Wochenendtour an die Oder – Tag2

Ich hatte lang und fest geschlafen, von der Kälte und den Kranichen draußen nicht das geringste mitbekommen und auch nicht, daß sich Karin schon mit dem Campingplatznachbarn unterhalten hatte. Kleines Lager auf dem CampingplatzAls ich aus dem Zelt kam war der Himmel blau und wolkenlos und ein leichter Dunstschleier lag über dem Wasser des Oder-Nebenarmes. Warm war es noch nicht aber durch die Sonne waren die Temperaturen erträglich.

Um die Zelte zumindest noch ein wenig trocknen zu lassen entschlossen wir uns, ersteinmal zu frühstücken. Wir gingen zur Rezeption und bekamen Brötchen, selbstgemachte Marmelade, Eier, Wurst, Käse und Äpfel – dazu noch warmen Tee bzw. Kaffee für nur drei Euro pro Person. Während wir frühstückten kam auch Klaus schon angefahren und gönnte sich auch noch ein Tasse Kaffee.

Kaum hatten wir das Frühstück beendet packten wir die Taschen und bauten die Zelte ab, denn wir wollten endlich los. Aber vor der Fahrt mußte eine Entscheidung her: Entweder würden wir weiter dem Oder-Neiße-Radweg folgen, der ab hier abseits  der Oder verläuft (die von hier durch Polen und nicht mehr als Grenzfluß fließt) oder aber einen Abstecher nach Polen machen und dort auf kürzerem Weg zum Stettiner Haff kommen. Auf der Brücke über die OderDie Entscheidung fiel für den Weg durch Polen.

Wir überquerten die Oder und fuhren durch Gryfino. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich auf wenigen Kilometern die Umgebung so ändern kann: DIe Qualität der Straßn wurde schlechter und die Häuser sahen auch nicht so schön aus – aber die Geschäfte hatten offen und die Polen zeigte ihre Begeisterung für unsere Liegeräder. Vor allem aber fiel eines auf: Die Autofahrer, die uns überholten taten dies in aller Regel an geeignetes Stellen, fuhren ohne Hupen oder sonstige Beschwerden auch problemlos mal eine halbe Minute hinter uns her, bevor sie in geeignetem Abstand überholten. Eine wahre Wohltat nach Brandenburger Straßenverhältnissen, da konnten selbst die Schlaglöcher das Bild nicht trüben. Und wo es radwege gab (selten), da waren diese meistens besser als die Straßen.

Der Weg nach Stettin war größtenteils nicht so spektakulär, auch wenn man an einigen Stellen das gefühl hattem die Zeit sei vor ein paar jahrzehnten unvermittelt stehen geblieben. Nach Stettin hinein wurde es dann etwas abenteuerlicher, wir wollten nciht auf der dreispurigen, fast autobahnähnlichen, Straße fahren und verzogen uns auf eine Art gemischten Rad- und Fußweg, auch wenn uns der dannmit Treppen konfrontierte (die allerdings die Möglichkeit boten, selbst Liegeräder prolemlos hinunterzuschieben auf den seitlichen Rampen).Klaus auf seiner HP Velotechnik StreetMachine GTe Irgendwann fuhren wir dann doch ein Stück auf der Straße weiter – alle Autos machten ohne Hupen oder ähnlichen Protest einen großen Bogen um uns, bis wir einen breiten Fußweg am Rande der Brücke nehmen konnten. Einen, der dann an einer langen Treppe endete. Karin trug ihr leichtes Rennrad ohne Probleme dort runter, Klaus lud zum Tragen das Gepäck ab und ich ließ mir kurz helfen, das Rad über die Leitplanke auf die Abfahrt zu heben und rollte dann nach unten.

Da wir morgens nicht allzu früh aus dem zelt gekommen waren blieb uns leider wenig Zeit für Stettin und wir entschieden uns auf dem kürzesten Weg durch Police nach Norden zum Haff zu fahren. Die Straße bestand aus Baustellen und Schlaglöchern, sie führte durch Industriegebiete und heruntergekommene Siedlungen, bis es endlich ein kleines Stück durch den Wald ging. Kurz darauf erreichten wir auch schon Trzebież (Ziegenort) am Stettiner Haff.

