Tag 8: Corbigny – Nevers

Der Tag startete nach dem Frühstück grau, aber trocken. Der Wind hatte auch nachgelassen und so ging es aus Corbigny heraus für ein kurzes Stück auf eine Landstraße. Am Sonntagmorgen war dort nicht viel los, mir begegnete kein Auto auf dem Weg zurück zum Radweg am Kanal du Nivernais.

Am Kanal folgte als nächstes eine Reihe Schleusen, denn ich näherte mich dem höchsten Punkt des Wasserweges. Alle paar hundert Meter gewann ich auf einer kurzen Rampe ein paar Meter Höhe, zwischendurch gab es andere kurze Rampen, wenn Brücken über den Kanal führten, denn die meisten hatte keine Durchfahrt für den Radweg. Alles in allem ist das aber harmlos – und nach der Einstellung der Schaltung in Corbigny musste ich auch diesbezüglich keine Sorgen haben.

Auf dem höchsten Punkt verschwindet der Kanal in einem engen Graben, der Weg geht oben auf den Hügel. Schließlich führt der Kanal durch einen Tunnel. Kurz danach erreicht auch der Radweg den höchsten Punkt und irgendwann in der Abfahrt kurz vor Baye mit seinem See (ein Reservoir zur Speisung des Kanalbetriebs) taucht der Kanal wieder auf.

Bis Châtillon-en-Bazois verläuft alles recht geradlinig durch die Landschaft, dann beginnt eine Schlängelstrecke durch bewaldete Hügel parallel zum kleinen Flüsschen L’Aron.

Wo es wieder mit weniger Windungen zur Sache geht folgt Cercy-la-Tour, wo ich 2023 Unterkunft gefunden hatte. Da es Mittagszeit war und ich noch wusste, dass es in dem Ort auf der gegenüberliegenden Kanalseite einen Campingplatz mit kleinem Café bzw. Restaurant gab, bog ich dahin ab und kehrte gerade rechtzeitig ein: kaum saß ich, fing es draußen an zu regnen. Nur Niesel, aber dieser durchnässt langsam alles – also packte ich den Sitz ein, später schob ich mein Fahrrad unter ein Dach.

Nachdem ich fertig war (und das Café auch schloss) wartete ich unter diesem Dach noch zehn Minuten, dann hörte der Regen auf und ich fuhr weiter. Ich hatte auf dem Regenradar ein kleines weiteres Regengebiet ausgemacht und dachte, ich würde bis Decize kommen vorher, aber das war ein Trugschluss – also Regenkleidung an und durch. In Decize konnte ich sie dann ausziehen, als ich die Loire überquerte und auf den Eurovelo 6 am Canal Lateral a la Loire einbog.

Mein Abbiegepunkt war eine Schleuse, an der ein weitere Kanal nach Nevers abzweigt, an dem ich dann in Richtung der Stadt entlangfuhr, teilweise wegen Bauarbeiten nicht ganz so bequem.

In Nevers checkte ich im Café Velo Nevers ein – dort war ich ein Jahr zuvor auf einer Interrail Tour (und somit ohne Fahrrad) vorbeigekommen. Es ist ein niedliches Café mit 3 Gästezimmern, liebevoll mit vielen Fahrradmotiven ausgestattet. Da das Café um 18 Uhr zu machte, musste ich für das Abendessen in die Stadt gehen, es hatte wieder Regen eingesetzt.

Die Fahrt am Kanal entlang von Corbigny war etwa 120 Kilometer lang, auf der Landstraße (mit ein paar mehr Höhenmetern) hätte ich nur etwa 60km zurückgelegt – aber natürlich lange nicht so schön.

Tag 7: Corbigny (Ruhetag)

Was soll man über einen Ruhetag schon viel schreiben? Es gibt einige Dinge, die man an Fahrtagen nicht so gerne macht. Waschen, das Fahrrad pflegen, Vorräte besorgen oder einfach nur ein kleiner Stadtbummel. Rumsitzen, die Gegend und die Menschen beobachten. Einfach mal körperlich entspannen. Und so habe ich mir den kleinen Ort angesehen, war in der Apotheke, habe die Schaltung (mit Hilfe aus dem örtlichen Fahrradladen) nochmal nachjustiert und Dinge für den kommenden Fahrtag vorbereitet.

