anderem auch Raptobike vertreten. Wir führten mit Arnold ein nettes Gespräch, bewunderten den neuen Mid-Racer und natürlich auch den klassischen Raptobike Lowracer. Sehr schöne Räder – und hätte ich nicht die Chance auf meinen M5 CrMo Lowracer gehabt, ich hätte mir wohl ein Raptobike gekauft – und das nicht unbedingt aus Preisgründen.
Weiter ging es in Halle 2, wo wir Azub und Challenge jeweils einen längeren Besuch abstatteten. Azub hatte sein neue Trike noch nicht enthüllt, bis dahin stand nur der aus dem Internet bekannte Koffer da. So interessierten wir uns vor allem für das 26/26″ Rad, das den EIndruck vermittelt, daß man damit ohne Probleme auch ruppigere Strecken bewältigen könnte – vor meinem geistigen Auge sah ich hunderte bis tausende Kilometer Schotterpiste in Patagonien. Anschließend trafen wir bei Challenge Walter, der im letzten Jahr mit seinem Fujin SL zumj Nordkap gefahren war – natürlich ein interessanter Gesprächspartner für mich! Er überzeugte mich mit seinen begeisterten Erzählungen und den unglaublich schönen Bildern davon, die Lofoten auf jeden Fall mit einzuplanen.
Wir treffen zufällig auf Hanno Hirsch und halten ein kleines Schwätzchen, bevor wir uns im Außenbereich mit Lars (Twitter: @Velolars) treffen und ersteinmal die Sonne genießen. Auch Markus (Twitter: @Kyoren) trifft bald zu uns und nach nette Gesprächen und etwas Apfelschorle geht es weiter. Zunächst erkunden wir das Außengelände, wir unter anderem Johannes Groß (unseren Händler, Feine Räder Berlin) am Bachetta Stand vorfinden. Der Besuch in Halle 3 fällt eher kurz aus, außer einem spannenden Carbon-Trike und den Kask-Helmen finden wir dort nicht viele Dinge, die uns speziell interessieren würden. Dafür treffen wir Thomas im Eingangsbereich (Twitter: @viertelnachvier).
Der Testparcours ist dieses Jahr deutlich größer und besser fahrbar als im Jahr davor, dennoch betrachten wir ihn nur von außen – das Chaos ist uns zu groß und keiner von uns hat spezielle Ambitionen, irgendein spezielles Rad auszuprobieren, wenn man unter den Menschenmassen denn rankäme.
Da ab 15 Uhr das Trike-Race, immer ein Höhepunkt der Spezi, angesetzt ist, treffen wir uns mit dem Rest der Truppe auf der Rasenfläche und schauen den Vorbereitungen zu. Da es bis zu eigentlichen Start noch etwas dauert, verstreuen wir uns zum Details Anschauen zwischenzeitlich nocheinmal in die Hallen, wo ich unter anderem den Troytec Lowracer und den Prototypen vom Highracer anschaue.
Zum Trike-Race sind wir dann wieder alle zusammen auf der Rasenfläche in der Mitte, von wo aus man alle interessanten Punkte der Strecke einfach einsehen kann. Mit viel Geschwindigkeit und Action geht es zur Sache, geschenkt wird sich nichts. Die Regeln bezüglich der Strecke am Start wurden etwas geändert, so daß die Tadpoles (zwei Räder vorne, eins hinten) den konstruktionsbedingt nicht ganz so kompakten Deltas den Weg nicht einfach versperren können. So ist die Übermacht der HP Trikes gegenüber den Hase Trikes dieses Jahr gebrochen. sogar soweit, daß am Ende Hase gewinnt. Allerdings waren in der Finalrunde HPs und Hases gleichermaßen vertreten, so daß die Regeländerung ihren Sinn wohl erfüllt hat, halbwegs eine Chancengleichheit herzustellen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Daniel Fenn und sein neues Evo R noch nicht gesehen, aber zwischen Freigelände und Testparcours trafen wir ihn dann. Natürlich mußte ich mal Platz nehmen im Evo R – deutlich anders als das “normale” Evo. Ich paßte gerade so rein, meine Schultern lagen seitlich gut an. Ich drehte nur eine kurze Runde auf dem Parkplatz, aber selbst das war schon fühlbar anders als mit dem “großen” Evo. Zum Thema Schulterbreite drückte mir Daniel eine Bierflasche in die Hand und meinte, ich solle sie einfach mal neben den Sitz stellen – siehe da, sind die Arme unten, sind die Schultern schmaler. War das der Grund für ihn, über die Panzerlenkung nachzudenken? Er verrät es nicht – ich kann nur mutmaßen.
Um den Abend gemneinsam ausklingen zu lassen treffen sich all die Recumbent-Twitterer und ihre Freunde und wir fahren gemeinsam zur Pizzeria Da Pino in der Altstadt, wo wir vorzügliche Pizza genießen. Um wegen des eher spärlichen Lichts an den Leihrädern noch in der Dämmerung nach Haus zu kommen verabschieden wir uns nach dem Essen von Markus und Thomas und fahren in Richtung Bellheim. Lars und sein Freund hatten vom Hotel ein Tandem geliehen bekommen, was Manuel und ich gleich ertsmal ausprobieren (und vor lauter Begeisterung vergessen uns von Markus und Thomas richtig zu verabschieden!). Für den Heimweg nach Bellheim steuere ich das Tandem und als Stoker sind Lars’ Kumpel hinter mir. In Bellheim setzen wir uns noch auf einen Cocktail in die (überschaubare) City, bevor wir müde von den Eindrücken und der Sonne des Tages in unseren Hotels in usnere Betten sinken.