Da sich langsam etwas Hunger breitmachte suchten wir uns einen netten Gartren-Imbiß, in dem es frischen Fisch gab. Auch die Sprachbvarrieren konnten nicht verhindern, daß wir uns drei leckere Zanderfilets bestellten und zum Nachtisch noch frische Himbeeren mit Eis.

Die Zeit wurde immer knapper und die weitere Strecke über den sogenannten Haffrundweg war nicht ganz eindeutig auf unseren Karten bzw. dem GPS nachzuvollziehen, so mußte ein kurzer Blicküber den Strand und das Wasser genügen, bevor wir in Richtung Nowe Warpno weiterfuhren. Wegen der Unsicherheit über die Fährverbindung (später stellte sich heraus: letzte Fähre 15:20 Uhr – lange bevor wir da waren) beschlossen wir, dem Haffrundweg zu folgen, der auf einigen unserer Fahrradkarten eingezeichnet war. Im wahrsten Sinne des Wortes: Grüne Grenze zwischen Polen und DeutschlandDie ausgeschilderte Abbiegung von der Straße ließ uns dann alelrdings recht schnell erkennen, daß der Haffrundweg wohl eher für Wanderer und nicht für Radfahrer gemacht war: Ein Pfad durch den Wald mit tiefem Sand zwang uns zum Schieben. Zweieinhalb Kilometer. Streckenweise versuchten wir immer wieder mal auf etwas festerem Untergrund zu fahren, doch meist nur wenige Meter.

Wie aus dem Nichts tauchte vor uns eine Lichtung entlang eines Grabens auf, über den Graben eine scheinbar nagelneue Brücke, die etwas verloren in der Landschaft stand. Auf einer Seite der Brücke war ein deutscher, auf der anderen ein polnischer Grenzpfosten angebracht – und hitner der Brücke führte dann wieder nur ein sandiger Pfad weiter. Die Brücke war gebaut auf alten Fundamenten der Randower Kleinbahn, die es schon lange nicht mehr gibt. Vom Bahndamm war nichts mehr zu erkennen, außer eben den Fundamenten der Brücke und ein paar vereinzelten Stücken Schotter auf dem sandigen Weg.

Nach weiteren ca. 500 Metern Schiebestrecke erreichten wir endlich wieder asphaltierte Straßen in Rieth. Via Ahlbeck fuhren wir nach Eggesin, wo wirper Internet die besten Möglichkeiten für die Bahnfahrt nach Berlin zurück ausloteten. Obwohl ich mich heute ziemlich fertig fühlte, trug ich die Entscheidung mit, die längere Strecke nach Jatznick zu fahren anstatt nach Ueckermünde, denn so mußten wir nicht mehr umsteigen udn Zeit war genug.

Auf dem Weg nach Jatznick erwischte mich dann doch eine arge Unterzuckerung, aber nach einem Superzündi (Powergel), einem halben mars und einem Fruchtriegel hatte ich auch dies wieder im Griff, genug zumidnest für die letzten paar Kilometer zum Bahnhof.

In Jatznick hatten wir noch ca. eine Stunde Zeit, bevor unser Zug fuhr und so beschlossen wir, in den ort zu fahren und noch etwas zu essen. Die einzige Möglichkeit bot ein „Saloon“, wo es Pizza und baguette gab. Da unsere Zeit drängte, bot man uns an, unsere Pizzen in der bestellreihenolge ganz nach vorn zu ziehen und so schafften wir es, noch warm zu esse, bevor wir weider zum Bahnhof fuhren.

Klaus hatte sich im Saloon noch ein Wegbier organisiert, Ich hatte für Karin und mich noch ein kleines Fläschen Wein in der Tasche, so daß für die versorgung auf der Rückfahrt gesorgt war.

Wegen einer Türstörung konnten wir das Fahrradabteil nicht nutzen, ein platzmäßig ebenbürtiges Abteil hatten wir für uns, nachdem wir vier oder fünf Bundespolizisten in voller Kampfmontur („kommt ihr von ’ner Wahlparty?“ – „kann man so sagen… Rostock hat gespielt!“) dort vertrieben hatten.