Nach einem gemütlichen Bad zum Entspannen der Beine ging es abends noch zum anderen schönen Restaurant im Dorf und dann zeitig ins Bett. Nichts macht fitter als guter Schlaf.

Tag 6: Escolives-Saint-Camille – Corbigny

Die Wirtin hatte ein nettes Frühstück bereitet und der das verletzte kleine Hündchen schlief im Nebenraum. Ich bekam noch etwas Sirup für die Trinkblase spendiert, dann ging es los, um der Nationalstraße zu entgehen über einen engen Trampelpfad zurück zum Rad an der Yonne.

Nach nur wenigen Kilometern war klar, was ich morgen nach dem Aufstehen schon geahnt hatte, das Problem, das mich seit einigen Tagen bremste und verfolgte war eine (leichte) Blasenentzündung. Ohne Fieber und Schmerzen zwar, aber doch mindestens störend, wenn man alle paar Kilometer plötzlich dringend einen Baum braucht.

Damit war nicht nur klar, dass der morgige Ruhetag unausweichlich war, es war auch klar: Der Tag würde keine 100 Kilometer oder mehr lang werden. Aus der Not machte ich einen Plan und nahm mir vor, so weit zu fahren, dass am Sonntag eine angenehme, nicht zu lange Etappe nach Nevers anstehen würde.

Die Fahrt an sich war problemlos. Der Weg zwar nicht immer perfekt ausgebaut, aber doch überall gut mit 28mm Reifen fahrbar. Am Fluss bzw. Kanal gab es außer ein paar kurzen Rampen an Schleusen oder Brücken, die keine Durchfahrt hatten, keine Steigungen. Die häufigen Zwangspausen bremsten die Fahrt dann aber doch.

Gegen Mittag gönnte ich mir einen Snack und ein Getränk in Clamecy und schaute, welche Möglichkeiten sich so boten. Die Auswahl an Orten, die eine gewisse Größe und damit Infrastruktur wie Supermarkt und Unterkunft bieten, ist an der Yonne bzw. Canal du Nivernais eher klein. Und so kam ich irgendwann auf Cobigny, etwa zwei Kilometer abseits des Radweges. Ohne Vorbuchung bog ich ab und steuerte ein als tauglich empfundenes Hotel im Ort an. Es gab Platz für mich und mein Fahrrad, der Preis war auch in Ordnung. Damit war mein Ruhetag geplant.

Als erstes duschte ich, wusch meine Fahrradkleidung nach 6 Tagen Fahrt aus, dann besorgte kleine Vorräte im örtlichen Aldi(!) und besuchte dann eines der beiden geöffneten französischen Restaurants, wo es ein gutes Essen zu einem fairen Preis gab.

Tag 5: Romilly-sur-Seine – Escolives-Sainte-Camille

Die erste Herausforderung am heutigen Tag nach dem Frühstück und Checkout bestand darin, den Weg zurück zum Track zu nehmen. Es gab die kurze Strecke mit viel Verkehr oder die etwas längere auf kleineren Straßen, ich entschied mich für zweitere Möglichkeit.

Bei Gélannes kam ich auf den ursprünglichen Track, nur um dann eine Kreuzung weiter wegen Bauarbeiten wieder zu der Straße zurückgelotst zu werden, auf der ich aus Romilly-sur-Seine herausgefahren war – diesen Umweg hätte ich mir wahrlich sparen können.

Irgendwann schaffte ich es aber dennoch wieder auf den geplanten Track, in Bourdenay. Einige der Orte oder mehr Streckenkilometer kamen mir noch bekannt vor von vor zwei Jahren, auch wenn mir große Teile der Strecke eher nicht mehr präsent waren, was wohl vor allem daran lag, dass es landschaftlich hier eher weniger aufsehenerregend zuging.

Die Höhenmeter, die ich in kleinen Etappen einsammelte, holten die wenige eingesammelte Kraft wieder aus den Beinen, aber auch der starke Gegenwind tat seinen Teil, um das Fahren eher anstrengend zu machen. Von den gemessenen Leistungswerten lief es gar nicht so schlecht, aber gefühlt kam ich nicht von der Stelle. Vor allem aber ermüdete ich schneller.