Vom 06. bis 09. August fand in Leer in Ostfriesland ein großesTreffen und vor allem die Europameisterschaft der Liegeräder und Velomobile statt. Auch wenn ich nicht die Zeit hatte, schon am Donnerstag nach Ostfriesland zu fahren,aber so ganz wollte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen – und so ging es am Freitag Nachmittag zusammen mit Manuel per Bahn nach Leer (wobei wir unsere Räder natürlich dabei hatten). Aus der entgegengesetzten Richtung kam uns Judith per Motorrad entgegen.
Als wir um kurz vor 22 Uhr aus dem Zug stiegen fing es gerade an, etwas zu regnen. Wegen der noch immer vorherrschenden Wärme entschieden wir uns dennoch gegen Regenklamotten und fuhren die nichtmal fünf Kilometer per OpenStreetMap-Routing zum Zeltplatz. Dort hatte Judith schon ihr Zelt aufgebaut und sich mit den anderen Liegeradlern angefreundet, von denen wir einige schon aus Tilburg kannten. Wir warteten den kurzen Regenschauer noch ab, bevor Manuel dann auch sein Zelt aufbaute, während gerade diverse Leute von einer abendlichen Ausfahrt zurückkamen.
Samstag: 200 Meter Sprint
Während des Frühstücks vor dem Ems-Park Einkaufszentrum wurden wir “verpflichtet”, bei der Streckensicherung und am Start des 200-Meter-Sprints zu helfen, was wir gegen ein paar Flaschen isotonischen Getränks dann auch gerne taten. Manuel landete am Ende der Strecke und konnte die Teilnehmer dann bei hoher Geschwindigkeit am Ziel beobachten, während Judith und ich halfen, die Fahrer in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen auf die Strecke zu schicken. So kamen wir zwar alle nicht dazu mal an der gesamten Strecke zu schauen, aber es war doch interessant. Die Anspannung vor dem Start, die unterschiedlichen Strategien – manche traten schon am Afang der 1,5-km-Beschleunigungsstrecke rein, andere rollten sehr langsam vom Start weg – und natürlich der entspannte Blick auf die vielen unterschiedlichen Räder. Sehr viele Eigenbauten aus Stahl, Carbon und sogar Holz neben Rädern “von der Stange”, von denen die meisten dann aber doch noch Tuning-Maßnahmen unterzogen worden waren gingen auf die Strecke. Aufgrund der Beschaffenheit hatten die vollverkleideten Räder (in diesem Falle durchweg Velomobile, keine Einspurer) natülich die Nase vorn und es entspann sich ein hartes Duell zwischen den Favoriten, das Daniel Fenn im Milan mit ca. 73 km/h klar für sich entschied, vor Ymte Sijbrandij, der im Quest bei knapp unter 70 km/h lag.
Nach dem Rennen erkundeten wir noch ein wenig die Stadt, hielten uns aber größtenteils abseits der Alltagswettbewerbe und genossen einfach ein wenig den ostfriesischen Sommer.
Abends waren wir zunächst fast alleine auf dem Zeltplatz, bis auch der Rest von der offiziellen Veranstaltung wieder eintrudelte. Es gab noch interessante Gespräche, bevor alle in den Zelten verschwanden und es langsam ruhig wurde.
Sonntag: Ein-Stunden-Rennen
Zunächst einmal hieß es die Zelte abzubauen und ein kleines Frühstück zu uns zu nehmen, dann ging es mit vollem Gepäck (in meinem Falle nur zwei Lowrider-Taschen und der Ortlieb-Liegerad-Rucksack) in die Stadt. Im Rahmen eines Fahrradfestivals fand auf dem abgesperrten Rundkurs mittags hier der letzte EM-Lauf, das Ein-Stunden-Rennen statt. Aufgrund der Strecke und vielleicht auch wegen des Mißmuts einiger Teilnehmer hatte sich die Rennleitung letztlich doch gegen den Le-Mans-Start entschieden und eine Startaufstellung gewählt, die die schnelleren Fahrer nach vorne brachte, die Zeitmessung wurde per Transponder geregelt.
Das Rennen war sehr spannend anzusehen. Natürlich setzten sich Ymte und Daniel hier auch schnell wieder nach vorne ab und fuhren Geschwindigkeiten jenseits der 50 km/h-Marke. Während Ymte zunächst die Führung erobern konnte, gelang es imweiteren Verlauf Daniel wieder aufzuholen und gegen Ende einen veritablen Vorsprung heruaszufahren – damit ist Daniel, ob wohl er im 100-km-Rennen langsamer war als Ymte, am Ende Europameister geworden. Herzlichen Glückwunsch! Und vielen Dank für die Tipps zur Umgestaltung des Antriebs meiner Speedmachine!
Nach dem Rennen furh Judith dann mit dem Motorrad in Richtung Berlin ab, während Manuel und ich uns noch ein wenig die Zeit in Leer vertrieben und später noch den obligatorischen Besuch auf dem Deich erledigten (inklusive Schafsscheiße-Slalom mit einigen Volltreffern).
Da ich meiner Vorderrad-Bremse nicht o ganz über den Weg traute hatten wir uns entschieden, mit der Bahn direkt ab Leer zu fahren und nicht den Weg nach Oldenburg auf uns zu nehmen. Und so ging es dann mit zweimal umsteigen (davon einmal recht knapp) zurück nach Berlin.
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