Track 27.09.2009 – Mescherin – Jatznick

Wochenendtour an die Oder – Tag 1

Den ursprünglichen Plan, die Tour am Samstag Morgen um 9 Uhr in Frankfurt (Oder) zu beginnen durchkreuzte ein Stromausfall im Rechenzentrum am Freitag Abend. Sehr schön ausgebauter Radweg auf dem OderdeichStatt zu gemäßigter Zeit ins Bett zu gehen, die Taschen fertig gepackt, informierte ich mitten in der nacht Klaus, der schon am Freitag unterwegs war, und Karin, mit der ich mich am Samstag um 7 Uhr treffen wollte per SMS, daß ich wohl etwas später erst aus dem Bett käme. Als ich nach drei Stunden Schlaf um kurz vor 9 Uhr aufwachte begann ich den Tag dann auch eher verschlafen und langsam.

Die Planänderung sah dann vor, von Lichtenberg mit der Bahn nach Küstrin zu fahren; durch mein in diesem Zustand nicht ganz koordiniertes Verhalten wurde die Zeit allerdings knapp und die Bauarbeiten am S-Bahnhof Ostkreuz machten dann die Hoffnung zunichte, die passende Bahn noch zu bekommen und wir verlegten unser Frühstück von der Bahnfahrt auf den Bahnsteig vor. So wurde es noch später und wir trafen um ca. halb eins mittags in Gusow-Seelow ein, von wo aus wir in Richtung Norden zum Oder-Neiße-Radweg fuhren. Klaus wartete in Groß-Neuendorf bei einem Snack auf uns.

Beim Fahren mit Shorts hatte sich Klaus am Tag vorher einen Insektenstich am Oberschenkel eingefangen (den er selbst nur spüren, nicht aber richtig sehen konnte), der mittlerweile eine ordentliche Schwellung zur Folge hatte.Kopfsteinpflaster und Betonplattenwege gehöre auch dazu Sicherheitshalber suchten wir den örtlichen Arzt auf (auch samstags geöffnet!), der eine Entzündung diagnostizierte und die Stelle ordentlich reinigte und desinfizierte.

Und dann ging es endlich ab auf den Oder-Neiße-Radweg. Dieser ist hier sehr gut ausgebaut: Auf oder neben dem Deich führt ein glatter, asphaltierter Weg in genügender Breite entlang, auf dem man recht gut vorwärts kommt. Rechts von uns konnten wir immer wieder die Oder sehen oder auch schöne Flutflächen. Das Wetter war perfekt zum Radfahren: Um die 20°C und größtenteils sonnig.

Erst kurz vor Schwedt/Oder wurden wir etwas gebremst, da uns einige Kilometer Betonplatten-Web erwarteten (mit kleinen Pflasterstein-Einlagen). Hinter Schwedt wird der Weg deutlich besser, macht aber einige Schlenker entlang eines Oder-Seitenarms und in den Wald, bevor er bei Friedrichstal wieder in gewohnt guter Qualität auf den Oderdeich führt. An diesem Samstag jedoch war der Weg an dieser Stelle wegen größerer Menschenansammlungen nur langsam befahrbar. Zunächst wunderten wir uns, aber eine kurze Nachfrage klärte das Rätsel: Wir waren zur Zeit der Kranichwanderung unterwegs – und wirklich, wir brauchten nur wenige Minuten zu warten, bevor riesige Vogelschwärme laut kreischend über unsere Köpfe zogen, fast konnte man das Gefühl haben, der Himmel verdunkle sich wegen der Vögel – in Wirklichkeit jedoch war es einfach kurz vor Sonnenuntergang.

Klaus organisierte sich (was wegen der Kranichwanderung gar nicht so einfach war) ein Zimmer in einer Pension, da er wegen des Verbands am Bein lieber eine ordentliche Dusche und eine ruhige Umgebugn haben wollte. Der Zug der Kraniche: Faszinierende NaturKarin und ich beschlossen, zum Campingplatz Mescherin weiterzufahren und dort unser Glück zu versuchen. Eine schnelle Passage durch den Wald, Dunkelheit und Kälte senkte sich schon über das Land, und schon waren wir am Campingplatz. Es waren nur noch wenige Camper dort, der Platz schließt im Oktober für die Winterpause. Für moderate 6 Euro pro Person hatten wir freie Platzwahl und suchten uns ein nettes Eckchen nahe am Ufer. Frühstück für den nächsten Morgen bestellten wir auch gleich mit (3 EUR pro Person).