Die andere Herausforderung der Strecke ist, dass die meisten der Orte keine Infrastruktur haben. Dies führte abermals dazu, dass ich in Brienon-sur-Amancon zufällig in derselben Boulangerie wie vor zwei Jahren landete. Vor dort war es nicht mehr weit bis zur Yonne und und nach Auxerre, das ich mir als Minimalziel gesetzt hatte (vorher hätte es eh kaum Chancen gegeben).

In Auxerre kehrte ich auf ein Getränk ein und suchte mir einen Übernachtungsplatz. Diesmal bewusst nicht so weit, wie bei der letzten Fahrt, sondern nur wenige Kilometer weiter. Die Fahrt auf dem Radweg an der Yonne bzw. dem Kanal du Nivernais war so angenehm, dass ich mich fast etwas ärgerte, nicht weiter gefahren zu sein, aber ich hatte ein sehr schönes Zimmerchen (eher eine ganze Ferienwohnung) ergattert, das dies wieder wettmachte. Jedenfalls nach dem Schreck der Ankunft, als ich der Besitzerin ersteinmal mitteilen musste, dass ihr Hund angefahren auf der Straße liegt. Zum Glück war das Tier zwar verletzt, aber wohl nicht lebensbedrohlich, Nachbarn brachten es zum Tierarzt.

Da es im Ort kein Restaurant gab, lief ich drei Kilometer in den nächsten Ort, wo ich ein hervorragendes Abendessen bekam, endlich schöne französische Küche zu fairen Preisen. Den Rückweg musste ich im Regen hinter mich bringen, aber da es noch relativ warm war und nur leichter Regen, ging es.

Tag 4: Reims – Romilly-sur-Seine

Ich startete den Tag mit einem überraschenden Frühstück, ich hatte am Vorabend keines bestellt und war bei dem Hotel nicht sicher, ob es eines gibt. Dann ging es auf die Straße. Südlich vom Reims kurz auf sehr unangenehmer autobbahnähnlicher Straße (immerhin: Seitenstreifen), dann bog ich ab auf ruhige Straßen – entgegen der Planung, denn so heftig hatte ich es nicht in Erinnerung von vor zwei Jahren.

Die Hügel begannen bald und wie erwartet haute das ganz schön rein. Ich quälte mich teils die Anstiege hoch, aber zum Glück waren die ja immer nur recht kurz. Ein Ruhetag demnächst ist definitiv Pflicht, sonst wird es später noch sehr unangenehm.

Sonst war die Fahrt durch die Champagne eher wenig aufregend. Ich kannte Teile des Weges bereits, die Landschaft ist schön, aber nicht spektakulär. Schön ist natürlich der viele Wein und die Äpfel, immer wieder duftet es danach. In den Orten gibt es die hübschen Champagner-Domänen – sonst aber meist nicht viel.

Und so machte ich einmal in Epernay Halt, wenige Meter von einem Fahrradladen entfernt, den ich bei der letzten Durchquerung für einen neuen Schlauch aufgesucht hatte und in Sezanne – dort im selben Café, denn viele Alternativen gab es auch dort nicht.

Leider sah ich dort keine Boulangerie (obwohl eine dort hätte sein wollen), so blieb ich aufgrund der Uhrzeit ohne Essen. Der Ansatz „sind ja nur noch 25 Kilometer“ ist bei der hügeligen Landschaft dann auch extrem trügerisch. Und so kam ich dann ziemlich leer gefahren in Romilly-sur-Seine an.

Ich steuerte direkt das Hotel an, wo ich beim letzten mal untergekommen war, am Rande des Ortes nahe zum Track auf einem Supermarktparkplatz. Ein Kastenhotel, aber der große Supermarkt und die praktische Lage holen es wieder raus, eine sehenswerte Innenstadt hat Romilly-sur-Seine ohnehin nicht zu bieten. Nur für ein ordentliches Essen lief ich in den Ort, weil mir das Schnellrestaurant nebenan dann doch nicht die richtige Wahl schien.