Nach dem Aufbau der Zelte war es an der Zeit noch etwas zu essen und so packten wir den Kocher aus und machten uns einen Topf voll Nudeln mit Soße, perfekte Sportlernahrung eben. Mit dem warmen Essen und einer kleinen Flasche Wein setzten wir uns gemeinsam in mein Zelt und genossen den Abend. Mit einer tafel Schokolade war sogar für einen süßen Abschluß des Abends gesorgt. Da sich bei uns beiden aber Müdigkeit breit machte dauerte der Abend dann auch nicht mehr allzu lang.

Track 26.09.2009 – Gusow-Seelow – Mescherin

Schweden/Dänemark: Sjølund-Rødekro

Die Liegerad-Gang: Manuel, Oliver, Klaus, Lars, Norbert

Wir beginnen diesen Morgen nicht allzu spät, aber gemäßigt. Viel liegt heute nicht vor uns, wir können das grandiose Wetter nutzen, um in der wunderschönen Landschaft umherzufahren und am Nachmittag an einer der möglichen Stationen  in den Zug in Richtung der deutschen Grenze zu fahren. Um noch die Ostsee zu sehen und vielleicht auch, um der Steigung zu entgehen, die uns gestern eine solch perfekte Abfahrt war, entscheiden wir uns, am Campingplatzausgang nach links abzubiegen.

Unser üppiges Frühstück – die Vorräte müssen ja weg am Ende der Reise – verleiht uns genügend Kraft: Norbert hatte leider einen PlattenDer Weg über die kleinen Straßen, Feldwege und Schotterstrecken, die das Garmin-Routing für Radfahrer so bereit hält wechselt ständig zwischen Meereshöhe und kleinen Hügelchen zwischen 30 und 50 Metern. Und manche der Anstiege haben es mit Steigungen über 10% auch wirklich in sich. Der Höhepunkt waren satte 12%, eine Heruasforderung für die Beine, wenn man das Gepäck für zwei Wochen mit sich herumfährt. Und als ob das nicht genug wäre, läßt im ersten Drittel Lars neben mir einen Furz von der Leine, der so laut ist, daß wir beide in schallendes Gelächter ausbrechen. Nicht gerade hilfreich beim Versuch, eine solche Steigung hochzukommen und es gelingt mir nur mühsam, die Konzentration wiederzufinden.

Norbi mit seinen kleinen Reifen erwischte es auf inem der Schotterwege dann noch mit einer Reifenpanne, die er jedoch schnell beheben konnte. Norbi on the Road againDie vier Supreme-Fahrer blieben davon verschont.

Auf der Hälfte der Strecke machen wir in Haderslev halt, wo wir im Hafen in einer urigen Imbissbude Hot Dog mit Rød Pølser verspeisen, bevor es weiter geht. Durch eine Landschaft, die irgendwo zwischen Teletubbie-Land und Windows-Startbildschirm angesiedelt ist, geht es weiter nach Rødekro. Während wir auf den Zug warten, sammelt Klaus noch einen dänische Geocache ein.

In gemeinsamer Aktion kriegen wir die Räder schnell in den Zug – eine gute Übung, denn in Padborg ist unsere Umsteigezeit mit vier Minuten nicht gerde üppig berechnet. Trotzdem schaffen wir auch dies und halten den Zug nur minimal auf. Als der anfänglich etwas mißmutige Schaffner merkt, daß er mit Klaus einen Kollegen an Bord hat, bessert sich seine Stimmung schlagartig – ein bischen Smalltalk hilft immer.

Auf dem Weg nach Hamburg gibt es dann als Highlight außerhalb des Zuges die Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal anzuschauen. Dänische Landschaft. Teletubbies? Windows-Startbildschirm?Als Highlight innerhalb des Zuges eine Konversation die verkürzt wiedergegeben in etwa folgendes beinhaltete: „Mindestens eine sieben!“ … „Nee, eine glatte zehn!“ und dann Sprachlosigkeit. Die Begleitumstände spare ich mir an dieser Stelle mal.

Unsere Gruppe wird später als Velosenbande in die Geschichtsbücher eingehen.

In Hamburg gab es noch ein Abendbrot im Bahnhof Dammtor, dann hatten wir Glück und konnten mit dem in IC-Reihung verkehrenden ICE nach Berlin fahren. Schneller – und weil im ICE keine Räder zugelassen sind hatten wir das Radabteil für uns.

13.09.2009 Sjølund-Rødekro

Schweden/Dänemark: Lundsmark-Sjølund

Morgens um sieben standen wir auf. Die Zelte waren naß, die Klamotten klamm. Wir packten zusammen und nach einem kurzen Frühstück machten wir uns gegen 9 Uhr auf den Weg. Lars beim zweiten FrühstückNoch stand kein starker Wind aus Nord, aber erfahrungsgemäß würde dieser über den Tag zunehmen. Wir fuhren erstmal nach Ribe, eine kurze Tour durch die Stadt mit den anderen Liegeradlern, die Ribe ja noch nicht gesehen hatten, dann raus zum Supermarkt, Kaloriennachschub besorgen.

Auf dem Weg nach Esbjerg nahm der Wind wie üblich am Vormittag stark zu und wir kämpften uns gegenan. Da wir alle nur eine Spaß-Tour wollten, beschlossen wir unterwegs, jetzt noch nach Esbjerg durchzufahren, damit wenigstens alle einmal an der Nordsee waren und von dort dann quer durch Jütland an die Ostseeküste abzubiegen.

hunde haben ein ganz besonderes Verhältnis zu Liegerädern. Sie sind neugierig, manche ängstlich, manche agressiv. Hunde rennen auf Liegeräer gerne zu. So auch bei der Einfahrt nach Esbjerg: Auf einem nicht eingezäunten Grundstück ein großer Hund. Den Blick dafür hat man als Liegeradler irgendwann. Nicht direkt anschauen, vielleicht aufhören zu treten, ein zwei Worte rufen, damit der Hund einen als Mensch erkennt und einordnen kann. Der Hund rannte auf uns zu, ich fuhr als letzter in der Gruppe. Der Hund rannte vom Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt auf die Straße – wo ein Auto kam. Ein dumpfer Knall, ein kurzes Jaulen des verletzten Tieres. Ich hab zwar angehalten und bin zurückgefahren, immerhin war ich ja Unfallzeuge – aber ich habe nach kurzem Gespräch mit dem Unfallfahrer und dem eintreffenden Hundebesitzer das Zeichen bekommen, daß sie mich nicht als Zeugen benötigten. Geht's denn hier zur Olsen-BandeNach dem Hund zu schauen, zu schauen ob der noch lebte – das habe ich nicht über mich gebracht. Ich bin kein großer Hundefreund, aber sowas muß dann auch nicht sein. Auf der weiteren Fahrt hatte ich ersmal etwas weiche Knie.

Die anderen hatten nicht soviel vom Unfall mitbekommen, aber dann doch schnell gemerkt, was los war – wir waren alle etwas stiller, als wir in den Hafen fuhren, die Schiffe anschauten. Nach einer kurzen Erholung fuhren wir in die Stadt und aßen zu Mittag. Dabei fällten wir auch die endgültige Entscheidung, an die Ostküste weiterzufahren. Seitenwind nahmen wir in Kauf.

Je weiter wir zum Landesinneren kamen, desto stärker drehte der Wind auf Nordwest, abends fast West, so daß wir einen super Ritt quer durch Dänemark hatten, teilweise mit erheblichem Rückenwind. Gegen Ende der Tour an der Küste wurde die Landschaft hügeliger und kurz vor erreichen unseres Campingplatzes erhaschten wir einen Blick über den kleinen Belt. Dann ging es in einer Schussfahrt mit teilweise über 60km/h runter zum Campingplatz. die Bremsung vor dem Platz war das erste mal, daß ich meiner vorderen Scheibenbremse ein leicht verbrannt riechendes Wölkchen entlockte (nein, ich habe nicht die ganze Zeit gebremst – nur ganz am Ende, sehr stark, nur vorne).

Wir kochen uns am Abend aus unseren Vorräten in der Campingplatzküche noch etwas zu essen, insgesamt ist der Abend aber früh zu Ende, denn wir sind alle recht müde.

12.09.2009 Lundsmark-Sjølund

Schweden/Dänemark: Rindby/Fanø-Lundsmark

Am Abend wollten wir uns mit ein paar anderen Liegeradlern aus Belrin und Hamburg treffen, die dann ein wenig südlich von Ribe ihr Lager aufschlagen wollten. Uns standen also nur runde 50 Kilometer bevor und so ließen wir die Zelte trocknen und frühstückten gemütlich, während noch etwas Tourplanung erfolgte. Intellgenz beim Aufstellen von SchildernDie Wasserflaschen und Camelbags mußten auch nochmal gereinigt werden und heute blieb uns Zeit dafür. Die Bezahlung hatten wir am Vorabend erledigt, so daß wir auch nicht auf die Öffnungszeiten des Campingplatz-Büros achten mußten.

Nach meinen letzten Versuchen, mit gutem Zureden und warmer Luft bei offnenem Batteriefach war klar, daß ich für die nächsten Tage endgültig ohne ein paar wichtige Tasten am GPS auskommen mußte. Zum Glück stand es auf einer brauchbaren Zoomstufe und ich hatte den Track für heute noch reinbekommen. Und für die Tage danach konnten andere die Führung übernehmen.

Die Zelte waren abgebaut und wir fuhren los. Ich fuhr in Richtung Ausgang und sah Manuel in die andere Richtung abbiegen, auch rufen half nichts, er hatte schon Musik in den Ohren. Altstadt von Ribe:Idyllische GassenMir blieb also nichts übrig, als am Campingplatz-Ausgang zu warten, bis er dann doch auftauchte und wir das kurze Stück zur Fähre fahren konnten.

In Esbjerg schlugen wir den direkten Weg Richtung Ribe ein, mußten aber bald feststellen, daß die zumindest für die ersten paar Kilometer geplante Strecke nicht für den Fahrradverkehr freigegeben war, das war aber unproblematisch, da der Radweg ausgeschildert war und wir den Zeichen folgen konnten. Außerdem frischten wir in einem Supermarkt die Vorräte noch ein wenig auf.

Der Weg nach Ribe führte über kleine Straßen, zum Ende hin hatte ich ihn abseits des offiziellen Radweges, der wieder auf die stark befahrene 11 zurückführte, geplant. Ein kleiner Umweg zwar, aber viel angenehmer zu fahren. Das erste was wir von Ribe sahen war ein großes Einkaufszentrum, wo wir alles kauften, was es im letzten Supermarkt nicht gegeben hatte.

Ribe selbnst ist eine idyllische kleine Stadt mit sehr schönem alten Kern. Zeit für eine kleine Sightseeingtour hatten wir, ebenso wie das obligatorische Eis mit Lakritz. Zur vereinbarten Zeit, pünktlich wie die Bahn sozusagen, erhielten wir Nachricht von Klaus, der sich dem Bio-Hof näherte, auf dem wir übernachten wollten. Altstadt von Ribe: MainstreetWir setzten uns also dorthin in Bewegung, erst ein Stück die den Radweg entlang der 11, dann ging es auf einem kleinen Schotterweg nicht allzuweit weg von der Straße, deren Rauschen man noch hörte. Klaus meldete sich und meitne, er hätte etwas südlich noch eine andere Möglichkeit, ohne Schotterweg und vor allem ohne das Geräusch der Straße, so fuhren wir noch 2 Kilometer weiter nach Süden. Da mein Navi nur bedingt benutzbar war kam er uns dann auch schon bald entgegen und zeigte uns, wo wir abbiegen mußten.

Wir konnten an einem Bauernhof für 20 Kronen (etwa 3 Euro) pro Person unsere Zelte aufschlagen, auf einer Wiese hinter dem Haus. Es gab fließend Wasser, ein Klo, eine Stelle für Lagerfeuer, Tisch und Stühle unter einem Dach – und sogar warmen Tee und Kekse mit selbstgemachter Nuß-Creme. Zusätzlich kochten wir noch etwas Essen aus unseren Vorräten, dann warteten wir auf die beiden anderen, Lars und Norbi, die sich mittlerweile gegen den Wind in unsere Richtung kämpften.

Manuel hatte ein Lagerfeuer entzündet, ich bereitete den Kocher vor, denn Lars wollte nach seiner Ankunft auch noch etwas essen. Und – etwas später als erwartet, da sie durch den Wind gebremst und von einem Krampf im bein beim Gegenanfahren aufgehalten wurden kamen die beiden dann im Lager an. Es war schon feucht und kühl, aber nach heißem Essen, heißem Tee und einem Aufwärmen am Lagerfeuer konnten wir mit einem guten Gefühl in die Zelte steigen.

11.09.2009 Rindby/Fanø-Lundsmark